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Veröffentlicht am 07.04.2024

Eine verwinkelte Geschichte im Stil eines Escape-Welten-Abenteuers

Die Burg
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Bevor ich mit „Die Burg“ beginne, bestaune ich im Buchdeckel die tolle zeichnerische Darstellung des Schauplatzes von Burg Greiffenau. Zusehen ist die Anlage selbst, sowie die unterirdischen Systeme aus ...

Bevor ich mit „Die Burg“ beginne, bestaune ich im Buchdeckel die tolle zeichnerische Darstellung des Schauplatzes von Burg Greiffenau. Zusehen ist die Anlage selbst, sowie die unterirdischen Systeme aus Höhlen, Kellern und Verliesen. Dies gibt gleich einen schönen und knackigen Überblick über die Örtlichkeiten.

Der Start in „Die Burg“ von Ursula Poznanski ist wirklich stark. Ich bin sofort mitten im Geschehen und total gefesselt vom Auftakt in die Geschichte. Ich lerne Maxim Asher kennen, der selbst Inhaber einer kleinen Kette von klassischen Escape-Rooms ist. Er soll die neuartige, komplett durch KI unterstützte Escape-Welten vom Milliardär Nevio vor der Eröffnung auf Herz und Nieren testen. Gleich zu Beginn rätselt sich Maxim schon durch ein Thema und es wird damit auch gleich klar, was „Die Burg“ alles draufhat.
Nach erfolgreicher Lösung des entscheidenden Rätsels lerne ich nach und nach weitere Charaktere kennen, die in „Die Burg“ eine Rolle spielen werden. Insgesamt ist die Anzahl der realen Figuren übersichtlich. Neben weiteren Testkandidaten gibt es auch noch eine Handvoll Personal, welches für die Technik und die Erfüllung der gastronomischen Ansprüche vor Ort ist.

Die Mischung der unterschiedlichen Charaktere finde ich gut durchdacht. Sie alle haben unterschiedliche Qualifikationen und sind auf ihrem jeweiligen Gebiet Spezialisten. Doch sie versinken alle im Schatten des Spotlights, der im Wechsel auf Maxim und Alissa gerichtet ist. Die zwei sind der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Story. Dank des personalen Erzählers begleite ich sie nicht nur auf den Handlungsebenen, sondern auch bei ihren ganz persönlichen Gedanken sowie Emotionen. Das schafft viel Nähe. Im Verlauf der Ereignisse kämpft sich dann ein anderer Charakter aus der Dunkelheit in meinen Aufmerksamkeitskreis, was ich anfänglich gar nicht erwartet, mich aber positiv überrascht hat.

Nach dem kleinen Vorgeplänkel und einer kleinen Führung durch „Die Burg“ geht es auch schon los. Die Gruppe, bestehend aus den Testern, Nevio und einem Game-Master, begibt sich auf ihr eigenes Escape-Room-Abenteuer. Ursula Poznanski erschafft hier eine bunte Vielfalt aus Spielräumen, die sowohl aus historischen, zeitgenössischen und fantasiereichen Settings bestehen. Die Rätsel sind unterschiedlichster Natur, allerdings muss ich gestehen, dass ich nicht eins im Vorfeld lösen kann. Zu sehr bin ich gebannt von den Ereignissen, die sich während der Raterei ereignen. Nur eins ist mir von vornherein klar, das Ende wird nicht so sein, wie es sich die Teilnehmenden vorstellen.

Das große Escape-Abenteuer folgt einem vorgegebenen roten Faden, den die Teilnehmenden selbst im Vorfeld festgelegt haben. Alles baut sich ineinander auf und einige Elemente wiederholen sich auffällig oft. Dass sie wichtig für das große Finale sein könnten, kann ich unterdessen nur vermuten. Einen Reim kann ich mir bis zur Auflösung darauf allerdings nicht machen.
Die Atmosphäre in „Die Burg“ ist wandelbar und faszinierend. Von nackter Angst bis hin zu unbändiger Freude ist alles dabei. Das sorgt für reichlich spannungsvolle Momente und eine interessante Mischung.

Der Schreibstil ist locker und sehr bildreich. Ich kann mir alles so plastisch vorstellen, dass ich die einzelnen Szenenbilder direkt vor Augen habe.
Wer gern Hörbücher mag, dem möchte ich gern „Die Burg“ ans Herz legen. Rainer Strecker ist ein unglaublich talentierter Sprecher. Er verleiht den einzelnen Figuren passende Stimmfarben und ist dabei so vielfältig, dass ich auf Anhieb erkennen kann, wer gerade das Wort hat. Des Weiteren gelingt es ihm völlig natürlich die zur Szenerie passende Atmosphäre zu erschaffen. Es macht richtig Freude, ihm zuzuhören.

Was ich besonders an der Geschichte mag, ist, dass hier auch das Thema KI in den Vordergrund rückt. Sowohl die kritischen als auch die euphorischen Gedanken rund um künstliche Intelligenz bekommen hier Raum, passend zur Kernstory. Kann die künstliche Intelligenz tatsächlich böse sein? Oder sich gar gegen den Menschen richten? Ein faszinierendes Gedankenspiel in Form einer gewinnbringenden Escape-Room-Welt.

Das Finale ist packend gestaltet. So langsam ahne ich zwar, worauf es hinausläuft, doch der spannungsvolle Plot Twist überrascht mich sehr. Auch mag ich die Auflösung des gesamten Handlungsaufbaus, welcher zu einem guten Abschluss gebracht wird.

Fazit:
„Die Burg“ ist eine verwinkelte Geschichte im Stil eines Escape-Welten-Abenteuers. Atmosphärisch erzählt mit kleinen blutrünstigen Schockern.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Ein interessanter Science-Fiction-Mystery-Thriller

Instinct – Der Tod in den Wäldern
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„Instinct – Der Tod in den Wäldern“ ist ein Stand-alone-Thriller, welcher sich in fünf Abschnitte untergliedert, welche wiederum durch kurzweilige Kapitel unterteilt sind.
Hauptfigur ist die Wildhüterin ...

„Instinct – Der Tod in den Wäldern“ ist ein Stand-alone-Thriller, welcher sich in fünf Abschnitte untergliedert, welche wiederum durch kurzweilige Kapitel unterteilt sind.
Hauptfigur ist die Wildhüterin Elena, welche ich mithilfe des personalen Erzählers ausschließlich begleite.
Die Anzahl der beteiligten Charaktere ist überschaubar. Elenas Feldhüter-Kollegen sind allesamt Männer. Obwohl dies ihr erster Einsatz als Teamleiterin ist, versucht sie sich ihre gelegentlichen Selbstzweifel nicht anmerken zu lassen. Das macht sie mir sympathisch, aber auch ihre Stärke, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und auch berechtigte Kritik sich zu Herzen zu nehmen, mag ich an Elena.
Ich habe das Gefühl, dass ihre Figur tiefer und ausführlicher angelegt worden ist als die der drei Männer. Möglicherweise entsteht dieser Eindruck nur, weil auf Elena der Fokus ruht. Aber es stört beim Lesen der Geschichte nicht, da alle relevanten Informationen zu den einzelnen Personen vermittelt werden und die Dynamik sowie Beziehungen untereinander deutlich werden.

Der Beginn ist ruhig aufgebaut. Dies gibt mir die Gelegenheit, sowohl die Charaktere als auch die Welt in hundert Jahren kennenzulernen. Vieles hat sich verändert. Der Klimawandel wurde gestoppt, in dem riesige Naturreservate geschaffen wurden und die Menschen in modernsten Metropolen leben. Die Sprache und Lebensweisen haben sich verändert. Dies alles wird mit viel Sorgfältigkeit und ohne Effekthascherei aufgebaut und erklärt. Dazu nutzt David Gray seine Protagonistin Elena, denn indem ich mehr über sie erfahre, wird auch im Kontext mein Wissen zur aktuellen Lage sowie zum Aufgabenbereich einer Wildhüterin erweitert. Das Konzept ist interessant, lässt aber in der logischen Konsequenz keinen großen Spielraum für Spannung zu. Einzig der Umstand, dass ein verschollener Wildhüter für tot erklärt wird, deutet eine zukünftige Spannungskurve an.

Der Schreibstil ist angenehm. Er lässt sich auch dann gut lesen, wenn Begrifflichkeiten und komplexe Strukturen der „neuen“ Welt erklärt werden. Spannend finde ich, wie viel Tiefe die mögliche hundertjährige Zukunftsversion erhalten hat. Bevor ich so richtig im Naturpark ankomme, bekomme ich Einblicke in das aktuelle Zeitgeschehen. Es werden Sprach-, Religions-, Werte- und Lebensumstände dargestellt und auch begründet, woraus diese sich entwickelt haben. Auch die Entstehung der Naturreservate und die Probleme, die sich daraus ergaben, werden beleuchtet. Durch diesen gewonnenen Kontext wird das Drama, welches sich in den Wäldern abspielt, verstärkt. Es löst auf vielen Ebenen und aus unterschiedlichen Gründen bei mir beklemmende Gefühle aus.
Etwa ab dem zweiten Drittel von „Instinct – Der Tod in den Wäldern“ zieht die Spannung sprunghaft an und bleibt bis zum Ende konsequent hoch. Das Erzähltempo ist jetzt flott, die Szenenbilder mitunter sehr brutal und auf den nackten Überlebenskampf fokussiert. Es fällt mir schwer, die Werte von Gut und Böse anzuwenden, weil David Gray gekonnt die Grenzen verwischt. Gnadenlos treibt er mich weiter auf die Suche nach der Ursache von alldem an. Wie konnte es nur so weit kommen?

Die Dramatik ist groß, eindringlich und facettenreich. Insgesamt ist „Instinct – Der Tod in den Wäldern“ sehr tiefgründig, auch in den actionlastigen Szenen.
Die Enthüllungen schockieren mich. Sie kommen unerwartet, sind aber genial gedacht. Allerdings bekomme ich Zweifel, ob es David Gray gelingen wird, einen realistischen Abschluss zu erschaffen, ohne ins Lächerliche und Unglaubwürdige abzudriften. Meine Skepsis stellt sich als unbegründet heraus.

„Instinct – Der Tod in den Wäldern“ ist weit davon entfernt, in einem Happyend zu enden. Generell würde ich das Ende eher als halb offen bezeichnen. Das ist gut so, denn obwohl manche Handlungsfäden einfach nicht weitererzählt werden, so ist doch der Kern aufgeklärt. Und das ist das, was in dieser Geschichte zählt. Nicht, wie sich alles weitere fügen würde. „Instinct – Der Tod in den Wäldern“ hinterlässt viel Stoff zum Nachdenken und die Erkenntnis, dass der Mensch nicht in der Lage ist, aus der Geschichte zu lernen.

Fazit:
Ein interessanter Science-Fiction-Mystery-Thriller mit Fokus auf die Natur und den Menschen darin. Wer nicht nur auf der Suche nach fesselnder Unterhaltung ist, sondern sich auch für ökologische Themenfelder begeistern kann, findet ihr einen spannenden Roman.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Ein Thriller im Stil einer TV-Produktion

Murder in the Family
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Optisch finde ich „Murder in the Family“ sehr ansprechend. Der in blaugehaltene Fingerabdruck hat auch eine andere Haptik als der Rest des Buchumschlages. Dadurch entsteht ein leichter 3-D-Eindruck. Was ...

Optisch finde ich „Murder in the Family“ sehr ansprechend. Der in blaugehaltene Fingerabdruck hat auch eine andere Haptik als der Rest des Buchumschlages. Dadurch entsteht ein leichter 3-D-Eindruck. Was mich zudem sehr begeistert ist, dass ich schon auf dem Cover mit der Frage „Kannst du den Fall vor ihnen lösen“ herausgefordert werde.
Motiviert schlage ich das Buch auf und staune erst einmal über den Aufbau.

Die beliebte Sendung Infamous ist eine True-Crime-Sendung, in deren einzelnen Staffeln Cold-Case-Fälle von unabhängigen Experten beleuchtet und besprochen werden. Dabei werden alte Beweise gesichtet und die Experten sollen mit neuen Denkanstößen versuchen, neue Ermittlungsansätze zu finden. Dadurch ergibt sich, so die Hoffnung der Produzenten, die Möglichkeit live im Fernsehen das Verbrechen vielleicht doch noch aufzuklären.
In der aktuellen Staffel möchte der Regisseur Guy Howard den Cold-Case seines Stiefvaters Luke Ryder lösen lassen. Dieser wurde vor zwanzig Jahren brutal ermordet und von Guys damals fünfzehnjähriger Schwester aufgefunden. Neben den sechs Experten gibt es dieses Mal noch ein siebtes Teammitglied. Der Lesende selbst. Denn erzählt wird die spannende Jagd nach neuen Beweisen und der Versuch der Aufklärung des Verbrechens vor laufender Kamera im Drehbuchformat.
Abgerundet wird das Ganze mit einem Mix aus Zeitungsartikeln, Chatverläufen, E-Mails, Skripten, Regieanweisungen und sogar einem Diskussionsforum für Zuschauer. So ist die Erzählart überwiegend im Stil der wörtlichen Rede gehalten. Gleichzeitig ist alles da, damit ich mir selbst ein eigenes Bild von allem machen kann.

Zu Beginn fällt mir der Einstieg in „Murder in the Family“ nicht so leicht. Die ungewöhnliche Art, diesen Thriller mit den ganzen Ereignissen zu erzählen, ist gewöhnungsbedürftig. Die Vielzahl an neuen Charakteren und die große Menge an Informationen rund um das Verbrechen muss ich erst einmal sortieren und verarbeiten. Zum Glück gibt mir Cara Hunter die Zeit, um in diesem interessanten Handlungsgerüst anzukommen.
Langsam überwinde ich die Hürden und fühle mich als stummes Mitglied der Expertenrunde. Ich entdecke alles zeitgleich wie sie und kann dementsprechend meine eigenen Überlegungen anstrengen und Schlüsse ziehen. Auf den möglichen Täter habe ich mich schnell eingeschossen, doch Cara Hunter lockt mich immer wieder mit raffiniert gesetzten Plot Twists in neue Richtungen.

Was mich immer mehr begeistert, ist die Tatsache, dass der Aufbau sich wirklich exakt an eine Fernsehproduktion hält. Wie es in der Branche üblich ist, so werden auch hier die Knaller Enthüllungen oft zum Ende des jeweiligen Drehtages enthüllt. Damit treibt Cara Hunter die Spannung immer wieder auf die Spitze und das Buch entwickelt sich zum Suchtpotenzial.
Allerdings sollte nicht unterschätzt werden, dass das Lesen Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert. Oft gibt es kleine Hinweise und Andeutungen, die so klug platziert sind, dass sie auch schnell aus dem Fokus rutschen können. Die vielen Wendungen machen „Murder in the Family“ zu einem rasanten Thriller.

Ach, ich bin ja superambitioniert ans Lesen gegangen und war mir sehr sicher zu wissen, wer der Mörder von Luke Ryder war. Cara Hunter lässt mich auch gnadenlos in dem Glauben und packt ein Finale aus, mit dem ich nie und nimmer gerechnet hätte. Ich bin völlig überrascht von der Wendung und kann es kaum fassen. Das Ende ist sauber und doch hat es mir ein neues Rätsel hinterlassen. Die Wahrheit dahinter ist Auslegungssache des jeweiligen Lesenden, mich hat das jedenfalls begeistert das Buch zuschlagen lassen.

Fazit:
Ungewöhnlich und spektakulär aufgebauter Thriller mit vielen spannenden Wendungen. Volle Punktzahl und eine dicke Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Grandiose Unterhaltung

FEUER - Mord auf den Färöern
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„FEUER – Mord auf den Färöern“ beginnt sofort atmosphärisch und führt mich direkt auf die Färöer-Inseln. Im Fokus steht eine kleine bibeltreue Inselgemeinde, dessen scheinbar friedliches Leben von einer ...

„FEUER – Mord auf den Färöern“ beginnt sofort atmosphärisch und führt mich direkt auf die Färöer-Inseln. Im Fokus steht eine kleine bibeltreue Inselgemeinde, dessen scheinbar friedliches Leben von einer brutalen Tat überschattet wird. In einer Kirche werden die abgeschlachteten Körper vier toter Priester gefunden. Das Blutbad schockiert selbst hart gesottene Beamte und so wird der Fall an die Task Force 14 abgegeben.

Die Entwicklung von „FEUER – Mord auf den Färöern“ ist anders, als ich gedacht habe. Die Handlung ist fast vollständig losgelöst vom ersten Fall „NACHT – Die Toten von Jütland“. Und doch schlägt Thomas Bagger einen ganz kleinen, aber feinen Bogen und beantwortet mir damit eine brennende Frage, die seit dem Ende von „NACHT – Die Toten von Jütland“ in mir schwelt. Auch wird logisch erklärt, weshalb David Flugt nicht mit von der Partie ist. Ein bisschen bin ich traurig, mochte ich ihn doch gern. Doch „FEUER – Mord auf den Färöern“ funktioniert auch wunderbar ohne den lieb gewonnenen Ermittler. Beide Teile der Serie Ein Fall für die Task Force 14 sind völlig unabhängig voneinander lesbar. Ich empfehle aber dennoch, sie zusammenhängend zu lesen, weil ein klitzekleiner Handlungspunkt immer wieder aufflammt und diese Serie zur Suchtgefahr werden lässt.

„FEUER – Mord auf den Färöern“ ist ganz anders als sein Vorgänger und steht ihm doch in nichts nach. Thomas Bagger hat ein unglaublich interessantes Charakterensemble erschaffen, dass durch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen besonders aufblüht. Auf der einen Seite stehen die Inselbewohner, die misstrauisch Fremden gegenüber sind und in diesem Landstrich sehr gläubig und fest in ihren Traditionen verankert sind. Auf der anderen Seite steht ihnen das Ermittlungsteam, bestehend aus Lucas Stage von der Task Force 14 und die Kriminaltechnikerin Sidsel Jensen gegenüber.
Mir gefällt bei der Charakterisierung sehr, dass es keine reinen guten oder schlechten Personen gibt. Er zeichnet realistische Figuren, die beide Seiten in sich tragen. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint und garantiert nicht schwarz-weiß.

„FEUER – Mord auf den Färöern“ lebt von der teilweise extremen Figurensprachen, die passend auf den jeweiligen Charakter zugeschnitten ist. Das muss der Lesende definitiv abkönnen, denn manches ist schon richtig derb und bisweilen obszön. Auch die sehr bildlichen Beschreibungen bedienen sich mitunter sehr deutlichen Worten. Für mich macht das den Reiz dieses Thrillers aus, denn es weckt unterschiedlichste Emotionen in mir.
Der Schreibstil ist unglaublich rasant, mitreißend und leicht verständlich. Besonders fällt dies bei Beschreibungen der Arbeit einer Kriminaltechnikerin auf. Sehr faszinierend finde ich die Infos zur Blutspurenanalyse.

Im Verlauf der Geschichte wird Lucas Stage immer interessanter für mich. Fand ich ihn im ersten Band noch unerträglich, erfahre ich in „FEUER – Mord auf den Färöern“ in Rückblenden von seiner Vergangenheit. Diese werden im Buch auch durch ein Fingerabdruckprofil kenntlich gemacht. Das gefällt mir sehr gut. Endlich verstehe ich Lucas besser und ich komme nicht umhin, sein analytisches und beinahe emotionsloses Vorgehen zu bewundern. Doch bei Lucas muss ich auf der Hut sein, denn bei ihm gilt es noch stärker als bei allen anderen: Bei ihm ist nichts so, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Auch Sidsel Jensen ist ein spannender Charakter. Nicht nur ihre Arbeit fasziniert mich, sondern auch das Familiengeheimnis, welches sie umgibt. Denn ursprünglich hat sie genau in diesem Dorf einmal gelebt.

Der Kontrast zwischen der Dorfgemeinschaft und dem Ermittlerteam ist groß. Dies macht den Reiz der Story definitiv aus und so entwickelt sich ein rasanter Pageturner, den ich nicht mehr weglegen möchte.
Der Spannungsbogen bleibt konsequent hoch und wechselt sich mit packender Action und ruhigeren Sequenzen homogen ab. Oft laufen mir eisige Schauer über den Rücken, so sehr nimmt mich „FEUER – Mord auf den Färöern“ gefangen.
Manche Handlungsfäden sind bewusst so ausgelegt, dass ich auf die Entwicklung komme. Aber die Asse im Ärmel des Autors machen mich jedes Mal sprachlos.
Das Finale ist überraschend, lässt mich sprachlos zurück und beantwortet mir die meisten meiner drängenden Fragen. Und wieder warte ich sehnsüchtig auf den nächsten Band.

Fazit:
„Feuer“ ist ein spannender und wendungsreicher Pageturner, der durch seine harten Kontraste und Spitzfindigkeiten eisige Schauer über den Rücken treibt.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Ein Thriller mit einer tollen Mischung aus Drama, Spannung und einem Spritzer Romantik

Kaltblütige Lügen
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Das schlichte Cover passt gut zum Inhalt der Geschichte. Die Handschellen und das Pink spielen eine zentrale Rolle und daher mag ich die Umsetzung.
„Kaltblütige Lügen“ startet mit einem emotionalen Prolog, ...

Das schlichte Cover passt gut zum Inhalt der Geschichte. Die Handschellen und das Pink spielen eine zentrale Rolle und daher mag ich die Umsetzung.
„Kaltblütige Lügen“ startet mit einem emotionalen Prolog, der mich eindeutig neugierig auf die kommenden Ereignisse macht. Doch schon im ersten Kapitel erhalte ich einen kleinen Dämpfer und ich befürchte, dass ich den Thriller doch nicht so gut würde leiden können wie erhofft. Dabei kann ich es gar nicht genau benennen, was mich stört. Vielleicht irritiert mich Protagonistin Kit McKittrick. Sie ist Ermittlerin der Mordkommission in San Diego. Sie wirkt anfänglich wahnsinnig distanziert, fast ein bisschen unnahbar und kühl. Irgendwie ist sie mir nicht sympathisch. Dafür ist der Fall sehr interessant und der Aufbau gefällt mir.

Dann lerne ich Dr. Sam Reeves kennen. Ein unglaublich sympathischer Psychologe, der gerichtlich bestellte Klienten behandelt. Sein Gewissen bringt ihn schnell in einen Konflikt. Auf der einen Seite muss er sein Berufsethos wahren, auf der anderen Seite möchte er weitere Verbrechen verhindern. Also entscheidet er sich als anonymer Tippgeber zu fungieren, was sich als Fehler erweist, denn plötzlich ist er für die Polizei der Verdächtige Nummer eins.

Der personale Erzähler führt durch „Kaltblütige Lügen“ und ermöglicht mir durch die Perspektivwechsel einen interessanten Überblick über einen Fall, der ziemlich große Kreise ziehen wird. Im Fokus stehen Kit und Sam, sodass es dadurch unterschiedliche Ansätze gibt einem Serienmörder auf die Schliche zu kommen. Das macht „Kaltblütige Lügen“ unglaublich stimmungsvoll und packend. Ehe ich mich versehen kann bin ich tief in „Kaltblütige Lügen“ abgetaucht und kann mich immer mehr für den Thriller begeistern.

Karen Rose hat sich zu Beginn Zeit genommen ihre Charaktere zu entwickeln. Alle sind eigenständige Persönlichkeiten, Sam und Kit haben jeweils ihr eigenes Trauma. Am meisten mag ich, dass Karen Rose mit gängigen Cop-Klischees bricht. Ja, Kit hat Probleme, aber eine faszinierende Art gefunden, damit umzugehen. Sie ist dabei bodenständig und sehr auf Opferschutz fixiert. Dank Sam bekomme ich einen ganz neuen Blick auf Kit, sodass sie mir im Verlauf der Geschichte ebenfalls ans Herz wächst.

„Kaltblütige Lügen“ ist ein wendungsreicher und spannungsvoller Thriller, der jedoch auch einen kleinen süßen romantischen Handlungsfaden hat. Es ist nichts Großartiges, eher ganz fein erzählt, aber unglaublich niedlich. Ich mag das sehr, es lockert die Story auf und lässt die Figuren noch menschlicher wirken.
Der Fokus bei „Kaltblütige Lügen“ liegt ganz klar auf der Ermittlung des Tatherganges und des Mörders. Dabei legt Karen Rose viele kleine Fallstricke aus und ich rate mit, wer der Täter sein könnte. Die Mordserie selbst ist grausam, wird aber nicht in haarkleinen Details auserzählt.

„Kaltblütige Lügen“ hat mich so in den Bann geschlagen, dass ich es kaum aus der Hand legen kann. Das Finale ist packend erzählt und die Enthüllung des Mörders hat mir wirklich die Sprache verschlagen. Darauf wäre ich nie gekommen und ich hatte so einige Verdachtsmomente gegen andere Figuren.
Das Ende ist toll. Der Fall ist in sich abgeschlossen und doch bleibt ein kleiner Handlungsstrang lose offen, sodass ich mich der Hoffnung hingebe, dass er in Band 2 weitererzählt wird.

Fazit:
„Kaltblütige Lügen“ ist ein Thriller mit einer tollen Mischung aus Drama, mit greifbarer Trauer, viel ermittelnder Spannung und einem Spritzer Romantik.

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