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Veröffentlicht am 10.07.2023

Minnie ermittelt

Mords-Partie
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Krimi-Minnies fünfter Fall ist mein erstes Zusammentreffen mir ihr, mit Minnie aus Wasserburg am Inn. Schon nach den ersten Seiten weiß ich, dass ich hier richtig bin, denn nicht nur das bezaubernde Städtchen ...

Krimi-Minnies fünfter Fall ist mein erstes Zusammentreffen mir ihr, mit Minnie aus Wasserburg am Inn. Schon nach den ersten Seiten weiß ich, dass ich hier richtig bin, denn nicht nur das bezaubernde Städtchen hat viel zu bieten. Der humorvolle Schreibstil und die teils etwas verschrobenen Charaktere, dazu der bayerische Einschlag versprechen kurzweilige Lesestunden. Auch wenn ich jedes Wort, jeden Satz und jede Redewendung auf Anhieb verstehe, so hilft das Glossar am Ende auch den Nicht-Bayern bestimmt gut weiter.

Was wäre ein Regionalkrimi ohne Leiche? Genau, das wär nix. Und so gerät Minnie direkt mitten hinein ins Geschehen, als sie mit ihrem Alex einen Ausflug in die Berge macht. Die Ehefrau eines Anglers wird mausetot aufgefunden und wie sich herausstellt, war dies kein natürlicher Tod. Minnie ist bei der Aufklärung an vorderster Front dabei, daneben hat sie noch so einiges anderes zu tun. Sie arbeitet an einem ganz besonderen Töpfer-Auftrag, außerdem heiratet ihre hochschwangere beste Freundin bald, also muss der Junggesellinenabschied vorbereitet werden. Kein ganz einfaches Unterfangen, da die Schwester der Braut in höheren Sphären schwebt. Aber nicht genug damit, es ist noch viel mehr los in und um Wasserburg.

Ein verzwickter Kriminalfall, der zum Schluss dann doch gelöst wird. Spannend, unterhaltsam und humorig mit viel Lokalkolorit von Monika Nebl dargeboten.

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Veröffentlicht am 26.06.2023

Greta Garbo - eine beeindruckende Frau

Greta Garbo (Ikonen ihrer Zeit 9)
2

Wenn von der „schwedischen Sphinx“ oder gar von „der Göttlichen“ die Rede ist weiß auch heutzutage fast jeder, wer gemeint ist. Greta Garbo gilt als eine Leinwandlegende, ihre Karriere begann in der Stummfilm-Ära, ...

Wenn von der „schwedischen Sphinx“ oder gar von „der Göttlichen“ die Rede ist weiß auch heutzutage fast jeder, wer gemeint ist. Greta Garbo gilt als eine Leinwandlegende, ihre Karriere begann in der Stummfilm-Ära, den Sprung hin zum Tonfilm hat sie als eine der wenigen geschafft. Für den Oskar wurde sie nicht nur einmal nominiert, einen Ehrenoskar hat sie dann erhalten, als sie sich schon von der Leinwand zurückgezogen hat.

Eine Romanbiographie über „Greta Garbo. Die einsame Göttin“ hat Kristina Lüding in der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“ vorgelegt, es ist ein interessantes Porträt über eine unnahbare, eine einsame Frau geworden, die schon früh wusste, dass sie Schauspielerin werden wollte, wenngleich sie eher die Theaterbühne im Focus hatte.

Der Weg der 15jährigen Greta hin zur gefeierten Hollywood-Ikone ist gut gezeichnet. Sie hat die richtigen Leute getroffen, die ihr Talent gesehen und sie gefördert haben. Sie war ein schüchternes junges Mädchen mit einem eisernen Willen. Stiller, der sie als ungeschliffenen Diamanten bezeichnet hat, war einer ihrer ersten Befürworter. Er fordert sie heraus, er glaubt an sie, er stellt Kontakte her.

Die Frau hinter der Schauspielerin habe ich stets gesehen, vom schüchternen Mädchen hin zum gefeierten Star, der trotz allem Rummel um sie alleine sein will. Die ersten Jahre, ihr erster Film „Gösta Berling“ und auch die nachfolgenden Arbeiten hin zu MGM sind gut nachvollziehbar dargeboten, die private Greta kommt dabei nicht zu kurz - ihre Familie, ihre Freunde, ihre Lieben machen daraus ein rundes Ganzes, ein ist ein gelungenes Porträt geworden über eine bemerkenswerte Frau, über „eine Ikone ihrer Zeit“.

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Veröffentlicht am 13.06.2023

Freundschaft und Liebe um 1900

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter
2

Ein Mädchenpensionat habe ich nie von innen gesehen, umso spannender waren die Einblicke in „Das Pensionat am Holstentor“, in das die Höheren Töchter Lübecks geschickt wurden. Allen voran begegne ich der ...

Ein Mädchenpensionat habe ich nie von innen gesehen, umso spannender waren die Einblicke in „Das Pensionat am Holstentor“, in das die Höheren Töchter Lübecks geschickt wurden. Allen voran begegne ich der aufgeweckten Nora, sie ist die Tochter eines Grafen, der jedoch – genau wie seine ihm Angetraute – eher mit Abwesenheit glänzt. Noras Bruder Henry fühlt sich für sie verantwortlich, er schickt sie trotz ihrer Widerstände ins Pensionat. Hier lernt sie Agnes, Lotte und Fanny kennen und bald freunden sich die Mädchen an, sie nennen sich die „Frühlingstöchter“.

Gesche Petersen, eine junge Lehrerin, stolpert direkt hinein in ihre Anstellung. Wäre da nicht zufällig der junge Graf (Henry) zugegen, wäre sie wieder weggeschickt worden, ihr Auftritt war im allzu wörtlichen Sinne zu schmuddelig.

Den ersten Teil der historischen Familiensaga, der in Lübeck spielt, habe ich mir von Jana Kozewa vortragen lassen, ihre facettenreiche Stimmlage bringt nicht nur die jungen Damen in ihrer Vielfalt gut zur Geltung, sie liest akzentuiert, sodass ich mich entspannt zurücklehnen und der Story meine volle Aufmerksamkeit widmen konnte.

Um Freundschaft und die ersten zarten Bande der Liebe dreht sich diese unterhaltsame Reise zurück in die Zeit um 1900. Die Standesdünkel sind allgegenwärtig, die Rolle der Frau ist fest verankert. Eine standesgemäße Heirat ist nicht nur selbstverständlich, nein. Nur diese ist gesellschaftlich akzeptiert. Sehr zum Missfallen von Nora, die sich zu Karl, einem jungen, einfachen Arbeiter, hingezogen fühlt. Aber nicht nur sie stößt an ihre Grenzen, auch Henry und Gesche werden wohl aufeinander verzichten müssen. Ganz anders ergeht es Fanny, die dank eines Stipendiums hier aufgenommen wird. Und sie soll heiraten, die Internatsleitung stellt ihr zwar frei, den Antrag eines älteren Herrn abzulehnen, aber wo sollte sie hin, mittellos, wie sie ist?

Das Patriarchat ist deutlich spürbar, die gesellschaftliche Ordnung gut dargestellt. Nicht das erste Mal lese bzw. höre ich einen Roman mit diesem Hintergrund und immer wieder bin ich erleichtert, dass sich die Zeiten schon sehr zugunsten der Frauen geändert haben. Die gesellschaftlichen Konventionen sind vorgezeichnet, dieses gesellschaftliche Korsett ist eng geschnürt, Henry und Noras Mutter wäre daran beinahe zerbrochen. Ob sich die jungen Leute von damals daraus befreien konnten? Ihre Geschichte hat mich eingefangen, auch dank der exzellenten Sprecherin. Und es soll weitergehen, im Herbst 2023 erscheint der zweite Band, ich werde wieder auf sie treffen.

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Veröffentlicht am 12.06.2023

„Hello darkness, my old friend …

Nicht ein Wort zu viel
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…I´v come to talk with you again.“ Diese Liedzeile, diesen Klassiker von Simon and Garfunkel lese ich zwischendurch immer mal wieder. Und natürlich mache ich mir so meine Gedanken. Was haben diese Worte ...

…I´v come to talk with you again.“ Diese Liedzeile, diesen Klassiker von Simon and Garfunkel lese ich zwischendurch immer mal wieder. Und natürlich mache ich mir so meine Gedanken. Was haben diese Worte zu bedeuten, haben sie etwas zu bedeuten? Die Dunkelheit, der alte Freund? Zumal das Dunkle, das Düstere hier eine große Rolle zu spielen scheint. Ich behalte dieses Lied, das sich während des Lesens wie ein Ohrwurm sowieso festgesetzt hat, im Hinterkopf.

Alles beginnt mit einer Lesung des erfolgreichen Thrillerautoren David Sanford, Faja Bartels führt durch den Abend. Sie ist Buchbloggerin, nicht alle der „Bücherjunkies“ auf Insta kennt sie persönlich und doch sind sie sich sehr vertraut. Während der Lesung erhält sie eine Nachricht:

„Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Nicht ein Wort zu viel. Sonst muss dein Freund sterben. Seine Zeit läuft bald ab.“

Sie hat momentan nicht viel Zeit, glaubt eher an einen Scherz. Als sie später dann auch noch ein Video erhält, stockt ihr der Atem. Claas sitzt hilflos auf einem Stuhl, in Folie verpackt, geknebelt – diese kurze Sequenz zeigt seine Todesangst nur zu deutlich. Warum hat sie nicht sofort reagiert? Kann sie ihn mit ihrer Geschichte in fünf Worten retten? Aber welche Geschichte ist die Richtige?

Vorher lerne ich noch Jaro Schrader kennen, er observiert eine männliche Person. Er leitet diesen Einsatz, bei dem so einiges schief läuft. Als Zielfahnder muss er schnelle Entscheidungen treffen, dieses Mal ist er übers Ziel hinausgeschossen, gegen in läuft eine Untersuchung, er wird degradiert, arbeitet dem Kriminalhauptkommissar Simon Schierling zu.

Als Winkelmann-Fan muss ich natürlich sofort seinen Neuen lesen, ich bin gespannt. Der Anfang gestaltet sich ein wenig holprig, es werden so einige Storys nebeneinander erzählt, der Zusammenhang ist (noch) nicht sichtbar. In jeder dieser Episoden treten mehr oder weniger undurchsichtige Gestalten auf, keinem davon würde ich über den Weg trauen. Es dauert schon etwas, bis sich alles mehr und mehr vermengt, bis die losen Fäden, die sich durch all diese wie aneinandergereihten Geschichten ziehen, zusammenfügen. Von da ab ist es spannend, spannend und nochmal spannend, ich kann gar nicht mehr aufhören zu lesen. Hätte ich anfangs das Buch ohne weiteres weglegen können, so geht das nun gar nicht mehr. So kenne und so schätze ich Winkelmann, er legt falsche Fährten, zieht mich in diese fünf-Wörter-Geschichte. Und ja – das Ende kommt unerwartet, mein Spürsinn hat sich von ihm (wieder mal) täuschen lassen.

„Nicht ein Wort zu viel“ ist ein gut durchdachter, fesselnder Thriller, dessen Anfang ich ein wenig zu langatmig fand, der dann aber angezogen und mich bis zum überraschenden Schluss nicht mehr losgelassen hat.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

„Man muss um seine Träume kämpfen…“

Der Freiheit entgegen (Die Gutsherrin-Saga 3)
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…und Clara, Sanni und auch Maria haben sie, ihre Träume. Nicht immer werden sie erfüllt, aber wenn man etwas wirklich will, sollte man sich nicht davon abhalten lassen. Zielstrebig, wenn auch mit so manchen ...

…und Clara, Sanni und auch Maria haben sie, ihre Träume. Nicht immer werden sie erfüllt, aber wenn man etwas wirklich will, sollte man sich nicht davon abhalten lassen. Zielstrebig, wenn auch mit so manchen Abweichungen und so etlichen Abzweigungen, daran festhalten.

Es ist der dritte Band der Gutsherrin-Saga, für mich jedoch war es die erste Begegnung mit Clara und ihren Eltern. Auch wenn ich die Vorgängerbände nicht kenne, so habe ich doch nichts vermisst. „Der Freiheit entgegen“ ist in sich abgeschlossen.

Die 1960er Jahre waren geprägt von Aufbruch, von Neubeginn. Die jungen Leute wollten ein Leben ohne Zwänge, sie hatten Ziele, eigene Ideen und doch mussten sie sich dem Diktat ihres Elternhauses unterwerfen. „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, tust du, was ich dir sage, mein Kind.“ Wer kennt ihn nicht, diesen Satz.

Auch für Sannis Eltern gibt es keine Diskussion, ihre Tochter wird in der familieneigenen Bäckerei arbeiten. Sie aber träumt von einer Schauspielkarriere, ihr großes Vorbild ist Marilyn Monroe. Ihre Freundin Clara ist schon besser dran, ihre Eltern unterstützen sie auf ihrem Weg hin zur Fotografin. Und doch läuft auch bei ihr nicht alles rund, so mancher Stolperstein bringt sie immer wieder zum straucheln. Sie lernt den äußerst charismatischen Freddy kennen, gemeinsam geraten direkt hinein in die Schwabinger Krawalle, es ist in vielerlei Hinsicht „der Sommer der geplatzten Träume.“

Sanni will weg, weg aus München, sie ist endlich 21 und somit volljährig und überredet Clara, mit ihr nach Hamburg zu trampen. Gesagt, getan. Dino und seine Schwester Maria nehmen die beiden in ihrem klapprigen Gefährt mit, der Freiheit entgegen.

Mit der Italienerin Maria ist das Freundinnen-Trio komplett, sie will nur ein Jahr in Hamburg bleiben, ihrem Bruder Dino im Lokal helfen und dann zurück, heiraten, Kinder kriegen, alles ist geplant. Nachdem sie einige Bocken deutsch gelernt hat, wird auch sie mutiger, hat ihre eigenen Pläne, gerät mit Dino aneinander „…weil Maria hat verrückte Flusen im Kopf…“ Des Öfteren habe ich geschmunzelt über diese so authentischen „deutsch-italienischen“ Brocken, so kennen und lieben wir unsere italienischen Freunde und nicht immer haben sie Flausen im Kopf.

Die 18jährige Clara nimmt mich mit auf ihren mitunter steinigen Weg. Sie ist jung, sie ist naiv und gutgläubig. Freddy ist ihre erste Liebe, von ihm lässt sie sich nur zu gerne ablenken. Er will Spaß, sie vernachlässigt ihr Studium und nicht nur einmal gerät sie durch seinen Einfluss in Schwierigkeiten. Der selbstherrliche, selbstgerechte Freddy sagt ihr auf die ihm eigene charmante Weise, wo es lang geht. Hier spürt man sehr deutlich die noch immer vorherrschende, von Männern geprägte Domäne, sie setzen sich durch und Frau dackelt brav hinter ihnen her. Nicht nur einmal hätte ich Clara zurufen wollen, ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Theresia Graw zeigt die Diskrepanz der Geschlechter deutlich auf. Verpackt dies alles sehr geschickt, lässt sie stimmig in ihre Geschichte mit einfließen.

Claras erster Job in Hamburg bei einer Zeitung ist eher der einer Schreibkraft, erst nach einem Wechsel kann sie ihr journalistisches Talent unter Beweis stellen. Beim Kennedy-Besuch in Berlin ist sie dabei, ihre Reportage in Wort und Bild ist gelungen, wenngleich auch hier sich ein Mann in den Vordergrund drängt. Im Frankfurter Römer beginnen 1963 die Auschwitz-Prozesse, Claras Jugendfreud Leo ist als einer der Staatsanwälte dabei und sie berichtet als Journalistin davon. Die Autorin hat den Spagat zwischen ihrer fiktiven Story und den historisch belegten Tatsachen hervorragend gemeistert. Sie bindet ihre weit verzweigten Zeugen von damals bestens mit ein. Bei diesen Kapiteln sind nicht nur bei ihnen Tränen geflossen, ich habe hier tief durchatmen müssen, bevor ich weiterlesen konnte.

„Wenn die Zeiten stürmisch sind, darfst du deinen inneren Kompass nicht verlieren!“ Einst hat Leo ihr dies mitgegeben und nun ist es Clara, die ihn daran erinnert.

Immer mit dabei ist ihre Kamera, Claras wertvollster Besitz. Mit Sanni ist sie live dabei, als die Beatles in Hamburg auftreten, ihre launigen Bilder, auch mit den Pilzköpfen, sind der Beginn von Sannis Modelkarriere. In London läuft sie bald darauf in den legendären Miniröcken für Mary Quant.

Theresia Graw lässt neben dem Kennedy-Besuch auch das Attentat wenig später auf ihn und auch den Mauerbau mit einfließen. Die schon erwähnten Frankfurter Prozesse und die noch immerwährende braune Gesinnung in der Gesellschaft („Der Geist der Vergangenheit spukt noch immer in ihren Köpfen“) sind ebenso Thema wie auch die revolutionäre Erfindung der Antibabypille, die Musik mit all den Schlagern, allen voran John, Paul, George und Ringo. Sie hat den Zeitgeist gut eingefangen, die Röcke werden kürzer, der Alltag wird bunter, das Fernsehen hält Einzug in die Wohnzimmer. Die jungen Mädchen geben sich nicht mehr mit der traditionellen Rolle der Hausfrau zufrieden, sie drängen in einen Beruf, der ihnen Unabhängigkeit und neues Selbstvertrauen beschert. Diese fast 600 Seiten waren ein kurzweiliges Lesevergnügen, eine Zeitreise zurück in turbulente Jahre, die Aufbruchsstimmung ist gut eingefangen.

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