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Veröffentlicht am 15.05.2022

Tödliche Provinz

Hundstage
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Im beschaulichen Blumberg geht die Angst um. Eine junge Frau, alleinerziehende Mutter, wurde umgebracht - nein geradezu abgeschlachtet. Kurz darauf schlägt der Täter erneut zu.

Kriminalhauptkommissarin ...

Im beschaulichen Blumberg geht die Angst um. Eine junge Frau, alleinerziehende Mutter, wurde umgebracht - nein geradezu abgeschlachtet. Kurz darauf schlägt der Täter erneut zu.

Kriminalhauptkommissarin Ines Sandner und ihr Team suchen fieberhaft nach einem Motiv und nach dem entscheidenden Hinweis auf den Täter.

Ein Grund, warum ich das Buch lesen wollte, war, dass der Regionalkrimi in meiner Heimat angesiedelt ist. Ich finde der Autorin ist es sehr gut gelungen, die richtige Dosis Lokalkolorit in die Handlung einzubauen. Ich habe mich gefreut, weil die Polizei an mir bekannten Orten ermittelt und für Ortsfremde sind die Beschreibungen nicht ermüdend, sondern wecken vielleicht eher den Wunsch, dort einmal Urlaub zu machen.

Davon abgesehen war die Handlung packend und hat mich auf eine aufregende Mörderjagd geschickt. Schon die Suche nach dem Motiv gestaltete sich schwierig, weil das 1. Opfer war sehr beliebt und lebte sehr solide und mit niemandem im Streit.

Gut gefallen hat mir, dass es einzelnen Szenen außerhalb der Ermittlungen gab, die mir als Leser einen Wissensvorsprung verschafften und gleichzeitig die Spannung erhöhten, weil ich manche Entwicklung viel bedrohlicher empfunden habe und dennoch keine Vorstellung vom Täter hatte. Die Zeugenbefragungen waren lebendig geschildert und lösten manchmal bei mir Betroffenheit, aber auch Heiterkeit aus.

Am Ende wurde es dann richtig dramatisch, denn ein Teammitglied gerät in Todesgefahr.

Ein weitere Pluspunkt des Krimis war in meinen Augen, dass alle Kriminalbeamten normale Menschen waren - keine Alkoholprobleme, keine psychischen Auffälligkeiten, sondern nur alltägliche Macken.

Mein Fazit ist deshalb sehr positiv. Die Handlung war fesselnd und kurzweilig. Ich konnte über die Person des Täters spekulieren und war mit dem Ende völlig zufrieden.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Unterhaltsame Reise in die 70ziger Jahre

Gretas Erbe
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1954 kommt Greta als uneheliches Kind zur Welt. Ihre Mutter stirbt bei ihrer Geburt. Ihren Vater kennt sie nicht. Die Weinbauernfamilie Hellert, bei der Gretas Mutter als Magd gelebt hat, nimmt sie als ...

1954 kommt Greta als uneheliches Kind zur Welt. Ihre Mutter stirbt bei ihrer Geburt. Ihren Vater kennt sie nicht. Die Weinbauernfamilie Hellert, bei der Gretas Mutter als Magd gelebt hat, nimmt sie als Ziehkind auf.

Ziehvater Harald ist ganz den alten Traditionen verhaftet. Er hat das Sagen, Mädchen heiraten und tun, was man ihnen sagt. Greta ist sich immer bewusst, dass sie ein Fremdkörper in der Familie ist. Dabei sehnt sie sich danach, dazu zu gehören. Sie liebt Bücher, möchte studieren. Doch das bleibt ein Traum. Nur gut, dass es den Hellert- Sohn Robert gibt, der auch von einem Leben außerhalb der engen Grenzen der Familie träumt. Ist Robert der Schlüssel zu einem selbst bestimmten Leben ? Da greift das Schicksal auf dramatische Weise in Gretas Leben ein.

Gretas Geschichte hat mich schnell gefangen genommen und tief bewegt.

Obwohl der Roman in nicht all zu weit zurückliegender Vergangenheit spielt, erscheinen die geschilderten Verhältnisse wie aus einer anderen Welt.

Greta ist den Launen und Vorurteilen der Hellerts hilflos ausgeliefert. Zwar werden ihre Grundbedürfnisse befriedigt, aber dafür muss sie von klein auf auf dem Weingut mitarbeiten. Natürlich bestimmt der Hausherr, welche Ausbildung sie machen darf. Gretas Begabungen und Träume spielen keine Rolle. Im Gegenteil man erwartet Dankbarkeit.

Ich habe Greta bewundert, dass sie sich durch all die Demütigungen nicht brechen lässt und weiter daran glaubt, ihre Träume verwirklichen zu können.

Die Hellerts wurden mir mit jeder Seite unsympathischer. Selbst wenn ich zugute halte, dass es andere Zeiten waren, benehmen sie sich gegenüber Greta einfach nur herzlos und behandeln sie wie einen Menschen 2. Klasse. Das war manchmal kaum auszuhalten und ich habe vor Wut die Fäuste geballt. Auch der vermeintliche Hoffnungsträger Robert versteht Gretas Wunsch nach Unabhängigkeit nicht.

Gretas Lebensweg erhält durch einen Unglücksfall eine einschneidende Wendung. Ob zum besseren wird sich im Folgeband zeigen.

Was mein persönliches Leseglück bei diesem Buch vervollständigt hat , ich habe die 70ziger selbst erlebt. Es wurden ganz viele Erinnerungen wach gerufen, die bereits vergessen schienen. Ich finde die Autorinnen haben das damalige Lebensgefühl perfekt eingefangen . Somit ist das Buch nicht nur ein packender Unterhaltungsroman, sondern auch ein interessanter und informativer Ausflug in die nahe Vergangenheit.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Mit Poe auf Mörderfang

Der denkwürdige Fall des Mr Poe
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Ein Kadett der West Point Akademie wird ermordet. Ein abscheuliches Verbrechen, das nach Aufklärung verlangt, zumal auch die weitere Existenz der Einrichtung davon abhängt. Da trifft es sich, dass Landor, ...

Ein Kadett der West Point Akademie wird ermordet. Ein abscheuliches Verbrechen, das nach Aufklärung verlangt, zumal auch die weitere Existenz der Einrichtung davon abhängt. Da trifft es sich, dass Landor, eine ehemaliger Polizeispion, willens und in der Lage scheint, den Täter ausfindig zu machen. Da Landor nicht dem Militär angehört, soll ihn Kadett Poe bei den Ermittlungen unterstützen.

Indizien weisen auf einen Zusammenhang zu einem Teufelskult hin. Doch auch Poe scheint ein möglicher Verdächtiger.

Da ich Poes Prosa sehr liebe, war mein Interesse für das Buch schnell geweckt.

Der Beginn ist ungewöhnlich. Landor gibt die Ereignisse in einem Bericht wieder und kündigt gleichzeitig seinen nahen Tod an. Das heißt, ich verfolge die vergangenen Ereignisse durch Landors Augen.

Die Ermittlungen gestalten sich für Landor schwierig, da er kein Mitglied der Akademie ist und dort strenge Regeln gelten. Durch Zufall lernt er den Kadetten Poe kennen, der ihm durch seine rasche Auffassungs- und Beobachtungsgabe als geeigneter Helfer erscheint.

Poe ist eher der Einzelgänger, intelligent, zum Widerspruch neigend und sehr einsam. Ich mochte ihn sehr und habe mich gefreut, als er sich in Lea, die Tochter des Regimentsarztes , verliebt. Schnell steigt sie aber zu einer der Hauptverdächtigen im Mordfall auf und lässt mich an der Echtheit ihrer Gefühle zweifeln.

Landor war mir nicht wirklich sympathisch. Er wirkte auf mich kalt und den Menschen wenig zugewandt aber brillant in seiner Ermittlungsarbeit.

Das Ende des Buches war für mich ein echtes Highlight und war so nicht zu erwarten.

Ein weiterer Grund zur Freude war für mich die Sprache, die mich stark an Poes Erzählstil erinnert hat. Die Erzählweise ist bedächtig und manchmal ausschweifend und hat mich dennoch gefesselt. Andere mögen sie als langatmig und zeitweise langweilig empfinden.

Mir hat der Roman ausgesprochen gut gefallen, da meine Erwartungen erfüllt wurden. Das Buch ist in meinen Augen eine Hommage an Poe. Die Handlung empfand ich als packend und das Ende war einfach nur der Hammer.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Blutiger März

Engel des Todes
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Die junge Republik ist in Aufruhr. Kapp hat durch einen Putsch in Berlin die Macht übernommen. Auch in Leipzig kommt es zu Gegendemonstrationen der Arbeiter, die in Straßenkämpfe ausarten. Die rechten ...

Die junge Republik ist in Aufruhr. Kapp hat durch einen Putsch in Berlin die Macht übernommen. Auch in Leipzig kommt es zu Gegendemonstrationen der Arbeiter, die in Straßenkämpfe ausarten. Die rechten Kräfte innerhalb der Ordnungsmächte nutzen ihre Chance, die Linken in ihre Schranken zu weisen.

Die kriegsähnlichen Ereignisse lösen bei Stainer erneut überwunden geglaubte Traumata aus. Und dies zu einem Zeitpunkt, in dem Stainer alle Sinne beisammen haben muss, um einen brutalen Mörder zu stellen. Jemand tötet auf bestialische Weise Mitglieder der Fliegerstaffel, der auch der Rote Baron angehörte. Stainer muss den Täter unbedingt finden, bevor es weitere Opfer gibt.

Mit diesem Krimi hat mich der Autor überrascht. Dieses Mal stehen die aufgeheizte Stimmung nach dem Putsch und die Person des Täters im Mittelpunkt und weniger die polizeiliche Ermittlungsarbeit.

Der Autor hat mich durch die aufgepeitschte, fiebrige Atmosphäre, die er treffend und erlebbar schildert, dennoch emotional gefangen genommen.

Ich habe mit Stainer gelitten, der erneut seine traumatischen Kriegserfahrungen durchlebt, was dazu führt, dass er sich immer wieder in der Vergangenheit verliert und sich nicht auf die aktuellen Ereignisse konzentriert.

Interessant fand ich die Einblicke in die Psyche des Mörders, die bei mir Mitleid für seine Person hervor riefen, weil ich ihn auch als Opfer begreifen konnte.

Mit Wut erfüllt hat mich das Verhalten der Ordnungskräfte, die sich aus mehreren Gruppierungen zusammensetzen. Anstatt die Situation zu deeskalieren, haben Teile von ihnen durch Schüsse auf die Demonstranten und übertriebene Gewalt unschuldige Opfer zu verantworten.

Eine Figur, die mich sehr berührt hat, ist der Oberstleutnant der Reichswehr von Herzberg. Er verkörpert für mich das Ideal eines verantwortungsvollen Militärs. Doch leider ist er der Rufer in der Wüste.

Am Ende löst Stainer den Fall, aber der Satz, die Gerechtigkeit hat gesiegt, will nicht recht passen.

Mich hat der Krimi sehr bewegt. Die Handlung war packend und hat mich mitgerissen. Was ich aber noch viel stärker empfunden habe, der Krimi ist in meinen Augen eine Anklage gegen den Krieg, der im Grunde die Ursache für all die sinnlose Gewalt ist.

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Sehr guter cosy crime aus dem Saarland

Nur Bärbel backte besser
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Durch einen Sportunfall außer Gefecht gesetzt, kann Jupps Ehefrau Inge ihren hausfraulichen Pflichten nicht wie gewohnt nachkommen. Eine Putzfrau muss her und findet sich in der Person der Kroatin Ivana.

Auch ...

Durch einen Sportunfall außer Gefecht gesetzt, kann Jupps Ehefrau Inge ihren hausfraulichen Pflichten nicht wie gewohnt nachkommen. Eine Putzfrau muss her und findet sich in der Person der Kroatin Ivana.

Auch Oma Käthe ist von der neuen Perle angetan und plant ein gemeinsames Backimperium mit ihr. Die Hoffnungen verwehen wie Staub im Wind, denn Ivanas Leben findet ein jähes Ende durch einen Sturz vom Balkon.

Nun schlägt Jupps große Stunde. Unterstützt durch Jürgen, einen zugereisten Lehrer aus Saarbrücken, stürzt sich Jupp in die Ermittlungen. Ivanas Mitbewohner im Mietshaus scheint deren Ableben nicht all zu viel auszumachen und Jupp erfährt einiges über ihre dunklen Seiten. Plötzlich gibt es Mordmotive ohne Ende und Verdächtige wie Sand am Meer.

Endlich wieder ein Fall für die Familie Backes, der meine Erwartungen, die ich aufgrund vorangegangenem Lesevergnügen bei den Vorgängerbände gehegt habe, mehr als erfüllt hat.

Die Familie Backes bestehend aus den Eheleuten Jupp und Inge sowie Inges Mutter, Oma Käthe sind (fast) Menschen wie Du und ich. Inge ist die gute Fee zuhause, die sich um den Haushalt kümmert und dafür sorgt, dass sich Jupp und Oma Käthe nicht gegenseitig umbringen. Jupp kümmert sich um die Sicherheit der Dorfbewohner, hält seine Ehefrau auf Trab und träumt davon, dass Oma Käthe endlich auszieht. Oma Käthe träumt von einer Unternehmerkarriere und sexueller Erfüllung, was des öfteren den Haussegen in Schieflage bringt. Aber wenn es um die Lösung eines Falles geht, arbeiten alle zusammen.

Was mir jedes Mal wieder gut gefällt und mich zum Lachen bringt, sind die Klischees und Vorurteile, die der Autor treffsicher in die Handlung einfließen lässt. So ist es nur verständlich, dass Jupp den zugereisten Lehrer aus der Stadt, der natürlich Vegetarier ist, misstrauisch beäugt. Genauso humorvoll sind die Unterhaltungen, in denen die Gesprächspartner beharrlich aneinander vorbei reden.

Dennoch gleitet das Buch nicht in den Klamauk ab, denn die Krimihandlung ist wohl durchdacht und gipfelt dieses Mal in einem Showdown, bei dem ich echte Sorgen um Jupp und Inge hatte.

Nicht zu vergessen die wohl dosierte Dosis Lokalkolorit .

Man muss nicht unbedingt mit dem Buch nach England reisen, um einen ausgezeichneten cosy crime zu lesen. Das geht auch hervorragend im Saarland, wie der Autor mit seiner Reihe über die Familie Backes beweist.

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