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Kolumna_Liest

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2021

Ein spannendes Frauenleben abseits der Konventionen im 17. Jahrhundert

Frau Merian und die Wunder der Welt
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Ach Maria Sibylla - was mach ich nur mit dir seufz Maria warst du immer für mich, wenn es um dein Privatleben ging; zu Sibylla mutiertest du, wenn es um deine Forschungsarbeiten und deine Gabe ging. Leider ...

Ach Maria Sibylla - was mach ich nur mit dir seufz Maria warst du immer für mich, wenn es um dein Privatleben ging; zu Sibylla mutiertest du, wenn es um deine Forschungsarbeiten und deine Gabe ging. Leider war es mir dann etwas zu wenig Sibylla und zu viel Maria. Es wäre so schön gewesen, viel tiefer in die Farben, Formen, Gerüchen, feinen Zeichnungen einzutauchen, sich sogar vielleicht mal kurz darin zu verstricken. Die Autorin hat dazu das Potential, den geneigten Leser und die interessierte Leserin darin versinken zu lassen, wie sie im Prolog bewiesen hat. Das zugunsten der Beschreibung des tatsächlichen Lebens der Maria Sibylla Merian noch mehr auszuarbeiten und dafür etwas weniger fiktive Liebesgeschichte, wäre wunderbar gewesen. Nichts desto trotz bekommt man einen schönen Einblick in die Lebensgeschichte der Maria Sibylla Merian, die viel zu wenig bekannt ist. Und auch der Einblick in das Leben der Frau im 17. Jahrhundert ist mehr als interessant (btw. ich bin froh, dass die Autorin ihrer Protagonistin auch im Alter von Ü50 noch ein Sexualleben zugesteht. Da gibt es ein anderes Buch, bei dem wird die Protagonistin Ü50 als "alte Frau" bezeichnet). Ruth Kornberger kann auf jeden Fall schreiben und sollte das auch weiterhin tun. Und so am Rande: wenn zwischendurch noch Insektenzeichnungen der echten Maria Sibylla Merian die Texte ergänzt hätten, würde das Buch noch wertiger daher kommen.

Von mir gibt es noch 4 von 5 Punkten, denn 3 Punkte wären dann doch zu schwach bewertet. Und es lohnt sich durchaus, dieses Buch über die Maria Sibylla Merian zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Meine Wohlfühlzone

Lange Schatten über der Côte d'Azur
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Mit Kommissar Duval befinde ich mich wieder einmal in meiner Wohlfühlzone. Ich mag einfach Bücher, die mich auf nette Weise unterhalten, bei denen ich etwas über die Umgebung erfahre, die Charaktere auch ...

Mit Kommissar Duval befinde ich mich wieder einmal in meiner Wohlfühlzone. Ich mag einfach Bücher, die mich auf nette Weise unterhalten, bei denen ich etwas über die Umgebung erfahre, die Charaktere auch ihre Macken haben und mit dem Fall verbandelt auch gerne Ausflüge in die ältere und jüngere Geschichte. Da alles liefert mir Christine Cazon mit ihrem Kommissar. Obwohl dies bereits der achte Fall ist und ich noch keinen der früheren Fälle gelesen habe, hatte ich kein Problem damit, mich mit den Figuren zurecht zu finden. Bei dem diesmal vorherrschenden Thema (Nazi-Zeit und Judenverfolgung) schreibt die Autorin so, dass die Aussagen und Reaktionen aus der heutigen Zeit zum Thema (Negierung von Anti-Semitismus bspw.) logisch nachvollziehbar wenn auch erschreckend sind. IN manchen Abschnitten hätte es zwar etwas weniger Geschichtsunterricht sein dürfen, denn da wurde die Geschichte dann schon etwas langatmig. Dafür haben mich die Beschreibungen mit Säugling doch richtig gut unterhalten. Gut, das spricht jetzt nicht für einen spannenden Thriller - aber das will das Buch ja auch nicht sein. Es hatte für mich genau den Effekt, den ich mir erhofft hatte: mal etwas abtauchen und entspannen. Dabei ist es vom Schreibstil her angenehm und auch der logische Aufbau ist wohltuend vorhanden. Unter diesen Gesichtspunkten hat sich Kommissar Duval seine vier von fünf Sternen redlich verdient. Und wenn mir wieder nach entspannen ist, kann es gut passieren, dass ich zu einem anderen Fall von und mit Duval greife.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Wirtschaftskriminalität im Clanmilieu

Der Malik
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Auf Malta verschwindet ein Mitarbeiter des österreichischen Finanzministeriums spurlos. Es gibt nur einen Hinweis, mit dem zuerst niemand etwas anfangen kann: ein Zettel mit dem Wort „Der Malik“.

Doch ...

Auf Malta verschwindet ein Mitarbeiter des österreichischen Finanzministeriums spurlos. Es gibt nur einen Hinweis, mit dem zuerst niemand etwas anfangen kann: ein Zettel mit dem Wort „Der Malik“.

Doch wer oder was ist dieser „Malik“? Warum musste der Mitarbeiter verschwinden? Wer steckt hinter dem Ganzen? Ein Fall, wie gemacht für das toughe und ganz und gar nicht unprätentiöse Ermittlerduo Michael Lenhart und Sabine Preiss in Wien. Es ist der zweite Fall, in dem die Abteilung für Sonderfälle endgültig installiert wird. Auch wenn man den ersten Fall nicht kennt, kommt man gut in das Buch hinein, da es sich vom Prinzip her flüssig lesen lässt. Und Lenharts philosophische Ergüsse machen zu Beginn auch noch richtig Spaß. Dieses Vergnügen hat sich zumindest bei mir im Laufe des Buches immer mehr verflüchtigt und ich war ab dem zweiten Drittel dermaßen davon genervt, dass ich diese Teile nur noch überlesen habe. Hier muss ich sagen, pointiert gesetzt, wären sie eine Bereicherung für das Buch gewesen, so haben sie zumindest bei mir einiges kaputt gemacht. Und das macht Lenhart auch nicht unbedingt zum Sympathieträger, zumal er sein „Wissen“ auch gezielt als Waffe einsetzt, um sein Gegenüber, dem er keinen Respekt entgegen bringt, gnadenlos auflaufen zu lassen. Sein weibliches Pendant Sabine Preiss glänzt zwar nicht mit intellektuellen Ergüssen wie Lenhart. Allerdings wird sie als eine Wonderwoman par excellence gezeichnet, die auch noch im Schlaf mit der Waffe ihr Ziel trifft, sportlich jedem anderen überlegen ist usw. Auch das war mir etwas to much. Da mutet der dritte im Bunde, Anton Steinbach, seines Zeichens Gruppeninspektor, schon fast wohltuend normal an. Und dann als Unikum Frau Wolf, Vorzimmerdame im Ministerium, die Augen und Ohren überall hat und letztendlich immer dazu beiträgt, dass das Ermittlertrio die entscheidenden Hinweise erhält. Mit ihrem „Wiener Dialekt“ sorgt sie für einen gewissen Charme im Buch.
Die Drei machen sich also auf die Suche nach dem oder den Tätern. Und auch wenn der Leser von Anfang an weiß, was es mit dem Malik auf sich hat und wer hinter der Tat steckt, ist es doch spannend zu sehen, wie die Sondereinheit den Fieslingen auf die Spur kommt. Wen es allerdings stört, dass von vornhein bekannt ist, wer der Täter ist, der wird wohl mit dem Buch nicht ganz so glücklich. Wobei es hier durchaus möglich gewesen wäre, dem Ende noch einmal eine überraschende Wendung zu geben. Leider wurde diese Chance vertan.
Dafür regt das Ende doch den ein oder anderen Leser dazu an, darüber nachzudenken, ob der Zweck wirklich die Mittel heiligt. Denn letztendlich ist es doch verwunderlich, dass sich dieser hochgebildete Ermittler durch sein Vorgehen, bei dem er zumindest eine Überreaktion von Untergebenen billigend in Kauf nimmt (wenn er nicht sogar insgeheim damit gerechnet hat), auf eine moralische Stufe mit den Tätern stellt. Eine Frage, die sich auch im richtigen Leben immer wieder ergibt. Ich erinnere dabei an „Schuld“ von Ferdinand von Schirach, der sich da dieses Themas ausgiebig angenommen hat.
Fazit: ein interessanter Krimi, der Einblick in die Clankriminalität gibt, die sich heute wohl häufiger im Wirtschaftsbereich (Stichwort EU-Fördergelder etc.) abspielt. Eine Sondereinheit, die nicht geprägt ist von Sympathieträgern, dafür mit Ermittlern mit mehr Ecken und Kanten glänzt.
Leider auch ein Krimi, dessen Plot durch die permanenten philosophischen Ergüsse zerfleddert wird. Und von dessen Ende ich hoffe, dass es der künstlerischen Freiheit geschuldet ist und nicht dem tatsächlichen Erleben in einem Rechtsstaat.
Deshalb gibt es von mir auch „nur“ drei von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Wichtiges Thema - leider ziemlich durcheinander

Der Rote Drache oder Die Frau am Klavier
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Eines vorweg: das Buch bekommt immer noch drei Sterne von mir, aber allein wegen des Inhalts. Leider konnte mich das Buch insgesamt jedoch nicht überzeugen. Es ist im Selbstverlag erschienen, so dass sich ...

Eines vorweg: das Buch bekommt immer noch drei Sterne von mir, aber allein wegen des Inhalts. Leider konnte mich das Buch insgesamt jedoch nicht überzeugen. Es ist im Selbstverlag erschienen, so dass sich kein Lektorat dem Buch angenommen hat, was aber m. E. sehr wichtig gewesen wäre. Denn das Thema - wie ging es dem "kleinen" Mann im 2. WK, welche persönlichen Erfahrungen machte der Mann, der der Großvater der Autorin ist, in seinem Leben, also die Geschichte eines ganzen Lebens in bewegten Zeiten - ist nicht nur erzählenswert sondern sollte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dieser Meinung ist auch die Autorin, und das durchaus zurecht. Nur leider verheddert sie sich im Gewirr der Aufzeichnungen, so dass es schwierig ist, einen roten Faden zu finden. Ist es eine Biografie? Sind es Memoiren? Soll es eine Erzählung sein? Ein Sachbuch? Zwischen all diesen Stilen mäandert das Buch so vor sich hin und verliert sich das ein oder andere Mal. Das macht es dem Leser extrem schwierig, dem Inhalt zu folgen. Ich würde mich freuen, wenn das Buch so aufbereitet würde, dass es sich flüssig lesen lässt. Vielen Dank an die Autorin, dass ich das Buch lesen durfte.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Sachbuch mit Krimianteilen

Montecrypto
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„Bereits zu Beginn meiner Recherche wurde mir klar, dass für ein Buch über einen kryptografischen Schatz eigentlich nur ein Titel infrage kommt: Montecrypto. Kurz spielte ich mit der Idee, die Geschichte ...

„Bereits zu Beginn meiner Recherche wurde mir klar, dass für ein Buch über einen kryptografischen Schatz eigentlich nur ein Titel infrage kommt: Montecrypto. Kurz spielte ich mit der Idee, die Geschichte eng an Alexandre Dumas berühmten Abenteuerroman „Der Graf von Monte Cristo“ anzulehnen. Aber dann erschien mir dies erstens vermessen und zweitens arg vorhersehbar“.

Naja, trotz dieser Anmerkungen am Schluss wecken sowohl Titel als auch der Name des Hauptprotagonisten (Ed Dante) doch Erwartungen an das als „Thriller“ bezeichnete neue Buch Tom Hillenbrands. Leider habe ich weder Thrill noch Unvorhersehbares in dem Buch entdecken können. Dagegen merkt man recht deutlich, dass Hillenbrand aus dem Sachberichtsbereich kommt, denn man erfährt tatsächlich sehr viel – und vor allem verständlich – über den Bereich Kryptowährung, wie es funktioniert und was es dazu braucht. Er macht also aus etwas, das für viele, anscheinend auch aus dem Bankenbereich, undurchsichtig und anrüchig ist, eine Materie, die man durchschauen kann. Und nachdem das Thema immer mehr in die Tagesschlagzeilen gerät, ist es interessant, einmal etwas tiefer in diese Materie einzutauchen.

Nur leider macht das noch keinen Thriller aus. Auch wenn ein Thriller weder Tote noch Blutvergießen benötigt, so zeichnet sich das Genre doch durch Spannungsbögen und unvorhergesehene Wendungen, falsche Spuren etc. aus. Und daran mangelt es dem Buch extrem. Allzu vorhersehbar entwickelt sich die Geschichte um den angeblich verblichenen Greg Hollister, der in der Geschichte als Wegbereiter der Kryptowährung gilt, und sein sagenumwobenes Vermögen, von dem vermutet wird, dass er es in Bitcoins und Co. verschwinden hat lassen. Auch wenn der Klappentext vollmundig eine rasante Schnitzeljagd unter Beteiligung der üblichen Verdächtigen (FBI, Geheimdienste und Co.) verspricht, so tauchen diese doch allenfalls mal als Randfiguren auf, um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden. Die an sich wunderbare Auflösung, was es mit dem „Schatz“ tatsächlich auf sich hat, kam bei mir dann leider nicht mehr richtig an. Denn für mich war das Buch langatmig und auch größtenteils langweilig. Die ganze Geschichte vermittelt eher den Eindruck eines Sachbuches, in dem das Thema Bitcoin und Co. kurzweilig und eingängig erklärt werden soll, wobei der Privatdetektiv Ed Dante lediglich als Stichwortgeber fungiert. Dieser hat selbst, obwohl ehemaliger gewiefter Banker, vom Thema keine Ahnung und erhält eher ungewollt aber dann doch von ihm sehr gemocht, Unterstützung durch die Bloggerin und ausgesprochene Kennerin der Materie Mercy Mondego. Dante bleibt während der ganzen Geschichte merkwürdig farblos und nichtssagend. Seine Beschreibung erinnert an einen Privatdetektiv im Hinterzimmer einer heruntergekommenen Kaschemme der 1940er/50er Jahre – nur leider ohne den Charme, den man dann von so einer Type erwartet. Insgesamt sind die Figuren irgendwie unrund, was den Eindruck, dass die gesamte Geschichte eher der Wissensvermittlung denn spannender Unterhaltung dient, verstärkt. Dem kommt der gut lesbare Stil Hillenbrands zugute, denn dessen klare Sätze tun dem Thema gut.

Wer also ein Sachbuch, verpackt in eine leichte Krimigeschichte, möchte, ist mit „Montecrypto“ gut bedient. Wer jedoch einen spannenden Thriller im klassischen Sinne erwartet, wird von dem Buch eher enttäuscht sein.
Den Sachbuchanteilen hat Montecrypto denn auch die drei von fünf Sternen zu verdanken. Als Thriller im klassischen Sinne wäre das Buch bei mir durchgefallen.

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