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Liselottchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2020

Vorsicht - Lachmuskelkater

Pleiten, Geld & Geiseln
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Als die arbeits- und obdachlose Jenny plötzlich Geld findet, ist das ein Glücksfall. Sie hat gerade ihre Unterkunft verloren, sich außerdem in einem Selbstversuch schrecklich grüne Haare verpasst, als ...

Als die arbeits- und obdachlose Jenny plötzlich Geld findet, ist das ein Glücksfall. Sie hat gerade ihre Unterkunft verloren, sich außerdem in einem Selbstversuch schrecklich grüne Haare verpasst, als ihr dreibeiniger Hund Ahab im Gebüsch eine alte Ledertasche mit über achthunderttausend Euro findet. Sie ist gerade auf dem Weg zu ihrer Oma Käthe, die ihr Unterschlupf gewährt. Die beiden Frauen verstecken das Geld, aber kurze Zeit später wird Jenny von dem Privatdetektiv Rick Mick verfolgt. Eine Zeit lang kann sie ihm ausweichen, doch bald stellt er sie zur Rede. Es werden zwei Millionen Lösegeld aus einem Entführungsfall gesucht. Jenny fühlt sich unschuldig, achthunderttausend sind schließlich nicht zwei Millionen. Aber Rick bleibt nicht der Einzige: Die Polizei steht bald auf der Matte und außerdem noch eine Person, die nicht danach aussieht, als hätte sie gute Absichten. Jenny findet einen Hilfsjob bei ihrer früheren Klassenkollegin in einem Friseurladen, doch nirgends scheint sie sicher. Als auch noch ihre Oma in Gefahr gerät, ist es ausgerechnet Rick, den sie um Hilfe bittet ...

Mit dieser Krimi-Posse schuf die Autorin eine temporeiche Action-Komödie, die ich mir sehr gut im Fernsehen vorstellen könnte. Es geht Schlag auf Schlag und ich musste oft richtig herzhaft lachen, wenn die Bilder in meinem Kopf lebendig wurden. Die Hauptperson Jenny ist das bildlich auferstandene Chaos. Ihre Ausweichmanöver, Schlagfertigkeit und ihr Unschuldsgetue sind komisch und spaßig zu lesen, jedoch an keiner Stelle ernstzunehmen. Kurios ist auch ihre Ima Käthe, die so ganz und gar nicht einer würdigen alten Dame gleicht, sondern ihre Enkelin in puncto Schrägheit sogar an die Wand spielt. Selbst die Nebenfiguren sind schrullige Persönlichkeiten: Bestatterin Anna, Privatdetektiv Rick und Verehrer Otto – jede/r ist für sich ein unverwechselbarer Charakter und so plastisch dargestellt, dass ich die einzelnen Szenen deutlich vor mir hatte.
Was mir besonders gefiel, waren der Humor und die spritzigen Dialoge, sowie die abgedrehten Situationen, die die Autorin erschuf, über die ich einfach lachen musste. Nicht so meins war hingegen die Verharmlosung von Delikten, beispielsweise Diebstahl (für mich kein spaßiges ›Kavaliersdelikt‹) sowie das Umbringen und Beseitigen von Leichen, so nebenbei.
Der Schreibstil war angenehm flüssig zu lesen, ich habe mich gut unterhalten und gebe 4,5 Sterne für einen fröhlichen Roman, der jede gedrückte Stimmung mit Leichtigkeit fortspült. Für einen düsteren Regennachmittag unbedingt zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.06.2020

»Beim Sex ist man nackter als nackt.«

Lovecoach
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Vier Freundinnen haben ganz unterschiedliche, jedoch freizügige Zugänge zu Sex. Katja war Sex-Beraterin bei einem Männermagazin, doch als ihr Freund Matthis sie verlässt, überkommt sie das große Elend. ...

Vier Freundinnen haben ganz unterschiedliche, jedoch freizügige Zugänge zu Sex. Katja war Sex-Beraterin bei einem Männermagazin, doch als ihr Freund Matthis sie verlässt, überkommt sie das große Elend. Zehn erste Mal in Sachen Sex will sie nun abhaken und macht sich eifrig daran. Tilda lebt in einer Art Bauern-Gemeinschaft, eine sektenartige Verbindung die zahlreiche Prinzipien, darunter Keuschheit verfolgt, bis auf drei Mal im Jahr, wo sie rudelartig übereinander herfallen. Mieze ist mit einer Frau verheiratet, die laufend fremdgeht und Fine hat am liebsten virtuellen Sex mit einer Love-APP.

Bei diesem Buch dachte ich am Anfang: Oh Gott, wo bin ich da hineingeraten? Es war definitiv nicht mein Geschmack. Aber ich habe ein wundervolles von der Autorin persönlich signiertes und geküsstes Exemplar geschenkt bekommen, daher beschloss ich auch, es fertig zu lesen.
Und was hätte ich versäumt! Waren die ersten Kapitel verwirrend, so löste sich der Knoten für mich nach dem ersten Drittel und ich konnte die Ironie und den Wortwitz dahinter erkennen. Katja wird in eine Show gelotst, bei der es intim aber nicht privat zugeht. Was genau dabei abgeht, konnte ich vorerst nicht eruieren, es wird viel geredet und nichts gesagt. Doch zunehmend eröffnete sich mir eine Welt, die verzweifelt zu provozieren versucht, in einer Zeit, in der fast nichts mehr schockieren kann. So läuft auch der Chat zwischen den vier Mädels zwar auf dem Niveau von Teenagern ab, dennoch ist der Subtext dabei der Interessante. Ab der Mitte formte sich so etwas wie eine skurrile Geschichte mit einem roten Faden, es gab komische Momente, bei denen ich lachen musste.
Der Schreibstil ist betont jugendlich herausfordernd gehalten, die Autorin wirft ungefähr jeden Ausdruck in den Raum, der irgendwie mit Sex in Verbindung gebracht werden kann. Prickelnde Erotik suchte ich vergebens, ich denke, das ist auch so gewollt. Die Kapitel werden mit Tipps rund um die Sexualität eingeleitet, amüsant, teilweise jedoch nicht neu. Wie zum Beispiel, dass man nichts ausplaudern soll.
Es ist eine Story, die ich in dieser Form so nicht erwartet habe, die aber dennoch eine gewisse Faszination ausübt. Dass sie ausschließlich aus der Sicht der vier Frauen geschrieben ist, macht meines Erachtens den Reiz der Geschichte aus. Vermutlich werde ich dieses Buch ein zweites Mal lesen, um all die hintergründigen Facetten erfassen zu können.
Der Schluss kam ziemlich abrupt und wirkte auf mich ein wenig aufgesetzt und gewollt positiv, ist aber bestimmt Geschmackssache. Mein Fazit: Absolut lesenswert, für alle, die sich auf Neues einlassen möchten.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

In Kitzbühel tanzen nicht nur die Kühe

Leichen, die auf Kühe starren
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Fünf männliche Fans von Hansi Hinterseer gabeln eine ältere Dame in scharfem Outfit auf und kriegen sie nicht mehr los. Sie nennt sich Frau Obermoser, schleppt nicht nur eine unförmige Tasche, sondern ...

Fünf männliche Fans von Hansi Hinterseer gabeln eine ältere Dame in scharfem Outfit auf und kriegen sie nicht mehr los. Sie nennt sich Frau Obermoser, schleppt nicht nur eine unförmige Tasche, sondern auch einen riesigen tonnenschweren Koffer mit sich, aus dessen Ecken es rot tropft. Angeblich ein zerbrochenes Glas Pasta. Gleich am nächsten Tag wird in einem Museum der Kopf einer Leiche gefunden und im Hotel, in dem das Zimmermädchen Lea arbeitet, läuft scheinbar ein Mann mit blutigem Messer herum. Lea wird außerdem ein Job als Haushaltshilfe für eine Woche angeboten, doch ihre neue Dienstgeberin scheint nicht nur über Geld ohne Ende zu verfügen, sondern ist obendrein die Witwe eines russischen Gangsterbosses. Und ausgerechnet Lea findet einen weiteren Leichenteil ...

Was soll ich zu diesem Buch sagen? Es ist von einer Könnerin ihres Fachs geschrieben. Ich habe mich kaputtgelacht und es in einem durch verschlungen. Die Autorin hat einen schrägen schwarzen Humor und versteht es, mit Worten zu jonglieren. Ihr Wortwitz und die amüsanten Ausführungen trugen mich von Szene zu Szene. Die Figuren sind plastisch und charakterlich so gut herausgearbeitet, dass ich sie bildlich vor mir sah. In der Geschichte stecken zahlreiche Details, sowie offene und versteckte Pointen, sodass ich die Story bestimmt ein zweites Mal lesen werde, um alles zu erfassen.
Dabei gelingt der Autorin wunderbar der Drahtseilakt zwischen leicht verrücktem Witz und der Krimihandlung, die sie trotz aller humoriger Elemente nie aus den Augen verliert. Die Handlung selbst driftet nie ins Banale oder Geistlose ab und sogar die Spannung bleibt erhalten. Der Bezug auf bekannte Persönlichkeiten (beispielsweise Hansi Hinterseer) geschieht respektvoll, sodass niemand vor den Kopf gestoßen wird. Gerade dieser Aspekt gefiel mir besonders gut, denn das erweist Fingerspitzengefühl und Niveau.
Der Schluss setzt noch eine Kirsche auf die Sahnetorte und rundet den Krimi-Spaß vom Feinsten exzellent ab. Leider gibt es nur 5 Sterne, die Story hätte definitiv mehr verdient.
Wer Krimis liebt, eingeflochten in anspruchsvoll spaßhafte Details, sollte hier unbedingt zugreifen.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Wenn der Opa Geheimnisse hat

Tödliche Rezeptur
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Krister hat keine innige Beziehung zu seinem Großvater Herrmann Jöhns, doch als er ihn auf einem Polizeifoto erkennt, verrät er ihn nicht. Er möchte ihn selbst zur Rede stellen, leider ist Opa von der ...

Krister hat keine innige Beziehung zu seinem Großvater Herrmann Jöhns, doch als er ihn auf einem Polizeifoto erkennt, verrät er ihn nicht. Er möchte ihn selbst zur Rede stellen, leider ist Opa von der Bildfläche verschwunden. Was hat er mit dem Einbruch, bei dem ein Wachmann ums Leben kam, zu tun? Krister beginnt Nachforschungen anzustellen, dabei hilft ihm die Journalistin Hanna. Sie finden heraus, dass Herrmann Jöhns vor dreißig Jahres des Mordes an seinem Chef, dem Bierbrauer Börnsen, angeklagt wurde und ein halbes Jahr in Untersuchungshaft verbrachte. Weshalb hat Opa das nie erzählt? Außerdem existieren vier Bilder, die miteinander Millionen wert sein sollen, weil sie das ultimative Bierbraurezept beinhalten. Krister sucht weiter. Er befragt alte Kollegen seines Großvaters und macht sich damit nicht nur selbst verdächtig, sodass er vor der Polizei flüchten muss, sondern er bringt sich auch direkt in die Schusslinie des Täters, der ohne Skrupel vorgeht.

Die Geschichte ist in der dritten Person aus mehreren Blickwinkeln verfasst, in verschiedenen Zeitebenen. Dennoch kam ich schnell hinein und fand die einzelnen Stränge sehr spannend. Der Erzählstil ist locker, flüssig zu lesen, ohne mit langatmigen Beschreibungen zu nerven, schuf der Autor ein Bild der örtlichen Begebenheiten. Wie ein Puzzle werden stückchenweise die Ereignisse in der Vergangenheit aufgeschlüsselt und eröffnen immer wieder neue Perspektiven. Die parallel laufenden Ermittlungsergebnisse (Polizei, Krister, Perspektive vom Täter oder auch anderen Personen) geben ein verschiedenartiges abwechslungsreiches Gesamtbild. Jedoch verlor ich zeitweise durch die zahlreichen Mitwirkenden ein wenig den Überblick. Vor allem die Menge von älteren Herren, die auftraten, konnte ich schwer einschätzen.
Es gab jedoch eine schlüssige Auflösung einen spannenden actionreichen Showdown, daher kann ich das Buch Krimi- und Thrillerfreunden auf jeden Fall weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Gehirnimplantat mit Nebenwirkungen

Deep Dream
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John arbeitet bei der Firma Biophysical Implants, wo ihm ein verlockend lukratives Angebot gemacht wird: Er soll der Erste sein, dem ein Implantat ins Gehirn gepflanzt wird, eine Art künstliche Intelligenz, ...

John arbeitet bei der Firma Biophysical Implants, wo ihm ein verlockend lukratives Angebot gemacht wird: Er soll der Erste sein, dem ein Implantat ins Gehirn gepflanzt wird, eine Art künstliche Intelligenz, die ihm sämtliches Wissen zur Verfügung stellt. Gegen den Willen seiner Frau Laura stimmt er zu. Doch bereits im Vorfeld fallen merkwürdige Dinge auf: Sein Freund Peter, der angeblich auf Urlaub ist, kehrt nicht zurück und eine unbedachte Bemerkung des Projektleiters lässt darauf schließen, dass er nicht der Erste ist, der das Implantat bekommen soll. Wurde es bei Peter schon einmal versucht? Ging womöglich etwas schief? Als John seine Einwilligung zurückziehen will, wird er massiv unter Druck gesetzt und so stimmt er zu. Mitten in der Nacht wird er abgeholt, doch Laura, die ihn eigentlich begleiten sollte, fährt nicht mit ...

Das Thema des Buches sprach mich unheimlich an, das war auch der Grund, weshalb ich mich für die Leserunde beworben hatte. Leider konnte mich die Geschichte nicht richtiggehend fesseln, obwohl der Spannungsbogen zwischenzeitlich durchaus vorhanden war. Das lag großteils am holprigen Schreibstil, sehr einfach gehalten mit eher hölzernen Dialogen, in denen ich keine Gefühle spürte. Die Story wird in mehreren Perspektiven erzählt, die Ich-Form von Laura und John im Präsens, andere Passagen aus Erzählersicht in der dritten Person und im Präteritum. Vielfach wird wiederholt, was der Leser schon weiß.
Auch der Bezug zum Glauben, den der Autor hier hineinbrachte, wird nicht durch Emotionen, sondern durch das Zitieren von Bibelstellen und Predigten ausgedrückt. Das konnte mich nicht berühren und kam wie auswendig gelernt herüber. Auch die Figuren bleiben blass, der Antagonist Michael wird zu schnell und einfach entmachtet, alle anderen sind zu nett und lieb. Dadurch fiel es mir schwer, eine Nähe zu den Protagonisten aufzubauen. Insgesamt gab es zu wenig Konfliktpotential, das der Autor hätte aufbauen können.
Gelungen fand ich allerdings die Geschichte rund um die Gehirnimplantate, mit Fachwissen erzählt und realistisch inszeniert. Ist es sinnvoll Menschen ›künstliche Intelligenz‹ einzupflanzen? Wie hoch darf der Preis sein? Welche Auswirkungen hat das Ganze?
Insgesamt eine Story, die durchaus Potenzial hätte, das der Autor leider zu wenig genützt hat, weil er meines Erachtens zu viel wollte: Thriller, Liebesgeschichte, Science Fiction und Religionsbuch, daher bleibe ich mit meiner Bewertung in der Mitte.

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