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Veröffentlicht am 20.10.2019

Spannende Geschichte - wunderbar erzählt

Im Schatten des Turms
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In seinem historischen Roman, der im Jahre 1787 beginnt, entführt uns der Autor René Anour nach Wien in den Schatten des Narrenturms, der ersten psychiatrischen Heilanstalt der Welt.

Der junge Medizinstudent ...

In seinem historischen Roman, der im Jahre 1787 beginnt, entführt uns der Autor René Anour nach Wien in den Schatten des Narrenturms, der ersten psychiatrischen Heilanstalt der Welt.

Der junge Medizinstudent Alfred will unbedingt Medicus werden, doch da er aus ärmlichen Verhältnissen stammt, arbeitet er nebenbei, um sich das Studium leisten zu können. Das Wohl der Patienten beschäftigt ihn, ganz besonders als er auf eine junge Frau mit seltsamen Flecken an den Armen trifft.

Komtesse Helene genießt durch ihren Vater eine fortschrittliche Erziehung. Sie ist eine junge Frau mit scharfem Verstand, die nicht nur heiraten und Kinder bekommen will. Ihr Vater unterstützt sie und sucht einen Lehrer für Naturwissenschaften und Latein. Obwohl Alfred eine Abneigung gegen Adlige hat, nimmt er die gutbezahlte Stelle als Lehrer bei Helene an. Beide verlieben sich ineinander, doch dann werden sie durch Intrigen auseinander gerissen und müssen ihre Stärke beweisen.

Die Geschichte hat mich von der ersten Seite in den Bann gezogen und dann auch nicht wieder losgelassen. Dies ist zurückzuführen auf den Schreibstil des Autors, der es verstanden hat mich zu packen und mitzureißen. Die Perspektivwechsel tragen weiter dazu bei, die Spannung ständig hoch zu halten, so dass es auf keiner Seite langweilig war. Geschickt wurden historische Personen und Ereignisse mit der Handlung verknüpft. Die Charaktere wurden klar skizziert, egal ob man sie mochte oder nicht. Ein Pluspunkt auch die gute Recherche von René Anour, so dass man neben der fesselnden Geschichte noch Informationen zur damaligen Zeit erhält.
Ein detailliertes Personenverzeichnis am Anfang des Buches erleichtert die Übersicht, das Nachwort gibt wieder was tatsächlich gesehen ist und das Glossar rundet alles ab.

Ein spannender stimmiger historischer Roman, den man Fans dieses Genres nur ans Herz legen kann.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Karussell der Gefühle

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Als die Engländerin Alice überstürzt Bennett, Sohn des amerikanischen Minenbesitzers Van Cleve heiratet, erhofft sie sich Abenteuer in einem neuen Land. Doch sie landet in dem kleinen Ort Bailyville in ...

Als die Engländerin Alice überstürzt Bennett, Sohn des amerikanischen Minenbesitzers Van Cleve heiratet, erhofft sie sich Abenteuer in einem neuen Land. Doch sie landet in dem kleinen Ort Bailyville in den Bergen von Kentucky. In Wahrheit hat sie ein häusliches Gefängnis gegen ein anderes eingetauscht. Als in den 1930er Jahren ein System mobiler Büchereien unter der Schirmherrschaft von Mrs Roosevelt aufgebaut werden soll, meldet sie sich neben drei anderen Frauen als Freiwillige um per Pferd Bücher zu abgelegen wohnenden Siedlern zu bringen. Die Bibliothekarinnen müssen mit vielen Vorurteilen kämpfen, denn es war nicht einfach als Frau in dieser von Männern geprägten Zeit sich durchzusetzen und eigene Wege zu gehen.

Dieser Roman hat mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen. Der Schreibstil von Jojo Moyes ist wunderschön und bildhaft, so dass man die Szenen deutlich vor dem inneren Auge sehen kann. Ich fand es faszinierend über das WPA-Programm der Packhorse Library, welches von 1935 bis 1943 lief, zu lesen. Sehr authentisch hat die Autorin die damaligen Verhältnisse mit einfließen lassen. Das Buch löste in mir ein Karussell der Gefühle aus von Trauer über Freude bis hin zur Wut habe ich alles durchlebt.

Eines der besten Bücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Für mich ein Jahreshighlight und sehr empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Erlebte Deutsche Geschichte

Eine Familie in Deutschland
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Dieses ist der zweite Band um die Familie Ising. Während der erste Band die Entwicklung Deutschlands und der Familie Ising in den Jahren 1933 bis 1939 beschreibt, schildert der zweite Band die Jahre 1939 ...

Dieses ist der zweite Band um die Familie Ising. Während der erste Band die Entwicklung Deutschlands und der Familie Ising in den Jahren 1933 bis 1939 beschreibt, schildert der zweite Band die Jahre 1939 bis 1945.

Der Krieg bricht aus und das Leben der Familie ändert sich. Jedes der fünf Geschwister geht eigene Wege. Edda filmt mit Leni Riefenstahl in Polen, um einen Werbefilm für die Wehrmacht zu drehen. Horst entwickelt sich zum Parteibonzen und wird Leiter des Arbeitslagers in der Autostadt. Die Ärztin Charlotte gibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Benny, ihrer großen Liebe, nicht auf. Der Autonarr Georg bricht mitten im Krieg zu einer Testfahrt nach Afghanistan auf. Der kleine Willy soll die beste Pflege erhalten und kommt in eine spezielle Einrichtung. Alle haben Vorstellungen und Träume, doch was bleibt nach dem Krieg davon über.

In beeindruckender Weise schildert Peter Prange die Kriegszeit in Deutschland und wie sich das Leben der Menschen verändert. Sie passen sich teilweise den nationalsozialistischen Organisationen an oder gehen voll in ihnen auf. Gleichzeitig wird sehr eindringlich über das Leben der jüdischen Bevölkerung geschrieben, die in Lagern abtransportiert werden und um ihr Leben bangen.

Der Autor hat den historischen Hintergrund genau recherchiert und wunderbar mit der Handlung verknüpft. Die fiktiven Protagonisten sind alle facettenreich dargestellt, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Auch die historischen Persönlichkeiten erlebt man als Leser hautnah. Der Schreibstil ist flüssig und eindringlich. Kurze Kapitel und laufende Perspektivwechsel lassen einen kaum die Luft zu atmen.

Wer sich für deutsche Geschichte interessiert, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Raffinierte Story

Stille Havel
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Hauptkommissar Toni Sanftleben wird zu einem neuen Fall gerufen. Im Park Sanssouci wurde eine männliche Leiche in einem Plastiksack mit Bauschutt gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei ...

Hauptkommissar Toni Sanftleben wird zu einem neuen Fall gerufen. Im Park Sanssouci wurde eine männliche Leiche in einem Plastiksack mit Bauschutt gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Opfer um den Kunstsachverständigen Helmut Lothroh handelt. Die Nachforschungen ergeben, dass er sich sehr für das Gemälde „Frau mit Schleier“ interessierte und versucht hat das Gesicht der unbekannten Frau kenntlich zu machen. Die Ermittlungen der Polizei führen zu den Ufa-Filmunternehmen und einer alten Havelvilla.
Dies war mein erster Krimi um den Hauptkommissar Toni Sanftleben, doch es war ein leichtes für mich in die Geschichte hinein zu kommen ohne die Vorgängerbände zu kennen. Der Krimi ist gut und vielschichtig aufgebaut. Er spielt auf zwei Zeitebenen. Geschickt wechselt der Autor von der Gegenwart in die Zeit des Nationalsozialismus und verknüpft geschichtliche Hintergründe und Personen mit Fiktion. Der Schreibstil ist sehr flüssig ohne unnötige Längen. Die Handlung blieb durchgängig spannend und steigert sich am Ende zu einem tollen Finale mit einer unerwarteten Überraschung.
Mich hat dieser Krimi von Tim Pieper begeistert, er verzichtet auf blutrünstige Details, sondern überzeugt mit einer raffinierten Story.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Wundervoller Abschluss der Trilogie

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Da mich bereits die ersten beiden Hörbücher dieser Reihe begeistert haben, war es für mich ein unbedingtes „Muss“ auch den letzten Band dieser Trilogie zu hören.

Der stattfindende Krieg hat auch in Berlin ...

Da mich bereits die ersten beiden Hörbücher dieser Reihe begeistert haben, war es für mich ein unbedingtes „Muss“ auch den letzten Band dieser Trilogie zu hören.

Der stattfindende Krieg hat auch in Berlin seine Spuren schon hinterlassen. Immer mehr Männer werden eingezogen und das Geld wird knapp. Ricarda muss ihre Arztpraxis aufgeben und erhält eine Stelle an der Charité. Hier kümmert sie sich nicht nur um die verletzten Arbeiterinnen aus der Munitionsfabrik, sondern auch um Geburten. Sorgen bereiten ihr auch ihre Kinder. Nach einem Streit ist Henny nach Amerika gereist und der Kontakt ist abgebrochen. Sohn Georg gilt als vermisst und Antonia kann nicht Tiermedizin studieren, da Frauen kein Zugang zu diesem Studium gewährt wird.

Wie bereits in den vorhergehenden Bänden hat mir die Hörbuchsprecherin Beate Rysopp wieder ausgesprochen gut gefallen. Mir ihrer Stimme und der richtigen Intonation der Geschichte hat sie es geschafft, den einzelnen Charakteren Leben einzuhauchen, so dass ich gern zu gehört habe, ohne in Gedanken abzuschweifen.

Dieses Hörbuch spielt teils in Berlin, wechselt aber auch nach Amerika und umfasst die Jahre 1915 bis 1920. Der Anschluss an den Vorgängerband erfolgt nahtlos. Es ist ein leichtes wieder in die Geschichte hineinzukommen. Durch kurze prägnante Rückblenden in die Vergangenheit werden immer wieder kurze Szenen aus den ersten beiden Bänden in Erinnerung gebracht. Geschickt hat das Autorenduo historische Ereignisse – die Revolution, das neu eingeführte Frauenwahlrecht, 8-Stunden-Arbeitstag und die Spanische Grippe mit der Geschichte verflochten. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Ricarda und ihre drei Kinder Henny, Georg sowie Antonia. Die unterschiedlichen Charaktere haben ihre Stärken und Schwächen, so dass sie sehr authentisch wirken. Durch den ständigen Wechsel zwischen den Familienmitgliedern wird immer wieder Spannung aufgebaut, so dass es nie langweilig wird.

Am Ende schließt sich der Kreis zu einem wundervollen Abschluss dieser Trilogie.