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Veröffentlicht am 19.06.2021

Der schmale Grat zwischen Fiktion und Realität

Eine Geschichte, die uns verbindet
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New York: Carrie, die Tochter der bekannten Schriftstellerin Flora verschwindet spurlos aus der verschlossenen Wohnung.
Man kann die Verzweiflung der Mutter nachvollziehen, vor allem als sich bei der Befragung ...

New York: Carrie, die Tochter der bekannten Schriftstellerin Flora verschwindet spurlos aus der verschlossenen Wohnung.
Man kann die Verzweiflung der Mutter nachvollziehen, vor allem als sich bei der Befragung durch die Polizei der Verdacht aufdrängt, dass sie hinter der Geschichte steckt.
Paris:
Der zweite Handlungsstrang richtet sich ebenfalls auf einem verzweifelten Elternteil. Romain sieht sich seiner noch Ehefrau ausgeliefert, die geschickt
das öffentliche Image lenkt. Sie will ihn als gewalttätigen und aggressiven Ehemann und Vater darzustellen, um so den gemeinsamen Sohn ganz für sich zu haben.
Aus Romains Sicht stellt sich die Lage gänzlich anders dar. Leicht von außen zu beeinflussen; schwach und unter dem Einfluss zweifelhafter Radikaler sollte
Almine keinesfalls das Sorgerecht für Théo erhalten.

Von der Aufmachung und Gestaltung her ist es ein schönes Buch.
Der Titel ist schon recht vielsagend. Das wird einem aber erst viel später klar.
Jedes der Kapitel beginnt am Anfang mit einem wunderschönen Zitat eines bekannten Schriftstellers. Dazu kommt der wunderbare Schreibstil des Autors.
Die Charaktere sind alle so lebensecht beschrieben und man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen.
Erzählt wird in zwei verschiedenen Handlungssträngen mit wechselnden Sichtweisen,
die immer wieder zusammen laufen.
Von Anfang an hat diese Geschichte einen Spannungsbogen der bis zum Schluss anhält.
Immer wieder bestimmen überraschende Wendungen den Fortlauf der Suche.
Clever konstruiert bleiben lange Zeit Fragen offen, deren Beantwortung man mit Spannung
verfolgt und die sich schließlich glaubwürdig und restlos klären.
Der Autor führt den Leser durch einen sehr schmalen Grat zwischen Realität und Fiktion,
zwischen dem Imaginären, das direkt aus dem Kopf des Romanschriftstellers kommt und der Realität, die ihn oft einholt.
Ein sehr schöner Roman voller überraschender Wendungen.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2021

Eine Mischung aus Genuss, Spannung und wunderschöner Landschaft.

Mord au Vin (Claire Molinet ermittelt 1)
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Claire, die nicht nur einen Food-Blog für die französische Küche und die neuen Trends
in der Esskultur schreibt, sondern auch Privatdetektivin ist,
findet eine mumifizierte Leiche.
Diese wurde in der Düne ...

Claire, die nicht nur einen Food-Blog für die französische Küche und die neuen Trends
in der Esskultur schreibt, sondern auch Privatdetektivin ist,
findet eine mumifizierte Leiche.
Diese wurde in der Düne von Pilat, Arcachon verscharrt.
Schnell wird klar, dass es sich um eine Winzerin handelt. Einer Verfechterin des Bioanbaues.
Das erweckt Claires Spürnase. Zusätzlich wird sie beauftragt eine verschwundene Studentin
zu suchen. Claire vermutet, dass die beiden Fälle zusammenhängen könnten.
Sie fängt an zu ermitteln und schon bald ergänzt sie sich sehr gut mit dem
Commandanten Chénier. Gemeinsam entwirren sie die Fäden, die tief in die Welt
des Bordelaiser Weinbaus führen. Doch sie müssen sich beeilen,
denn der Täter hat bereits ein neues Opfer im Visier ...

Das wunderschöne Cover lässt schon ahnen, in welche Richtung dieser Krimi geht.
Die Autorin nimmt uns mit in die Welt des Bordelaiser Weinbaus.
Ihre Beschreibungen sind atmosphärisch dicht.
Die Landschaft wird wunderschön und sehr ausführlich beschrieben.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und es fällt schwer das Buch aus der Hand zulegen.
Atmosphärisch dicht und sehr authentisch wird die Ermittlung geführt.
Die eingestreuten französischer Wörter verstärken das ganze noch.
Auch sind alle Elemente, die für einen klassischen Kriminalroman wichtig sind vorhanden.
Rätselhafte Verbrechen, die psychologischen Momente, die den Verbrecher antreiben,
die sehr guten Milieubeschreibungen.
Die Charaktere sind bis in die Nebenrollen so liebevoll gezeichnet das man ganz schnell
Sympathien oder auch Antipathien hegt.
Die Art der Ermittlung ist erfrischend anders.
Dem Commandanten Raoul Chénier steht Claire Molinet, Bloggerin und Privatdetektivin zur Seite.
Die beiden sind sehr sympathische und eigenwillige Charaktere und ergänzen sich wunderbar.
Stück für Stück wird das Rätsel gelöst.
Ein sehr gutes Hintergrundwissen machen diesen Krimi zu einem Leseerlebnis.
Es geht nicht nur um Wein, es geht auch um Skandale betreffs des Weinanbaus.
Alles in allem handelt es sich hier um einen guten klassischen Kriminalroman.
Eine Mischung aus Genuss, Spannung und wunderschöner Landschaft.
Der Spannungsbogen steigt langsam bis zum überraschenden Ende.
Wer einen klassischen Kriminalroman ohne große Action erwartet wird nicht enttäuscht.
Mir hat dieser Ausflug nach Frankreich gut gefallen.
Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen!

Positiv zu erwähnen ist noch das Glossar und die Playliste am Ende des Buches.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Ein Wohlfühlroman

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
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Die Geschichte einer Geigerin die eines Tages nicht mehr geigen kann.
Immer, wenn sie das Instrument in der Hand hält, überfällt sie eine
unbändige Traurigkeit. Sie fühlt sich an dem Tod ihres Mannes mit ...

Die Geschichte einer Geigerin die eines Tages nicht mehr geigen kann.
Immer, wenn sie das Instrument in der Hand hält, überfällt sie eine
unbändige Traurigkeit. Sie fühlt sich an dem Tod ihres Mannes mit schuldig.
Die junge Witwe verliert ihren Job als Musikerin und ihr wird die Wohnung gekündigt.
Das ist ein großer Schicksalsschlag, denn sie hat ja auch noch vier Kinder.
Aber es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer. Einen leerstehenden Gasthof im alten Land.

Das Cover ist sehr schön und macht große Lust auf die Natur, dem alten Land.
Auch der Titel ist sehr einnehmend. Er erweckt eine Sehnsucht nach Sommer, Kirschen
und heile Welt.
Die bildhaften und atmosphärischen Beschreibungen der Umgebung und der Charaktere
sind wunderbar gelungen. Das Gefühl direkt dabei zu sein stellt sich von der ersten
Seite ein. Der schöne Schreibstil mit den klaren Worten und die wunderschönen Bilder
die dadurch im Kopf entstehen.
Man sieht das alte Land förmlich vor sich. Den alten Gasthof, den wunderschönen
verwilderten Garten u.v.m.
Ihre vier Kinder die so unterschiedlich und vor allem so realistisch sind.
Sie geben der Geschichte etwas Leichtigkeit. Eine Geschichte über einen Neuanfang
der sich etwas schwierig gestaltet. Aber wie es meistens in einem Familienroman so ist,
werden nach und nach die Probleme gelöst. Die Liebe kommt auch nicht zu kurz.
Dabei wird es nie kitschig.
Dieses Buch macht Mut und bringt Hoffnung das es im Leben immer weiter geht.
Man spürt richtig, wie Felicitas langsam wieder Freude am Leben bekommt.
Alles ist möglich, man muss es nur zulassen.
Ein richtiger Wohlfühlroman!

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Frauenfreundschaft

Die Wunderfrauen
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1960 die Swinging Sixties.
Luise Dahlmann hat mit ihrem Laden viel um die Ohren. Die Konkurrenz schläft nicht.
Luise möchte da mithalten und den kleinen Laden umbauen.
Helga beginnt ihre neue Stelle als ...

1960 die Swinging Sixties.
Luise Dahlmann hat mit ihrem Laden viel um die Ohren. Die Konkurrenz schläft nicht.
Luise möchte da mithalten und den kleinen Laden umbauen.
Helga beginnt ihre neue Stelle als Assistenzärztin in der Seeklinik. Wird sie Luise
über dem Weg laufen? Marie hat mittlerweile drei Kinder und Annabel bekommt ihr zweites Kind,
ein Mädchen. Leider verläuft das nicht so wie es sein sollte.

Auch im zweiten Band steht das Lebensgefühl und der Zeitgeist an erster Stelle.
Dieses Mal sind es die 1960er Jahre.
Da denkt man an Wirtschaftswunder und Vollbeschäftigung, an die Hausfrau und den Babyboom,
an unverheiratete Fräuleins und schicke Hochfrisuren.
Wieder geht es um die vier Frauen und vier Schicksale.
Diese Frauen sind in diesem Jahrzehnt voller Umbrüche.
Die alleinerziehende Helga, die nun als Ärztin arbeitet, Louise deren ganzer Stolz ihr
kleiner Laden ist, ihre Schwägerin Marie, die inzwischen vier Kinder hat und Annabel,
deren Familie nach einem Schicksalsschlag zu zerbrechen droht.
Das Leben hat die vier Frauen in den letzten Jahren enger verbunden als sie dachten.
Und sie merken: Gemeinsam kann man mehr erreichen.
Auf den ersten Blick erscheinen sie sehr unterschiedlich, aber der Wunsch,
ihre Ziele und Träume zu verwirklichen eint und stärkt sie.
Die Schreibweise ist wunderbar authentisch und atmosphärisch dicht.
Jedes Kapitel ist jeweils einer Frau gewidmet und es wird teilweise durch kleine Anekdoten,
Rezepte oder Notizen die der Zeit entsprechen ergänzt.

Ein leicht und locker geschriebener Roman mit ernsten Hintertönen.
Eine schön zu lesende Zeitreise durch die 1960er Jahre.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Wandas Tagebuch

Die vier Gezeiten
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Inhalt:

Die Kießlings und Juist das gehört einfach zusammen.
Eduard Kießling soll das Bundesverdienstkreuz überreicht bekommen.
Als Eduard seine Frau Adda, die drei Töchter sowie Großmutter Johanne auf ...

Inhalt:

Die Kießlings und Juist das gehört einfach zusammen.
Eduard Kießling soll das Bundesverdienstkreuz überreicht bekommen.
Als Eduard seine Frau Adda, die drei Töchter sowie Großmutter Johanne auf der Generalprobe sind, platzt Helen hinein.
Die Überraschung ist groß denn Helen ist auf der Suche nach ihrer Mutter.
Die Ähnlichkeit mit Adda ist unverkennbar.
Wohl oder Übel müssen sich die Kießlings mit der Vergangenheit auseinandersetzen.
Da werden so einige Überraschungen an die Oberfläche gespült.

Meine Meinung:

Ein großer Familienroman der in Rückblenden erzählt wird.
Durch ihren authentischen und atmosphärisch mitreißenden Erzählstil sorgt die Autorin für ein originelles und nicht minder aufwühlendes Leseerlebnis.
Der Roman spielt in mehreren Zeitebenen und springt immer wieder in die Vergangenheit zurück.
Vor allem ist er vielseitig. Es werden viele Themen angesprochen.
Die Anfänge des Nationalsozialismus und der Judenhass auf der Insel.
Die Bombardierung Dresdens, Flucht aus der DDR und dann die Wirtschaftswunderjahre.
Nicht nur von politischen Erfahrungen erzählt der Roman. Sondern auch von den Lebensgeschichten der Frauen, von guten und auch von schmerzlichen Erlebnissen.
Die Mischung zwischen Realität und der fiktiven Familie Kießling vermischt sich zu einer spannenden Familiengeschichte.
Die Rolle der Frau spielt eine sehr große Rolle. Die Hauptcharaktere muss viel Kraft aufwenden, um alles am Laufen zu halten. Ihr Verhalten und ihre Entscheidungen beeinflussen auch das Leben ihrer vier Töchter. Die sind so verschieden wie die vier Gezeiten.
Verschiedener können Frauenschicksale nicht sein.
Dank der wirklich sehr lebendigen Schreibweise hat man das Gefühl ein Teil dieser Familie zu sein. Man erlebt alle Höhen und Tiefen hautnah.
Die Beschreibung der Insel vermittelt das Gefühl direkt vor Ort zu sein. Das ist wirklich sehr gelungen.

Leider ist dieser Roman Inhaltlich zu voll gepackt.
Es gibt sehr viele Handlungsstränge die nicht zu Ende erzählt werden.
Die Figuren müssen sich mit viel zu vielen Problemen rumplagen. Schicksalsschläge gibt es zu Hauff.
Da es sehr viele Charaktere gibt die alle irgendwie ein Problem haben bleibt vieles an der Oberfläche. Wird nur angekratzt.
Das eigentliche Hauptthema wird am Ende enttäuschend kurz abgehandelt.

Fazit:

Die Geschichte ist wunderbar geschrieben, sehr emotional, mit einem großen Spannungsbogen.
Leider lässt die Spannung wegen der o.g. Kritikpunkte bald nach.
Der Roman ist einfach mit viel zu vielen Problemen behaftet.
Die Geschichte um Eduard und seine Bemühungen für die Insel ist viel zu ausführlich und langatmig. Spätesten da lies mein Interesse rapide nach.
Weniger wäre doch mehr gewesen. Der Fokus hätte mehr auf das wesentliche
liegen sollen.


Ich habe das Buch trotzdem sehr gerne gelesen.
Es ist sehr unterhaltsam und die wunderbaren Beschreibungen der Landschaft
machen große Lust auf Juist.

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