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Veröffentlicht am 05.05.2023

Wahrheit und Unwahrheit sind trügerisch verflochten

Erinnere dich!
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Ulrike und Lukas, Maja und Arno, zwei Teenager-Pärchen auf einer gemeinsamen Wanderung in den Bergen, mit verheerendem Ende: Maja verschwindet. Seit 20 Jahren gilt sie als vermisst. Mittlerweile arbeitet ...

Ulrike und Lukas, Maja und Arno, zwei Teenager-Pärchen auf einer gemeinsamen Wanderung in den Bergen, mit verheerendem Ende: Maja verschwindet. Seit 20 Jahren gilt sie als vermisst. Mittlerweile arbeitet Arno als Dozent in Berlin, hat die vergangenen Geschehnisse aber nie ganz verarbeiten können. Maja war seine erste große Liebe. Die Einladung zum Abiturtreffen nimmt der distanzierte Arno nur widerwillig an. Seit er Nachrichten von einem Unbekannten, der sich Lost & Found nennt, erhält, zweifelt er immer mehr an sich und seinen Erinnerungen von damals.

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Die trüben Gedanken des Ich-Erzählers Arno Seitz fördern verdrängte Erlebnisse zutage, bis er schließlich die Kontrolle über sein Leben verliert, weil sich etwas Dunkles in ihm ausbreitet. „Erinnere dich!“ - der Titel ist Program und wirkt eher wie ein Psychothriller, der einen in die Mangel nimmt. Das war manchmal anstrengend zu lesen, hat aber seinen Zweck nicht verfehlt.

Max Reiter nimmt sich Zeit, seine Hauptfigur einzuführen, schreibt eindringlich und streut gezielte Hinweise, wie die bizarren Geschichten von Edgar Allan Poe, die Arno in seinem Seminar behandelt, oder trügerische Andeutungen, die jede mögliche Spur, die man sich erdacht hat, wieder in eine andere Richtung lenkt. Ein schönes Verwirrspiel, das unterhält, ohne zu komplex daherzukommen und zum Ende an Tempo zulegt.

Auch, wenn sich meine Vermutung schließlich bestätigt hat, würde ich die Handlung nicht als vorhersehbar bezeichnen, sondern täuschend glaubhaft aufgebaut, um am Ende mit dem Überraschungs-Effekt zu trumpfen.

Ich hatte das Buch schnell durchgelesen und würde es allen empfehlen, die Psychospiele, Ich-Perspektiven und Thriller ohne Brutalität bevorzugen.

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Alles blöd, oder?

Wolf
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„Ich höre schon die Zecken mit den Zungen schnalzen.“ Das klingt doch nach purer Vorfreude auf die Zeit im Ferienlager, oder?

Kemi ist der Ich-Erzähler dieser besonderen Geschichte, der seinen Namen ...

„Ich höre schon die Zecken mit den Zungen schnalzen.“ Das klingt doch nach purer Vorfreude auf die Zeit im Ferienlager, oder?

Kemi ist der Ich-Erzähler dieser besonderen Geschichte, der seinen Namen erst ganz zum Schluss nennt. Denn es geht nicht (nur) um ihn. Er liest lieber Bücher über Abenteuer, als selbst welche zu erleben, weiß immer alles besser, bis seinem Gegenüber die Argumente ausgehen, und wird nicht müde, zu betonen, dass er die Natur ablehnt und absolut unfreiwillig in dieser „Aktivitätenhölle“ gelandet ist. Eine Woche soll Kemi in dem Ferienlager verbringen. Ein Naturerlebnis im Wald, mitten in Brandenburg, wo neben Zecken und Mücken noch Wandern, Basteln und Klettern auf dem Liste steht.

Eigentlich gehts hier aber um Jörg, mit dem sich Kemi einen Schlafplatz teilt. Der ruhige Junge mit dem Zauberwürfel, der Freunde an der Natur hat und Mobbingziel von Marko und den Dreschke-Zwillingen ist, die immer wieder neue Gemeinheiten aushecken. Jörg lässt es über sich ergehen und nur Kemi scheint zu bemerken, wie die Sache allmählich eskaliert. Nachts begegnet ihm ein mutiger Wolf in seinen Träumen und Kemi spürt, er möchte kein Feigling sein, der wegschaut.

Der Roman lebt von Kemis gutem Durchblick auf die Geschehnisse, die er unkonventionell direkt und rebellisch zum Besten gibt. Seine humorvolle Art steht im Kontrast zum ernsten Buchinhalt und seiner kritischen Draufsicht, auch was das Verhalten der Betreuer angeht. Es ist erfrischend, wie Kemi aus der Reihe tanzt und lieber Gespräche mit dem philosophischen Koch führt, als sich Gleichaltrigen anzuschließen. Trotzdem ist die Geschichte mit knapp 200 Seiten sehr fokussiert auf das Thema Anderssein und Ausgrenzung und der entstehenden Freundschaft zwischen Kemi und Jörg. Der Schreibstil ist manchmal eigenwillig, aber hat man sich daran gewöhnt, weiß man die Abwechslung und den Humor zu schätzen.

Fazit: Ein wertvolles Buch über Außenseiter, den inneren Mut-Wolf und die Chance, über sich hinauszuwachsen und für andere einzutreten. Mit ungewöhnlichen Illustrationen, die den Humor grandios unterstreichen.

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Besondere Geschichte über die Liebe und den Tod

Als wir Vögel waren
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In "Als wir Vögel waren" ist in jeder Hinsicht ein besonderes Buch. Warum, erklärt die Autorin zum einen im Nachwort: der Bezug zu Trinidad und die Übersetzung aus dem trinidad-kreolischen Englisch. Außerdem ...


In "Als wir Vögel waren" ist in jeder Hinsicht ein besonderes Buch. Warum, erklärt die Autorin zum einen im Nachwort: der Bezug zu Trinidad und die Übersetzung aus dem trinidad-kreolischen Englisch. Außerdem fasziniert der besondere Stil und die bezaubernden Figuren. Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven. Zum einen ist da Darwin, der als Totengräber in Port Angeles auf dem Friedhof einen neuen Job anfängt. Und zum anderen Yejide, die nach dem Tod ihrer Mutter völlig unvorbereitet deren Gabe übernimmt, die Toten wahrzunehmen und Sterbedaten vorauszusehen. Beide lernen sich schicksalshaft auf dem Friedhof kennen. Das ist mal etwas ganz anderes.

Ayanna Lloyd Banwo schreibt poetisch, detailverliebt und schafft es, sowohl Darwin also auch Yejide ganz eigene Stimmen zu verleihen. Sie nimmt sich Zeit für die Einführung ihrer beiden Hauptfiguren, die sich erst mittendrin kennenlernen. Schmückt ihre Welt und ihren Alltag bunt und magisch aus. Es ist zwar eine Liebesgeschichte der außergewöhnlichen Art, aber es geht eben nicht nur darum: kulturelle, mystische, geisterhafte Einflüsse sind ebenso tragend. Das Ende fand ich wunderbar und würde es allen empfehlen, die Lust auf etwas Ungewöhnliches und neue Eindrücke haben.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Cozy-Crime-Wohlfühllektüre

Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Genuss
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Drei Vorbestrafte, eine Schriftstellerin und ein Ex-Polizist gründen ein Detektivbüro auf einem Hausboot.

Auch für dubiose Fälle sind sie sich nicht zu schade, denn sie brauchen dringend Geld für Equipment ...

Drei Vorbestrafte, eine Schriftstellerin und ein Ex-Polizist gründen ein Detektivbüro auf einem Hausboot.

Auch für dubiose Fälle sind sie sich nicht zu schade, denn sie brauchen dringend Geld für Equipment und Werbung. In ihrem ersten Fall werden sie von einem verzweifelten Koch für eine Industriespionage beauftragt, damit dieser einen taktischen Vorteil bei einem kulinarischen Wettbewerb erhält. Doch dahinter steckt mehr, als sie geahnt hätten.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. So hat man die Möglichkeit mit der Hausboot-Crew zu ermitteln, alle Personen besser kennenzulernen, und einen Blick hinter die Kulissen des Wettbewerbs und ihrer beiden Teilnehmer zu werfen. Dabei hat mir besonders der Fokus auf die Charaktere beider Seiten gefallen und die listige Finte, die ich dem Team gar nicht zugetraut hätte. Dabei gehts um Gourmets, die Unsummen für eine Weinflasche zahlen und exquisite Gerichte verlangen. Spannende Einblicke in eine - für die meisten - fremde Welt und ein starker Kontrast zu der bescheidenden Detektei. Das Einzige, was ich beanstanden würde, ist die Vorhersehbarkeit des Handlungsverlaufs. Dadurch hat mich die Wende am Ende nicht sonderlicher überrascht, aber ich fand sie trotzdem gut inzidiert.

Der Fall war nur zweitrangig.

Die Ansammlung der kauzigen Hausboot-Detektive ist das eigentliche Highlight: der ehemalige Polizist Arie Poepjes, die schlagfertige Maddie (mit ihrer lebensfrohen Schwester Isa), der erfolglosen Schriftstellerin Elin mit Liebeskummer, der sensible Ex-Beamte Jan und Multitalent Jack. Das niedliche Eichhörnchen Fru Gunilla wird neben dem Neufundländer Hund zum Maskottchen der Detektei. Die fünf Außenseiter werden nicht nur Arbeitskollegen, sondern auch Freunde, was den Roman besonders reizvoll macht.

Die Figuren wachsen einem schnell ans Herz.

Zusammen mit dem angenehm leichten Schreibstil, der kriminalistisch und geschmacklich feinen Note, Humor und viel niederländischem Charme, wird daraus eine unterhaltsamer Roman für angenehme Lesestunden.

Die Fortsetzung erscheint bereits im Herbst 2023.

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Veröffentlicht am 28.03.2023

Wegweiser für robuste Stauden, Bäume und Sträucher

Superpflanzen
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"Superpflanzen" bietet eine übersichtliche Auflistung von hübsch anzusehenden 84 Stauden, Bäumen und Sträuchern für unterschiedliche Standorte im Garten, die ganz unterschiedliche Klimaherausforderungen ...

"Superpflanzen" bietet eine übersichtliche Auflistung von hübsch anzusehenden 84 Stauden, Bäumen und Sträuchern für unterschiedliche Standorte im Garten, die ganz unterschiedliche Klimaherausforderungen meistern.

In einem kurzen Abschnitt geht es um die Vorarbeit: Düngen, Bedecken und das Mikroklima verbessern. Vorausschauende Fragen helfen bei der Einordnung: Wie ist der Standort? Heiß und trocken, dauernass oder wechselfeucht, schattig und trocken? Wünsche ich mir einen resistenten Schattenspender im Garten? Möchte ich Insekten anziehen oder wünsche ich mir einen bepflanzen Windschutz? Auf was kann ich eher verzichten - Unkraut oder Schnecken? Auch wenn man Kompromisse machen muss, sind die vorgestellten Stauden, Bäume und Sträucher echte Superpflanzen, die dem Buchtitel alle Ehre machen. Die Vorstellung ist steckbriefartig angelegt und enthält neben Infos auch einen persönlichen Tipp von Elke Schwarzer. Die tollen Beispiel-Nahaufnahmen sind beeindruckend und enthalten nicht zufällig kleine Besucher - alles summt und brummt und macht Lust auf die Umsetzung. Da man diese Superpflanzen nicht im nächsten Baumarkt bekommt, gibt es im Serviceteil Bezugsquellen und weitere Buch-Empfehlungen. Die Buchgestaltung finde ich sehr ansprechend und gelungen. Weiterer Pluspunkt ist der verständliche und angenehme Schreibstil, der motiviert, direkt loszulegen. An manchen Stellen hätte ich mir nähere Erläuterungen und mehr Informationen gewünscht, insgesamt fand ich den knappen Stil aber stimmig.

Fazit: Dieser kompakte Wegweiser bietet eine Extremwetter-Pflanzenauswahl und hilfreiche Anregungen für die eigene robuste und schöne Gartengestaltung. Die knappen Beschreibungen lesen sich verständlich und langweilen nicht mit unnötigen Details. Ideal für alle, die sich einen Überblick über wetterfeste und pflegeleichte Pflanzen für den Garten wünschen, die auch schwierige Standorte und andere Herausforderungen der Klimakrise bewältigen.