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Veröffentlicht am 08.05.2021

Ist das Jagdspiel noch zu stoppen?

Das Spiel – Es geht um Dein Leben
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Christian Brand, einem Beamten des EKO Cobra in Wien, gelingt es durch sein beherztes Eingreifen nach Dienstschluss, den Fortgang eines Amoklaufs zu verhindern. Damit gehen jedoch schon fünf Tote auf sein ...

Christian Brand, einem Beamten des EKO Cobra in Wien, gelingt es durch sein beherztes Eingreifen nach Dienstschluss, den Fortgang eines Amoklaufs zu verhindern. Damit gehen jedoch schon fünf Tote auf sein Konto, weshalb ihm sein Chef eine Pause und Therapie verordnet. Doch kurz darauf gibt es eine Planänderung: Christian wurde von der Europol-Ermittlerin Inga Björk angefordert, um ihr bei Ermittlungen Personenschutz zu geben. Auch der Journalist Werner Krakauer, der schwer erkrankt ist und vor seinem Tod noch einen letzten großen journalistischen Erfolg feiern will, hat eine Spur gefunden. Für 100.000 Euro steigt er im Darknet ins sogenannte Jagdspiel ein. Dessen Opfer ahnen nicht, dass ihr Leben in höchster Gefahr ist...

Das Buch beginnt mit einer kurzen, erschreckenden Szene, in der eine Frau beim Laufen im Wald überwältigt und auf grausame Weise ermordet wird. Dabei erwähnen die Täter ein Mal, das sie auf ihr entdeckt haben. Danach lernt man die eingangs erwähnten Charaktere Christian Brand, Inga Björk und Werner Krakauer kennen, die vom Autor in Position gebracht werden. Außerdem begleitet man die siebzehnjährige Schülerin Mavie Nauenstein, die von ihren Eltern beim kleinsten vermeintlichen Fehltritt geschlagen wird. Trotzdem schleicht sie sich abends aus dem Haus, um zur Party ihres Mitschülers Silas zu fahren. Der Besuch wird zum Fiasko, denn im UV-Licht wird ein Skorpion-Tattoo auf ihrem Rücken sichtbar, von dem sie nichts ahnte und mit dem sie die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich zieht.

Zunächst ist nicht klar, wie die Geschichten der einzelnen Charaktere miteinander in Verbindung stehen. Dies kristallisiert sich allmählich heraus, während man gleichzeitig immer mehr über das sogenannte Jagdspiel erfährt, das im Darknet veranstaltet wird. Die Kapitel sind kurz und die Perspektive wechselt alle paar Seiten. Neben den zuvor erwähnten Hauptcharakteren schwenkt sie auch zu einer Jägerin und verschiedenen Opfern. Brutale Morde werden geschildert, sodass das Buch nichts für schwache Nerven ist.

Die Geschichte setzt vor allem auf ein hohes Tempo und viel Action. Für mich blieb unvorhersehbar, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird. Was für meinen Geschmack allerdings zu kurz kam war die Auseinandersetzung mit der Motivation der Handelnden. Das blieb mir zu oberflächlich und hier werden einige Klischees bedient. Zum Schluss geht alles sehr schnell, es gibt einige Erklärungen und dennoch hatte ich danach noch einige Fragezeichen im Kopf.

„Das Spiel“ bietet spannende Unterhaltung für alle Thriller-Fans!

Veröffentlicht am 04.05.2021

Ein Ausflug ins Rom der 60er, der zunehmend an Fahrt aufnimmt

Imperator
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Anna reist von London nach Rom, um dort bei ihrem Onkel Bruno zu leben. Ihre Mutter ist in der Stadt ein Jahr zuvor ermordet worden - angeblich von ihrem Vater, der sich aber an nichts erinnert und im ...

Anna reist von London nach Rom, um dort bei ihrem Onkel Bruno zu leben. Ihre Mutter ist in der Stadt ein Jahr zuvor ermordet worden - angeblich von ihrem Vater, der sich aber an nichts erinnert und im Gefängnis sitzt. Jetzt möchte Anna vor Ort mehr über ihren Tod in Erfahrung bringen. An der Seite ihres Onkels, der als Paparazzi arbeitet, taucht sie ins römische Nachtleben ein, das sich rund um die Via Veneto abspielt. Der Privatdetektiv Palladino wird unterdessen von der einflussreichen Contessa Amarante damit beauftragt, in einem grausigen Mordfall zu ermitteln. Dabei weiß er längst, wer hier am Werk war...

„Imperator“ basiert auf der gleichnamigen Hörspiel-Serie und ist der erste von drei geplanten Teilen. Das Hörspiel wurde von Kai Meyer verfasst und von Lisanne Surborg zum Roman umgearbeitet, wobei fast das gesamte Hörspiel-Manuskript eingearbeitet wurde. Das Setting klang vielversprechend und so startete ich neugierig in diese neue Serie.

Als Leserin wurde ich mitten ins Rom der 60er Jahre hineingeworfen. Anna kommt in die Stadt, um bei ihren Onkel zu leben, und stürzt sich an seiner Seite als Paparazzi ins Nachtleben. Was genau sie vorhat, warum sie genau jetzt nach Rom gekommen ist und was sie über den Tod ihrer Mutter weiß, wird erst einmal nicht erklärt und ihre Motivation bleibt im Dunklen. Gleichzeitig lernt man weitere Charaktere kennen wie den geheimnsivollen Paparazzi Spartaco und den Privatdetektiv Palladino, der ein gefährliches Spiel treibt.

Bis etwa zur Hälfte des Buches hatte ich keine Ahnung, in welche Richtung sich die ganze Geschichte entwickeln wird. Auch die Herkunft des Titels bleibt unklar. Es kommt zu Morden und aufregenden Szenen. Doch weil ich nicht wusste, worauf das hinauslaufen soll, konnte es mich noch nicht richtig packen. Das änderte sich in der zweiten Hälfte. Erste Antworten lassen viele Dinge in neuem Licht erscheinen, Zusammenhänge erschlossen sich mir und ein übernatürliches Element fügt sich gelungen und voller Potenzial in die Handlung ein. Das Tempo zog weiter an und ich fieberte zunehmend mit den Charakteren mit. Zum Schluss wird es noch einmal besonders dramatisch und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

„Imperator“ bot mir abwechslungsreiche Einblicke ins Rom der 60er Jahre, in der hinter glamourösen Fassaden Abgründe lauern. Die Story nimmt sich Zeit, um die Charaktere in Position zu bringen, wodurch ich auf erste Erklärungen einige Zeit warten musste. Belohnt wurde ich mit einer spannenden und rasanten zweiten Hälfte, die mich begeistern konnte. Nun stehe ich vor der Qual der Wahl, ob ich die zweite Staffel schon als Hörspiel höre oder mich bis zum erscheinen des zweiten Teils in Romanform gedulde.

Veröffentlicht am 05.04.2021

Abschluss der Vanitas-Trilogie

VANITAS - Rot wie Feuer
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Carolin musste Wien verlassen und ist nun zurück in Frankfurt, der Stadt, in der sie einst vom BKA in den russischen Karpin-Clan eingeschleust wurde. Um endlich frei zu sein, muss sie sich der Leute entledigen, ...

Carolin musste Wien verlassen und ist nun zurück in Frankfurt, der Stadt, in der sie einst vom BKA in den russischen Karpin-Clan eingeschleust wurde. Um endlich frei zu sein, muss sie sich der Leute entledigen, die nie aufhören werden, sie zu suchen. Dazu schmiedet sie einen lebensgefährlichen Plan nach dem anderen, um die Karpins auszuspionieren und den armenischen Malakyan-Clan gegen sie aufzuhetzen.

„Rot wie Feuer“ ist der dritte und letzte Teil der Vanitas-Trilogie. Nachdem sich die Situation in den vorherigen Bänden immer weiter zugespitzt hatte, war ich nun gespannt auf Carolins nächste Schritte. In Frankfurt angekommen prüft sie erst einmal die Lage und macht eine erschreckende Entdeckung im Hinblick auf Robert, ihrem Kontakt vom BKA, mit dem sie in Wien über Blumenbotschaften kommunizierte. Außerdem bringt sie in Erfahrung, welche Karpins in der Stadt sind und ihren Geschäften nachgehen.

Nachdem Carolin die Ausgangssituation in Frankfurt überprüft hat, steigt die Spannung schnell an, denn sie beginnt mit einer gefährlichen Täuschung. Schritt für Schritt zettelt sie einen Clankrieg an, in den sie selbst unter falscher Identität hineingezogen wird. In den ersten beiden Bänden gab es jeweils einen Fall, in dem die Polizei ermittelt hat und Carolin auf ihre Art an Informationen gelangt ist. Nun spielt die Polizei keine Rolle mehr und sie ist ganz auf sich allein gestellt.

Die ersten beiden Bände sollte man auf jeden Fall gelesen haben, um die Motivation hinter Carolins Handeln zu verstehen. Man weiß bereits, dass es sich bei den Karpins um einen Clan handelt, der keine Gnade kennt. Auch die Malakyans sind keine angenehmen Zeitgenossen. Es gibt einige Tote in diesem Buch, die auf grausame Weise ums Leben kommen. Die entsprechenden Schilderungen sind nichts für schwache Nerven und ich habe es mir beim Lesen lieber nicht zu genau vorgestellt.

„Vanitas. Rot wie Feuer“ ist das große Finale der Trilogie rund um die Frage, ob es Carolin gelingt, die Ausgangsbedingungen für ein Leben zu schaffen, in dem sie nicht mehr gejagt wird. Für meinen Geschmack hätte es auch etwas weniger brutal zugehen können, aber ein Clankrieg ist eben nichts für Zimperlinge. Die Geschichte hat noch einige Überraschungen in petto, die ich gelungen fand. Vanitas-Fans sollten sich diesen letzten Band nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 05.04.2021

Wo ist Lara?

Ungehorsam
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In Berlin herrschen hochsommerliche Temperaturen, und immer wieder ziehen Klimademonstrationen durch die Stadt. Auch Rebekkas Tochter Lara hat oft an ihnen teilgenommen. Doch nun ist sie seit drei Tagen ...

In Berlin herrschen hochsommerliche Temperaturen, und immer wieder ziehen Klimademonstrationen durch die Stadt. Auch Rebekkas Tochter Lara hat oft an ihnen teilgenommen. Doch nun ist sie seit drei Tagen spurlos verschwunden, nachdem sie mit einer Freundin im Kino war. Diese behauptet jedoch, von nichts zu wissen. Rebekka kann nicht einfach abwarten, ob die Polizei doch noch etwas herausfindet. Als sie merkt, dass ihr alter Rucksack und Schlafsack aus dem Keller verschwunden sind und ihr nächtliche Besucher einen ersten Anhaltspunkt liefern, begibt sie sich auf die Suche. Diese führt sie zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im Kampf gegen die Erderwärmung, Waldbrände und weitere Missstände mehr als Worte einsetzen...

Zu Beginn des Buches wartet Rebekka seit drei Tagen in ihrer Wohnung auf die Rückkehr ihrer Tochter. Sie hat sich krank schreiben lassen und hofft, dass Lara plötzlich vor der Türe steht. Doch mit dem Fortschreiten der Zeit wird diese einfache Lösung immer unwahrscheinlicher. Ist ihr etwas zugestoßen oder ist sie abgehauen? Die Polizei hat eine Suchmeldung herausgegeben, Rebekkas Mann Daniel macht sich beruflich auf den Weg nach Hamburg. Können sie denn wirklich nichts tun? Als Leser spürt man Rebekkas wachsende Verzweiflung deutlich und ebenso ihren Wunsch, irgendetwas zur Suche beizutragen.

Zwei Hinweise sorgen nach kurzer Zeit dafür, dass Rebekka aktiv wird. Zum einen findet sie heraus, dass zwar in Laras Zimmer nichts fehlt, aber im Keller ein alter Rucksack und Schlafsack nicht mehr auffindbar sind. Indizien dafür, dass Lara möglichst unauffällig verschwinden wollte. Ein Flyer an ihrer Haustür nennt außerdem den Namen einer Kneipe und eine Uhrzeit - endlich eine Spur, der Rebekka folgen kann. Sie findet dort zwar nicht Lara, dafür aber eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener, die laut auf Missstände aufmerksam machen und Aktionen vorbereiten.

Rebekkas Versuche, Mitgliedern der Gruppe mögliche Informationen über Laras Verbleib zu entlocken, stoßen auf taube Ohren. Dabei ist nicht klar, ob sie nichts wissen oder nichts preisgeben wollen. Gut konnte ich verstehen, dass die Beschwichtigungen Rebekka gegenüber, Lara werde sich zur gegebenen Zeit bestimmt melden, ihren Drang weiterzusuchen nicht mindern. Sie beginnt, ihre Rolle als Mutter und ihr Verhalten gegenüber Lara zu reflektieren. Was hätte sie anders machen können? Hat sie die Wünsche ihrer Fünfzehnjährigen nicht ernst genug genommen? War es falsch, fest einzuplanen, dass Lara ihr Abitur macht?

Mit der Zeit erfährt man als Leser mehr über die Gruppe der Aktivisten, deren Spur Rebekka folgt. Deren Verhalten zeugt von Ungehorsam, denn bei ihren Aktionen brechen sie Regeln und geraten mit der Polizei aneinander, um Aufmerksamkeit auf die Themen zu lenken, für die sie sich einsetzen. Aber heiligt der Zweck die Mittel? Die Aktivitsten greifen zu zunehmen radikaleren Mitteln, mit denen sie Menschenleben gefährden. Gerne hätte ich noch mehr über die Geschichte einzelner Mitglieder erfahren. Was ist ihre Motivation und welche Erlebnisse haben sie dazu gebracht, sich an ökoterroristischen Aktionen zu beteiligen?

„Ungehorsam“ legt seinen Fokus vor allem auf die Gedanken und Gefühle von Rebekka, der nach dem Verschwinden ihrer Tochter klar wird, dass sie den Bezug zu ihr schon lange verloren hat. Der Roman bringt ins Nachdenken über die Kluft zwischen den Generationen und wie diese in den Dialog treten könnten. Vor allem aber fiebert man mit, ob Rebekka und Lara noch eine Chance erhalten werden.

Veröffentlicht am 20.03.2021

Was es in den 1960ern hieß, ein uneheliches Kind zu bekommen

Das Fräulein mit dem karierten Koffer
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Sabine ist im im Jahr 1964 neunzehn Jahre alt und arbeitet als Sekretärin. In zwei Jahren wird sie volljährig und endlich unabhängiger von ihrer Mutter Brigitte und deren neuem Mann Heinz, mit dem sie ...

Sabine ist im im Jahr 1964 neunzehn Jahre alt und arbeitet als Sekretärin. In zwei Jahren wird sie volljährig und endlich unabhängiger von ihrer Mutter Brigitte und deren neuem Mann Heinz, mit dem sie gar nicht zurecht kommt. Die beiden verbieten ihr den Umgang mit ihrer Nachbarin Rena, die im gleichen Alter ist wie Sabine und deren Mutter alleinerziehend ist. Doch Sabine gibt nichts auf die Warnungen vor schlechtem Umgang und lässt sich von Rena das Münchener Nachtleben zeigen.

Eines Tages lernt sie in der Diskothek den Studenten Michael kennen, der aus reichem Hause stammt. Die beiden beginnen, miteinander auszugehen, und er verschafft ihr einen aufregenden neuen Job. Auch die Anti-Baby-Pille will er ihr besorgen. Als Sabine die Packung in den Händen hält weiß sie jedoch, dass es schon zu spät ist. Sie bringt das Kind unehelich zur Welt und muss sich den vorwiegend unerfreulichen Konsequenzen stellen...

In den 1960er Jahren war es nicht nur mit einem gesellschaftlichen Stigma verbunden, ein uneheliches Kind zu bekommen. Zusätzlich erhielt die Mutter vom Staat einen gesetzlichen Vormund und wurde oft gedrängt, das Kind zur Adoption aufzugeben. In solch einer Situation findet sich die Protagonistin des Buches wieder, nachdem ihr Freund Michael sie nach der Bekanntgabe, nicht abtreiben zu wollen, verlässt.

Claudia Kaufmann schildert eindringlich, wie schwer es Frauen in einer solchen Situation gemacht wurde. Obwohl zu einer Schwangerschaft immer zwei gehören sind sie es, die von der Gesellschaft ausgegrenzt wurden. In Sabines Fall steht sie ohne Bleibe da, beim Arztbesuch und im Krankenhaus wird sie unmöglich behandelt und ihr Vormund erweist sich als manipulativer Altnazi.

Zum Glück hat Sabine Freunde, die ihr in dieser schweren Zeit zur Seite stehen. Doch auch sie haben ihr Päckchen zu tragen. Ihr Freund Holger, bei dem sie eine Weile unterkommen kann, ist homosexuell. Das ist zu jener Zeit noch immer strafbar, und Jahre zuvor hat er schlimmste Erfahrungen gemacht, die ein Trauma hinterlassen haben.

Das Tempo zieht zunehmend an und der Wandel, der in der Gesellschaft allmählich stattfindet, wird geschildert. Sabine kämpft für ihr persönliches Glück und beruflichen Erfolg und war gespannt, ob sie sich ein Leben ganz nach ihren Vorstellungen einrichten kann. Für meinen Geschmack ging es an mancher Stelle jedoch zu schnell voran.

„Das Fräulein mit dem karierten Koffer“ nimmt den Leser mit ins Jahr 1964 und zeigt auf, was es zu jener Zeit hieß, ein uneheliches Kind zu bekommen. Der Roman ist gut recherchiert und bietet ein kurzweiliges Leseerlebnis, bei dem man mitfiebern kann und ins Nachdenken gebracht wird.