Zeit des Umbruchs
GlückskinderDer Krieg ist zu Ende, in München haben die Amerikaner das Ruder übernommen und alle beginnen Pläne für die Zukunft zu schmieden. Antonia Brandl ist gemeinsam mit ihrer Mutter Rosa und der kleinen Schwester ...
Der Krieg ist zu Ende, in München haben die Amerikaner das Ruder übernommen und alle beginnen Pläne für die Zukunft zu schmieden. Antonia Brandl ist gemeinsam mit ihrer Mutter Rosa und der kleinen Schwester Bibi bei ihrer Tante Vev in der Wohnung untergekommen. Es wird immer enger, denn auch Rosas Schwester zieht gemeinsam mit ihrem erwachsenen Sohn Benno ein, nach dem ihre Wohnung ausgebombt ist. Als dann auch noch der ehemals Gefangenen Griet ein Zimmer zu gewiesen wird, spürt Antonia ihr gegenüber eine tiefe Abneigung. Doch alle müssen das Beste aus dieser Situation machen. Die Lebensmittel sind knapp und die Menschen versuchen auf dem Schwarzmarkt der Möhlstraße sich das Leben durch Tauschgeschäfte angenehmer zu gestalten. Doch sind sie auch bereit, sich gegenseitig zu helfen?
Es gibt Bücher, die lassen einen Zeit und Raum vergessen, so dass man sich in die Geschichte hineingezogen fühlt. Auch mit ihrem neuen Roman „Glückskinder“ konnte Teresa Simon durch die wunderbare Art zu erzählen, dieses wieder erreichen.
Der Schauplatz des Buches führt nach München. Der Krieg ist beendet. Die Amerikaner haben viele Positionen eingenommen bis es wieder deutsche Organe gibt, die diese Tätigkeiten übernehmen können, damit in der Zwischenzeit kein rechtsfreier Raum entsteht. Erste Beziehungen werden wieder geknüpft. Wer überlebt hat, schätzt sich glücklich, wenn er ein Dach über den Kopf, noch Gegenstände zum Tauschen hat, um die kargen Lebensmittelrationen aufzustocken oder gute Verbindungen zu den Besatzungsmächten, um an Arzneimittel wie Penicillin zu gelangen. Die beiden Hauptprotagonisten die Münchnerin Antonia und die Holländerin Griet sind sehr sympathische Charaktere, die eine positive Ausstrahlung haben und Hoffnung auf bessere Zeiten geben. Aber auch die kleine Bibi konnte mich begeistern.
Geschickt hat die Autorin tatsächliche Ereignisse mit der Geschichte verknüpft, so dass ich von Beginn an gefesselt war und die Zeit des Umbruchs der Menschen hautnah miterleben konnte.
Ein historisches Nachwort und Originalrezepte aus dem Kochbuch von 1946 „Gute Kost in magerer Zeit“ runden den Roman ab, der mir angenehme Lesestunden bereitet hat.