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Veröffentlicht am 12.02.2024

Liegt das Glück wirklich in den Sternen? Schicksalsroman mit Gänsehautfeeling

Was die Sterne dir schenken
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Die beiden Schwestern Lexi und Amelia haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Amelia eines Tages am Strand gefunden wird und reanimiert werden ...

Die beiden Schwestern Lexi und Amelia haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Amelia eines Tages am Strand gefunden wird und reanimiert werden muss, lässt Lexi in New York alles stehen und liegen, um nach Somerset zu fliegen und ihrer Schwester beizustehen. Doch dort angekommen, scheint ihre Schwester einige schwerwiegende Veränderungen durchgemacht zu haben, was bei der Diagnose passieren kann. Ihr Gedächtnis entwickelt falsche Erinnerungen für Dinge, die eigentlich nie passiert sind. Detailliert schildert sie ihren Ehemann und dessen Hund, gemeinsame Erlebnisse und kann ihn sogar zeichnen. Allerdings gibt es ihn gar nicht.
Lexi und ihre Mutter sollen auf Anraten der Ärzte und zur besseren Genesung diese Erinnerung wachhalten und so tun, als wenn es echt wäre. Während sie im Cottage ihrer Schwester wohnt, trifft sie eines Tages einen Mann am Strand, der auf die Beschreibung genau passt – aber er heißt nicht Sam, sondern Nick und ist ihrer Schwester noch nie begegnet…

Die Geschichte klingt im ersten Moment kurios und verrückt, ist aber durch das, was Amelia geschehen ist, psychologisch wirklich möglich - Gedächtnislücken werden aufgefüllt mit für echt empfundenen Erlebnissen und die Autorin hat das genial in die Geschichte eingebaut.

Die Zerrissenheit von Lexi, die ihre Schwester über alles liebt und auch alles für sie tun würde, um sie wieder gesund und glücklich zu machen ist sehr emotional beschrieben. Ich konnte so nachvollziehen, welche Achterbahnfahrt der Gefühle sowohl die Mama als auch Lexi durchmachen, zumal sie auch den Verlust des Vaters verkraften mussten.

Als Lexi mit Nick eine Idee entwickelt, um die Erinnerungen Amelias lebendig zu halten und ihr Hoffnung zu geben, merkt sie, in welchem Dilemma sie steckt. Ihre eigenen Gefühle zugunsten der ihrer Schwester opfern? Die Wahrheit aussprechen oder zurückstecken und auf die Liebe verzichten?

Ich hab schon mehrere Romane der Autorin gelesen, die für ihren Herzschmerzstil bekannt ist und auch hier erlebt man etliche Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat und die mir am Ende das Herz zerrissen haben.

Die Charaktere sind so liebevoll und besonders, gerade Nick hat mir unglaublich gut gefallen, der eine Stärke und Selbstlosigkeit zeigt, auch wenn man spüren kann, wie suspekt das alles auch für ihn ist. Auch der grummelige Nachbar Tom ist für mich ein passender Fels in der Brandung und geben der Geschichte noch mehr Tiefe.

Auch wenn es nicht der stärkste Roman ist, finde ich die Idee und Umsetzung dennoch gelungen und da ich es zeitgleich gehört habe, muss ich sagen, dass es als Hörbuch noch intensiver wirkt und die Sprecherin Nora Jokhosha das in einer Art transportiert, die mir so manche Gänsehaut verschafft hat und die Momente und Stimmung super eingefangen hat.

Trotz des ungewohnten und etwas seltsam wirkenden Handlungsverlaufs interessieren mich solche medizinischen Besonderheiten sehr und ich finde es gut, dass auch solche Themen in Büchern ihren Platz finden.

Für mich auf jeden Fall eine lesenswerte Geschichte!

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Veröffentlicht am 09.02.2024

Der Holocaust aus der Sicht eines kleinen Jungen - Aufarbeitung für Alt und Jung

Der Junge im gestreiften Pyjama
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Das Buch hab ich schon so häufig gesehen und es mir dann als Hörbuch angehört, was mich so mitgenommen und gleichzeitig berührt hat, dass ich mir Buch und Film auch gleich gekauft habe.

Was für eine Message ...

Das Buch hab ich schon so häufig gesehen und es mir dann als Hörbuch angehört, was mich so mitgenommen und gleichzeitig berührt hat, dass ich mir Buch und Film auch gleich gekauft habe.

Was für eine Message des Autors, die er selbst so zusammenfasst: „Wenn du dieses Buch zu lesen beginnst, wirst du früher oder später an einem Zaun ankommen. Zäune wie diese existieren überall. Wir hoffen, dass du niemals einem solchen Zaun begegnest.“

Der kleine 9-jährige Junge Bruno muss eines Tages mit seiner Familie das große, geräumige Haus in Berlin verlassen und an einen tristen, grauen Ort umziehen, umgeben von komischen Zäunen und Auswisch genannt. Kein vernünftiger Garten, getrennt von seinen besten Freunden, ständig im Streit mit seiner etwas älteren Schwester, das Dienstmädchen erzählt auch nicht viel und Vater blüht in seiner neuen Rolle ganz auf, während seine Mutter immer unzufriedener wird.

Mit kindlicher Neugier erlebt man diesen arglosen, aber wissbegierigen Jungen, der keine Erklärung dafür hat, was sein Vater eigentlich arbeitet, was diese Zäune bedeuten und warum die Menschen auf der anderen Seite alle einheitlich und ganz traurig aussehen.

Die Welt des Holocausts besonders um das Lager Auschwitz aus der Sicht eines kleinen Jungen zu erleben, mit all seinen Ideen, Ängsten, Vorstellungen und Träumen hat mich wirklich begeistert und zugleich auch sehr nachdenklich gestimmt.

Seine Begegnung mit dem gleichaltrigen Jungen Schmuel, der auf der anderen Seite des Zauns sitzt, hat mir echt das Herz zerrissen. Man spürt, dass Schmuel wesentlich reifer ist und seinen neuen Freund auf der anderen Seite schützen und nicht schockieren möchte.

Es ist so viel mehr als einfach eins der vielen Holocaustbücher, denn was haben all die schrecklichen Erlebnisse mit den Kindern auf beiden Seiten angestellt.

Rassentrennung, Diskriminierung, Völkermord unter dem Deckmantel falscher Anschuldigungen – wer legt fest, was richtig und falsch ist, welchen Wert eine Person hat. All das erlebt man durch Bruno und seine vielen Fragen, der einfach nicht verstehen kann, warum Menschen grausam behandelt werden und ein blöder Zaun Freunde voneinander trennt.

Die Tränen fingen dann an zu laufen, als ich den Schluss gehört habe – eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe, die aber zeigt, was Fanatismus und Ignoranz anrichten kann.

Ein großartiges Buch was ich wirklich nicht nur Erwachsenen, sondern auch älteren Schülern empfehlen kann, denn wie oft bauen wir Zäune um uns herum, in welcher Gefahr schweben wir auch heute noch, wieder zu trennen und Unterschiede zu machen. Ein Buch, dass in jeden Unterricht gehört – als moralischer Wecker, Wegweiser und Warnschild.

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Veröffentlicht am 07.02.2024

spannender, eindrucksvoller historischer Roman über die Bildweberei in Nürnberg

Die Bildweberin
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Nürnberg, 1534: Die Autorin nimmt uns in diesem Roman mit in die Welt der Farben und Fäden, denn als Bildweberin, arbeitet die Protagonistin Emilia bei der berühmten Kunigunde Löffelholz, die Aufträge ...

Nürnberg, 1534: Die Autorin nimmt uns in diesem Roman mit in die Welt der Farben und Fäden, denn als Bildweberin, arbeitet die Protagonistin Emilia bei der berühmten Kunigunde Löffelholz, die Aufträge für Tapisserien, kunstvoll gewebte Bildtteppiche herstellt. Emilia liebt die Kunst, die Farben und hat auch die Liebe zur Malerei von ihrem Vater geerbt, was zu der Zeit verpönt und verboten war. Doch nach dem Verlust der Mutter verfällt der Vater immer mehr in Schwermut und so übernimmt Emilia heimlich die Aufträge ihres Vaters, um ihre Familie über Wasser zu halten. Der Tod ihres Vaters, die Geldnot und Eifersucht sorgen dafür, dass Emilia um alles bangen muss, was ihr liebgeworden ist. Zerrissen zwischen Verantwortungsgefühl der kleinen Schwester und dem Ruf des Herzens muss sie eine Entscheidung treffen. Bis der große Verrat kommt…

Einblicke in die Arbeit der aufwändigen, schwierigen Bildweberei zu erhalten, mit all den Farben, Zusammensetzungen, Verarbeitungen hat unglaublich viel Spaß gemacht. Wunderbar miteinander verwoben erlebt man eine Geschichte, die einem wirklich unter die Haut geht. Der Einfluss der Reichen, die Macht der Männer und die Chancenlosigkeit der Frauen zur damaligen Zeit zusammen mit dem immer wieder vorherrschenden Aberglauben lassen einen zeitweise wirklich den Kopf schütteln und innerlich brodeln. Dem Roman fehlt es nicht an Dramatik und mit dem holländischen Künstler Jan Vermeyen, Hofmaler bei Margarete von Österreich, wird gleichzeitig ein lustiger, sympathischer Freigeist und Romantiker gezeichnet, der auch für einigen Humor sorgt.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, es war so viel Wendung, Spannung und Unterhaltung vorhanden und durch die Mischung aus Fiktion und historischen Ereignissen und die Charakterzeichnung des Jan Vermeyen ist ein interessanter, eindrucksvoller Roman entstanden, bei dem auch das Ende äußerst überraschend ist und anders als erwartet.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Freundschaft in Zeiten des Sturms - aufrüttelnder, emotionaler Roman

Sturmmädchen
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Die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe kennen sich von Kindheit an und schwören sich an einem Frühlingstag den Schwur der drei Musketiere- eine für alle, alle für eine! Doch mit zunehmender Machtergreifung ...

Die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe kennen sich von Kindheit an und schwören sich an einem Frühlingstag den Schwur der drei Musketiere- eine für alle, alle für eine! Doch mit zunehmender Machtergreifung der Nationalsozialisten scheint dieser Schwur zu kippen, denn Käthe schließt sich der neuen Ideologie an, während die Jüdin Margot mit ihrer Familie um ihr Leben bangen muss. In diesem Strudel aus Idealismus und Freundschaft muss sich Elli, die durch ihre Gehbehinderung auch Hinkemädchen genannt wird, entscheiden, wem ihre Treue gilt. Zerrissen zwischen Angst, Sorge fällt sie eine Entscheidung, die sie in große Gefahr bringt und dafür sorgen könnte, dass sie alles, was sie liebt, verlieren wird.

Mit diesem Buch spricht die Autorin ein Thema an, das so viel mehr ist, als ein bloßer Rückblick in die dunkelste Zeit Deutschlands, von dem es schon so viele Bücher gibt. Hier geht es um den Wert von Freundschaft, die eine größere Bedeutung spielt, als die drei jungen Mädchen damals angenommen haben. Wie schnell geschieht es, dass plötzliche Veränderungen dafür sorgen, dass sich das Blatt wendet und einen Keil in eine so enge Freundschaft treibt.

Dieses eingetrichterte Gedankengut, dessen Ausmaß sich besonders Käthe gar nicht wirklich bewusst war. Menschen, die sich dem fügen, damit es keine Repressalien gibt und auf der anderen Seite all diejenigen, die die Wut, die Sanktionen und Säuberungsaktionen auf die schlimmste Art und Weise ertragen müssen. Schonungslos erfährt man, wie dies durchgeführt wurde, wie Menschen zu manipulierten Werkzeugen umfunktioniert werden und es läuft einem ein Schauer über den Rücken.

Auf der anderen Seite erlebt man Elli, diese tapfere, mutige junge Frau, die sich ständig aufgrund ihrer Gehbehinderung zurückgesetzt und unnütz fühlt, von anderen bemitleidet und erniedrigt wird, was ziemlich an ihrem Selbstwertgefühl nagt. Dennoch bringt sie eine Stärke auf, die man einfach nur bewundern kann und die nach und nach hinter all die Niederträchtigkeit kommt und versucht, auf ihre Weise zu helfen. Ihre aufkommenden aber eigentlich aussichtslosen Gefühle für den Bauerssohn Hans, auf dessen Grundstück sie ihr kleines Backhaus bewohnen dürfen sind sanft, gefühlvoll gezeichnet und passen zu Ellis zurückhaltenden, selbstlosen Art, auch wenn mir der kleine Funke etwas gefehlt hat.

Es ist ein trauriger, herzzerreißender aber auch zugleich mutmachender Roman, der trotz der düsteren Atmosphäre und schockierender Maßnahmen so viel Stoff zum Nachdenken bringt. Was ist die Grauzone, wie sieht konkrete Hilfe aus und wie weit geht man, um sich selbst zu schützen oder anderen zu helfen. Bis auf eine kleine Passage bezüglich des Vaters von Elli, die für mich eigentlich nicht wirklich hätte sein müssen, hat mir der Roman sehr gefallen und deckt Missstände der Gesellschaft auf, die auch jetzt ganz aktuell wieder sind.

Neben dem Lesen hab ich auch das Hörbuch genossen, deren Sprecherin hier eine großartige Leistung vollbracht hat. Eine angenehme Stimme, die die Atmosphäre des Romans authentisch transportiert und auch die Charaktere genau passend imitiert hat.

Ich bin gespannt, ob es noch eine Fortsetzung gibt, denn das Ende ist eher etwas offengehalten, was dem Leser aber auch Möglichkeit für eigene Gedanken gibt.

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Veröffentlicht am 30.01.2024

spannender, historischer Roman über den Bau des Augustusbrunnen in Augsburg

Die Tochter des Lechflößers
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Inhalt: Süddeutschland 1593: Im Auftrag des Fuggers für die Ausbesserung seines Daches transportieren die Flößer Hans Biechler und seine Tochter Annka zu dem Holz auch Kupfer und Zinn. Doch die Reise nach ...

Inhalt: Süddeutschland 1593: Im Auftrag des Fuggers für die Ausbesserung seines Daches transportieren die Flößer Hans Biechler und seine Tochter Annka zu dem Holz auch Kupfer und Zinn. Doch die Reise nach Augsburg verläuft schwierig und ein fremder Geselle, der sich dieser Fahrt angeschlossen hat, verschwindet plötzlich nach einem Floßunfall. Bereits nach der Ankunft in Augsburg wird Annkas Vater plötzlich falsch angeklagt und in den Schuldturm geworfen. Nun liegt es an Annka, die Unschuld ihrers Vaters zu beweisen und die nötigen Unterlagen wieder zu beschaffen, die aber bei der Floßfahrt verschwunden sind…

Der Autor hat den Konflikt zwischen protestantischen und katholischen Ratsmitgliedern und den Anspruch auf das schwer zu beschaffene Kupfer sehr bildreich und durchgehend spannungsgeladen beschrieben. Nicht nur die Floßfahrt an sich wahr interessant und abenteuerlich beschrieben, sondern auch die Arbeit der Stadtgießer, die anlässlich des 1600 Jubiläumsjahr der Stadt Augsburg, dem Gründer der Stadt, Kaiser Augustus, ein Denkmal errichten wollten.

Die Rolle, die der Geselle Anton spielt, was ihn umtrieb solch perfide Pläne zu schmieden, aber auch die mutige Vorgehensweise von Annka nehmen einen auf eine ereignisreiche, aufregende und gefährliche Reise, in der es fast vergeblich scheint, die Unschuld beweisen zu können und für Gerechtigkeit zu sorgen. Intrigen, Erpressung, Argwohn und Rachepläne sorgen dafür, dass man wie in einem Sog und voller Anspannung den Verlauf der Geschichte verschlingt, zumal man als Leser durch die abwechselnde Erzählweise zwischen Annka und Anton einen Schritt voraus ist, wodurch man schon ahnen kann, was als nächstes passiert. Richtige Dramatik und Erwartungshaltung wird noch aufgebaut, weil die Szene immer im spannendsten Moment wechselt.

Auch die Persönlichkeiten sind ihrer Rolle entsprechend gut getroffen worden, besonders der Sohn des Brunnengießers Vincenz gefiel mir mit seiner geduldigen, treuen und hilfsbereiten Art von allen am besten, während mich Annka mit ihrer etwas zickigen, übereifrigen Art manchmal an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Das hat auch die langsam aufkeimende Romanze etwas abgeflacht, weil die Gefühle einfach nicht aufkamen und ich mit ihr dadurch leider nicht so richtig warm geworden bin, obwohl ich ihre Motive verstehen konnte.

Dennoch ist es ein eindrucksvoller, gut recherchierter historischer Roman um den Augustusbrunnen in Augsburg und die Mischung aus fiktiv und real, dem Einbau bekannter Persönlichkeiten und geschichtlichem Hintergrund hat mir gut gefallen.

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