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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Ein schwacher Reihenauftakt

TEAM HELSINKI
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Frisch aus Finnland kommt „Team Helsinki: Die Tote im Container“ als Start einer auf fünf Teile angelegten Krimireihe, in der es um eine vierköpfige Ermittlergruppe geht: Team Helsinki. Die kurze Vorstellung ...

Frisch aus Finnland kommt „Team Helsinki: Die Tote im Container“ als Start einer auf fünf Teile angelegten Krimireihe, in der es um eine vierköpfige Ermittlergruppe geht: Team Helsinki. Die kurze Vorstellung im inneren Buchdeckel fand ich praktisch, da es so einen schönen Überblick gab.
Der Fall, den das Team übernehmen soll, klang auch spannend. Eine junge schwarze Frau wird ermordet in einem mit Meerwasser gefüllten Container gefunden, welcher auf dem Grundstück einer bekannten Unternehmerfamilie abgeladen wurde.

So machte ich mich mit großer Vorfreude ans Lesen, nur um gleich zu Beginn schon vor den ersten Schwierigkeiten zu stehen. Der Einstieg war verwirrend für mich, da ich gleich mit vier verschiedenen Perspektivwechseln konfrontiert wurde. Dazu kam, dass die Figuren scheinbar gar nichts miteinander zu tun hatten, wodurch ich nicht so richtig Fuß in der Geschichte fassen konnte. Es gesellte sich dann noch ein gewöhnungsbedürftiger Schreibstil hinzu, der bisweilen extrem ausführlich auch die allerkleinsten Details und Informationen beschrieb. Das fand ich extrem ermüdend und sorgte dafür, dass meine Gedanken öfter mal spazieren gingen und ich sehr viele Lesepausen einlegen musste.

Im weiteren Verlauf der Geschichte kristallisierte sich heraus, dass hauptsächlich die auktoriale Erzählperspektive zum Tragen kam und ich verschiedenste Personen durch die Ereignisse begleiten durfte. Der Fokus lag aber überwiegend auf der Ermittlerin Paula Pihjala und ihrem Team.
Unterteilt wurde das Buch in drei Teile, die wiederum in mehrere Kapitel gegliedert wurden. Ab dem zweiten Teil kam noch eine Ich-Perspektive hinzu, die an eine Art Tagebucheintrag erinnerte und optisch durch ein anderes Schriftbild hervorgehoben wurde.

„Team Helsinki: Die Tote im Container“ ist ein Kriminalroman, dessen Hauptaugenmerk auf der Ermittlungsarbeit des Teams liegt. Allerdings hatte ich ständig das Gefühl, dass die Recherche nicht wirklich vorankommt. Auch hatte ich früh eine Ahnung, was es mit der Toten auf sich hat und fragte mich, weshalb die Ermittler so ewig für die Lösung benötigten.
Irgendwie kam für mich nur alles sehr schwerfällig in Gang, was die Spannung gering und meine Langeweile hochhielt.

Zwischendrin gab es ein paar angedeutete persönliche Hintergründe des Helsinkier Teams, doch das reichte mir nicht aus, damit die Figuren an Tiefe gewannen. Generell empfand ich die Charaktere als extrem blass, die fremdklingenden Namen erleichterten es mir auch nicht unbedingt den Überblick zu behalten.

Um ehrlich zu sein, war ich nach gut der Hälfte von „Team Helsinki: Die Tote im Container“ kurz davor das Buch abzubrechen. Obwohl die Thematik schon eine gut recherchierte Brisanz vermittelte, war mir alles andere einfach zu simpel gestrickt. Das Einzige, was mich tatsächlich noch am Ball bleiben ließ, war die Neugierde auf die komplette Auflösung.

Und tatsächlich. Es hat sich gelohnt, dran zu bleiben, denn im letzten Viertel zog die Spannung drastisch an und eine wilde Rätseljagd setzte sich in Gang. Wer ist nun wirklich für den Mord an der jungen Schwarzen schuldig? Wer ist die ominöse Schreiberin und was hat alles miteinander zu tun?
Diese Fragen wurden raffiniert und mit einem guten Sinn für verwinkelte Dramatik aufgelöst. Hier war ich dann schon sehr angetan von „Team Helsinki: Die Tote im Container“.
Das Finale war gut gelungen und riss für mich einiges wieder heraus. Vor allem aber weckte es meine Neugierde auf den nächstens Band, denn nicht alle Rätsel wurden gelöst.

Fazit:
Der Reihenauftrag von Team Helsinki ist nur etwas für hart gesottene Freunde skandinavischer Krimis und Lesenden mit einem langen Atem. Der Krimi braucht lange, bis er in Fahrt kommt, doch dann wird es packend.

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Veröffentlicht am 19.05.2022

Ein Psychothriller, der sich langsam entfaltet

Marta schläft
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An „Marta schläft“ hatte ich ehrlicherweise keine großen Erwartungen. Weder der Klappentext noch das recht schlichte schwarz-weiße Cover sagten groß etwas aus. Einzig ein paar Meinungen, die ich bisher ...

An „Marta schläft“ hatte ich ehrlicherweise keine großen Erwartungen. Weder der Klappentext noch das recht schlichte schwarz-weiße Cover sagten groß etwas aus. Einzig ein paar Meinungen, die ich bisher so aufgeschnappt hatte, versprachen eher ein durchwachsenes Lesevergnügen. Aber so etwas spornt mich ja eher an, denn ich möchte mir gern eine eigene Meinung bilden, da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind.

Ich kam recht gut in „Marta schläft“ rein. Zu Beginn wurde ich mit drei unterschiedlichen Erzählperspektiven vertraut gemacht. Icherzählerin Nadja berichtete mir im aktuellen Zeitgeschehen von ihren Gedanken, Gefühlen und wie sie in eine ziemlich abstruse Situation hineinschlitterte, welche sie versuchte, mit ihren zahllosen Ängsten und Zweifeln zu meistern.
Der personale Erzähler nahm mich mit zu Nelly und deren Erlebnisse im Jahr 2014. Und dann gab es noch mysteriöse Briefausschnitte, wo nicht klar war, wer schreibt da an wen. Insgesamt schien alles irgendwie so gar nicht miteinander zusammenzuhängen und ich war anfänglich wirklich sehr ratlos. Es dauerte auch eine ganze Weile, bis die Geschichte an Fahrt aufnahm.

Romy Hausmann ließ sich mit ihrer Inszenierung Zeit. Es war nicht so, dass ich mich gelangweilt hätte, aber das Spannungslevel war schon recht niedrig. Ein paar vereinzelte Theorien schwirrten durch meinen Kopf, aber irgendwie wollte nichts wirklich passen.
Doch plötzlich lüftete sich der Vorhang, eine kleine Ecke erlaubte mir einen Blick auf das große Ganze und ich war mit einem Mal völlig gefangen in der Geschichte.
Ein perfides Psychospiel entblätterte sich da vor meinen Augen und ließ mich vor Aufregung zittern. Oh ja, ich konnte es gar nicht fassen, wie sich alles so schlüssig und unfassbar gut ausgearbeitet vor mir ausbreitete. Und immer, wenn ich dachte: „Jetzt habe ich es durchschaut“, brachte Romy Hausmann eine so scharfe Wendung in die Ereignisse, dass ich es vor Spannung kaum aushielt.
Dazu kam der fesselnde Schreibstil, der mich durch die ich-Perspektive emotional richtig nah ran an Nadja brachte, mich aber durch den personalen Erzähler wieder auf Distanz schickte. Das erzeugte ein Wechselbad der Gefühle. Ich litt, bangte und hoffte mit Nadja, hatte Mitleid mit ihr und wünschte ihr Kraft dies alles durchzustehen.
Auf der anderen Seite musste ich oft den Kopf vor Fassungslosigkeit schütteln, weil die menschlichen Abgründe wirklich sehr dunkel sein können.

Das alles klingt jetzt nach einem absoluten Lesehighlight und bis auf den letzten Meter war ich auch fest überzeugt, dass es eins für mich werden würde. Doch dann, tja, da kam das Ende. Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Mir leuchtet der Schluss von „Marta schläft“ kein bisschen ein. Für meinen Geschmack passte er überhaupt nicht zum Buch. Er wirkte so lustlos dahin geklatscht, irgendwie musste ja das Ganze zum Ende kommen. Empfand ich die Entwicklungen bis zu einem gewissen Punkt als vollkommen logisch und realistisch, so saß ich nach dem Zuschlagen des Buches einfach nur ratlos davor. So ein packender Psychothriller und dann das. Schade. Das Ende hat mir diese Geschichte schlussendlich vermiest. Ich konnte das Handeln der einzelnen Figuren einfach nicht mehr nachvollziehen, es passte irgendwie nicht zu dem Bild, dass ich mir von ihnen während des Lesens gemacht hatte. Außerdem wirkte es nicht schlüssig und ich fragte mich ernsthaft, wozu dieser ganze Aufwand so umständlich betrieben wurde, wenn es am Ende auch so viel einfacher hätte gelöst werden können, wie es zum Schluss auch kam.

Fazit:
Ein Thriller, der braucht, bis er sich zur vollen Blüte entwickelt hat, dann aber auf den letzten Metern so rasant in sich zusammenfällt, dass es dem Buch insgesamt nicht gerecht wird.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Ungewöhnlicher Thriller mit reichlich satirischen und trockenen Witzen

Schreib oder stirb
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Auf „Schreib oder stirb“ war ich echt gespannt, da die Meinungen schon ziemlich weit auseinandergehen. Da ich mir immer gern selbst ein Bild machen möchte, ging ich zwar ohne große Erwartung ans Lesen, ...

Auf „Schreib oder stirb“ war ich echt gespannt, da die Meinungen schon ziemlich weit auseinandergehen. Da ich mir immer gern selbst ein Bild machen möchte, ging ich zwar ohne große Erwartung ans Lesen, aber schon mit einem gesunden Maß an Neugierde. Optisch muss ich sagen, finde ich „Schreib oder stirb“ nicht sonderlich ansprechend. Das Cover hat etwas Comicartiges an sich. Trotz seiner leuchtenden Farben wäre das eher kein Grund für mich gewesen, im Laden zu zugreifen. Aber gut, Geschmäcker sind zum Glück verschieden, auf den Inhalt soll es ja bekanntlich ankommen.

Also legte ich gleich mit lesen los und war recht gut und entspannt in der Geschichte angekommen. Doch relativ schnell fühlt sich das Humorvolle viel zu gewollt an. So als würde ich in einer Comedy Veranstaltung sitzen, in der die Story mit ein bisschen Thrill aufpoliert wird. Dummerweise zog sich das durchs komplette Buch, da die Hauptfigur, Literaturagent David Dolla, der Erzähler persönlich war. Und der bediente sich eines Sprachbildes, welches amüsant und pointiert sein sollte. Bei mir aber lediglich ein paar müde Schmunzler hervorlocken konnte. Im Grunde war ich genervt von den ewigen auf satirisch lustig getrimmten Metaphern und Wortspielereien.
Doch davon mal abgesehen hielt „Schreib oder stirb“ eine tatsächlich ganz passable Story und sehr bunt gemischte Charakterköpfe für mich bereit. Auch wenn ich alle Figuren leicht überspitzt dargestellt empfand, brachten sie Leben in die Geschichte.
Ihre verschiedenen Eigenarten und Talente bereicherten das Geschehen und verliehen „Schreib oder stirb“ einen gewissen Glanz und frischten die Handlungen angenehm auf.

Der Handlungsaufbau war schlüssig und spannend konstruiert. Gut, es wurde nie der Humor, bei dem ich mir vor Lachen die Tränen aus den Augen wischen musste, aber ich fing an, diese unterschwellige erzählerische Leichtigkeit zu genießen. Dies machte „Schreib oder stirb“ reizvoller, weil ich tatsächlich die Ereignisse superinteressant fand. Zwar stellte sich beim Lesen kein Adrenalinrausch ein, wie bei einem Thriller ohne humoristische Beilage, aber er eröffnet einem breiteren Publikum die Möglichkeit, dieses Buch zu lesen. Für diesen Thriller muss niemand wirklich hart im Nehmen sein, auch für ängstliche Leser lässt sich die Geschichte ohne großes Bauchweh flüssig lesen.

Sehr angenehm an „Schreib oder stirb“ empfand ich die kurzen Kapitel, die stellenweise kursive Schrift und die kleinen Cliffhanger, die sich immer mal wieder einschlichen. Hier und da gab es sogar ein wenig Gesellschaftskritik zu lesen. Insgesamt war der Kern der Story schon recht verwinkelt und sorgte somit für einiges an Überraschungen. Leider killte mir Herr Dolla mit seinem bemüht pointiert satirischen Erzählstil oftmals die Thriller Atmosphäre. Ich konnte nicht so mitfiebern, wie ich es gern getan hätte. Nachdem ich mich aber damit arrangieren konnte, dass das Autorenduo diese Eigenart von Herrn Dolla konsequent durchzog (der Typ schaffte es nicht mal in gefährlichen Situationen ernst zu bleiben) und ich mich nur noch auf das Drumherum, also die eigentlichen Erzählfäden konzentrierte, las ich „Schreib oder stirb“ gern.

Wie weiter oben kurz erwähnt, bemühte ich mich darum, die vielen kleinen Rätsel selber und vor dem Ende zu lösen. Wirklich gelungen ist es mir aber nicht. Ich hatte schon eine ganz gute Vermutung, aber das Finale war doch sehr überraschend und einfach, wie genial.
Ein bisschen zackig wurde sozusagen der Abspann abgefrühstückt, aber ich mochte es, dass es kein echtes Happy-Ending-Drama war. Eher so eine Momentaufnahme. Gut, so ein paar Unklarheiten blieben übrig, die gern auch etwas ausführlicher hätten besprochen werden können. Aber insgesamt war „Schreib oder stirb“ für meinen Geschmack recht solide.

Fazit:
„Schreib oder stirb“ kommt mit einer seltsamen Mischung aus Verrücktheit und mit ganz vielen trockenen Flachwitzen daher, aber hat an sich eine gute Unterhaltung im Schlepptau, aus der auch manchmal Thriller Feeling sprüht.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Für junge Detektive, die sich nicht gleich entmutigen lassen

Escape-Rätsel - Das Rätsel der Sternwarte
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Dieses Mal ließ uns der junge Widersacher nicht lange warten und lockte uns sofort am nächsten Tag schon in die nächste Rätselfalle. Es verschlug uns in eine Sternwarte und da Planeten gerade auch beim ...

Dieses Mal ließ uns der junge Widersacher nicht lange warten und lockte uns sofort am nächsten Tag schon in die nächste Rätselfalle. Es verschlug uns in eine Sternwarte und da Planeten gerade auch beim Lesejunior Thema in der Schule war, war nicht nur die Erwartungshaltung, sondern auch der Tatendrang groß.

Wie wir es schon von den anderen Bänden der Escape-Rätsel Reihe gewohnt waren, wurden alle Denkaufgaben rund um das vorherrschende Thema gestaltet. Das schürte auch hier eine besondere Atmosphäre. Durch die kurzen Begleittexte konnten wir auch unser Wissen noch zusätzlich erweitern. Wisst ihr zum Beispiel, warum die größte Sternwarte der Welt, das Paranal-Observatorium in der Atacamawüste im Norden Chiles, auf dem Berg Cerro Paranal, steht? Oder wann der erste Satellit ins Weltall geschickt wurde und wie er hieß? Natürlich gab es auch Spannendes rund um die Planeten zu erfahren und noch einiges mehr.
Das Thema Astronomie war groß und die verschiedenen Planeten- und Sternenrätsel trainierten logisches Denken, die Rechtschreibung und natürlich auch die Mathematikfähigkeiten.

Doch so sehr uns die Sternwarte und die wundervollen Illustrationen von Merle Goll, Karoline Jakubik und Sabine Mielke begeisterten, leider verließ uns an manchen Stellen des Escape Buches die Lust am Knobeln.
Es begann schon im ersten Raum, dass wir einige Lösungen im Raum falsch interpretiert hatten und dann bei Rätseln weitermachten, die noch gar nicht dran waren. Das führte dazu, dass wir ganze vier Denkaufgaben übersprangen. Es fiel uns zum Glück noch rechtzeitig auf, denn wir wissen mittlerweile, dass wir pro Raum etwa zehn Rätsel lösen müssen, um die Örtlichkeit verlassen zu können. Trotzdem war die Verwirrung erst mal groß und es war auch gar nicht so einfach herauszufinden, wo wir unseren detektivischen Überlegungen ins Stocken geraten waren. Schließlich wollten wir nicht gleich die Lösungen im hinteren Teil des Buches konsultieren.

Nach einer längeren Pause wagten wir uns dann in den zweiten Raum, hatten frischen Mut getankt und uns gestärkt. Doch auch hier trafen wir auf eine Kopfnuss, die sich irgendwie nicht vernünftig lösen lassen wollte. Wir haben sehr lange daran gesessen und darüber gebrütet, bis wir den Lösungsteil zur Hilfe nahmen. Dort stellten wir dann allerdings fest, dass sich ein Fehlerteufel eingeschlichen haben musste. Jedenfalls konnten wir das Rätsel nicht sauber alleine lösen und unsere Motivation war erneut verpufft.

Der letzte Escape Raum konnte unsere Laune dann aber wieder verbessern. Eine tolle Idee und wir hätten wirklich gern Lust gehabt, uns auch in echt durch die Räume zu rätseln. Die unterschiedlichen Denkaufgaben waren insgesamt schön bunt und vielfältig. Kinder ab 8 Jahre sollten bei dem „Escape-Rätsel – Das Rätsel der Sternwarte“ auf jeden Fall von einem Erwachsenen unterstützt werden. Detektive ab 10 Jahre können die verschiedensten Rätsel mit Sicherheit fast alleine lösen und für die ganz schlauen Ratefüchse kann der Schwierigkeitsgrad erhöht werden, indem versucht wird, eben nichts weiter auszuschneiden als die Decodierscheiben und das Notizbuch. Denn wer pfiffig um die Ecke denkt, muss nicht zwingend zur Schere greifen.

Fazit:
Leider konnte uns das „Escape-Rätsel – Das Rätsel der Sternwarte“ nicht komplett überzeugen. Die Idee der geschlossenen Räume und die zeichnerische Umsetzung waren top, allerdings war die Umsetzung nicht rund und sorgten zeitweise für Frust und Verwirrung bei uns. Dennoch empfehlen wir begeisterten Jungdetektiven, die sich nicht gleich entmutigen lassen, das Escape Buch weiter.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Spionage-Agentenkrimi der anderen Art

Das Billardcafé
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Optisch gefiel mir „Das Billardcafé“ auf jeden Fall schon mal. Besonders die schattenhafte Figur faszinierte mich, sie könnte definitiv den Protagonisten widerspiegeln.
Auch der Titel war stimmig zum Inhalt, ...

Optisch gefiel mir „Das Billardcafé“ auf jeden Fall schon mal. Besonders die schattenhafte Figur faszinierte mich, sie könnte definitiv den Protagonisten widerspiegeln.
Auch der Titel war stimmig zum Inhalt, denn in dem Billardcafé nahm für den eher unscheinbaren Rentner Fred das Leben eine hundertachtzig Gradwendung. Plötzlich stand er im Fokus sämtlicher Geheimdienste dieser Welt und einiger zwielichtiger Gangs. Doch wie konnte es dazu nur kommen?

M. Pastore ließ sich in diesem Punkt nicht lumpen und mit Fred an meiner Seite erfuhr ich so einiges über das dystopische Deutschland in nahender Zukunft. Nicht unbedingt ein Land, in dem ich gerne wohnen würde wollen, wo das Leben in der Großstadt als das einzig Wahre gilt und grüne Natur doch eher Gift zu sein scheint. Die sehr detaillierten Beschreibungen der Schauplätze, in denen immer besonders die allgegenwärtige Überwachung betont wurde, sorgten dafür, dass die Szenen lebendig vor meinen Augen standen.

Die Idee, einen Protagonisten zu wählen, der ein Antiheld ist, ist zwar nicht neu, aber dass dieser ein Rentner ist, doch mal was überraschend anderes. Dennoch blieb Fred für mich die meiste Zeit einfach nicht greifbar. Besonders die Beschreibungen seiner Hackerkünste zauberten mir regelmäßig Fragezeichen in die Augen und ich konnte dem Ganzen dann einfach nicht mehr sauber folgen.
Aber auch sonst blieb mir die Figur einfach zu blass, mir fehlte charakterliche Tiefe und obwohl mir Fred nicht unangenehm war, fieberte ich mit ihm kaum mit.

Generell hielt der Autor viele Figuren in einem nebeligen Grau. Selbst Namen bekamen sie selten, sondern wurden anhand ihres Erscheinungsbildes oder Auftretens bezeichnet. So begegnete mir unteranderem „der Hagere“ oder „der Farblose“. Prima, musste ich mir keine Namen merken, erkannte aber die Personen dennoch wieder.
Es gab aber eine Ausnahme: Anita. Als Leiterin des „Lagezentrums Nr. 5“ der Inneren Aufklärung des Staates hatte sie Biss und vor allem viel Menschlichkeit und Mitgefühl an sich. Sie begleitete ich am liebsten, denn „Das Billardcafé“ lebte von seinen Perspektivwechseln innerhalb der einzelnen Kapitel. Angenehm war hier, dass die Wechsel mithilfe einer abgebildeten Pistole abgetrennt wurden, sodass ich nie durcheinanderkam.

Die Geschichte entwickelte sich in zeitlich korrekter Abfolge weiter und beherbergte verschiedene Parteien, die zwar nicht alle bekannt, aber einen gewissen Reiz um das Katz- und Mausspiel mit Fred hatten. Besonders die betitelten Kapitel schafften es ständig, meine Neugierde auf das Kommende zu wecken, denn sie ließen Raum für Spekulationen.

Doch leider stand mir für ein spannendes Abenteuer der Schreibstil im Weg. Es überwog eine recht sachliche und detailfreudige Erzählweise, die hier und da in Gedankensprünge überging, denen ich aus dem Augenblick heraus nicht folgen konnte. Teilweise war der Schreibstil auch sehr salopp und es mischten sich alte Begrifflichkeiten darunter, die in dieser dystopischen Welt seltsam fehl am Platz wirkten. Mein absoluter Horror waren allerdings die schwäbischen Dialoge. Ich fand es unheimlich schwierig, diese zu lesen und konnte mich leider gar nicht einfühlen. Im Gegenteil, sie rissen mich so aus dem Lesefluss, dass ich eine Weile hin und her taumelte, ehe ich wieder in die Ereignisse hineinfand.
Was ich hingegen gut fand, war, dass M. Pastore einen ziemlich langen Zeitraum von Ereignislosigkeit geschickt überbrückte. So hatte ich nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlte, aber auch nicht, dass ich mich langweilen würde.
Insgesamt hatte ich manchmal das Gefühl, dass nicht so ganz klar war, was die Geschichte mal werden sollte. Gelegentlich geriet ich in wilde Schießereien, wahnwitzige Verfolgungsjagden mit ausgefeilten Überwachungstechniken und schieflaufenden Übergaben, die mich an „Der Staatsfeind Nr. 1“ beim Lesen erinnerten. Dann gab es ruhigere Sequenzen, die von internen politischen Machtkämpfen zeugten oder gefährlichen Umweltschäden erzählten. Zwischendrin die Entwicklung zarter Liebeleien, die ein bisschen farbliche Akzente in die Geschichte setzten.
Der Handlungsaufbau erinnerte mich oft an ein wirres Wollknäuel. Dennoch fand ich es erstaunlich, dass am Ende keine meine Fragen unbeantwortet geblieben waren und das Ganze tatsächlich ein interessantes Gesamtbild ergab.

Fazit:
Leider war das überhaupt nicht mein Buch. Für Fans von ungewöhnlichen Erzählstilen und Dystopien aber mit Sicherheit lesenswert.

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