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Veröffentlicht am 12.10.2020

Ein Gaunerpärchen a la Bonnie & Clyde

Love & Bullets
1

Bill und Fiona – ein Pärchen, das sich ergänzt. Aber nicht so, wie ein Normalo sich das vorstellt. Er liebt Luxus und irgendwie muss der finanziert werden. Da er nichts Gescheites kann außer ...

Bill und Fiona – ein Pärchen, das sich ergänzt. Aber nicht so, wie ein Normalo sich das vorstellt. Er liebt Luxus und irgendwie muss der finanziert werden. Da er nichts Gescheites kann außer stehlen, betrügen und das Geld mit vollen Händen ausgeben, braucht er für seine Geldbeschaffung Fiona, die er schon liebt (und sie ihn auch). Sie hat andere Qualitäten, ihr liegt die Gewalt im Blut. Ist flink, hart im Nehmen und wenn es sein muss, hat sie mit Gewalt keine Probleme. Das letzte Ding ging gewaltig schief und auf der Flucht klebt ihnen immer irgendeiner gewaltig auf den Fersen, es sieht des Öfteren nicht so gut aus für sie. Die Jagd führt sie schließlich zurück nach New York City und hier geht es noch einmal um alles.

Es ist eher eine Slapstick-Nummer denn ein Thriller, so habe ich diese Story empfunden. Ein sehr flapsiger Schreibstil, der mich so manches Mal zum schmunzeln brachte. Die Knallerei ist hier Programm und es geht gleich mal richtig los. Eine sehr besch…(eidene) Lage, in der Bill sich befindet. Die ersten 120 Seiten – eine einzige Ballerei, Metzelei… Da habe ich mich schon gefragt: Geht das jetzt so weiter?

Sympathien hegte ich durchaus mit den zweien. Auch wenn ich wusste, was die beiden hier abziehen, konnte ich nicht umhin, auf ihrer Seite zu sein. Zu hoffen, dass sie aus dieser erneuten unangenehmen Lage einigermaßen glimpflich davon kommen. Und - was Elvis auf dem Cover zu suchen hat, klärt sich im Laufe der Story auch noch.

Ich fühlte mich beim Lesen in einen Western versetzt, so typisch amerikanisch. Harte Kerle halt (wobei ich Fiona hier mit einschließe). Einmal Gauner, immer Gauner. Da wird nicht lange gefackelt. Zimperlich darf da keiner sein, nicht mal der Leser.

Wer Action, sehr viel Schießerei, wer gesetzlose, kriminelle Helden mag, alles vermischt mit schrägem Humor, der ist hier goldrichtig.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Kennedy und mehr…

Vier Tage im Juni
1

Wir schreiben das Jahr 1963, Kennedy will Deutschland besuchen, wir sind bei den Vorbereitungen dabei und wie bei allen Staatsbesuchen steht Sicherheit an erster Stelle. Diesem jugendlichen US-Präsidenten ...

Wir schreiben das Jahr 1963, Kennedy will Deutschland besuchen, wir sind bei den Vorbereitungen dabei und wie bei allen Staatsbesuchen steht Sicherheit an erster Stelle. Diesem jugendlichen US-Präsidenten fliegen die Herzen zu, er hat aber auch mächtige Feinde.

Gerade zu Anfang ist das Personenregister eine große Hilfe, ich konnte mich gut orientieren. Aus Sicht der Arbeit der Staatssicherheit, des Staatsschutzes Sicherungsgruppe Bonn ergibt sich ein gut nachvollziehbares Bild über die ganzen Vorarbeiten, diese unendlich vielen Kleinigkeiten, die bedacht werden müssen, um die Sicherheit des Staatsgastes zu gewährleisten. Kennedy nahm wohl des Öfteren ein Bad in der Menge. Dass da alle Sicherheitsleute Schweißausbrüche hatten, kann ich mir lebhaft vorstellen. Einige Passagen bringen uns über den großen Teich ins Weiße Haus. Auch hier laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Was im Rahmen dieses Besuches da alles passiert und ans Tageslicht kommt. Da spielen so einige ein doppeltes Spiel. Es ist schon fein ausgedacht, wenn plötzlich einer falsch spielt, von dem man Anderes erwartet. Spitzeldienste waren und sind ja nichts neues, da war ich wieder dabei. Wogegen eine kurzfristig eingesprungene Dolmetscherin, die in jeglicher Hinsicht brilliert, schon sehr unglaubwürdig daherkommt.

Beim Lesen habe ich verschiedene Phasen durchlaufen und war dann so richtig in der Story, als ich den geschichtlichen Hintergrund ausblendete. Denn – sobald ich mich fragte: „Wie war das nochmal - war das wirklich so?“ Genau in solchen Momenten war nichts mehr, also habe ich beschlossen – es ist ja als Thriller angekündigt – ihn als solchen zu betrachten. All das Wirkliche hintanzustellen. Ohne präzise Geschichtsvorstellung im Hinterkopf war das eine in Teilen passabel erzählte Story. Woran ich aber schon zu knabbern hatte, waren diese Attentatsversuche, die es in Wirklichkeit nie gegeben hat. Das hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, diese Passagen haben mich sehr gestört. Auch wenn ich wusste, dass dies reine Phantasie ist, war es überhaupt nicht schlüssig. Man hätte auch anders agieren, feiner justieren können. Weniger wäre hier mehr gewesen – so bewahrheitet sich dieser alte Satz immer wieder.

Lange habe ich überlegt, wie denn mein Fazit für dieses Buch ausfällt. Es gab gut erzählte, rasante Momente, aber auch unlogische, überzogene Passagen. Und die haben letztendlich den Ausschlag für meine Bewertung gegeben.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Krimi mit Schwächen

Die Tote von Dresden
1

Die Kommissare Frank Haberking und Anna-Maria Slakow werden strafversetzt und sollen den zehn Jahre zurückliegenden Todesfall mit vorheriger Entführung der Familienrichterin Jennie Flagant aufklären. Ein ...

Die Kommissare Frank Haberking und Anna-Maria Slakow werden strafversetzt und sollen den zehn Jahre zurückliegenden Todesfall mit vorheriger Entführung der Familienrichterin Jennie Flagant aufklären. Ein Cold Case, der nun doch wieder aufgerollt werden sollte. Jennie wurde zur Prostitution gezwungen, hat Selbstmord begangen – zumindest deutet alles auf Selbstmord hin.

Haberking und Slakow – ein Gespann, das sich erst finden muss und dann doch bald harmoniert, recht gut zusammenarbeitet. Ihre Gegensätzlichkeit – auf der einen Seite Haberking, der „Dienst nach Vorschrift“ bevorzugt und seine neue Kollegin Slakow auf der anderen Seite, die „von Ehrgeiz zerfressen“ keine ruhige Minute kennt – ergänzen sich. So wird es nicht langweilig, es ist immer was los. Das Lesevergnügen ist garantiert. Auch die doch recht unterschiedliche Vorgehensweise der zwei Kommissare gibt was her.

Lange ist offen, was mit Jennie Flagant wirklich geschah. Warum es geschah. Es mischen viele ganz unterschiedliche Typen auf allen Ebenen mit. Irgendwann dämmert es dann, warum die Richterin verschleppt wurde und auch wer dahinter stecken könnte. Ich war ziemlich schnell im Geschehen, war mit den handelnden Figuren bald vertraut. Ein über weite Strecken guter Krimi, der mich lange miträtseln ließ, der so manch falsche Fährte legte, schlussendlich jedoch zu schnell zu viel wollte. Die Story hat was, jedoch packt der Autor zu viel hinein. Es gibt jede Menge Nebenschauplätze und – das bemängle ich – es werden so etliche Handlungsstränge nicht oder sehr unzureichend aufgeklärt. Irgendwie war alles im Schnellverfahren abgefertigt und aufgeklärt wurde ein wenig „wie aus dem Hut gezaubert“.

Dieses offene Ende lässt auf eine Fortsetzung, eventuell eine Reihe mit Haberking und Slakow schließen, deren Abteilung ungeklärte Fälle wieder aufrollt. Was auch ganz in Ordnung ist und interessant werden könnte.

Ein durchaus kurzweiliger Krimi mit etlichen Schwächen. Das sehr konstruiert wirkende Ende hat letztendlich den Ausschlag für meine Bewertung gegeben.

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Veröffentlicht am 12.08.2020

Cosy Crime für zwischendurch

Lady Arrington und die tödliche Melodie
1

„Lady Arrington und die tödliche Melodie“ von Charlotte Gardener ist ein Kreuzfahrt-Krimi der leichten Art.

Mary Elizabeth Arrington ist wieder auf der Queen Anne. Beim Eröffnungskonzert spielt der Pianist ...

„Lady Arrington und die tödliche Melodie“ von Charlotte Gardener ist ein Kreuzfahrt-Krimi der leichten Art.

Mary Elizabeth Arrington ist wieder auf der Queen Anne. Beim Eröffnungskonzert spielt der Pianist falsch, als ob ihn etwas erschreckt hat. Auch den Auftritt der Operndiva Anastasia Botticelli ruiniert er, indem er ihre Darbietung mit einem vollkommen falschen Lied übertönt. Noch in derselben Nacht wird der Musiker erdolcht an seinem Klavier aufgefunden. Erneut steckt Krimi-Autorin Mary mitten in einem echten Mordfall - und gerät diesmal selbst ins Visier des Mörders.

Es ist der zweite Band um die Krimiautorin Mary auf der Queen Anne. Auch hier – wie im ersten Band – ist an Bord ein Mord passiert. Dieser Kuschelkrimi (Cosy Crime) ist ganz angenehm zu lesen und man ist auch flott durch. Natürlich ist dieses Genre Wohlfühlcharakter pur mit einer großen Prise Gemütlichkeit.

Die Aufklärung des Mordes an dem Pianisten war mit allerlei Verwicklungen und Irrungen gewürzt. Während des Lesens aber habe ich mich über so manches gewundert. Natürlich verlangt dieses Genre solche Figuren, aber manchmal war es schon zu arg konstruiert. Amüsant war es auf jeden Fall, das möchte ich schon noch dazusagen. Wie gesagt, der Schreibstil gefällt mir, ist leicht und unterhaltsam zu lesen, aber diese extremen Überspitzungen sind dann doch zu viel des Guten. Mit einem normalen Schiffsalltag hat dieser beschriebene Mord und dessen Aufklärung nicht das Geringste zu tun. Natürlich kann man übertreiben, Figuren tapsig oder auch forsch wirken lassen, aber ein ganz klein bisschen sollte es schon noch realitätsnah sein.

Noch ein Wort zum Cover: Wunderschön - da möchte man doch gleich aufs nächste Kreuzfahrtschiff und es sich im Deckchair gemütlich machen. Da passt alles - auch die Präsentation des Titels fügt sich ins Gesamtbild stimmig ein.

Unterhaltsam war es, auch wenn so mache Szene überzogen daherkam. Ein Cosy Crime für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Schöner Krimi für nebenbei

Mord in Barcelona
1

„Mord in Barcelona“ von Isabella Esteban erzählt von einem Todesfall, der sich als Mord entpuppt und den Leser mitnimmt, den vielen Spuren zu folgen und so nebenbei ein wenig die wunderschöne Stadt kennenzulernen.

Die ...

„Mord in Barcelona“ von Isabella Esteban erzählt von einem Todesfall, der sich als Mord entpuppt und den Leser mitnimmt, den vielen Spuren zu folgen und so nebenbei ein wenig die wunderschöne Stadt kennenzulernen.

Die Sonntagsruhe war dahin, die Nachricht auf dem Handy von Comissari Jaume Soler Marti „Leichenfund auf dem Cementiri de Montjuic“ sorgt dafür. Eine Leiche auf dem Friedhof? Ist das so ungewöhnlich? Die Teilnehmer der Friedhofstour entdeckten auf einem Plateau mit fünf alten Familiengräbern, jedes mit einer Platte abgedeckt, ein offenes Grab. Die Verschlussplatte war unfachmännisch ein Stück weit aufgeschoben. Dort unten lag ein Mensch, seltsam verdreht. Maria Colavida in ihrer Funktion als Friedhofsguide erklärt dem Comissari, dass die vielen hier lebenden Katzen die Aufmerksamkeit ihrer Gruppe auf das etwas abseits von ihrer Route liegende Grab gelenkt haben. Die ersten Selfies werden gemacht, so makaber das auch sein mag. Und – im Internet kursiert schon ein Video vom Fundort mit Schwenk auf das Innere des Grabes - der Leiche. Wer ist die Tote? Die Ermittlung beginnt, wobei nicht nur Jaume und sein Team daran arbeiten, den Fall zu lösen. Auch Jaumes Mutter Ignacia und seine Schwester Montse zeigen reges Interesse und nicht genug damit: Montse beginnt selbst zu „ermitteln“, auch wenn ihr Bruder, der Comissari, lange davon nichts weiß.

Ein Barcelona-Krimi, der Lust auf die Stadt mit ihren wunderschönen Ecken macht, der bei der Beschreibung all dieser Köstlichkeiten, die das Land zu bieten hat, Appetit macht. Appetit auf einen Trip in diese Stadt mit all ihren Sehenswürdigkeiten und den verführerisch beschriebenen regionalen Schmankerln.

Die recht kurzen und somit gut nachvollziehbaren Kapitel mit den Datums- und Uhrzeitangaben sowie die jeweiligen Namen der gerade handelnden Personen machten es leicht, den Überblick zu behalten. So war ich gleich drin im Geschehen. Der Fluch des Internetzeitalters macht sich auch hier sehr unschön bemerkbar. Diese Sensationslust, diese Gier nach Neuigkeiten - und mögen sie noch so schrecklich sein - wird wohl nie befriedigt werden. Kaum ist die Tat entdeckt, kursiert schon ein Video im Netz und genau diese Unart, welche unser aller Leben heute immer mehr beeinflusst, ist hochaktuell und gut in die Geschichte eingebettet. Das Drumherum auf dem Friedhof ist gut beschrieben, man kann sich die Umgebung, die offene Grabplatte mitsamt den vielen Katzen vorstellen.

Ein Softkrimi mit viel Lokalkolorid, leicht und unterhaltsam zu lesen, jedoch plätschert die Erzählung immer mal wieder so dahin. Man ist zwar dabei und erfährt so manches über die Protagonisten, aber es bleiben auch viele Erzählstränge im Nirgendwo stecken. Ich hatte das Gefühl, dass so einiges nicht auserzählt ist bzw. dass viele Wendungen arg konstruiert und unlogisch daherkamen. Ein bisschen Liebelei durfte natürlich auch nicht fehlen – für diesen unblutigen Krimi aber durchaus erträglich. Und - diese Barcelona-Momente gefielen mir sehr gut, was aber eher für einen Reiseführer sprechen würde. Um mittendrin zu sein, suchte ich mir Bilder von der Stadt, den erwähnten Orten und so manchen Sehenswürdigkeiten und so hatte ich einen ganz guten Einblick.

Eine Kleinigkeit so nebenbei: Was ich immer wieder schön fand, war die Begegnung auf dem Friedhof zwischen Jaume und der „schwarzen Schönheit“. Sehr schön formuliert.

Ein Wort zum Cover: Das südliche Ambiente dieser Stadt ist hier eingefangen, wenn nicht „Mord in Barcelona“ zu lesen wäre, könnte man wiederum meinen, einen Reiseführer in Händen zu halten. Trotz alledem wollte ich wissen, „wer es war“ und hatte schon das Gefühl, gut unterhalten zu werden.

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