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Veröffentlicht am 15.03.2023

Großartig geschrieben!

In blaukalter Tiefe
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Eigentlich sollte der gemeinsame Urlaub die abgekühlte Ehe von Caroline und Andreas wieder in die richtigen Bahnen lenken. Doch statt den Segeltörn in die schwedischen Schären in trauter Zweisamkeit anzutreten, ...

Eigentlich sollte der gemeinsame Urlaub die abgekühlte Ehe von Caroline und Andreas wieder in die richtigen Bahnen lenken. Doch statt den Segeltörn in die schwedischen Schären in trauter Zweisamkeit anzutreten, werden sie von Andreas jungem Anwaltskollegen Daniel und seiner Freundin Tanja begleitet. Mit von der Partie ist der schwer durchschaubare und zurückhaltende Skipper Eric. Oberflächlich scheint die Gruppe gut zu harmonieren, doch schon bald wird klar, dass jeder einzelne von Ihnen Sorgen und Unsicherheiten an Bord der „Querelle“ mitgebracht hat, die die lockere Stimmung an Bord in eine gefährliche Schräglage bringen.
„In blaukalter Tiefe“ war mein erstes Buch von Kristina Hauff und wird hoffentlich nicht das Einzige bleiben. In etwa so schnell und mühelos, wie es dem Klappentext gelungen ist mein Interesse zu wecken, hatte mich der Schreibstil um den Finger gewickelt. Gleich im ersten Kapitel gelingt es der Autorin den Ton für die Geschichte vorzugeben und man bekommt eine vage Vorstellung von den dramatischen Entwicklungen, die einen noch erwarten. Die Landschaft erwacht zwischen den Seiten zum Leben und auch das Segeln mit all den Manövern und Besonderheiten kommt sehr authentisch rüber. Insgesamt ist die Sprache lebendig, lässt sich flüssig lesen und kreiert diese bedrückende, angespannte Stimmung, die sich von der ersten bis zur letzten Seite hält. Es ist ein Roman, den man sehr leicht in einem Rutsch durchliest, wenn man nicht aufpasst.
Mit den wenigen Charakteren und der intimen Atmosphäre auf der „Querelle“ erinnert „In blaukalter Tiefe“ an ein Kammerspiel, das mit wenig Schnörkel und Action eine enorme Wirkung erzielt. Die Anziehung liegt ganz und gar in den zwischenmenschlichen Konflikten, die sich an Bord entfalten und durch jede Figur individuell angeheizt werden. Durch die Perspektivwechsel zwischen Caroline, Andreas, Daniel und Tanja konnte ich sie mitsamt ihrer Sorgen und Beweggründe sehr intensiv kennenlernen und ich finde das hat enorm zur Spannung beigetragen. Man konnte im Grunde mitverfolgen, wie sich die Haltung der Figuren Zentimeter um Zentimeter verändert hat, wie ihre Gereiztheit wuchs und die Hemmschwelle zur Provokation niedriger wurde. Nur Eric blieb bis zum Schluss vollkommen unnahbar, was ich etwas schade fand.
Interessanterweise war mir tatsächlich keiner der Charaktere wirklich sympathisch und nicht selten habe ich über ihr Verhalten den Kopf schütteln müssen, trotzdem hat es meine Leseerfahrung nicht negativ beeinträchtigt. Die Figuren sind einfach so echt und authentisch.
Ansonsten hat die Autorin auf sehr raffinierte Weise dafür gesorgt, dass die Konflikte langsam vor sich hin schwelen. Sie spielt mit der Enge auf dem Boot und den Problemen der Figuren, solange bis die Spannung Überhand gewinnt und die Ereignisse sich in einem dramatischen Höhepunkt überschlagen. Für mich persönlich waren ein paar Aspekte beim Ende nicht ganz schlüssig, aber das ist wahrscheinlich eine Präferenzfrage.
Trotz kleinerer Kritikpunkte hat das Gesamtpaket – die Echtheit der Charaktere, das kontrollierte Aufkochen der Konflikte, die greifbare Spannung, der Sog – das Lesen dieses Romans zu einem außergewöhnlichen und erinnerungswürdigen Erlebnis gemacht. Es ist spannungsvoll, atmosphärisch und definitiv empfehlenswert.

Veröffentlicht am 13.03.2023

Die Chroniken eines Gesetzlosen

Der Paria
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Im Königreich Albermaine wächst der junge Alwyn Scribe als Gesetzloser auf und mit seinem scharfen Verstand und dem geschickten Umgang mit der Klinge hat er sich schon oft als wertvolles Mitglied von Deckin ...

Im Königreich Albermaine wächst der junge Alwyn Scribe als Gesetzloser auf und mit seinem scharfen Verstand und dem geschickten Umgang mit der Klinge hat er sich schon oft als wertvolles Mitglied von Deckin Scarls Diebesbande erwiesen. Er genießt seine Freiheit, Deckins Gunst und das Leben im Wald. Bis ein schrecklicher Verrat Alwyns Schicksal in unvorhergesehene Bahnen lenkt und sein Leben fortan nur noch vom Wunsch nach grausamer Vergeltung bestimmt wird.
Der Paria ist der Auftakt zur neuen Trilogie von Fantasy-Meister Anthony Ryan und hat mich in mancherlei Hinsicht überraschen können. Ich schätze ich war eingestellt auf eine Geschichte, die sich auf „die übliche Weise“ entfaltet, in der man als Leser in Echtzeit miterlebt, was den Charakteren widerfährt. Doch hier ist man nah dran und doch gleichzeitig fern. Was ich fand, war eine Art Chronik von Alwyn Scribes Leben, intensiv und intim durch den starken Ich-Erzähler. Alwyn blickt auf sein Leben und seine Entscheidungen zurück, lässt die Ereignisse, die ihn geformt haben, Revue passieren und nimmt den Leser mit auf eine Reise in seine Vergangenheit. Oft fühlte es sich an, als würde ich neben ihm sitzen, gemeinsam zurückblicken, während er seine Geschichte erzählt, aber es gab auch diese starken Momente, in denen ich mich mitten ins Geschehen versetzt fühlte, als wäre ich hautnah dabei. In meinen Augen ist das Buch wirklich großartig geschrieben, aber ich glaube auch, dass es stark von der persönlichen Präferenz abhängt, ob man mir da zustimmen würde, oder nicht. Alwyn ist eine sehr makelbehaftete Figur, hat einen starken Hang zum Zynismus und bringt eine gewisse Kaltschnäuzigkeit mit, was alles in seiner Erzählweise durchklingt. Auch entwickelt sich die Handlung durch den Tagebuch anmutenden Charakter um einiges langsamer, als man allein aufgrund des Klappentextes vielleicht erwarten könnte. Das ist zweifellos vom Autor gewollt, aber ob das gelungen ist, hängt sehr vom Leser ab.
Neben Alwyn, der mir persönlich sehr gefallen hat, gab es noch einige weitere denkwürdige Nebenfiguren, die allesamt entscheidenden Einfluss auf dessen Entwicklung und Werdegang hatten. Durch den Filter der Ich-Perspektive bleiben einem einige Aspekte dieser Charaktere (noch) verborgen, aber sie alle wirken sehr komplex und bringen ihre eigenen moralischen oder religiösen Überzeugungen und Ziele mit. Auf die ein oder andere Weise haben sie alle die Geschichte bereichert und ich bin sehr gespannt in den Fortsetzungen hoffentlich mehr über einige dieser Figuren zu erfahren.
Auch wenn Der Paria ins High-Fantasy Genre gehört, fällt das Buch nicht gleich mit der Tür ins Haus, was die Fantasy Elemente angeht. Albermaine hat einen starken mittelalterlichen Charakter und der erzählerische Fokus liegt auf Elementen wie Religion, Freiheit, Gerechtigkeit und politischen Machtspielen. Magische Komponenten bleiben zumindest in diesem Teil bestenfalls eine wage Andeutung. Auch die Actionszenen sind in diesem Buch ein seltenes Gut, dafür sind jedoch die Kampfszenen, die es gibt, unglaublich beeindruckend. Mitreißende Kampfesreden, atemlose Spannung und lebendige, chaotische und blutige Kampfsequenzen.
Meiner Meinung nach ist Der Paria eine fesselnde, langsame aber gut ausbalancierte Erzählung mit einem Erzähler, der reich an Persönlichkeit und Wiedererkennungswert ist und fühlt sich in vielerlei Hinsicht wie der Grundstein für eine vielversprechende Reihe an.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.03.2023

London's Gentlemen are back

Mister Bloomsbury
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Mister Bloomsbury ist der inzwischen fünfte selbstständige Teil von Louise Bay’s romantischer Mister-Reihe. Es geht um Andrew und Sofia. Andrew, ganz und gar Geschäftsmann, steht auf Effizienz und hält ...

Mister Bloomsbury ist der inzwischen fünfte selbstständige Teil von Louise Bay’s romantischer Mister-Reihe. Es geht um Andrew und Sofia. Andrew, ganz und gar Geschäftsmann, steht auf Effizienz und hält absolut nichts von nettem Arbeitsplatz Geplänkel. Diese Haltung hat ihm bei seinen Mitarbeitern einen sehr soliden Ruf als Unsympath eingebracht, dem schon Reihenweise Assistentinnen zum Opfer gefallen sind. Keine hält es für einen längeren Zeitraum bei dem unausstehlichen Chef aus. Doch das ändert sich, als die engagierte und starrsinnige Sofia eines Morgens vor dem Bürogebäude auftaucht und sich als neue Assistentin vorstellt. Sofia hat keineswegs vor, sich von einem miesgelaunten Boss abschrecken zu lassen, denn die Amerikanerin ist aus einem bestimmten Grund in London. Und ein Andrew Blake wird ihr dabei nicht in die Quere kommen.
Die Story von Mister Bloomsbury hat richtig Spaß gemacht. Sofia ist eine herrlich schlagfertige Figur und lässt sich von Andrews abweisender Haltung nicht abschrecken oder einschüchtern, was für ein paar tolle Dialoge sorgt. Zudem ist sie clever, engagiert und gleichzeitig sehr emotional und nahbar als Charakter. Ein Counterpart, der es mit Andrew allemal aufnehmen kann. Sehr gefallen hat mir auch die Storyline rund um Sofias Vater. Das hat ihrem Charakter nicht nur Tiefe verliehen, sondern war einfach etwas, bei dem man als Leser mitfiebern und hoffen konnte, dass sich die Dinge gut entwickeln.
Andrew auf der anderen Seite war ein sehr guter männlicher Protagonist. Schon nach den ersten Teilen der Reihe war ich auf Andrew und Tristan sehr gespannt, weil es über beide kaum Informationen gab. Das hat sich zu Anfang dieses Buches noch nicht allzu sehr geändert, aber schon bald lernt man viel über Andrews Grundsätze, Erfahrungen und Überzeugungen. Das hat ihn als Charakter sehr interessant gemacht und man konnte wirklich mitfiebern, wie es sich zwischen ihm und Sofia entwickelt. Die Chemie war hier definitiv da.
Stellenweise hätte die Handlung für meinen Geschmack etwas mehr Tempo vertragen und das Ende wiederum etwas mehr Zeit, aber insgesamt war Mister Bloomsbury, nicht zuletzt wegen Louise Bays gewohnt tollem und mitreißendem Schreibstil, ein sexy Page Turner, an dem Fans von Office Romance und dem Grumpy Boss Trope nicht vorbeikommen.

Veröffentlicht am 24.02.2023

Lieber echt als leicht

No Longer Lost - Mulberry Mansion
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Die Mulberry Mansion öffnet ihre blaue Tür für eine weitere Geschichte. Es ist ein bisschen wie Heim kommen, ein bisschen wie „war lang nicht mehr hier, aber es ist, als wär man nie weg gewesen“ und ein ...

Die Mulberry Mansion öffnet ihre blaue Tür für eine weitere Geschichte. Es ist ein bisschen wie Heim kommen, ein bisschen wie „war lang nicht mehr hier, aber es ist, als wär man nie weg gewesen“ und ein bisschen wie „was haben mir Knarzen und Knarren, bunte Fliesen und Hühnergackern gefehlt“. Es fällt mir fast schwer zu begreifen wie man mit Worten - nicht mehr als Tinte auf Papier - einen Ort erschaffen kann, der so lebendig, so wahrhaftig wirkt. Einen Ort den ich sehen, riechen, hören kann, als wäre es eine liebgewonnene Erinnerung. Merit Niemeitz ist dieses Kunststück geglückt. Ihre Art Geschichten zu erzählen ist einfach etwas ganz Besonderes. Wörter wie „locker“, „flüssig“ oder „packend“ werden dem einfach nicht gerecht (auch wenn sie zweifellos zutreffen). Sie malt mit ihren Worten, lässt Leute, Orte und Gefühle lebendig werden. Wie schon bei „No longer yours“ war auch das Lesen von „No longer lost“ ein poetisches Erlebnis, dabei war Mays und Wes‘ Geschichte so ganz anders als die von Avery und Eden. Eben ganz May und Wes.
Die Idee zwei so augenscheinlich ungleiche Menschen für dieses ungewöhnliche Psychologieprojekt zusammenzuführen fand ich einfach grandios, zumal die Ausgangsbedingungen für May und Wes wirklich nicht die Besten waren. Zu lesen, wie sie lernen miteinander Umzugehen, die Abwehrhaltung fallen zu lassen und sich auf das Projekt einzulassen – ich habs geliebt! Und auch May und Wes habe ich geliebt. May ist mir schon im ersten Teil sehr ans Herz gewachsen, aber sie auf diese Weise kennenlernen zu dürfen, in all ihren Facetten, mit all ihren Fehlern, war besonders. Sie ist so unaufdringlich authentisch, so unerschütterlich sie selbst und auch wenn ich ein ums andere Mal nicht einverstanden damit war, was sie gesagt oder getan hat, habe ich sie sehr liebgewonnen. Wes, auf der anderen Seite, begegnet einem wie ein Rätsel und es ist eine unglaubliche Reise sein „Fassadenschön“ zu überwinden und sein „Innenschön“ zu ergründen.
Ein wenig vermisst habe ich in diesem Teil die Arbeit an der Mulberry Mansion, das Basteln und Renovieren und auch die WG-Momente. Die Szenen, in denen May und Wes mit den Anderen in der Mulberry Mansion zusammen waren, waren so schön und so herzerwärmend, dass ich nicht genug davon bekommen konnte.

In ihrer Danksagung schreibt Merit Niemeitz: „Das Schreiben an diesem Buch war meine persönliche blaue Stunde (...).“ Das Lesen dieses Buches war meine.

Veröffentlicht am 10.02.2023

Ein sehr gutes Debüt

Das Sanatorium
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Anlässlich der Verlobungsfeier ihres Bruders reist Detective Inspector Elin Warner in die Schweizer Alpen. Schauplatz der Feierlichkeiten ist das Luxushotel Le Sommet, dem seine düstere Vergangenheit als ...

Anlässlich der Verlobungsfeier ihres Bruders reist Detective Inspector Elin Warner in die Schweizer Alpen. Schauplatz der Feierlichkeiten ist das Luxushotel Le Sommet, dem seine düstere Vergangenheit als Sanatorium noch irgendwie anzuhaften scheint. Statt ausgelassenen Feierlichkeiten erwartet die Gäste jedoch schon bald eine schreckliche Wendung. Lauren, die zukünftige Braut, verschwindet spurlos und eine Leiche wird gefunden. Die schlechten Wetterverhältnisse machen es den örtlichen Behörden unmöglich das abgelegene Hotel zu erreichen und so ist Elin bei den Ermittlungen auf sich allein gestellt.
Die Autorin Sarah Pearse hat hier ein sehr starkes Debüt vorgelegt. Der Einstieg in das Buch gelang mir aufgrund des bildhaften und fesselnden Schreibstils ohne Probleme und auch wenn die Handlung seicht startet, wird doch schnell klar, dass ein tödlicher Schatten über den Gästen lauert. Die Atmosphäre, die sich vor allem wegen des spannenden Settings entfaltet, bildet den perfekte Rahmen für die Geschichte.
Elin Warner ist eine interessante Protagonistin mit besonders scharfen Ecken und Kanten. Ihre Probleme und Ängste nehmen einen sehr großen Teil der Erzählung ein, was sie zwar einerseits als Charakter spannend macht, andererseits den Rest der Handlung etwas zu überschatten drohte. Hier hätte ich mir gewünscht, die Autorin hätte den Fokus doch etwas mehr auf die Ermittlungen bzw. den Fall gelegt.
Schließlich fand ich auch die Handlung insgesamt gut aufgebaut. Es gab immer wieder eine spannende Wendung, um die Suche nach dem Täter zu erschweren und die Auflösung am Ende war glaubhaft. Ich muss sagen, die versprochene Gänsehautstimmung habe ich ein bisschen vermisst, insgesamt habe ich mich aber doch sehr gut unterhalten gefühlt. Es ist ein spannender Thriller, der zu fesseln weiß und (besonders) für ein Erstlingswerk echt überzeugend. Ich hoffe wir werden in der Zukunft noch mehr von Sarah Pearse hören.