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Veröffentlicht am 26.02.2023

Nette Slice of Life-Reihe

Everyday Escape 2
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Band zwei der auf vier Bände angelegten Manga-Reihe „Everyday Escape“ von Shouchi Taguchi entführt uns in ein sommerliches Japan. Dem entsprechend machen unsere Protagonistinnen einige Reisen und kurze ...

Band zwei der auf vier Bände angelegten Manga-Reihe „Everyday Escape“ von Shouchi Taguchi entführt uns in ein sommerliches Japan. Dem entsprechend machen unsere Protagonistinnen einige Reisen und kurze Unternehmungen, zum Beispiel einen nächtlichen Trip zu einem Bento-Shop. Als eine der beiden von Kindern jedoch als „Tantchen“ bezeichnet wird, fühlen sie sich plötzlich unglaublich alt und wollen ihre Jugend zurückholen. Mit Zöpfen, Schulmädchenkleidung und einem Tag auf den Spielplatz können sie wieder einmal der Realität entfliehen. Diese Episode hat mir sehr gut gefallen, spielt sie doch deutlich auf Japans Leistungsgesellschaft an.

Spannend ist in diesem Band auch ein selbstreflexives Kapitel. Die Mangaka ist allein zuhause und auf einmal weiß sie nicht mehr, ob ihre Mitbewohnerin tatsächlich existiert. Ihren Namen kennt sie nicht (wie wir auch), alle Fotos sind auf einmal fort und auf dem Tisch liegt ein mysteriöser Zettel in der eigenen Handschrift. Witzig ist hingegen besonders die Episode, als die beiden Frauen ihren Haustürschlüssel vergessen und gemeinsam im Treppenhaus campen. Laut eigener Aussage hat Taguchi den Manga während der Corona-Pandemie als Trost und Ablenkung begonnen – das ist ihm gut gelungen. Der dritte Band erscheint im Mai 2023 auf Deutsch.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Nette Slice of Life-Reihe

Everyday Escape 1
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In „Everyday Escape“ von Shouichi Taguchi begleiten wir zwei Mitbewohnerinnen in ihrem Alltag. Die eine arbeitet als Mangaka, die andere ist arbeitslos – wie sie ihr Leben finanziert, bleibt zumindest ...

In „Everyday Escape“ von Shouichi Taguchi begleiten wir zwei Mitbewohnerinnen in ihrem Alltag. Die eine arbeitet als Mangaka, die andere ist arbeitslos – wie sie ihr Leben finanziert, bleibt zumindest in den ersten beiden Bänden offen. Beide Frauen sind Anfang 20, sehen aber deutlich jünger aus. Jeder Band startet mit einer schönen Farbseite und einem gezeichneten Inhaltsverzeichnis, das einen Überblickt gibt, welche „Escapes“ die Protagonistinnen erleben.

Das Schema ist eigentlich immer dasselbe: Die Mangaka wird, ob gewollt oder nicht, von der arbeitslosen Mitbewohnerin abgelenkt und kann so dem Job und der Erwachsenenwelt entfliehen. Taguchi hat die Beziehung der beiden nach dem klassisch japanischen Senpai-Kohai-Rollenbild gestaltet. Die eine lehrt und lebt vor, die andere lernt und blickt auf. Die verschiedenen Fluchten aus der Realität geschehen zum Beispiel durch gutes Essen oder Ausflüge, leider aber auch immer wieder mit Hilfe von Alkohol.

Der Zeichenstil ist sehr klar und realistisch und macht Lust, die gezeigten Orte selbst einmal zu besuchen. Es gibt auch sehr humorvolle Szenen, zum Beispiel wenn die Mitbewohnerin eine Offline-Zeit vorschlägt und das Handy der Mangaka per Post an sie selbst verschickt – so lange soll sie verzichten. Doch natürlich kommt gerade dann ein wichtiger Anruf, herrlich! Abgesehen davon fehlt dem netten Slice of Life-Manga jedoch so manches Mal die Tiefe.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Netter Krimi mit Schwächen

Der Wintermordclub
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Vor fast 20 Jahren jagte ein sechsköpfiges Team aus ganz Europa den berüchtigten Drogenboss Marcello Ferraro. Seitdem treffen sie sich regelmäßig jedes Jahr kurz vor Weihnachten in dem kleinen Hotel an ...

Vor fast 20 Jahren jagte ein sechsköpfiges Team aus ganz Europa den berüchtigten Drogenboss Marcello Ferraro. Seitdem treffen sie sich regelmäßig jedes Jahr kurz vor Weihnachten in dem kleinen Hotel an der Côte d‘Azur, in dem der Fall einen fulminanten Showdown nahm. Inzwischen sind sie alle in Rente, den einwöchigen Trip und das zugehörige Krimidinner lassen sie sich aber nicht nehmen. Dieses Mal wird jedoch aus dem Spiel bitterer Ernst, als einer von ihnen ermordet im Weinkeller aufgefunden wird. Schnell ist eines klar: Diese Tat hat etwas mit der gemeinsamen Vergangenheit der sechs zu tun und der Mörder muss sich mitten unter ihnen befinden.

„Der Wintermordclub“ wurde von Jan Beinßen verfasst, der vor allem für seine Regionalkrimis bekannt ist. Hier liegt nun eher ein Vertreter aus dem Genre „Cozy Crime“ vor, welcher abwechselnd aus der Sicht der sechs Haupt- und weiterer Nebenfiguren erzählt wird. Diese Sprünge zwischen den Charakteren führen dazu, dass wir einen recht guten Eindruck erhalten, wie es im Inneren aller Beteiligten aussieht, welche Sorgen und Ängste sie haben und wie sie wirklich über ihre ehemaligen Kolleg*innen denken. Die Sprache ist dabei eher einfach und nicht besonders kunstvoll, aber das erscheint der Handlug durchaus angemessen.

Inhaltlich gesehen strotzt der Krimi nur so von Klischees, sei es bei der Namensgebung oder auch der Charakterisierung. Der deutsche Karl-Wilhelm vom Bundeskriminalamt ist ein dicker Bierliebhaber, die Kriminologieprofessorin Geraldine wirkt wie eine zweite Margaret Thatcher und beriet natürlich Scotland Yard. Die französische Interpolagentin Louanne und der polnische Rechtsmediziner Kasimir sind schüchtern und zurückhaltend, Küstenwachenkommandant Alexandros aus Griechenland und Europolmann Ruben aus den Niederlanden übermäßig selbstbewusst und etwas windig.

Die Handlung ist in weiten Teilen ebenfalls recht vorhersehbar. Zudem wirkt es sehr konstruiert, dass wirklich jeder der sechs (und auch die Nebenfiguren) Geheimnisse und Schwierigkeiten hat und noch dazu Zweifel am damaligen Fall aufkommen. Ein unterhaltsamer Krimi mit einigen Schwächen.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Nur für echte Fans

Fireside Mysteries
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Bereits seit einer Woche regnet es ununterbrochen und die zwölf Gäste der Taverne „Zur Blauen Ader“ sitzen - gemeinsam mit dem Besitzerehepaar Haypotten und deren Dienstmädchen Sorcha - in ihrer Unterkunft ...

Bereits seit einer Woche regnet es ununterbrochen und die zwölf Gäste der Taverne „Zur Blauen Ader“ sitzen - gemeinsam mit dem Besitzerehepaar Haypotten und deren Dienstmädchen Sorcha - in ihrer Unterkunft fest. Was wäre also besser geeignet, um sich die Zeit zu vertreiben, als reihum Geschichten miteinander zu teilen? Doch was die seltsamen Gäste erzählen, scheint nicht nur reine Fiktion zu sein, sondern auch viel über sie selbst und ihre eigene versteckte Agenda auszusagen.

„Fireside Mysteries“ ist ein Begleitbuch der Autorin Kate Milford zu der geteilten Welt ihrer Reihen „Greenglass House“ und „The Boneshaker“. Es besitzt eine klassische Rahmenhandlung (die im Hotel eingeschlossenen Gäste) und darin eingebettet zahlreiche fantasievolle, mal traurige, mal fröhliche, mal schaurige, mal romantische Geschichten: sei es ein Haus, das Eindringlinge nicht mehr hinauslässt, ein Rätsel stellender Fährmann, ein Diebstahl, der durch einen Jungen und seinen Gargoyle verhindert wird oder eine Liebe, die Grenzen überwindet. Sie alle entstammen der Folklore der fiktiven Stadt Nagspeake, bekannt für Schifffahrt und Schmugglerei.

Wer ein Fan der „Greenglass House“-Reihe ist, kennt das vorliegende Buch als dasjenige, welches Protagonist Milo im ersten Band liest. Den Namen des Diebes Negret leiht er sich für sein Pen & Paper-Spiel aus und auch die Firma Deacon und Morvengarde und ihren berühmten Katalog erkennen wir wieder. Immer wieder taucht in den Erzählungen auch ein- und derselbe Bösewicht auf und bald wird klar, dass dieser sich unerkannt unter die Gäste gemischt haben muss.

Die Geschichten an sich sind sehr anders und besonders, wirken aber zusammenhangslos, wenn man die Anspielungen an andere Werke, Figuren und Handlungselemente nicht versteht. Meiner Meinung nach ist das Buch daher nur für diejenigen ein Gewinn, die bereits einen Großteil der Romane von Kate Milford gelesen haben. Ansonsten bleibt es leider nur ein netter Zeitvertreib für zwischendurch – zumal sich der eigentliche Showdown jenseits der Taverne abspielt und nur vermittelt dargestellt wird, schade!

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Gelungener Body Horror mit abruptem Ende

Wilder Girls
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Schon 18 Monate sind die Schülerinnen des Mädcheninternats Raxter Island auf ihrer Insel gefangen. Ein Virus, die Tox genannt, verbreitet sich seitdem rasant. Nur zwei Lehrerinnen sind übrig geblieben ...

Schon 18 Monate sind die Schülerinnen des Mädcheninternats Raxter Island auf ihrer Insel gefangen. Ein Virus, die Tox genannt, verbreitet sich seitdem rasant. Nur zwei Lehrerinnen sind übrig geblieben und auch viele Schülerinnen sind an den Folgen verstorben. Hetty, Byatt und Reese sind Freundinnen und halten fest zusammen. Doch dann verschwindet Byatt spurlos, die das Trio zusammengehalten hat. Hetty und Reese machen sich auf die Suche und decken dabei furchtbare Dinge auf.

„Wilder Girls“ ist der erste Jugendroman aus der Feder von Rory Power. Er wird abwechselnd von Hetty und Byatt, jeweils in der Ich-Form und dem Präsens erzählt, so dass wir stets wissen, was sich zeitgleich nach Byatts Verschwinden abspielt. Der Autorin gelingt es dabei, eine herrlich düstere, bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, denn die Tox hat nicht nur die Flora und Fauna auf der Insel verändert, sondern auch die Körper der Mädchen. Manchen von ihnen wachsen Kiemen oder Knochen schieben sich aus der Haut, andere verlieren durch Wucherungen eine Hand oder ein Auge.

Die drei Mädchen bilden ein interessantes Gefüge. Hetty und Byatt sind beste Freundinnen, Reese kam als dritte hinzu und brachte ein gewisses Ungleichgewicht in die Freundschaft. Nach Byatts Verschwinden, die stets das positive, verbindende Element war, müssen die beiden sich erst wieder zusammenraufen und herausfinden, wo sie stehen. Hetty wird zum Bootsdienst eingeteilt, der die Versorgungslieferungen vom Festland am Steg abholt und kommt so an neue, brisante Informationen. Reese hingegen hat ihre eigene Agenda: Sie möchte ihren Vater wiederfinden, der Hausmeister im Internat war und seit seiner Erkrankung an der Tox ebenfalls verschwunden ist.

Eigentlich ist „Wilder Girls“ das perfekte Buch für den Herbst, eine Mischung aus beängstigender Dystopie und gelungenem Body Horror. Selbst die Natur hat auf der Insel ein gruseliges Eigenleben entwickelt. Auch die Geschichten der drei Mädchen, das Geheimnis um die Machtstrukturen im Internat und die Tox selbst sind gut ausgearbeitet. Einzig der abrupte Schluss trübt die Leseerfahrung enorm, da so einfach viel zu viele Fragen offen bleiben

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