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Veröffentlicht am 10.08.2023

Geheimnisvolle Reise in die Vergangenheit

Porträt auf grüner Wandfarbe
2

Alles beginnt mit dem Anruf, den die Übersetzerin Gwen erhält. Ihren geplanten Urlaub muss sie wohl verschieben, da ein Auftrag nicht vollständig erledigt ist. Da dies zum wiederholten Male nicht an ihr ...

Alles beginnt mit dem Anruf, den die Übersetzerin Gwen erhält. Ihren geplanten Urlaub muss sie wohl verschieben, da ein Auftrag nicht vollständig erledigt ist. Da dies zum wiederholten Male nicht an ihr liegt, will sie endlich einen Schlussstrich ziehen, zumal diese Übersetzungen sowieso nicht sehr gut bezahlt werden. So kündigt sie kurzerhand und macht sich auf den Weg von London zu ihrer Tante Lily nach Berlin und nach Köslin, das heute in Polen liegt. Bald findet sie Tagebücher, deren Inhalt sie in die Vergangenheit, in tief Verborgenes führen.

Es sind die Erinnerungen von Ella, die sie bis 1938 aufgeschrieben hat. Gwen beginnt zu lesen, taucht immer tiefer ab, befindet sich gedanklich auf Schloss Elmau und auf einem Gutshof bei Köslin, das damals der preußischen Provinz Pommern angehörte und es verschlägt sie auch in das Berlin der 1920er Jahre. Mit Ella ist auch Ilsabé dabei und hier spannt sich der Bogen um Gwens Familiengeschichte, Ilsabé ist ihre rüstige, 94jährige Großmutter.

Es ist die Zeit nach dem Ersten bis hinein in den Zweiten Weltkrieg. Das Leben während dieser schweren Jahre wird greifbar, die weit verzweigte Familie und deren Schicksal fordert nicht nur Gwens ganze Aufmerksamkeit. Es dauert schon, bis die einzelnen Figuren halbwegs zuzuordnen sind. Ist man erst man drin im Familiengefüge, macht das Hören doppelt Spaß. Denn ich habe dem Hörbuch, wundervoll vorgetragen von Elisabeth Günther, gelauscht. Sie gibt jedem einzelnen Darsteller seinen ganz eigenen Charakter und, was mir sofort aufgefallen ist, was mir gut gefallen hat, war die zuweilen bayerische Klangfärbung.

Wie die einzelnen Erzählstränge in Beziehung zueinander stehen, schimmert durch und wird später dann zunehmend sichtbar. Elisabeth Günther ist eine vielschichtige Familiengeschichte gelungen, ein Porträt, das Zeiten und Orte überdauert.

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Veröffentlicht am 02.08.2023

Das andere Zwillingsmädchen

Düstergrab
4

Das Mädchen rennt so schnell es kann, der Mann hinter ihr will ihr nichts Gutes, wie es scheint. Schon der Prolog ist so dramatisch wie rätselhaft und bald sind wir mit Frida auf der Beerdigung ihres viel ...

Das Mädchen rennt so schnell es kann, der Mann hinter ihr will ihr nichts Gutes, wie es scheint. Schon der Prolog ist so dramatisch wie rätselhaft und bald sind wir mit Frida auf der Beerdigung ihres viel zu früh verstorbenen Schulfreundes. Kaum ist sie wieder daheim, kommt Enno Dahlsen, der Friedhofswärter, und bittet sie, mitzukommen. Die Kränze auf dem frischen Grab liegen anders als am Tag zuvor: „Es könnte sein, dass jemand die Leiche stehlen wollte.“ Nachdem das Grab und der Sarg darin wieder geöffnet sind haben sie Gewissheit – jemand hat zu dem Toten die Leiche eines Mädchens gelegt, gekleidet mit einer Art Tracht, in Händen hält sie einen Strauß des Tausendgüldenkrautes. Frida meint, dieses Mädchen schon einmal gesehen zu haben – aber wo?

Auch eine ganz andere Sache macht Frida schwer zu schaffen, wurde doch auf Leo, ihrem Partner, direkt vor dem Polizeigebäude geschossen – oder galt dieser Schuss ihr? Leo liegt im Krankenhaus und so wird Frida wieder Bjarne Haverkorn zur Seite gestellt. Haben diese beiden Vorkommnisse miteinander zu tun?

Es sind so einige Erzählstränge, über jedem schweben große Fragezeichen. Noch ist alles nebulös, ja mysteriös. Bald wissen sie, dass es sich bei dem Mädchen um Lilly handelt, die mit ihrer Zwillingsschwester Sophie bei Pflegeeltern gelebt hat, beide Mädchen sind seit vier Jahren spurlos verschwunden. Nun gilt es, die hoffentlich noch lebende Sophie zu finden. Und nicht genug damit, auch Leo verhält sich rätselhaft. Es scheint, dass er wesentlich mehr weiß, als er preisgibt.

Natürlich kommen auch die privaten Momente nicht zu kurz. Es sind Nebenschauplätze wie etwa stellvertretend für alle anderen Figuren die Beziehung zwischen Frida und Torben. Eine Entscheidung steht an, im nächsten Band werde ich vielleicht schon mehr erfahren. Die Charaktere sind nahbar, es ist, wie alte Bekannte wieder treffen. Sie entwickeln sich von Buch zu Buch weiter, jedoch ist auch „Düstergrab“, wie jeder Vorgängerband, in sich abgeschlossen, man kann also ohne Vorkenntnisse jederzeit in die Reihe einsteigen.

Zu guter Letzt kommt es geballt, wie im Schnelldurchgang. Alles muss aufgeklärt, viele lose Fäden zusammengeführt werden. Und ja, die einzelnen Versatzstücke fügen sich ineinander, nichts bleibt offen. Manches fühlt sich dabei schlussendlich ein wenig zu konstruiert an, jedoch bleibt auch dieser sechste Elbmarsch-Krimi durchgängig so spannend wie rätselhaft und undurchschaubar bis zum verblüffenden Schluss. Romy Fölck hat mich wieder gut unterhalten und auf so manch falsche Fährte gelockt. Ein solider Krimi mit einem Schuss Lokalkolorit, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Geschichten, die das Leben schreibt

Vom Ende der Nacht
2

Will und Rosie - seit sie sich kennen, fühlen sie sich zueinander hingezogen. Und doch ist es nicht mehr als eine Freundschaft, wie sie immer wieder betonen. Vor allem von Rosie höre ich dies, auch wenn ...

Will und Rosie - seit sie sich kennen, fühlen sie sich zueinander hingezogen. Und doch ist es nicht mehr als eine Freundschaft, wie sie immer wieder betonen. Vor allem von Rosie höre ich dies, auch wenn ich es ihr nicht so recht glauben mag. Beide erzählen im Wechsel ihre Sicht auf die gemeinsamen Momente und mehr. Sie sind sehr jung, als sie sich begegnen, sie verstehen sich gut, sind gefühlsmäßig auf einer Wellenlänge, unternehmen viel miteinander, auch zu dritt, mit Rosies Zwillingsbruder. Bis eines Tages ein Unglück geschieht und sie immer mehr auseinanderdriften, jeder geht seinen eigenen Weg und doch verlieren sie sich nie so ganz aus den Augen, auch wenn es Phasen der Sprachlosigkeit gibt.

Heike Warmuth hat die Hörbuchfassung eingelesen. Nicht zuletzt hat mich ihre klangvolle Stimme in die Story gezogen und Bilder von den beiden Protagonisten entstehen lassen.

Die Charaktere sind gut nachvollziehbar gezeichnet, auch wenn ich manches Mal ihr Handeln eher nicht gut geheißen habe. Es waren viele nicht nur verpasste Chancen, sie wurden gefühlt ganz bewusst verdrängt ohne ersichtlichen Grund. Nähe und Distanz wechseln sich ab, die Schicksalsschläge sind dramatisch und die Frage, ob es ein Sich-Finden geben wird, schwebt stets über dem Ganzen. „Will und Rosie gehören schon jetzt zu den unvergesslichen Liebespaaren der Weltliteratur“ so lese ich es in der Vorankündigung, für mich sind sie eher ein Liebespaar, das sich selbst am meisten im Wege steht. Und doch ist es eine durchaus unterhaltsame, eine bewegende Geschichte geworden, gewohnt gekonnt vorgetragen von Heike Warmuth.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Minnie ermittelt

Mords-Partie
2

Krimi-Minnies fünfter Fall ist mein erstes Zusammentreffen mir ihr, mit Minnie aus Wasserburg am Inn. Schon nach den ersten Seiten weiß ich, dass ich hier richtig bin, denn nicht nur das bezaubernde Städtchen ...

Krimi-Minnies fünfter Fall ist mein erstes Zusammentreffen mir ihr, mit Minnie aus Wasserburg am Inn. Schon nach den ersten Seiten weiß ich, dass ich hier richtig bin, denn nicht nur das bezaubernde Städtchen hat viel zu bieten. Der humorvolle Schreibstil und die teils etwas verschrobenen Charaktere, dazu der bayerische Einschlag versprechen kurzweilige Lesestunden. Auch wenn ich jedes Wort, jeden Satz und jede Redewendung auf Anhieb verstehe, so hilft das Glossar am Ende auch den Nicht-Bayern bestimmt gut weiter.

Was wäre ein Regionalkrimi ohne Leiche? Genau, das wär nix. Und so gerät Minnie direkt mitten hinein ins Geschehen, als sie mit ihrem Alex einen Ausflug in die Berge macht. Die Ehefrau eines Anglers wird mausetot aufgefunden und wie sich herausstellt, war dies kein natürlicher Tod. Minnie ist bei der Aufklärung an vorderster Front dabei, daneben hat sie noch so einiges anderes zu tun. Sie arbeitet an einem ganz besonderen Töpfer-Auftrag, außerdem heiratet ihre hochschwangere beste Freundin bald, also muss der Junggesellinenabschied vorbereitet werden. Kein ganz einfaches Unterfangen, da die Schwester der Braut in höheren Sphären schwebt. Aber nicht genug damit, es ist noch viel mehr los in und um Wasserburg.

Ein verzwickter Kriminalfall, der zum Schluss dann doch gelöst wird. Spannend, unterhaltsam und humorig mit viel Lokalkolorit von Monika Nebl dargeboten.

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Veröffentlicht am 26.06.2023

Greta Garbo - eine beeindruckende Frau

Greta Garbo (Ikonen ihrer Zeit 9)
2

Wenn von der „schwedischen Sphinx“ oder gar von „der Göttlichen“ die Rede ist weiß auch heutzutage fast jeder, wer gemeint ist. Greta Garbo gilt als eine Leinwandlegende, ihre Karriere begann in der Stummfilm-Ära, ...

Wenn von der „schwedischen Sphinx“ oder gar von „der Göttlichen“ die Rede ist weiß auch heutzutage fast jeder, wer gemeint ist. Greta Garbo gilt als eine Leinwandlegende, ihre Karriere begann in der Stummfilm-Ära, den Sprung hin zum Tonfilm hat sie als eine der wenigen geschafft. Für den Oskar wurde sie nicht nur einmal nominiert, einen Ehrenoskar hat sie dann erhalten, als sie sich schon von der Leinwand zurückgezogen hat.

Eine Romanbiographie über „Greta Garbo. Die einsame Göttin“ hat Kristina Lüding in der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“ vorgelegt, es ist ein interessantes Porträt über eine unnahbare, eine einsame Frau geworden, die schon früh wusste, dass sie Schauspielerin werden wollte, wenngleich sie eher die Theaterbühne im Focus hatte.

Der Weg der 15jährigen Greta hin zur gefeierten Hollywood-Ikone ist gut gezeichnet. Sie hat die richtigen Leute getroffen, die ihr Talent gesehen und sie gefördert haben. Sie war ein schüchternes junges Mädchen mit einem eisernen Willen. Stiller, der sie als ungeschliffenen Diamanten bezeichnet hat, war einer ihrer ersten Befürworter. Er fordert sie heraus, er glaubt an sie, er stellt Kontakte her.

Die Frau hinter der Schauspielerin habe ich stets gesehen, vom schüchternen Mädchen hin zum gefeierten Star, der trotz allem Rummel um sie alleine sein will. Die ersten Jahre, ihr erster Film „Gösta Berling“ und auch die nachfolgenden Arbeiten hin zu MGM sind gut nachvollziehbar dargeboten, die private Greta kommt dabei nicht zu kurz - ihre Familie, ihre Freunde, ihre Lieben machen daraus ein rundes Ganzes, ein ist ein gelungenes Porträt geworden über eine bemerkenswerte Frau, über „eine Ikone ihrer Zeit“.

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