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Martinchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2024

Suche nach Antworten

Wie Inseln im Licht
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Nach dem Tod ihrer Mutter reist Zoey an die französische Atlantikküste, um Antworten auf ihre drängenden Fragen zu finden. Vor zwanzig Jahren ist ihre kleine Schwester Oda verschwunden. Was genau ist passiert?

Sowohl ...

Nach dem Tod ihrer Mutter reist Zoey an die französische Atlantikküste, um Antworten auf ihre drängenden Fragen zu finden. Vor zwanzig Jahren ist ihre kleine Schwester Oda verschwunden. Was genau ist passiert?

Sowohl die Inhaltsangabe als auch das ganz besondere Cover haben mich neugierig gemacht.

Franziska Gänsler beginnt ihren Roman nach Zoeys Ankunft in einem Hotel unweit des Campingplatzes, auf dem die kleine Familie vor zwanzig Jahren in einem Bauwagen gelebt hat. Geschickt verbindet die Autorin Gegenwart und Vergangenheit miteinander. Zoey hat Erinnerungen an diese Zeit, die sie nicht richtig fassen und einordnen kann. Genau darauf bezieht sich der Titel des Romans.

Franziska Gänsler hat einen wunderbaren Schreibstil, der Zoeys Trauer und die Suche nach ihren Wurzeln sehr feinfühlig und emotional beschreibt.

Fazit: ein emotionales, ein atmosphärisch dichtes, ein ganz wunderbarer Roman – unbedingte Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Gut recherchiert, lebendig geschrieben

Der falsche Vermeer
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Die junge Reporterin Meg van Hettema hat genau die richtigen Qualitäten, die eine gute Reporterin ausmachen: Mut, Hartnäckigkeit, einen unbestechlichen Blick und keine Scheu vor Autoritäten. Mit Reportagen ...

Die junge Reporterin Meg van Hettema hat genau die richtigen Qualitäten, die eine gute Reporterin ausmachen: Mut, Hartnäckigkeit, einen unbestechlichen Blick und keine Scheu vor Autoritäten. Mit Reportagen für eine bekannte Tageszeitung und eine ebenso bekannte Untergrundzeitung hat sie den Beweis dafür angetreten. Nach der Befreitung der Niederlande stößt sie auf den Fall des Malers Jan van Aelst, dem der Verkauf niederländischer Kunst an Nazis vorgeworfen wird. Er hingegen behauptet, diese ausgetrickst zu haben. Was wird Meg herausfinden?

Patrick van Odijk legt mit seinem Debütroman eine fulminante Geschichte vor. Inspiriert von der Geschichte des Meisterfälschers Han van Meegeren, vermischt der Autor Fakten und Fiktion über einen der größten Kunstskandale der Nachkriegszeit.

Der Autor versteht es, seine Charaktere authentisch und lebendig wirken zu lassen. Die junge Meg kann schreiben, sie ist unerschrocken und scheut für eine gute Story keine Gefahr. Aber sie ist auch empathisch und hat ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt und die richtige Dosierung der Wahrheit. Natürlich ist sie dem Neid weniger erfolgreicher Kollegen (männlich) ausgesetzt.
Die zweite Hauptfigur Jan van Aelst ist nicht weniger lebendig dargestellt. Nach einem ausschweifenden Leben den Drogen verfallen, lässt er sich nicht unterkriegen und triumphiert über seinen schwachen Körper. Alle anderen sind ebenso gut vorstellbar wie diese beiden.

Patrick van Odijk lässt seine Leser im Unklaren: ist Jan van Aelst ein Nazi-Kollaborateur, ein gewiefter Taktiker, ein verkannter Maler, ein Täuscher oder ein geniales Fälscher? Meg hat ihn bereits zu Besatzungszeiten kennengelernt und will nun unbedingt die Wahrheit über diesen Mann herausfinden. Dies nutzt van Odijk geschickt, um die Lebensumstände 1945 lebendig werden zu lassen. Viele gut recherchierte Fakten über das Zeitungswesen, aber auch über die Herstellung der gefälschten Gemälde sind unterhaltsam in die Geschichte eingewoben.

Für alle, die sich weiter informieren wollen, rundet eine Literaturliste den Roman ab.

Das Cover passt perfekt zum Titel und ist sehr auffällig.

Fazit: ein gut recherchierter, lebendig geschriebener Roman, eine Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte

Der Fluss der Erinnerung
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Kelly Flanagan erzählt in seinem gelungenen Debütroman Elijah Campbells Geschichte. Elijah steht kurz davor, alles zu verlieren, was ihm wichtig ist, seine Familie, seine Karriere und seinen Glauben. Er ...

Kelly Flanagan erzählt in seinem gelungenen Debütroman Elijah Campbells Geschichte. Elijah steht kurz davor, alles zu verlieren, was ihm wichtig ist, seine Familie, seine Karriere und seinen Glauben. Er scheint am Tiefpunkt angekommen zu sein. Als er in einem immer wiederkehrenden Albtraum die Brücke seines Heimatortes als Teil seiner Vergangenheit erkennt, kehrt er dorthin zurück und stellt sich seinen Erlebnissen.

Diesem Roman merkt man die Fachkenntnis des Psychologen Flanagan an. Sein Wissen und seine Erfahrung fließen in die Geschichte ein und machen sie nicht nur lebendig, sondern führt zu Erkenntnissen des eigenen Wachstums. Natürlich ist Elijahs Geschichte nicht auf jeden übertragbar, zwischenmenschliche Beziehungen und ihre Probleme hat jedoch jeder von uns und kann auf diese Weise lernen.

In einem wunderbaren Stil mit vielen Wendungen wird Elijahs Geschichte und seine Probleme deutlich. Gut gefallen haben mir die imaginären Gespräche, die Elijah mit längst verstorbenen Verwandten führt. Dabei stößt er auf einen Satz, dessen Bedeutung ihm erst jetzt aufgeht und er versteht, dass sein Onkel seine eigene Unzulänglichkeit erkannt und benannt hat. Elijah hat Freunde, Freunde, die sein jahrelanges Schweigen hinnehmen, die für ihn da sind und ihm helfen, Einsichten zu gewinnen. Für ihn (und nicht nur für ihn) ist ein sehr wichtiger Aspekt, sich auch mit den eigenen Problemen und Unzulänglichkeiten angenommen zu fühlen, Eingeständnisse machen und Lügen aufdecken zu können, ohne befürchten zu müssen, seine Freunde zu verlieren.
Der Glaube spielt, wie eingangs erwähnt, eine große Rolle.

Das Cover spiegelt den Inhalt wider: es gibt hellere und dunklere Wellen, es geht abwärts und aufwärts. Es ist farblich genau nach meinem Geschmack gestaltet.

Fazit: ein gelungenes Debüt mit viel Stoff zum Nachdenken

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Liebe, Schuld und Vergebung

Im See der Himmel
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Maria wird von ihrer Großnichte Sofia nach Mühlbach eingeladen, über 50 Jahre nachdem sie das Dorf in Süddeutschland verlassen hat und in Greenville, South Carolina, eine neue Heimat gefunden hat. Maria ...

Maria wird von ihrer Großnichte Sofia nach Mühlbach eingeladen, über 50 Jahre nachdem sie das Dorf in Süddeutschland verlassen hat und in Greenville, South Carolina, eine neue Heimat gefunden hat. Maria weiß, dass dies wahrscheinlich die letzte Gelegenheit ist, sich mit ihrer Familie auszusöhnen.

„Im See der Himmel“ ist der Debütroman von Helen M. Sand. Sie studierte an der Universität Heidelberg Anglistik, Romanistik und Germanistik. Sie lebte längere Zeit in Argentinien und den USA und wohnt nun mit ihrer Familie in der Nähe von Karlsruhe (Quelle: Klappentext).

Helen M. Sand erzählt diese Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen, zum einen in den Jahren 1944/1945, zum anderen in den Jahren 2001 und 2002. Der im Jahre 2016 spielende Epilog rundet die Geschichte ab.

Fortlaufend wird die Geschichte Anfang dieses Jahrhunderts erzählt. Der Besuch in Mühlbach läuft etwas anders als geplant, weil die Sorge um Sofia, deren Schwangerschaft Probleme bereitet, im Vordergrund steht. Das gibt Maria die Gelegenheit, sich zurückzuziehen und mit Erinnerungsstücken und Tagebuchaufzeichnungen die Geschehnisse der beiden letzten Kriegsjahre lebendig werden zu lassen. Die katholische Familie leidet unter dem strengen Großvater, einem glühenden Verehrer Hitlers. Seine Tochter Emilie hat schwere Schicksalsschläge zu verkraften und kann kein Verständnis für ihre älteste Tochter aufbringen. Nach und nach werden die Ereignisse, die zum endgültigen Bruch mit der Familie geführt haben, sichtbar.
Die Charaktere sind authentisch und lebendig beschrieben. Das gilt für den Großvater, für Emilie, die sich nicht wehren kann, für die Söhne, die völlig falsche Vorstellungen vom Krieg haben, für Marias jüngere Schwester Käte, die neidisch auf Maria ist und für alle anderen.
Der Schreibstil ist sehr gut lesbar und insbesondere die Erzählungen aus den Kriegsjahren sind sehr spannend. Der christliche Glaube spielt eine wichtige Rolle.

Das Cover und der Titel passen hervorragend zum Inhalt, ein Stammbaum zu Beginn des Romans bietet eine gute Orientierung.

Fazit: eine bewegende Familiengeschichte, die sich so oder ähnlich zugetragen haben könnte

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Düsteres Szenario

Küstenwahn
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Kann eine Insel Leute verrückt machen? Der hochverschuldete Privatdetektiv Liam Hopkins erhält den Auftrag, auf der schottischen Insel Widow Peak nach drei vermissten Menschen zu suchen. Sein Gläubiger ...

Kann eine Insel Leute verrückt machen? Der hochverschuldete Privatdetektiv Liam Hopkins erhält den Auftrag, auf der schottischen Insel Widow Peak nach drei vermissten Menschen zu suchen. Sein Gläubiger fürchtet, dass Liam verschwindet und schickt die Geldeintreiberin Sonya mit. Beiden gefällt dies nicht, sie müssen jedoch zusammenarbeiten, da es auch für sie gefährlich wird.

Sebastian Dobitsch, Jahrgang 1993, entdeckte bereits in seiner Jugend die Leidenschaft fürs Schreiben. Bisher hat er drei Romane veröffentlicht. 2017 erschien sein Debüt-Thriller „Stunde Null“, 2019 „Lost Life“ und 2022 „Lügentod“.

Schon das düstere Cover mit der tosenden See und dem großen Gebäude weist auf den Inhalt. Düster geht es weiter. Sebastian Dobitsch gelingt es gut, ein gruseliges Szenario entstehen zu lassen. Die düstere Atmosphäre wird sehr bildhaft beschrieben, so dass ich mir alles (zu) gut vorstellen konnte.

Die beiden Protagonisten sind bei ihrem ersten Auftreten wenig sympathisch. Auch diese Szene ist bildhaft beschrieben. Liam und Sonya haben ihre Geheimnisse, die sie sorgfältig von der Außenwelt verbergen. Doch es ist nicht alles so, wie es scheint. Das gilt auch für die Bewohner der Insel, sowohl für den Direktor und die Mitarbeiter in der Psychiatrischen Klinik als auch für die Patienten. Auch ein Leuchtturmwärter und ein Geistlicher spielen eine Rolle. Wem kann das Ermittler-Duo noch vertrauen? Das bleibt lange Zeit unklar, löst sich jedoch am Schluss nachvollziehbar und durchdacht auf.

Thrillerfans mit schwachen Nerven sollten diesen Thriller nicht am Abend lesen, es könnte den Schlaf kosten. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Fazit: ein düsterer, ein gruseliger und lesenswerter Psychothriller.

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