Profilbild von Lui_

Lui_

Lesejury Profi
offline

Lui_ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lui_ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2024

Anspruchsvolle Shakespeare-Neuinterpretation

Der Rabengott
0

Das Cover hat mich sofort magisch angezogen. Es verströmt eine düstere Atmosphäre und lädt so gelungen zum Blick hinter den Umschlag ein.
Zum Inhalt: Der Rabengott wacht über Vastai – im Austausch gegen ...

Das Cover hat mich sofort magisch angezogen. Es verströmt eine düstere Atmosphäre und lädt so gelungen zum Blick hinter den Umschlag ein.
Zum Inhalt: Der Rabengott wacht über Vastai – im Austausch gegen ein Menschenopfer, sobald der aktuelle Vogel stirbt. Als Mawat nach Hause zurückkehrt, erwartet er, das Erbe seines Vaters als neuer Statthalter anzutreten, findet aber stattdessen seinen Onkel auf dem Thron vor und schwört auf Rache.
Der Schreibstil wirkt dank der neutralen Du-Perspektive einzigartig, erschwert dadurch aber sowohl den Einstieg ins Buch als auch das Einfühlen in die Charaktere. Die High Fantasy Geschichte erfordert außerdem viel Konzentration und selbstständige Schlussfolgerungen von den Lesenden. Zu Beginn habe ich mich etwas desillusioniert gefühlt, wurde dann aber immer mehr in den Bann politischer Intrigen gezogen.
Ein Großteil der Handlung wird von weitschweifigen sprachphilosophischen Überlegungen und der Reflektion über das komplexe Glaubenssystem eingenommen, was in einem langsamen Erzähltempo und vielen inneren Monologen resultiert. Ein actiongeladenes Epos sollte man hier also nicht erwarten. Stattdessen verfolgt man die Zuspitzung schleichenden Unheils und obwohl wir es hier nicht mit einem Schlachtenepos zu tun haben, ist der Showdown dennoch beeindruckend.
Da die Charaktere so wenig Raum einnehmen, fällt es mir schwer, sie einzuschätzen. Sie bleiben bedingt durch die Erzählperspektive schlicht fremd. Was mir allerdings sehr gefallen hat, ist die ungezwungene Diversität der ProtagonistInnen.
Obwohl ich etwas anderes erwartet habe, konnte mich das Buch nach einer längeren Eingewöhnungsphase doch noch für sich einnehmen und ich werde es sicher irgendwann noch einmal lesen. Wer sowohl anspruchsvolle High Fantasy als auch die Eigenarten klassischer Literatur mag und auf der Suche nach einem Buch zum Entschleunigen und langsamen Lesegenuss ist, sollte hier einmal reinlesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2024

Wertvolle Aufklärungsarbeit

Endometriose – Alles, was du wirklich wissen musst
0

Das Cover ist vielleicht nicht mein Favorit, passt durch seine Schlichtheit aber gut zum Sachbuch-Genre und soll durch die Farbwahl sicherlich die Zielgruppe ansprechen.
Da der Titel bereits deutlich macht, ...

Das Cover ist vielleicht nicht mein Favorit, passt durch seine Schlichtheit aber gut zum Sachbuch-Genre und soll durch die Farbwahl sicherlich die Zielgruppe ansprechen.
Da der Titel bereits deutlich macht, worum es geht, verweise ich für weitere Infos zum Inhalt nur auf den Klappentext.
Bereits das Vorwort hat dafür gesorgt, dass ich den Tränen nahe war. Es hat mich als von Endometriose Betroffene direkt abgeholt. Sich ernstgenommen und verstanden fühlen ist sehr viel wert und das schafft die Autorin hier allemal. Das gesamte Buch ist anschaulich und vor allem verständlich geschrieben. Hin und wieder scheint sogar eine Prise Humor durch. Ergänzt wird all das durch hilfreiche Illustrationen.
Da die Autorin selbst Gynäkologin ist, stehen medizinische Themen im Vordergrund des Sachbuchs. Was genau ist Endometriose? Was sind mögliche Symptome? Außerdem wird der mitunter steinige Weg bis zur Diagnose ebenso beleuchtet wie Therapiemöglichkeiten und Praxistipps, die den Umgang mit der Erkrankung im Alltag erleichtern können.
Es sind keine Vorkenntnisse nötig, um in dieses Sachbuch einzutauchen. Das heißt jedoch im Umkehrschluss, dass das Buch womöglich eher geeignet ist, wenn der Verdacht auf Endometriose besteht oder wenn man – wie ich – am Anfang der Begegnung mit der chronischen Krankheit steht. Außerdem können auch Verwandte und Freunde viel aus der Lektüre mitnehmen, nicht zuletzt, um wünschenswerte Aufklärung über die Krankheit zu leisten.
Ich wünschte, ich hätte dieses Buch schon während meines jahrelangen Ärztemarathons gehabt und kann die Lektüre allen, die sich mit der Krankheit beschäftigen wollen, nur ans Herz legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 01.04.2024

Für Fans klassischer Krimis

Die Medici-Morde
0

Cover und Titel sind mir dank der auffälligen Farbgebung sofort ins Auge gesprungen und haben gelungen neugierig gemacht.
Worum geht‘s?
Der berühmte TV-Historiker Marmaduke Godolphin wird während seines ...

Cover und Titel sind mir dank der auffälligen Farbgebung sofort ins Auge gesprungen und haben gelungen neugierig gemacht.
Worum geht‘s?
Der berühmte TV-Historiker Marmaduke Godolphin wird während seines aktuellen Projekts, der Untersuchung zweier Morde von Medici-Familienmitgliedern, ermordet. Dukes für die Fernsehserie einbestellte Gäste scheinen von seinem Tod nicht sonderlich betroffen und dennoch haben sie alle einiges zu verbergen.
Gleich zu Beginn des Krimis wurde mir klar: Dieses Buch ist keine Lektüre für nebenbei, sondern erfordert Ruhe und Konzentration beim Lesen. Das liegt vor allem an dem getragenen, schwelgerischen Schreibstil, den der Blick unseres Erzählers, eines pensionierten Archivars, und dessen Bewunderung für Venedigs Flair mit sich bringt. Alle im Geschichtsbereich Tätigen werden sich ihm womöglich direkt verbunden fühlen. Mir ging es jedenfalls so und selten habe ich mir in einem Buch so viele Textstellen markiert. Ich habe mich beim Lesen allerdings immer gefragt, wie vertrauenswürdig unser Erzähler wirklich ist. Dadurch wurde für mich ein recht gelungener Spannungsbogen aufgebaut, auch wenn ich einige ausufernde Schachtelsätze mehrmals lesen musste.
Arnold, unser Erzähler, war mir grundsätzlich sympathisch. Mit all seiner Lebenserfahrung und Spuren der Verbitterung blickt er auf vergangene Tage zurück. Seine Melancholie wird dabei durch seinen immer vor Energie sprühenden, italienischen Freund Luca und die knallharte, intelligente Ermittlerin Valentina aufgebrochen.
Dieses Buch hat mich mehr als einmal an klassische britische Krimis und Serien wie Death in Paradise erinnert. Von Beginn an begegnet uns ein Kreis fester Verdächtiger, inklusive Enthüllung vor großem Publikum. Das führt dazu, dass sich die Handlung auch mal etwas im Kreis dreht. Dieser Krimi besticht weniger durch Action, als durch seine Anregung zum Nachdenken über die Vergangenheit und alltägliche Begegnungen mit Trauer und Schuld. Somit passt das winterliche Venedig-Setting perfekt zum recht düsteren Handlungsinhalt.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten, weil meine Erwartungen quasi punktgenau erfüllt wurden. Geschichtsinteressierte, Kulturbegeisterte, Foodies und Fans klassisch-britischer Krimis sollten hier einmal reinlesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2024

Filmreife Unterhaltung

Drei Magier und eine Margarita
0

Sowohl der klangvolle Titel als auch das detailreich verzierte Cover sind mir sofort ins Auge gesprungen und haben meine Neugier auf die Geschichte dahinter geweckt.
Zum Inhalt: Die temperamentvolle Tori ...

Sowohl der klangvolle Titel als auch das detailreich verzierte Cover sind mir sofort ins Auge gesprungen und haben meine Neugier auf die Geschichte dahinter geweckt.
Zum Inhalt: Die temperamentvolle Tori verliert einen Job nach dem anderen. Verzweifelt beschließt sie, es mit einer etwas fragwürdigeren Stellenanzeige zu versuchen und findet sich plötzlich umgeben von magischen Geheimnissen, eigenwilligen Gildemitgliedern und Gefahren wieder.
Der humorvolle Schreibstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Dank dieser Sogwirkung konnte ich komplett in die Geschichte eintauchen und hatte das Abenteuer trotz kleinerer Längen schnell verschlungen. Der Genremix aus Urban Fantasy, Crime, einer ordentlichen Portion Humor und einem Funken Romantik ist einfach perfekt umgesetzt worden.
Die Handlung ist weder ganz unvorhersehbar noch komplett frei von Klischees. Auch Tiefgang wird ebenfalls lediglich angedeutet, dennoch hat die Lektüre meine Laune dank filmreifer Action und so manchem amüsanten Schlagabtausch immer heben können. Sprücheklopfen können die Charaktere hier allemal.
Tori ist eine impulsive, draufgängerische, selbstbewusste junge Frau, die sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Ich schätze, man kann die Protagonistin lieben oder hassen. Ich für meinen Teil mochte sie sehr. Ebenso wie die drei – natürlich hinlänglich attraktiven – Magier. Die Autorin hat hier augenzwinkernd für jeden Männergeschmack vorgesorgt. Glücklicherweise halten sich Liebeschaos und Romantik allerdings in Grenzen und bilden eher einen hintergründigen Handlungsstrang.
Insgesamt bietet dieses Buch kurzweilige Unterhaltung und macht definitiv Lust auf mehr. Wer einen Mix aus Urban Fantasy und Krimi in Form eines Wohlfühlbuchs mit locker-leichtem Schreibstil sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass diese Geschichte so manche Leseflaute zu heilen vermag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2024

Überzeugende Grundidee, mangelhafte Umsetzung

Hexen
0

Das perfekt zum Sachbuch-Genre passende Cover ist trotz seiner Schlichtheit ein echter Eyecatcher und hätte mich sofort angesprochen, wenn ich dieses Buch nicht schon seit dem Erscheinungstermin in Originalsprache ...

Das perfekt zum Sachbuch-Genre passende Cover ist trotz seiner Schlichtheit ein echter Eyecatcher und hätte mich sofort angesprochen, wenn ich dieses Buch nicht schon seit dem Erscheinungstermin in Originalsprache auf dem Schirm gehabt hätte.
An 13 Fallbeispielen ausgehend vom späten Mittelalter, über Salem bis in die Gegenwart stellt Marion Gibson die Strukturen von Hexenprozessen und den Wandel des Verständnisses von Hexerei vor. Im Fokus stehen dabei hauptsächlich christlich geprägte Territorien. Dabei zeichnet sie die Ursprünge des Verfolgungsgedankens nach, um ihre Wirkmächtigkeit bis in die heutige Zeit zu erklären.
Die Autorin verfolgt mit diesem Buch ein eindeutiges Ziel und vertritt starke Meinungen. Objektivität muss man in diesem Sachbuch daher nicht suchen. Mitunter wird der Ton auch einmal passiv-aggressiv, auch wenn UnterstützerInnen der Angeklagten hier lobenswerterweise ebenso Aufmerksamkeit bekommen wie VerfolgerInnen.
Die Grundidee, die Geschichte der von Hexenverfolgung betroffenen Opfer, zumeist Frauen, zu erzählen und ihnen soweit möglich, eine Stimme zu verleihen, die dem Vergessen entgegenwirkt, hat mich sofort angesprochen. Leider konnte mich die Umsetzung jedoch nicht ganz überzeugen.
Die Gliederung hat mir grundsätzlich gefallen, da die Prozesse aufeinander aufbauen. Außerdem ermöglichen die Kapitel einen Eindruck vom Alltag und Leben zur Zeit des jeweiligen Prozesses. Die Ähnlichkeiten zwischen den jeweiligen Fallbeispielen sorgen jedoch für so manche Wiederholung.
Marion Gibson arbeitet mit stark vereinfachten Darstellungen der zeitgenössischen Verhältnisse. Das sorgt einerseits für gute Lesbar- und Verständlichkeit, andererseits sorgt die Fülle der behandelten Regionen, Prozesse, Zeiten und Themen so dafür, dass jeweils nur an der Oberfläche gekratzt werden kann. Manchmal ist weniger dann eben doch mehr.
Größtes Manko ist jedoch der langatmige Schreibstil. Häufig werden beispielsweise viele Aufzählungen aneinandergereiht, die Informationen enthalten, die vielleicht besser in einer Fußnote aufgehoben wären. Das erscheint weder dem Lesefluss noch der Wissensvermittlung besonders zuträglich. Ich musste mich immer wieder zwingen weiterzulesen und aufpassen, dass meine Gedanken nicht abschweifen. Am Ende des Buchs existiert zwar ein Personenregister, dieses aufzuteilen und vor die jeweiligen Kapitel zu setzen, hätte meiner Meinung nach bei der Masse an Namen jedoch deutlich mehr gebracht.
Wer sich bisher wenig mit dem Thema beschäftigt hat und einen feministisch motivierten Zugang zum Thema sucht, sollte hier jedoch einmal reinlesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung