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Veröffentlicht am 26.04.2024

Gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe mit dem Journalisten Steffen Baumann

Die Toten vor der Tür
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Als Steffen Baumann von der Arbeit nach Hause kommt, liegt eine tote Frau vor seiner Wohnungstür. Mit dieser makaberen Entdeckung beginnt für den Journalisten und den Leser die packende Suche nach dem ...

Als Steffen Baumann von der Arbeit nach Hause kommt, liegt eine tote Frau vor seiner Wohnungstür. Mit dieser makaberen Entdeckung beginnt für den Journalisten und den Leser die packende Suche nach dem Mörder. Die Tote lag nicht zufällig vor Steffens Tür . Der Mörder schickt ihm Emails und spricht ihn darin persönlich an, wobei er weitere Morde ankündigt. Da die Gefahr besteht, dass Personen aus Steffens unmittelbaren Bekanntschaft ins Visier des Mörders geraten könnten, ziehen seine Kollegin Svenja und seine Bekannte Charlie vorübergehend bei ihm ein. Da herrscht nun oftmals Zickenkrieg, der an Steffens Nerven zerrt. Zudem macht sein neuer Chef bei der Zeitung erheblichen Druck. Er erwartet reißerische Artikel von Steffen, die die Auflage steigern sollen. Etwas, das Steffen als seriöser Journalist verabscheut. Nur gut, dass nach anfänglichen Schwierigkeiten die Zusammenarbeit mit Kommissar Jacobsen in beinahe kameradschaftlicher Weise möglich ist. Ich war zuerst skeptisch, ob ein Journalist als Hauptfigur mich für sich einnehmen kann. Ich bin kein Fan von die Polizei ist unfähig und der Journalist weiß alles besser. Zu meiner Freude war es hier nicht so. Steffen trägt den Hauptteil der Handlung, weil er persönlich betroffen ist und deshalb oft mehr weiß und durch den Täter zuerst erfährt, wann er wieder gemordet hat. Sein Gegenpart Kommissar Jacobsen ist sympathisch und begegnet Steffen auf Augenhöhe. Beide sind aufeinander angewiesen und bilden ein kompetentes Duo. Es gibt eine ganze Anzahl von weiteren Morden, die teilweise sehr anschaulich geschildert werden, was mich persönlich nicht abgeschreckt hat. Auch kommt der Täter in einigen Kapiteln selbst zu Wort und man erfährt etwas über seine Motivation, was bei mir die Spekulationen ins Kraut hat schießen lassen. Überhaupt kann man wunderbar mit rätseln. Für etwas Entspannung sorgen die Szenen mit Charlie und Svenja, die ich sehr sympathisch fand. Die Person des Täters war gegen Ende keine wirkliche Überraschung, weil sich die Verdachtsmomente gegen ihn verdichtet hatten. Das fand ich gut und überzeugend, weil ich es nicht mag, wenn ein Täter am Schluss mehr oder weniger aus dem Hut gezaubert wird. Den Serienauftakt fand ich gelungen und freue mich auf weitere Fälle.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Eine packende Geschichte brillant erzählt

Evas Rache
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Der Krimi hat einige Handlungsstränge, die auf den ersten Blick keine Verbindung miteinander zu haben scheinen. In Leipzig ist Inspektor Stainer in einer Lebenskrise, trinkt mehr als ihm gut tut .Er jagt ...

Der Krimi hat einige Handlungsstränge, die auf den ersten Blick keine Verbindung miteinander zu haben scheinen. In Leipzig ist Inspektor Stainer in einer Lebenskrise, trinkt mehr als ihm gut tut .Er jagt mit seinen Kollegen einen Frauenmörder, dessen Opfer all zu sehr den Frauen ähneln, die Stainer am Herzen liegen.

In München versucht die junge Eva-Maria Dorn wieder mehr gemeinsame Zeit mit ihrem Ehemann zu verbringen, der sie nicht ernst nimmt und versucht, sie im Hause zu halten. Als Eva herausfindet, dass er sie mit einer anderen betrügt, schmiedet sie einen Racheplan und reist ihm nach Leipzig zur Messe hinterher, auf die er sie nicht mitnehmen wollte.

Nun beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Stainer muss sich um weitere Mordfälle an Männern kümmern . In Leipzig angekommen verschwindet Eva spurlos. Ist sie ein weiteres Opfer des Frauenmörders ? Sie passt perfekt in sein Beuteschema. Während Stainer versucht, die Fälle zu lösen, gewinnt sein alter Widersacher Inspektor Heinze, ein Mann der ersten Stunde in der NSDAP, immer mehr an Einfluss.

Ich schätze die unaufgeregte Erzählweise des Autors sehr. Auch in diesem Fall werden die Personen in ihrem eigenen Umfeld vorgestellt. Ich erfahre viel über ihre Lebensumstände und Befindlichkeiten. Vieles , was beim ersten Hinsehen eher banal erscheint, erhält im Verlauf der Ereignisse unerwartet Gewicht.

Sehr gelungen finde ich, wie der Autor die verschiedenen Fälle miteinander verbindet. Dabei spielt oft der Zufall eine Rolle, ist dabei aller völlig nachvollziehbar. So ist das Leben eben. Der Krimi ist fesselnd und gelegentlich gibt es Szenen unerwarteter Brutalität, die ein Schlaglicht auf einzelne Personen werfen. Erneut spielen die damaligen politischen Verhältnisse eine wichtige Rolle, ohne den Kriminalfall in den Hintergrund zu drängen. Meine Zu-und Abneigung war auf beide Seiten verteilt. Stainer ist ein kompetenter Ermittler, der sehr empathisch ist und an der Ungerechtigkeit der Welt leidet. Ich habe die Krimis mit ihm geliebt, verstehe aber, dass er nicht mehr weiter machen kann. Mein Zorn und Abneigung trifft Heinze und die anderen Emporkömmlinge, die den Polizeiapparat unterwandern und damit das Recht mit Füssen treten. Auf der Täterseite gab es eine Person, die ich mochte, weil sie für mich ein Opfer war und der ihre Taten aufgezwungen wurden.

Für mich erneut ein sehr spannender Krimi aus der Feder des Autors, dem es gelingt einen komplexen Fall unterhaltsam zu erzählen und dabei die damalige Stimmung perfekt einzufangen.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Für die Kinder !

Die Zeit der Kinder
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Der Roman widmet sich dem Leben und Werk von Friedrich Fröbel, dem "Erfinder" des Kindergartens und seiner Ehefrau und Vertrauten Luise Levin.

Fröbel war ein Suchender und hat Wissen aufgesogen wie ein ...

Der Roman widmet sich dem Leben und Werk von Friedrich Fröbel, dem "Erfinder" des Kindergartens und seiner Ehefrau und Vertrauten Luise Levin.

Fröbel war ein Suchender und hat Wissen aufgesogen wie ein Schwamm. Wichtige Denkanstöße erhielt er durch Rousseau und andere wichtige Persönlichkeiten der Aufklärung. Friedrich war Pfarrerssohn und wurde sehr streng erzogen. Züchtigungen gehörten zum Alltag, wie es damals üblich war. Der Mensch ist von Natur aus böse und Kinder sind kleine Erwachsene. Fröbel wagt einen revolutionären Ansatz. Der Mensch ist von Natur aus gut. Kinder sind anders und lernen durch das Spielen. Diese Auffassung stößt auf Widerstand und offene Ablehnung Sogar bei Pestalozzi ! Da liegt es nahe, eine eigene Schule zu gründen.

Luise lebt lebt geduldet im Haushalt ihrer verheirateten Schwester und kümmert sich um die Kinder. Auch sie hält Schläge für kein geeignetes Erziehungsmittel. Als die Kinder zur Schule gehen, wirft ihr Schwager sie aus dem Haus. Da sie nicht weiß wohin und zudem mittellos ist, fährt sie zu Fröbels Schule nach Keilhaus und ist begeistert vom Umgangston und von Fröbel fasziniert.

Fröbel ist ein Besessener im positiven Sinne. Er schreibt Briefe an mögliche Unterstützer , hält Vorträge, um seine Ideen weiter zu verbreiten. Er beginnt Kindergärtnerinnen auszubilden. Doch das neue Gedankengut ist der Obrigkeit und auch der Kirche ein Dorn im Auge. Menschen, die ihren Geist entwickeln, selbstständig denken, passen nicht in ihr Weltbild und gefährden ihren Machtanspruch. Kindergärten werden verboten, Friedrich und seine Anhänger als Staatsfeinde gebrandmarkt.

Nach Fröbels Tod übernimmt Luise sein Erbe. Nach vielen Widerständen, Rückschlägen und Demütigungen kann sie ihren ersten Kindergarten in Hamburg eröffnen. Und die Idee des Kindergartens macht sich auf zu ihrem Siegeszug um die Welt.

Die ersten Seiten des Buches waren eine Herausforderung für mich. Die Autorin stellt die wichtigsten Personen in einzelnen Kapitel vor und wechselt dabei Zeit und Ort. Das fand ich etwas verwirrend. Als ich diese Hürde genommen hatte, war ich von den Ereignissen gefesselt. Friedrich war für mich ein schwieriger Charakter. Kompromisslos hat er oft mögliche Verbündete vor den Kopf gestoßen. Im Umgang mit Kindern ist er aufgeblüht, wird nicht müde, zu erklären und zu ermutigen.

Luise war mir als Persönlichkeit näher und auch sympathischer. Von der geduldeten ledigen Schwester entwickelt sie sich zur selbstbewussten Verfechterin von Fröbels Ideen. Trotz massiver Anfeindungen, Armut und Zeiten des Zweifels hält sie an Fröbels Ideen fest. Sehr berührend fand ich ihre Liebe zu Fröbel, die auch mit dessen Tod nicht endet.

Für mich war das Buch eine bewegende Reise in die Vergangenheit, in der Kinder mehr als Last empfunden wurden. Die Kinderbewahranstalten waren in meinen Augen der reinste Horror. Die Autorin lässt Fröbel immer wieder seine Ideen und sein Menschenbild erklären. Das fand ich sehr interessant und ich habe da Neuland betreten.

Menschlich berührend und dadurch auch unterhaltsam und spannend wurde das Buch für mich durch Luise. Mit ihr habe ich gelitten, gehofft und gebangt. Alles in allem ist das Buch eine gelungene Mischung zwischen Fiktion und realen Ereignissen.

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Unterhaltsame Lesereise in die Anfänge der Bundesrepublik

Die Zeit der Hoffnung
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Das ist der 2. Band der die Lebensgeschichte von Katharina, die in Stuttgart lebt , erzählt und die Handlung im Jahr 1957 aufnimmt. Ich kenne den 1. Band nicht und kann deshalb mit Überzeugung sagen, dass ...

Das ist der 2. Band der die Lebensgeschichte von Katharina, die in Stuttgart lebt , erzählt und die Handlung im Jahr 1957 aufnimmt. Ich kenne den 1. Band nicht und kann deshalb mit Überzeugung sagen, dass dies dem Verständnis und dem Lesevergnügen keinen Abbruch tut.

Die Autorin beginnt Katharinas Lebensweg mit deren Hochzeit und endet in den frühen 60ziger Jahren. Katharina kann endlich ihre große Liebe Moritz heiraten, nachdem sie von ihrem 1. Mann geschieden wurde. Damit Katharina die Ablehnung ihrer Schwiegermutter gewonnen. Eine geschiedene Frau und vermutlich nicht in der Lage, Kinder zubekommen, so sah zu dieser Zeit ganz sicher keine Traumschwiegertochter aus. Als Katharina doch schwanger wird, überwiegt zwar die Freude, aber der Wermutstropfen, ihre geliebte Arbeit aufzugeben, bleibt trotzdem. Nun erfahre ich viel über das Frauenbild der damaligen Zeit und die herrschenden Rollenerwartungen. Das lässt mich mal wieder dankbar sein, nicht in dieser zeit gelebt zu haben

Aus beruflichen Gründen ihres Mannes Moritz zieht die kleine Familie für ein Jahr nach Berlin. Katharina schließt eine enge Freundschaft mit Lisa, die im Osten der Stadt lebt und in der Buchhandlung ihrer Schwester Marion im Westen arbeitet. Dies gibt der Autorin die Möglichkeit, die unterschiedlichen Lebensverhältnisse zu beschreiben. Was die Stellung der Frauen anbetrifft, liegt der Osten vorn. Dann im Sommer 61 der Berliner Mauerbau, der alles ändert. Marions Schicksal lässt erahnen, was das für die Bevölkerung in beiden Teilen Berlins bedeutet hat.

Zurück in Stuttgart würde Katharina gerne wieder arbeiten und stößt damit in ihrem sozialem Umfeld auf Unverständnis. Zumal sich ihr Mann Moritz ein weiteres Kind wünscht.

Ein weiterer Handlungsstrang widmet sich dem Schicksal von Lisa, die ein uneheliches Kind bekommt und damit von der Gesellschaft fast auf die Stufe mit einer Prostituierten gestellt wird. Vor Gericht, Unterhalt vom Kindesvater einzuklagen, ist eine Fahrt ins Ungewisse. Lisas Schicksal hat mich stark bewegt. Hier wurde Himmel schreiendes Unrecht geübt.

Neben diesen gesellschaftlichen und politischen Eindrücken finden sich viele kleine Erinnerungsstücke. So findet der Hawaii -Toast, die Hollywood-Schaukel oder die Krimiserie "Das Stahlnetz" Erwähnung, was ich noch aus meiner Kindheit kenne.

Das Buch hat mir viel Spaß beim Lesen bereitet. Es war unterhaltsam, berührend und lässt einen Abschnitt der deutschen Gegenwartsgeschichte lebendig werden.

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Spannende Ermittlungen in der Reservation Pine Ridge

Maggie Yellow Cloud
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Maggie Yellow Cloud ist Ärztin im Hospital von Pine Ridge. Sie liebt ihre Arbeit und fühlt sich den Menschen dort verbunden. Die Arbeit ist fordernd, zu viele Patienten, Verwaltung von Mängeln und wenig ...

Maggie Yellow Cloud ist Ärztin im Hospital von Pine Ridge. Sie liebt ihre Arbeit und fühlt sich den Menschen dort verbunden. Die Arbeit ist fordernd, zu viele Patienten, Verwaltung von Mängeln und wenig Verständnis der weißen Bürokratie. Als ihr Schwager ermordet wird, trifft es alle wie ein Blitz aus heiterem Himmel und wirft Fragen auf. Maggies Mann äußert die Vermutung, dass möglicherweise Maggie Ziel des Anschlags war. Tatsächlich kommt es zu weiteren Zwischenfällen. Nur Maggie kann sich keinen Grund vorstellen, warum jemand nach ihrem Leben trachten sollte. Ablenkung findet sie im Hospital. Auf unerklärliche Weise verschwinden dort Medikamente und Verbandsmaterial. ein Rätsel, das Maggie gewillt ist zu lösen.

Das Buch war packend zu lesen. Zum einem gibt es eine spannende Krimihandlung . Ich bin lange im Dunklen getappt, wo das Motiv liegen könnte. Maggie selbst ist eine sympathische Persönlichkeit, die ihre Arbeit als Berufung sieht und nicht als Job. Zusätzliches Gewicht erhält ihre Arbeit, weil sie sich ihren Stammesangehörigen verpflichtet fühlt, die gegenüber Weißen - oft zu recht - ein tiefsitzendes Misstrauen hegen.

Gut gefallen hat mir, dass ich Maggie auch bei ihrer täglichen Arbeit begleiten konnte und erfahre, welchen Herausforderungen sie sich stellen muss. Für mich der am meisten faszinierende Aspekt im Buch war der Schauplatz in der Reservation und ihre Bewohner. Ich erhalte Einblicke in ihre Kultur, ihre Denkweise und ihre zum Teil erbärmlichen Lebensumstände. Auch heute noch ist das Verhalten der weißen US-Bevölkerung gegenüber den indigenen Einwohnern kein Ruhmesblatt. Um das Bild abzurunden, schildert die Autorin die Landschaft anschaulich und in farbigen Bildern.

Für mich war der Krimi ein rundum gelungenes Lesevergnügen.

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