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Martinchen

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte

Der Fluss der Erinnerung
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Kelly Flanagan erzählt in seinem gelungenen Debütroman Elijah Campbells Geschichte. Elijah steht kurz davor, alles zu verlieren, was ihm wichtig ist, seine Familie, seine Karriere und seinen Glauben. Er ...

Kelly Flanagan erzählt in seinem gelungenen Debütroman Elijah Campbells Geschichte. Elijah steht kurz davor, alles zu verlieren, was ihm wichtig ist, seine Familie, seine Karriere und seinen Glauben. Er scheint am Tiefpunkt angekommen zu sein. Als er in einem immer wiederkehrenden Albtraum die Brücke seines Heimatortes als Teil seiner Vergangenheit erkennt, kehrt er dorthin zurück und stellt sich seinen Erlebnissen.

Diesem Roman merkt man die Fachkenntnis des Psychologen Flanagan an. Sein Wissen und seine Erfahrung fließen in die Geschichte ein und machen sie nicht nur lebendig, sondern führt zu Erkenntnissen des eigenen Wachstums. Natürlich ist Elijahs Geschichte nicht auf jeden übertragbar, zwischenmenschliche Beziehungen und ihre Probleme hat jedoch jeder von uns und kann auf diese Weise lernen.

In einem wunderbaren Stil mit vielen Wendungen wird Elijahs Geschichte und seine Probleme deutlich. Gut gefallen haben mir die imaginären Gespräche, die Elijah mit längst verstorbenen Verwandten führt. Dabei stößt er auf einen Satz, dessen Bedeutung ihm erst jetzt aufgeht und er versteht, dass sein Onkel seine eigene Unzulänglichkeit erkannt und benannt hat. Elijah hat Freunde, Freunde, die sein jahrelanges Schweigen hinnehmen, die für ihn da sind und ihm helfen, Einsichten zu gewinnen. Für ihn (und nicht nur für ihn) ist ein sehr wichtiger Aspekt, sich auch mit den eigenen Problemen und Unzulänglichkeiten angenommen zu fühlen, Eingeständnisse machen und Lügen aufdecken zu können, ohne befürchten zu müssen, seine Freunde zu verlieren.
Der Glaube spielt, wie eingangs erwähnt, eine große Rolle.

Das Cover spiegelt den Inhalt wider: es gibt hellere und dunklere Wellen, es geht abwärts und aufwärts. Es ist farblich genau nach meinem Geschmack gestaltet.

Fazit: ein gelungenes Debüt mit viel Stoff zum Nachdenken

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Liebe, Schuld und Vergebung

Im See der Himmel
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Maria wird von ihrer Großnichte Sofia nach Mühlbach eingeladen, über 50 Jahre nachdem sie das Dorf in Süddeutschland verlassen hat und in Greenville, South Carolina, eine neue Heimat gefunden hat. Maria ...

Maria wird von ihrer Großnichte Sofia nach Mühlbach eingeladen, über 50 Jahre nachdem sie das Dorf in Süddeutschland verlassen hat und in Greenville, South Carolina, eine neue Heimat gefunden hat. Maria weiß, dass dies wahrscheinlich die letzte Gelegenheit ist, sich mit ihrer Familie auszusöhnen.

„Im See der Himmel“ ist der Debütroman von Helen M. Sand. Sie studierte an der Universität Heidelberg Anglistik, Romanistik und Germanistik. Sie lebte längere Zeit in Argentinien und den USA und wohnt nun mit ihrer Familie in der Nähe von Karlsruhe (Quelle: Klappentext).

Helen M. Sand erzählt diese Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen, zum einen in den Jahren 1944/1945, zum anderen in den Jahren 2001 und 2002. Der im Jahre 2016 spielende Epilog rundet die Geschichte ab.

Fortlaufend wird die Geschichte Anfang dieses Jahrhunderts erzählt. Der Besuch in Mühlbach läuft etwas anders als geplant, weil die Sorge um Sofia, deren Schwangerschaft Probleme bereitet, im Vordergrund steht. Das gibt Maria die Gelegenheit, sich zurückzuziehen und mit Erinnerungsstücken und Tagebuchaufzeichnungen die Geschehnisse der beiden letzten Kriegsjahre lebendig werden zu lassen. Die katholische Familie leidet unter dem strengen Großvater, einem glühenden Verehrer Hitlers. Seine Tochter Emilie hat schwere Schicksalsschläge zu verkraften und kann kein Verständnis für ihre älteste Tochter aufbringen. Nach und nach werden die Ereignisse, die zum endgültigen Bruch mit der Familie geführt haben, sichtbar.
Die Charaktere sind authentisch und lebendig beschrieben. Das gilt für den Großvater, für Emilie, die sich nicht wehren kann, für die Söhne, die völlig falsche Vorstellungen vom Krieg haben, für Marias jüngere Schwester Käte, die neidisch auf Maria ist und für alle anderen.
Der Schreibstil ist sehr gut lesbar und insbesondere die Erzählungen aus den Kriegsjahren sind sehr spannend. Der christliche Glaube spielt eine wichtige Rolle.

Das Cover und der Titel passen hervorragend zum Inhalt, ein Stammbaum zu Beginn des Romans bietet eine gute Orientierung.

Fazit: eine bewegende Familiengeschichte, die sich so oder ähnlich zugetragen haben könnte

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Düsteres Szenario

Küstenwahn
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Kann eine Insel Leute verrückt machen? Der hochverschuldete Privatdetektiv Liam Hopkins erhält den Auftrag, auf der schottischen Insel Widow Peak nach drei vermissten Menschen zu suchen. Sein Gläubiger ...

Kann eine Insel Leute verrückt machen? Der hochverschuldete Privatdetektiv Liam Hopkins erhält den Auftrag, auf der schottischen Insel Widow Peak nach drei vermissten Menschen zu suchen. Sein Gläubiger fürchtet, dass Liam verschwindet und schickt die Geldeintreiberin Sonya mit. Beiden gefällt dies nicht, sie müssen jedoch zusammenarbeiten, da es auch für sie gefährlich wird.

Sebastian Dobitsch, Jahrgang 1993, entdeckte bereits in seiner Jugend die Leidenschaft fürs Schreiben. Bisher hat er drei Romane veröffentlicht. 2017 erschien sein Debüt-Thriller „Stunde Null“, 2019 „Lost Life“ und 2022 „Lügentod“.

Schon das düstere Cover mit der tosenden See und dem großen Gebäude weist auf den Inhalt. Düster geht es weiter. Sebastian Dobitsch gelingt es gut, ein gruseliges Szenario entstehen zu lassen. Die düstere Atmosphäre wird sehr bildhaft beschrieben, so dass ich mir alles (zu) gut vorstellen konnte.

Die beiden Protagonisten sind bei ihrem ersten Auftreten wenig sympathisch. Auch diese Szene ist bildhaft beschrieben. Liam und Sonya haben ihre Geheimnisse, die sie sorgfältig von der Außenwelt verbergen. Doch es ist nicht alles so, wie es scheint. Das gilt auch für die Bewohner der Insel, sowohl für den Direktor und die Mitarbeiter in der Psychiatrischen Klinik als auch für die Patienten. Auch ein Leuchtturmwärter und ein Geistlicher spielen eine Rolle. Wem kann das Ermittler-Duo noch vertrauen? Das bleibt lange Zeit unklar, löst sich jedoch am Schluss nachvollziehbar und durchdacht auf.

Thrillerfans mit schwachen Nerven sollten diesen Thriller nicht am Abend lesen, es könnte den Schlaf kosten. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Fazit: ein düsterer, ein gruseliger und lesenswerter Psychothriller.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Spannender und düsterer Thriller

Oxen. Pilgrim
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Sally Finnsen sucht den Mörder ihres Bruders. Es gibt nur wenige Spuren, doch dann wird Margarethe Frank vom Dienst suspendiert und die beiden müssen gemeinsam mit Niels Oxen auf eigene Faust ermitteln. ...

Sally Finnsen sucht den Mörder ihres Bruders. Es gibt nur wenige Spuren, doch dann wird Margarethe Frank vom Dienst suspendiert und die beiden müssen gemeinsam mit Niels Oxen auf eigene Faust ermitteln. Unterstützung bekommen sie von Axel Moosman, dem ehemaligen Geheimdienstchef. Letzterer bittet die anderen um Hilfe bei einem eher unbedeutenden Auftrag.

Der vorliegende Band ist der sechste der Oxen-Reihe, kann jedoch, laut Beschreibung, unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden. Ich kenne die Vorgängerbände nicht. Für das Verständnis des aktuellen Bandes ist dies wirklich keine Voraussetzung, da alle wesentlichen Informationen enthalten sind. Ich denke jedoch, dass der Lesespaß größer ist, wenn die Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens gelesen werden.

Denn zu Beginn habe ich mich etwas schwer getan. Richtig spannend wurde es für mich, als sich die Protagonisten fragen mussten, wem sie vertrauen können und wem nicht, denn jeder von ihnen verfolgt auch eigene Interessen. Die vier so unterschiedlichen Hauptfiguren sind gut gezeichnet, sie alle haben „ihr Päckchen zu tragen“. Das ist sehr gut herausgearbeitet.
Jensen schreibt nicht nur aus der Perspektive der vier Hauptfiguren, sondern es gibt weitere, die sich am Ende sehr gut einfügen. Der Sprachstil passt sich den Gegebenheiten an, während den Ermittlungen und denn damit zusammenhängenden Szenen ist er nüchtern, bei den Wanderungen, die Oxen mit seinem Sohn unternimmt, ist Oxens Dankbarkeit für diesen Sohn spürbar.

Nachvollziehbar ist die Zusammenführung der unterschiedlichen Stränge bis zur gelungenen Auflösung.

In einem kurzen Nachwort werden einige Hintergründe erläutert, was ich als sehr positiv bewerte.

Fazit: alles in allem ein spannender Thriller

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Auftanken - jederzeit und überall möglich

Das Glück wartet gleich um die Ecke
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Das fröhliche Cover und der verheißungsvolle Titel mit dem vielversprechenden Untertitel „75 Wohlfühlorte zum Auftanken“ laden zum Lesen ein.

Ursula Kollritsch hat 75 Orte herausgesucht, um eine kleine ...

Das fröhliche Cover und der verheißungsvolle Titel mit dem vielversprechenden Untertitel „75 Wohlfühlorte zum Auftanken“ laden zum Lesen ein.

Ursula Kollritsch hat 75 Orte herausgesucht, um eine kleine oder größere Pause zu machen. Zumeist auf zwei Seiten, mitunter benötigt sie noch eine dritte, beschreibt sie nicht nur Ort, sondern erzählt historische oder gesellschaftliche Hintergründe, so dass diese unterhaltsame Lektüre auch ein wenig Wissen vermittelt.

Wo finden wir diese Orte? Dazu ist nicht zwangsläufig eine Reise nötig, denn auch in der eigenen Wohnung/im eigenen Haus oder in der Nachbarschaft gibt es viele Möglichkeiten, eine kleine Auszeit zu nehmen. Ein Getränk auf den Stufen zur Haustür oder auf einer Bank im Garten oder vor dem Haus, ein Blick auf den Fluss oder ein Spaziergang im Wald geben genügend Möglichkeiten, die Blick achtsam schweifen zu lassen, das Leben zu betrachten und erstaunliche Entdeckungen zu machen. Viele dieser Orte lassen sich auch allein genießen, andere sind nur mit anderen möglich, ein Treffen mit den Nachbarn oder die Teilnahme an einem Laternenumzug, die gleichzeitig an die eigene Kindheit erinnert. Für das Festhalten eigener Wohlfühlorte sind einige Seiten am Ende eingefügt.

Dieses auch im Inneren schön gestaltete Büchlein lädt ein, die Schönheit im Alltäglichen zu sehen. Es eignet sich wunderbar für die eigene kleine achtsame Pause mit einem Getränk in der Sonne und ist ein schönes Geschenk.

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