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Veröffentlicht am 05.04.2022

Familienzusammenführung

Wintergäste
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Was im Leben nicht geklappt hat, macht der Tod von Inge Boysen möglich. Alle außerhalb lebenden Kinder, Schwieger- und Enkelkinder machen sich auf den Weg zu dem einsam auf einer Insel gelegenen Haus von ...

Was im Leben nicht geklappt hat, macht der Tod von Inge Boysen möglich. Alle außerhalb lebenden Kinder, Schwieger- und Enkelkinder machen sich auf den Weg zu dem einsam auf einer Insel gelegenen Haus von Inge. Doch dann stellt sich heraus, dass Inge, dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist. Die anreisende Karawane lässt sich aber nicht mehr stoppen. So nehmen Enno, der älteste Sohn und seine Frau Kerrin, die ankommenden Famlienmitglieder in Empfang. Da ist die älteste Tochter Gesa, die hochschwanger von ihrem Geliebten ist, mit ihrem Mann Jochen und den beiden Kinder. Die andere Tochter Berrit kommt aus Berlin. Auch die Adoptivtochter von Enno und Kerrin, Inka, hat sich in den Flieger gesetzt. Jeder hat seine Probleme und Träume mit im Gepäck. Doch die Abreise klappt nicht wie geplant, denn ein Schneesturm schneidet die Bewohner von der Außenwelt ab. Der Sturm steigert sich, bringt Strommasten zum Umkippen, so dass Heizung und Licht ausfallen und eine Verbindung nach außen über Telefon und Handy ist nicht mehr möglich. In dieser Isolation sind die Bewohner gezwungen sich mit den anderen und sich selbst auseinander zu setzen.

Mir gefällt zu Beginn das Personenregister, so hat man gleich einen ersten Eindruck von den handelnden Personen. Es gibt keinen Ich-Erzähler, sonder die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und man kann sich gut in die Familienmitglieder hineinversetzen und lernt sie besser kennen. Der Erzählstil ist teils poetisch und mit einem gewissen Augenzwinkern geschrieben. Durch die bildhafte Sprache spürt man den Sturm der Nordsee, der die Balken ächzen lässt. Manche Sätze habe ich mehrmals gelesen, weil sie so wunderschön waren. Der Autorin ist eine unterhaltsame Familiengeschichte gelungen, in die ich versinken konnte.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Heimweh

Heimweh
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Jesse Berg wuchs in dem Kinderheim Adlershof in Garmisch auf. Mit dreizehn hatte er einen mysteriösen Unfall. Seit diesem Vorfall kann er sich nicht mehr an das Leben vorher erinnern. So teilt sich sein ...

Jesse Berg wuchs in dem Kinderheim Adlershof in Garmisch auf. Mit dreizehn hatte er einen mysteriösen Unfall. Seit diesem Vorfall kann er sich nicht mehr an das Leben vorher erinnern. So teilt sich sein Leben in vor und nach dem Unfall. Sein fehlendes Erinnerungsvermögen füllt er mit bruchstückhaften Informationen, die ihm die anderen Heimkinder und der Leiter des Heimes Artur Messner geben. Doch entsprachen sie der Wahrheit oder hat man ihm etwas verschwiegen?

Nun ist Jesse Berg ein angesehener Kinderarzt, frisch geschieden von Sandra, die zusammen mit Jesse im Kinderheim aufwuchs. Liebevoll kümmert er sich um ihre gemeinsame Tochter Isa. Nach einem anstrengenden Tag in der Klinik verspätet sich Jesse um wie verabredet Isa abzuholen. Er findet seine Ex-Frau Sandra ermordet in ihrer Wohnung auf und Isa ist verschwunden. Der Täter hat für Jesse eine Nachricht hinterlassen: „Sie gehört dir nicht. Du musst sie vergessen“. Jesse wird klar, dass der Schlüssel zur Aufklärung im Kinderheim Adlershof liegt. Gemeinsam mit Sandras Freundin Jule fährt er nach Garmisch, um sich der Vergangenheit zu stellen.

Nach dem Lesen muss ich feststellen, dass der Titel sehr passend gewählt wurde. Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt und weist drei unterschiedliche Erzählstränge auf. Die Rückblenden in die Vergangenheit, die neben der Überschrift durch kursive Schrift gekennzeichnet sind, erzählen über Jesses Aufenthalt Anfang der achtziger Jahre im Kinderheim Adlershof. Im Heute gibt es einen Erzählstrang über den ehemaligen Heimleiter Artur Messner und die Suche von Jesse nach seiner Tochter Isa. Viele Kapitel enden mit einem Cliffhanger, so dass man ständig das Gefühl hat, weiterlesen zu müssen. Der Spannungsbogen war bis zum Schluss vorhanden. Bei dem Buch von Marc Raabe handelt es sich um einen Psychothriller, aber der Schwerpunkt liegt mehr auf der psychologischen Ausrichtung. Lange habe ich gerätselt und kam dem Täter nicht auf die Spur. Zum Schluss werden alle losen Enden zusammengefügt und man hat das Gefühl, dass es nur so gewesen sein konnte. Für mich war es ein sehr lesenswerter Psychothriller.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Alles begann mit einem Unfall

Die stille Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 6)
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Alles begann mit einem Unfall. Ein Fahrer verlor durch einen Herzinfarkt die Gewalt über seinen Pick-up und raste in die Nebengebäude eines Truck-Stopps. Doch vorher streifte er ein anderes Fahrzeug so ...

Alles begann mit einem Unfall. Ein Fahrer verlor durch einen Herzinfarkt die Gewalt über seinen Pick-up und raste in die Nebengebäude eines Truck-Stopps. Doch vorher streifte er ein anderes Fahrzeug so heftig, dass dessen Kofferraumklappe aufgesprungen war. Aus einer Kühlbox waren durch den Zusammenprall zwei abgetrennte Frauenköpfe herausgefallen. Das Auto gehörte einem Gast des Truck-Stopps, der sofort fest genommen und dem FBI überstellt wurde. Zu Beginn schwieg er beharrlich bis er nach Robert Hunter verlangte, mit dem er sprechen würde. Robert Hunter war gerade im Begriff seinen wohlverdienten Urlaub anzutreten als das FBI ihn kontaktierte. Er erkannte in dem Täter seinen ehemaligen Studienfreund Lucien Folter, mit dem zusammen gewohnt hatte. Robert kann es nicht fassen und will ihm helfen. Doch schnell wird ihm klar, dass Lucien der Täter ist. Er gibt nur stückweise Informationen heraus, wenn er im Gegenzug Fragen stellen darf. So bringt Lucien Robert dazu sich seiner eigenen Vergangenheit zu stellen. Robert lässt sich auf dieses Spiel ein, denn er will, dass die Toten gefunden werden, einen Namen bekommen, damit die Angehörigen trauern können.

Chris Carter hat es wieder geschafft einen spannenden Thriller zu schreiben, der von Beginn an den Leser fesselt, obwohl der Täter bekannt ist. Im Vergleich zu den Vorgängerbüchern zeigt dieses mehr die psychologische Seite des Täters auf und man bekommt Einblicke in seine Denk- und Handlungsweise. Die wieder detailliert und blutig von Chris Carter beschrieben werden. Der sprachliche Stil gefällt mir, er arbeitet mit klaren, direkten Sätzen ohne große Umschreibungen. Ansprechend fand ich die kurzen Kapitel, so dass man nicht mitten in einem Kapitel enden musste. Wer die Vorgängerbücher nicht kennt, kann problemlos in „Die stille Bestie“ einsteigen. Vermisst habe ich seinen Partner Carlos Garcia. Das Buch ist ein „Muss“ für alle härteren Thrillerfans.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Die Inselköchin ermittelt wieder

Austern surprise - Die Inselköchin ermittelt
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Die Feriensaison auf Pellworm geht ihrem Ende entgegen. Die Französin und Köchin Louise Dumas hat sich langsam auf Pellworm eingelebt. Als die Rungholtfreunde kurzfristig für ihre Tagung das Hotel wechseln ...

Die Feriensaison auf Pellworm geht ihrem Ende entgegen. Die Französin und Köchin Louise Dumas hat sich langsam auf Pellworm eingelebt. Als die Rungholtfreunde kurzfristig für ihre Tagung das Hotel wechseln müssen, hat sich Louise bereit erklärt, für die Teilnehmenden zu kochen. Die Archäologen und Historiker streiten sich seit langer Zeit um die Bedeutung der Handelsstadt Rungholt, die vor vielen Hundert Jahren bei einer Sturmflut versunken ist. Als zwei Personen tot aufgefunden werden, fragt sich Louise, ob der Streit ausgeartet ist. Sie versucht erste Nachforschungen anzustellen und bittet den ehemaligen Polizisten sowie Freund Momme Mommsen um Unterstützung.

Auch mit dem zweiten Band um die Inselköchin Louise Dumas konnte mich die Autorin Lili Andersen wieder begeistern. Es ist ein leichter Krimi, der ohne großes Blutvergießen auskommt, aber trotzdem auf Spannung nicht verzichtet. Langsam wird diese aufgebaut, bis am Ende die losen Fäden zusammengeführt werden. Zwischendurch gab es kurze Ausflüge in die französische sowie plattdeutsche Sprache, die sehr authentisch wirkten. Beim Lesen überfiel mich der Hunger und die Lust Pellworm zu besuchen, denn neben der Krimihandlung spielen Beschreibungen von Pellworm und kulinarische Genüsse eine Rolle. Ergänzend befinden sich auf den letzten Seiten noch einige Rezepte.

Das Buch lädt zu einer kleinen Auszeit vom Alltag ein und ich freue mich schon auf weitere Ermittlungen der Inselköchin.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Willkommen in der Senioren-WG

Alleine war gestern
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Fünf Leute über sechzig wollen ihr Leben verändern. Die ganze Sache kommt ins Rollen, als in Ricardas Eigentumswohnung Hausschwamm entdeckt wird. Ihre Wohnung ist für sechs Monate unbewohnbar. Doch wo ...

Fünf Leute über sechzig wollen ihr Leben verändern. Die ganze Sache kommt ins Rollen, als in Ricardas Eigentumswohnung Hausschwamm entdeckt wird. Ihre Wohnung ist für sechs Monate unbewohnbar. Doch wo soll sie unterkommen? Auf den Weg zur Arbeit trifft sie ihren alten Studienkollegen Philip Kreuzer, der ihr spontan anbietet in seiner Wohnung einzuziehen – einer Senioren-WG. Ricarda stimmt freudig zu. Der einzige Haken bei der Geschichte ist, dass die WG bisher nur in Philips Kopf existiert. Selbst überrascht über seine eigene Spontanität nimmt Philip Kontakt zu seinem alten Kumpel Harry auf und er ist sofort dabei. Der verwitwete Eckart, der sich bis zu seiner Pensionierung um die Konten von Philips Mutter gekümmert hat und auf der Suche nach einer kleinen Wohnung ist, überlegt, ob er dieses Wagnis eingehen soll. Auch die um keine Antwort verlegene Wurstverkäuferin Uschi wird von Philip angesprochen, ob sie an diesem Wohnmodell der Zukunft teilnehmen möchte.

Um sicherzugehen, ob sie alle zusammenpassen, verbringen sie zwei gemeinsame Wochenenden an der Nordsee. Als sie diese Tage ohne Streit überleben, fühlen sie sich bereit für ihre WG. Alle WG-Mitglieder haben ihre Marotten, kleine Streitereien werden durch Kompromisse und unschlagbaren Sprüchen aus der Welt geschaffen. Doch dann schlägt das Schicksal zu, die lustige Uschi erleidet einen Schlaganfall und ist halbseitig gelähmt. Ist die Senioren-WG dieser Belastung gewachsen?

Beatrice Meier schreibt flüssig, leicht und mit einer Prise Humor gewürzt, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe. Durch die Unterteilung in viele kleine Kapitel, kann das Buch aber auch sehr gut unterbrochen werden, ohne dass es zu Erinnerungsschwierigkeiten führt. Der Roman bietet nicht nur ganz abwechslungsreiche Charaktere, sondern zeigt eine interessante Alternative zwischen Alleinleben und Altersheim. Ein Roman, der ablenkt vom Altwerden und Altsein, von düsteren Pflegeheimen und vom Alleinsein im Alter. Könnte dies nicht in Wirklichkeit ein Modell für die Zukunft sein? Für mich war es eine kurzweilige Unterhaltung – heiter, nachdenklich, menschlich und wunderbar zu gleich.

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