Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2022

Fesselnde Dystopie mit aktuellem Bezug

Blessed Islands
0

Die fortschreitende Klimaerwärmung und deren Folgen haben zu einer Spaltung der Bevölkerung auf der ganzen Welt geführt. Auf der einen Seite die Blessed People, die in streng abgeschotteten Bereichen, ...

Die fortschreitende Klimaerwärmung und deren Folgen haben zu einer Spaltung der Bevölkerung auf der ganzen Welt geführt. Auf der einen Seite die Blessed People, die in streng abgeschotteten Bereichen, den Blessed Islands, leben. Dort gibt es sauberes Wasser, genug zu essen und Energie. Alles ist wohl geordnet.

Der größte Teil der Weltbevölkerung, die Dark People, leben in Dark Island. Dort leben die Menschen in Slums ohne Zukunftsperspektiven, ohne sauberes Wasser oder genügend Nahrung. Gewalt bestimmt in weiten Teilen den Alltag.

Da ist es zwangsläufig so, dass sich Widerstandsgruppen formieren, die gegen diese Ungleichheit aufbegehren. Eine dieser Kampfzellen entführt den Chef der Ideologieabteilung von Blessed Island Ruhr Karl. Der Plan ist, Karl durch einen implantierten Chip zu ihrer Marionette zu machen, um so an Informationen zu kommen, die weitere Aktionen ermöglichen. Zudem soll Karl Diskussionen in ihrem Sinne beeinflussen, um die Blessed People zu einer anderen Haltung gegenüber den Dark People zu bewegen. Der Plan scheint perfekt bis auf den Faktor Mensch.

Zu Beginn des Buches hatte ich die Befürchtung, es würde eines dieser Schwarz-weiß Szenarien. Auf der einen Seite die bösen habgierigen Blessed People, die auf Kosten der Dark People ein privilegiertes Leben führen. Auf der anderen Seite die unterdrückten Dark People, die ohne Bildung und ohne angemessene Lebensverhältnisse vor sich hin vegetieren. Auf den ersten Blick scheint dies tatsächlich so zu sein, aber das Leben und die Menschen sind vielschichtiger und können sich zum Guten oder Schlechtem verändern. Diesen Aspekt macht der Autor auf spannende und unterhaltsame Weise deutlich, in dem er den Leser tiefer in die einzelnen Bevölkerungsgruppen eintauchen lässt.

Besonders gut gefallen hat mir deshalb ein Streitgespräch zwischen Karl und einem seiner Entführer. Beide schildern ihre Sicht der sozialen Verhältnisse und warum das aus ihrer Sicht so ist. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich beiden zustimmen konnte.

Die weitere Entwicklung der Ereignisse ist unglaublich fesselnd. Ich habe um einzelne Beteiligte gebangt, war abgestoßen vom Verhalten der Sicherheitsleute und wütend ob der Sturheit aller Beteiligten.

Das Ende hat mich sehr traurig und auch nachdenklich gestimmt. Der Autor spricht sich in meinen Augen klar gegen Gewalt und Ausgrenzung aus. Nur wenn wir miteinander reden und Verständnis entwickeln , kann es ein gutes Ende geben. Dem stimme ich von ganzem Herzen zu.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2022

Dramatik und große Gefühle

Flucht aus Formosa
0

Die niederländische Handelsgesellschaft hat nach der Eroberung Formosas 1663 durch die Chinesen die dort noch lebenden Holländer ihrem Schicksal überlassen.

Emma muss mit ihrem Lebensgefährten vor einen ...

Die niederländische Handelsgesellschaft hat nach der Eroberung Formosas 1663 durch die Chinesen die dort noch lebenden Holländer ihrem Schicksal überlassen.

Emma muss mit ihrem Lebensgefährten vor einen erneuten gewalttätigen Übergriff der Chinesen in die Berge fliehen.

Ihre Schwester Sophie lebt im Palast des neuen Machthabers auf Formosa und wird dem Chinesen Bai Jun als Belohnung zur Frau gegeben. Zu Sophies Überraschung entwickelt sich ein Gefühl von Vertrautheit zwischen ihnen.

Pieter, den die Chinesen Bi De nennen, scheint das beste Los gezogen zu haben. Er wurde auf das chinesische Festland gebracht und lebt dort als angesehenes Familienmitglied, bis er einen unverzeihlichen Fehler begeht. Er verliebt sich in das Dienstmädchen Lanfang, die zum Tode verurteilt wird.

Die Autorin lässt für mich die mir fremde Welt Formosas zum Leben erwachen. Von der ersten Seite an bewege ich mich in der für Europäer exotischen und unbekannten chinesischen Wertegesellschaft. Vieles erscheint aus unserer heutigen Sicht barbarisch, so wie die verächtliche Behandlung der Dienstboten. Gleichzeitig findet ihr Sinn für Kunst, Schönheit und ihre Wertschätzung der Wissenschaften meine Bewunderung.

Dadurch, dass die Autorin die auf Formosa in die Hände der Eroberer gefallenen Holländer in drei verschiedene Lebenssituationen versetzt, werden viele unterschiedliche Aspekte der herrschenden Verhältnisse dargestellt.

Die Missionarstochter Emma muss sich eingestehen, dass ihr Traum, die Ureinwohner Formosas zum christlichen Glauben zu bekehren, sich nicht verwirklichen lässt und es in deren Gesellschaft keine Platz für sie gibt.

Pieter ist mit seinem Leben in relativer Freiheit zufrieden, bis ihn seine Liebe zur gemeinsamen Flucht zwingt. Lanfang war mir sehr sympathisch mit ihrem Pragmatismus und dem steten Bestreben, das beste aus der Situation zu machen.

Etwas von dieser Lebenseinstellung hätte ich mir bei Sophie gewünscht .So sehr ich ihren Wunsch verstanden habe, sich aus ihrer Lage zu befreien, so wenig hatte ich Verständnis für ihre Haltung, nicht auch das gute zu sehen. Das ändert sich, als sie Bai Jun kennenlernt. Ich fand , die Annäherung der beiden wurde wunderbar zart und einfühlsam beschrieben.

Die Geschichte hat mich sehr gefesselt. Sie war unterhaltsam und es hat Spaß gemacht, in eine exotische und fremde Welt einzutauchen. Gleichzeitig gab es eine Fülle von historischen Informationen und ich hatte die Gelegenheit mit den Figuren zu leiden und zu hoffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2022

Unterhaltsamer Krim - auch für Nichtsegler

Koks im Kiel
0

Die Geschichte beginnt am beschaulichen Bodensee mit dem Wunsch, einen Traum zu verwirklichen und endet mit einigen neuen Erfahrungen, die man nicht wirklich machen möchte.

Andre träumt davon mit Segelchartern ...

Die Geschichte beginnt am beschaulichen Bodensee mit dem Wunsch, einen Traum zu verwirklichen und endet mit einigen neuen Erfahrungen, die man nicht wirklich machen möchte.

Andre träumt davon mit Segelchartern Geld zu verdienen und dabei seinem Hobby zu frönen. Zuerst scheint ihm das Glück hold zu sein. Er findet eine preiswerte Yacht, die in Antigua vor Anker liegt. Zusammen mit Tonio und weiteren Besatzungsmitgliedern beginnt die Überfahrt nach Mallorca. Dann läuft die Sache aus dem Ruder. Die Yacht wurde von Unbekannten als Transportmittel für Kokainschmuggel missbraucht, was Andre durch Zufall entdeckt. Nach anfänglicher Wut und Ärger sind alle entschlossen, nicht zur Polizei zu gehen, aber dennoch herauszufinden, wer hinter dem Schmuggel steckt. Zuerst läuft mit Hilfe von alten Bekannten von Walzer, Andres Freund und Tonios zukünftigem Schwiegervater, alles , wie geplant.

Dann führen Gier, Selbstüberschätzung und eine Reihe von Fehlern zu einem unglaublichen Chaos mit Morddrohungen, falschen Beweisen und vielen nicht planbaren Zufällen.

Ich hatte zuerst etwas Bedenken , ob der Krimi wohl das richtige für mich ist, da ich nicht der große Segelfan bin, aber die waren schnell ausgeräumt. Der Krimi ist einfach sehr spannend und unglaublich witzig, womit ich nicht gerechnet hatte. Was als gute Idee erscheint, um die Finanzen aufzubessern, entwickelt sich immer mehr zu einer Posse, allerdings mit dramatischen Folgen. Ich fand im Grunde alle Beteiligten - auch die Bösen - mehr oder weniger sympathisch.

Besonders gut gefallen hat mir, der schwäbische Dialekt, der Sinn macht, weil die Schmuggler aus Stuttgart stammen. Schwaben können auch Verbrechen !

Die Erzählweise ist in meinen Augen gelungen. Der Autor bedient sich kurzer Kapitel und Perspektivwechsel, was sowohl die Dynamik als auch die Spannung erhöht.

Ich fand den Krimi sehr fesselnd, weil er für mich die perfekte Mischung aus Spannung und Humor hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2022

Blanche Monet - zwischen Kunst und Verlust

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen (Ikonen ihrer Zeit 6)
0

Die elfjährige Blanche ist von Monets Bildern fasziniert, als dieser im Haus ihrer Eltern zu Gast ist. Sie weicht nicht mehr von seiner Seite, um möglichst viel von ihm zu lernen. Als die Firma ihres Vaters ...

Die elfjährige Blanche ist von Monets Bildern fasziniert, als dieser im Haus ihrer Eltern zu Gast ist. Sie weicht nicht mehr von seiner Seite, um möglichst viel von ihm zu lernen. Als die Firma ihres Vaters für die Familie völlig überraschend bankrott geht, zieht Blanches Mutter mit ihren Kindern zu Monet und seiner Familie. Blanche verliert ihr geliebtes Zuhause und ihren Vater, der sich im fernen Paris nicht mehr um die Familie kümmert.

Blanche lebt von nun an in bitterer Armut. Doch sie hat Monet und seine Bilder, nennt ihn Papa Monet. Sie selbst hegt den innigen Wunsch, selbst Künstlerin zu werden. Monets Schaffen findet langsam Anerkennung und die finanzielle Lage beginnt, sich zu verbessern. Die Familie ordnet sich in allen Belangen Monets Willen unter. Er ist das unumstrittene Oberhaupt

Blanches Lebensweg ist weiterhin durch Verluste geprägt. Zuletzt verliert sie ihren Leitstern Monet. Nach dessen Tod beginnt sie wieder zu malen und findet darin Trost.

Blanches Lebensweg hat mich sehr berührt. Mir war vor der Lektüre nicht bewusst, welch hervorragende Malerin sie war und was für beeindruckende Kunstwerke sie geschaffen hat, die denen ihres Vorbildes Claude Monet ebenbürtig sind. Sowohl Blanche als auch Monet haben mich durch ihr Brennen für die Kunst fasziniert. Dem wurde alles untergeordnet.

Die Jahre in schmerzlicher Armut müssen sehr schwer gewesen sein. Oft wusste die Familie nicht, wie sie Nahrungsmittel beschaffen sollte, da sie ausstehende Rechnungen nicht bezahlen konnte.

Endlich kann sich die Familie ein eigenes Haus in Giverny leisten. Monet gestaltet den berühmten Garten mit dem Seerosenteich. Blanches Vater stirbt, dann die jüngere Schwester und auch die Mutter. Blanche kümmert sich aufopfernd um den trauernden Monet. Blanche habe ich dafür bewundert, zumal ihr das Zusammenleben mit Monet einiges an Verzicht abverlangt hat. Nach Monets Tod nimmt sie die eigene Malerei wieder auf, teilweise mit den selben Motiven wie ihr Vorbild und dies so virtuos, dass selbst Kunstkenner keine Unterschiede erkennen können. Zudem ist es Blanche Verdienst, dass Monets Anwesen für die Nachwelt erhalten wurde.

Das Buch war unterhaltsam und zum Teil sehr anrührend und ich habe durch Blanches Augen auch Monet näher kennengelernt.

Für mich ein absolut lesenswertes Buch, auch dann, wenn man nicht kunstbegeistert ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2022

Alte Sage in neuem funkelndem Gewand

Donald MackIntosh - Im Zeichen des Gevatters
0

Donald MackIntosh trifft an einem kleinen schottischen See 4 junge Männer, die dort campen. Man kommt ins Gespräch und Donald erzählt ihnen eine alte Geschichte. Von einem jungen Mann, der seinen Lebensunterhalt ...

Donald MackIntosh trifft an einem kleinen schottischen See 4 junge Männer, die dort campen. Man kommt ins Gespräch und Donald erzählt ihnen eine alte Geschichte. Von einem jungen Mann, der seinen Lebensunterhalt und den seiner Großmutter durch Holzsammeln bestreitet. Er träumt davon, ein berühmter Medicus zu werden.

Als seine Großmutter stirbt, macht ihm der Gevatter Tod ein ungewöhnliches Angebot. Er nimmt es an und kann seinen Traum verwirklichen. Doch er weiß auch, dass er irgendwann seinen Teil des Handels erfüllen muss.

Wer nach den ersten Seiten glaubt, er kenne die Geschichte von irgendwo her, der liegt nicht ganz falsch. Die Autorin hat das Grundmotiv eines Märchens aufgegriffen. Die Ähnlichkeit endet aber sehr bald, weil die Autorin die Erzählung mit neuem Leben füllt.

Sie verknüpft die Märchenelemente mit historischen Ereignissen, der Flucht Margret Tudors mit ihren beiden Kindern vor Albany nach Stirling. Das verleiht der Erzählung eine zusätzliche Dramatik. Natürlich darf auch in einem "modernen" Märchen eine Liebesgeschichte nicht fehlen.

Für mich lag der Reiz der Geschichte auch darin, dass ich auf Ähnlichkeiten des ursprünglichen Märchens gewartet habe . So war ich in ständiger Erwartung bestimmter Ereignisse, die dann nur zum Teil eingetreten sind. Durch den historischen Aspekt bekommt der Roman einige völlig andere Schwerpunkte.

Die Auflösung kann ich nur als gelungen bezeichnen und wird auch dem ursprünglichen Märchen gerecht. Ich fand diese Neuinterpretation deshalb absolut lesenswert

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere