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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2022

Packender und berührender Überlebenskampf auf hoher See

Allein auf dem Meer
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„Es ging nicht mehr um Rettung. Es ging ums Überleben. Vorher hatten wir Hunger gehabt, jetzt verhungerten wir.“

Schon das Cover hat mich fasziniert, aber nie hätte ich gedacht, dass mich eine Geschichte ...

„Es ging nicht mehr um Rettung. Es ging ums Überleben. Vorher hatten wir Hunger gehabt, jetzt verhungerten wir.“

Schon das Cover hat mich fasziniert, aber nie hätte ich gedacht, dass mich eine Geschichte so packen könnte und ich am Ende so wehmütig sein würde, weil die letzte Seite umgeblättert ist.

Es geht um den fünfzehnjährigen Engländer Bill, der bei einem Sturm verloren geht. Die Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt. In einem kleinen Boot rettet er das Mädchen Aya, aus den Klauen des Meeres. Trotz kultureller Unterschiede und verschiedener Sprachen, lernen sie, einander zu verständigen und zu vertrauen. Aya ist stur, zurückhaltend und geheimnisvoll. Bill ist offenherzig, aber respektiert ihre Grenzen. Um dem Hunger, Durst und der erbarmungslosen Sonne zu entfliehen, erzählt Aya Geschichten, die an Märchen aus Tausendundeiner Nacht erinnern. Es scheint, als wären Botschaften der Hoffnung darin versteckt, wenn mutige Frauen, Dschinns und unschätzbare Kostbarkeiten, ihre Fantasie bevölkern.

Chris Vick hat seine Leidenschaft zum Meer und Liebe zu Geschichten in seine Sprache einfließen lassen. Der Erzählstil ist einfach großartig. Ihm sind wundervolle Charaktere gelungen, die über sich hinauswachsen, mit Tapferkeit und Herz. Dabei konnte man sich gut in Bills anfänglicher Zurückhaltung hineinversetzten, während Aya schon einiges durchgemacht hat, und mit ihrem Überlebenswillen beeindruckt. Ich hätte nicht erwartet, dass mich die Geschichte so packen würde. Es ist so spannend und atmosphärisch geschrieben, poetisch und eindrücklich, ganz ohne Bewertungen - alles gut ausbalanciert. Das Meer schenkt schöne und furchtbare Momente, sorgt für spannende Wendungen und ein Ende, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

Ein wundervoller Roman, der von dem unschätzbaren Wert der Gemeinschaft erzählt, einen Eindruck davon vermittelt, wie es ist, auf hoher See verschollen zu sein und die Bedeutung von Geschichten hervorhebt. Eine absolute Leseempfehlung für alle - geeignet für Kinder ab zwölf Jahren.

Veröffentlicht am 18.02.2022

Umwerfend gut geschrieben

Die gigantischen Dinge des Lebens
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„Noch nie hatte ich jemanden getroffen, der so vergnügt und vollkommen im Reinen war mit dem Nichtvorhandensein des eigenen Talents.“

In dieser schrägen Coming-of-Age Geschichte geht es um das Mobbingopfer ...

„Noch nie hatte ich jemanden getroffen, der so vergnügt und vollkommen im Reinen war mit dem Nichtvorhandensein des eigenen Talents.“

In dieser schrägen Coming-of-Age Geschichte geht es um das Mobbingopfer Wilbur und seine bemerkenswerte innere und äußere Entwicklung. Es ist eine humorvolle Erzählung über das eigene Selbstwertgefühl, große Gefühle und den besonderen Wert von Freundschaft.

Wilbur ist der Star in dieser Geschichte. Allerdings weiß er nichts davon. Er hat keine Ahnung, was er alles zu bieten hat. Als Außenseiter findet er sich nicht besonders toll und zieht sich in seine Welt zurück. Allerdings eine wunderbar bunte Welt, die sich in keine Schublade stecken lässt: da wäre sein 85-jähriger bester Freund, seine homosexuellen Mütter und Freunde und seine Liebe zur Dichtkunst.
Die Kapitel beginnen mit seinen unterhaltsamen Gedichten und der Text ist mit einigen Briefen auch sehr abwechslungsreich gestaltet. Viel Wirbel bringt die Französin Charlie in die Geschichte. Als Leser:in taucht man mit Wilbur in die Sprache der Liebe ein, lernt ganz nebenbei ein paar Worte und etwas über die französische Kultur. Mir hat besonders gefallen, wie der sensible und warmherzige Wilbur voller Situationskomik auf seine Höhen und Tiefen blickt, sich liebevoll um seinen Hund Templeton kümmert und seinem Peiniger in der Schule entgegentritt. Es werden viele relevante Themen angesprochen, ohne das es überfrachtet oder konstruiert wirkt. Man fiebert mit Wilbur mit, und ist dankbar für all diese wunderbaren Menschen in seinem Umfeld. Die preisgekrönte kanadische Autorin Susin Nielsen schreibt einfach umwerfend leichtfüssig und treffend. Sie schafft unvergessliche Charaktere, schreibt über bedrückende Themen und lässt trotzdem Raum für Humor und Leichtigkeit. Man schließt ihre Bücher ins Herz und liest sie auch als Erwachsener gern.

Veröffentlicht am 18.02.2022

Musik ist Magie, Lieder sind Zaubersprüche

Bone Music
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„Wir. Wir sind diejenigen, die die Welt verändern können. Wir, die verdrehte, leidenschaftliche, schwierige, liebende Jugend.“


Ein fünfzehnjähriges Stadtmädchen verbringt, gemeinsam mit ihrer Mutter, ...

„Wir. Wir sind diejenigen, die die Welt verändern können. Wir, die verdrehte, leidenschaftliche, schwierige, liebende Jugend.“


Ein fünfzehnjähriges Stadtmädchen verbringt, gemeinsam mit ihrer Mutter, ein paar Tage, in einer abgelegenen Gegend und wird von einer magischen Melodie verzaubert. Sie stammt von einer Knochenflöte, gespielt von einem Jungen. So beginnt ein mystischer Wandlungsprozess.

Die Hauptfigur Sylvia Carr ist fremden gegenüber schüchtern, aber in ihr schlägt das mutige Rebellionsherz einer Planetenretterin. Ihr Begleiter ist der gleichaltrige Gabriel; er ist leidenschaftlich, klug und empfindsam. Zu Beginn wirkt er seltsam und etwas verrückt, aber er eröffnet ihr neue Blickwinkel und zeigt ihr den Wald und die weite Landschaft. Zwei sympathische Figuren, denen man sich nahe fühlt, obwohl man nur Bruchstücke aus ihrem Leben erfährt.

Mir haben besonders die Beschreibungen der Natur gefallen. Sehr aufmerksam und lebendig geschildert, kann man sich wunderbar darin verlieren. Der Autor David Almond lebt selbst in Northumberland, dem Teil in Nordengland, indem die Geschichte spielt. Ein wunderschönes Fleckchen Erde und ideale Kulisse für den Roman. Es sind vor allem die Momente in der Natur, die den Roman so lesenswert machen, wenn Sylvia durch ihre Musik Magie erzeugt, mit ihren eigenen Händen eine Knochenflöte herstellt oder gemeinsam mit Gabriel philosophische Gespräche und neue Blickwinkel entstehen. Kann Selbstfindung auch bedeuten, die Natur zu erfahren und so herauszufinden, wofür man bestimmt ist?

„Es nutzt ja nichts, wenn wir Natur in die Welt zurückbringen, aber nicht in uns selbst.“

Ein philosophisches Buch über die Gedanken junger Menschen, zum Thema Umweltzerstörung und Klimaschutz, und dem Druck der Gesellschaft, der auf ihnen lastet. Poetisch und bildhaft geschrieben, regt es zum Nachdenken an, macht Hoffnung, und thematisiert u.a. die Verbundenheit mit der Natur, die Kraft der Schöpfung und unsere Wurzeln der Vergangenheit.

„Die Vergangenheit umgibt uns. (…) Sie ist überall. Sie ist tief in uns drin.“

Der Roman greift mit psychischen Erkrankungen, Selbstverletzung und Krieg auch unbequeme Themen auf, die aber nur peripher eine Rolle spielen.


Fazit:

Eine mystische Geschichte, die magische Bilder im Kopf entstehen lässt, gesellschaftlich relevante Fragen stellt, und die man nur schwer einordnen kann. Verträumt und gleichzeitig brutal realistisch. Beim Lesen hätte ich mir das gut als fantasievollen Animationsfilm vorstellen können.

Ein besonderes Buch, das wahrscheinlich entweder begeistert oder gar nicht gefällt. Ich würde es für Ältere (ab 14) empfehlen, die sich für Philosophie, Umweltschutz und fantasievolle Bücher begeistern können.

Veröffentlicht am 18.02.2022

Warmherzig und ideenreich

Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein
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„Ich bin ein Zesel. Ein bisschen Esel und ein bisschen Zebra. Von jedem etwas und von beidem das Beste.“

Grimm ist ein liebenswerter und höflicher Buchhändler, der es liebt zu dichten und ein bisschen ...

„Ich bin ein Zesel. Ein bisschen Esel und ein bisschen Zebra. Von jedem etwas und von beidem das Beste.“

Grimm ist ein liebenswerter und höflicher Buchhändler, der es liebt zu dichten und ein bisschen in die tatkräftige freiwillige Feline verliebt ist. Als an einem regnerischen Tag ein kleiner Zesel namens Möhrchen in seine Bücherkiste stolpert, beginnt für Grimm ein wunderbares Jahr, voller Abwechslung und Lebendigkeit. „Und Grimm spürte bis in die Lockenspitzen, wie viel schöner es war, nicht mehr allein zu sein.“

Dreizehn Kapiteln erzählen von den gemeinsamen Alltagsabenteuern im Haus mit der schiefen Sieben. Es sind unabhängige Geschichten, die sich perfekt zum Vorlesen eignen. Besonders schön, sind die sehr zahlreichen Illustrationen, die farblich harmonisch, viele Situationen einfangen, die wir uns auch bebildert gewünscht hätten. Ganz oft findet man Blumen, Bücher oder Tiere - ein farbenfrohes Vergnügen. Möhrchen ist liebenswert, eigensinnig und liebt es, spielerisch neue Dinge auszuprobieren. Kinder werden sich gut mit ihm identifizieren können, weil er offen und neugierig die Umgebung erkundet, von der er vieles noch nicht kennt. Außerdem ist Möhrchen ziemlich einfallsreich und kommt auf unübliche Ideen, wie nachts wach bleiben oder nur runde Sachen essen. Grimm lässt sich immer wieder gern auf die Ideen seines neuen Freundes ein und bestärkt ihn darin, Neues auszuprobieren. Sie sammeln fast vergessene Wörter, um diese zu verschenken, damit sie nicht verloren gehen oder verabschieden den Sommer. Ganz wunderbar fanden wir die kreativen Wortschöpfungen, wie Herbstklopfen, Wennskranz oder Schlangeweile. Von kreativen Ideen wimmelt es im Buch nur so - großartig!

Fazit: Ein herzerwärmendes Kinderbuch zum Wohlfühlen, mit ganz viel Lesespaß und wertvollen Botschaften für kleine und große Menschen. Grimm und Möhrchen sind einfach großartig und wir können das Buch sehr empfehlen. „Grimms Möhrchen“ haben gerade erst angefangen und wir freuen uns jetzt schon sehr auf die Fortsetzung, in der Zesel den Weihnachtsmann kennenlernt.

Veröffentlicht am 04.02.2022

Liebenswerte Hauptfigur und berührende Handlung

Aurora und die Sache mit dem Glück
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„Ich liebe diesen Hund so sehr, dass es manchmal wehtat. Er war mein bester Freund. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie das Leben ohne ihn wäre.“

Aurora ist ungefähr elf Jahre alt und in der ...

„Ich liebe diesen Hund so sehr, dass es manchmal wehtat. Er war mein bester Freund. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie das Leben ohne ihn wäre.“

Aurora ist ungefähr elf Jahre alt und in der Schule eine Außenseiterin. Auf ihre Mitschüler seltsam wirkend, ist Aurora vor allem eines: liebenswert. Sie liebt ihren Hund Duck über alles und verbringt gern Zeit mit ihren Eltern - überhaupt lieber mit Erwachsenen. Mit einem silbernem Bettelarmband beginnt der ganze Schlamassel. Plötzlich geschieht ein großes Unglück und Aurora verliert ihren einzigen besten Freund. Duck verschwindet und Aurora muss aufkommende Krisen ganz allein bewältigen.

Sarah Weeks hat mich mit „Aurora und die Sache mit dem Glück“ wirklich begeistert. Einige wunderbare Zitate verstecken sich in diesem Werk und ich fühlte mich beim Lesen inspiriert. Einfühlsam erzählt Weeks vom Anderssein, dem Wunsch nach Freunden und Zugehörigkeit, dem Rückhalt einer eng verbundenen Familie und anderen starken Gefühlen, die einen auf dem Weg zum Erwachsenenwerden begleiten. Die gewählte Ich-Perspektive ist perfekt und gewährt Einblicke in Auroras Gedanken und ihre große Liebe zu ihrem Hund Duck. Die Protagonisten sind vielfältig und liebevoll ausgearbeitet. Sie sind der Grund, weshalb ich mich mit der Geschichte so wohlgefühlt und mitgefiebert habe. Natürlich trägt auch der federleichte Schreibstil dazu bei, dessen kreative Ideen und eingeflochtenen Spielereien, mir sehr gefallen haben. Als krönender Abschluss sind dann noch Liebesbeweise als Kapitelüberschriften getarnt. Ich habe das Buch an einem Tag verschlungen.

Fazit: Ein wunderbares Büchlein, das mir beim Lesen Glücksgefühle geschenkt hat und seine großen und kleinen Fans finden wird. Empfehlenswert für alle, die gern Geschichten mit leisen Tönen und Tiefgang lesen, außergewöhnlich liebenswerte Persönlichkeiten (und Hunde) mögen und ein schmales Buch (155 Seiten) suchen.