Jack ist 18 und hat Prosopagnosie. Das ist die Unfähigkeit, Gesichter bekannter Menschen zu erkennen, selbst von denjenigen, die er liebt. Doch niemand in seiner Umgebung weiß Bescheid.
Libby war das fetteste Mädchen Amerika’s mit über 250kg Gewicht. Nun hat sie 140 kg abgenommen und möchte ihre letzten Highschooljahre auch als normaler Teenager erleben.
Eine Geschichte über zwei so ungleiche Persönlichkeiten, die sich ähnlicher nicht sein könnten. Über den Hass der Gesellschaft, der Menschen dazu treibt andere wegen allem Möglichem zu ver- und beurteilen. Und über Mut, Freundschaft, Ehrlichkeit und vielleicht ein kleines bisschen Liebe….
“Stell dir vor, dass ich dich liebe” habe ich von meiner lieben Bloggerfreundin Ingrid zum Geburtstag erhalten. Ich kannte weder den Titel noch habe ich es zuvor mal gesehen und ich bin so froh, das sie das geändert hat.
Dieses knallige Cover, das übrigens auch noch zur Aufgabe Nummer 2 der #KunterbunterBuecherwahn Challenge von booknerds by Kerstin passt, hätte ich nie im Leben mit so einer ernsten Geschichte in Verbindung gebracht. Da hab ich mich echt täuschen lassen.
Und ich bin so froh! Ich liebe Jugendbücher, die sich mit so richtig ernsten Handlungen aus dem realen Leben befassen. Bücher, die einen so richtig im Herzen packen und nicht mehr loslassen. Diejenigen, die deinem Freund, deinem Nachbarn, deiner Schwester oder auch einem total fremden Menschen passiert sein hätten können, ohne dass du es bemerken hättest können und die dich dann auf den Hosenboden der Tatsachen setzen. Es sind die Geschichten, bei denen Menschen sich fragen, warum genau ihnen das passiert.
Genau so erging es den beiden und es tat mir in der Seele weh, was sie durchmachen mussten. Auf der anderen Seite habe ich großen Respekt, gerade vor Libby, wie stark und mutig sie ist. Man merkt ihr an, dass auch sie wahnsinnig verletzt ist, wenn andere sie wieder mal wegen ihres Gewichts beleidigen. Aber wie sie es schafft den Menschen aufzuzeigen, wie man sich gegenüber anderen zu verhalten hat und vor allem, wie sie für ihren Traum kämpft, hat mich wahnsinnig beeindruckt. Ich wünschte, es gäbe mehr Libby’s auf der Welt.
Aber auch Jack konnte sich eine Platz in meinem Herzen erkämpfen. Auch wenn er erst noch lernen muss, dass es manchmal besser ist den Mund aufzumachen, bewundere ich, wir er es schafft seine Krankheit zu verstecken. Dabei ist er überhaupt nicht so, wie es äußerlich den Anschein hat.
Jennifer Niven hat eine einnehmende, flüssige Schreibweise. Sie schreibt zwar teilweise so trocken, dass man sich schon fragt, wie die Charaktere so sein können, aber wenn man erstmal tiefer im Buch drinnen ist, spürt man die Nuancen. Das Brodeln hinter den ruhigen Worten und Gesten. Die Kapitel wurden abwechselnd aus den Sichten von Libby und Jack geschrieben und ich fand das echt interessant in das Denken eines Prospagnosten einzutauchen. Ich könnte mir nicht mal im entferntesten vorstellen, sowas geheim zu halten. Außerdem bringt uns die Autorin die Charaktere durch außergewöhnliche Abschnitte noch viel näher. Tagebuch- oder einfach Listenähnlich. Die Kapitel sind manchmal sehr kurz, doch das hat mir hier besonders gut gefallen, weil man eine Situation so aus beiden Sichten gut erleben kann. Man taucht einfach intensiver ein.
Ja was kann ich noch groß sagen. Ich habe “Stell dir vor, dass ich dich liebe” innerhalb 24 Stunden durch gelesen und konnte es absolut nicht aus der Hand legen. Die Emotionen sind ständig spürbar, aber drängen sich nicht in den Vordergrund. Libby hat eher eine trockene Art mit ihrem Schicksal umzugehen und so sind dramatische Szenen dann auch wirklich nur in diesen Momenten richtig heftig. Es wird nicht durchgängig alles überdramatisch dar gestellt. Obwohl die Autorin dazu jedes Recht hätte. Ich hab ziemlich gelitten, herzhaft gelacht und konnte mir nicht begreiflich machen, warum dieses Buch trotz der harten Ausgangslage so einen positiven Sog auf mich ausübt. Lest es einfach selbst. Ich kann es euch nur ans Herz legen und wer Jugendbücher mag, findet hier eine sehr tiefgründige Geschichte.