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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2019

Spannend und Überraschend

Der Fund
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Der Fund von Bernhard Aichner hat mich vollkommen überrascht.

Rita, eine durch und durch unglückliche Supermarktverkäuferin macht im Lager des Supermarktes einen Fund, einen Fund, den sie an ...

Der Fund von Bernhard Aichner hat mich vollkommen überrascht.

Rita, eine durch und durch unglückliche Supermarktverkäuferin macht im Lager des Supermarktes einen Fund, einen Fund, den sie an sich nimmt und der ihr Leben schlagartig in andere Bahnen lenkt. Rita, die sonst nur im Schatten steht, steht auf einmal auf der Sonnenseite, geht zu Empfängen, wird quasi vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan. Doch warum musste sie dann sterben?

Diese Frage wird im gesamten Buch in Form von Interviews des Mordermittlers nach gegangen. Diese Interviews, die Weggefährten von Rita zu Wort kommen lassen, zeichnen das Leben von Rita aus unterschiedlichen Perspektiven. Perspektiven, die Rita dem Leser sehr nahe bringen, die Hoffnung und Scheitern ausstrahlen und auch ein wenig Wahnsinn und Verrücktheit. Gerade aber dieser Wahnsinn bringt einen Rita noch näher.Immer an ihrer Seite, Gerda eine ältere Nachbarin und totkranke Freundin. Ich litt mit, hoffte und schüttelte auch dann und wann fassunglos den Kopf.

Bernhard Aichner hat einen unverwechselbaren Schreistil, er schreibt detaillreich ohne zu überladen, verzichtet auf schon tausendfach geschriebene Klischees. Gerade dieser außergewöhnliche Aufbau der Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und berührt.

Der Fund ist für mich ein psychologischer Thriller der Extraklasse

Veröffentlicht am 11.11.2019

Aufrüttelnd, ehrlich und mit viel Herz

Die Zeit der Töchter
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"Die Zeit der Töchter" von Katja Maybach, ist die mehr als gelungene Fortsetzung von "Die Stunde der Mütter".

Anna und Antonia, zwei Cousinen und die Töchter von Vivien und Maria, sind erwachsen geworden ...

"Die Zeit der Töchter" von Katja Maybach, ist die mehr als gelungene Fortsetzung von "Die Stunde der Mütter".

Anna und Antonia, zwei Cousinen und die Töchter von Vivien und Maria, sind erwachsen geworden und hatten sich aus den Augen verloren.Beide hatten damals Träume, die sich so nicht erfüllt haben. Als sie wieder aufeinander treffen, beschließen sie ein Überraschungstreffen für ihre Mütter zu organisieren mit den Frauen die Vivian und Maria im Krieg gerettet haben.

Wir lernen Verinika und Daniel kennen, die bei Vivien und Maria leben. Veronika eine aus Ostpreußen vertriebene, die Daniel von einem schwarzen aus der Besatzungsmacht bekam. Der kleine Daniel, der so gerne Kind sein wollte und aufgrund seiner Hautfarbe nur Hass zu fühlen bekommt, eine Mutter hat, die zwar f+ür die Zukunft vorsorgt, ihm aber in der Gegenwart nicht genug Liebe und Aufmerksamkeit geben kann. Daniel, der jeden Abend am Bahnhof sitzt um auf seinen Vater zu warten, ein Vater der nie kommt.

Da ist Marie-Luise, die Tochter des Lager Kommandanten, die zu ihrem Schutz abgeschirmt im Kloster aufwächst. Marie- Luise, die auf das Leben ausserhalb der Mauer nicht vorbereitet ist und in Anna ein Unterstützerin bekommt.

Die Parolen der "Neuen Heimat" einer Gruppe im Dorf könnten eins zu eins in die heutige Zeit übertragen werden. Es ist erschreckend, wie schon in den 50-iger Jahren wieder der Fremdenhass aufkeimte und sich auch heute in der Flüchtlingskrise einen Weg in die Köpfe der Menschen gesucht hat. Ein traurige und reale Parallele zur AfD.

Katja Maybach versteht es gekonnt ihren Protagonisten soviel Seele und Leben einzuhauchen, dass ich meinte ich sein wirkich mitten im Geschehen. Der Schreibstil ist akzentuiert, detaillreich ohne dabei überladen zu wirken.

Die Zeit der Töchter ist ein aufrüttelnder Roman über die Zeit im vermeintlichen Frieden und des Wirtschaftswunders. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter

Veröffentlicht am 09.11.2019

Toll konstruierter Krimi

Der dreizehnte Sarg
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Für mich war "Der dreizehnte Sarg" das erste Buch des Autors welches ich gelesen habe. und ich habe es nicht bereut.

In einem Atombunker im britischen Essex wird die Leiche eines Obdachlosen gefunden. ...

Für mich war "Der dreizehnte Sarg" das erste Buch des Autors welches ich gelesen habe. und ich habe es nicht bereut.

In einem Atombunker im britischen Essex wird die Leiche eines Obdachlosen gefunden. In der Nähe stehen zwölf kleine Holzsärge, neun davon sind geschlossen. In den drei offenen Särgen befindet sich jeweils eine handgearbeitete Puppe – gekleidet wie eine Braut, ein Offizier und ein Lehrer. In den geschlossenen Särgen befinden sich ebenfalls Puppen, von denen jede einzelne jedoch stark beschädigt wurde.

Als Detective Chief Inspector Mark Lapslie am Tatort eintrifft kommt ihm einiges komisch vor.
Als am nächsten Tag eine Braut nach ihrer Trauung kaltblütig ermordet wird, steht für ihn fest, die anderen Figuren haben auch eine Bedeutung und ein Offizier und ein Lehrer werden die nächsten Opfer sein. Doch welchen Zusammenhang gibt es zwischen den schon ermordeten und den zukünftigen Opfern?
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und kann Lapslie die Zusammenhänge früh genug aufdecken. Zum Glück gibt es auch noch seine Assistentin, die herrlich beschrieben ist.

Sehr spannend und äußerst interessant fand ich die Tatsache, dass Mark Lapslie Synästhetiker ist, Menschen die Worte oder Geräusche schmeken können. Diese Tatsache schränkt das Leben dieser Menschen sehr ein. Die Beschreibung dieser Erkrankung passte wunderbar in den Kontext des Buches.

Der Autor hat mich mit seinem Schreibstil von der ersten Seite an gefesselt und baute im Verlauf des Buches bis zum Ende hin eine eine große Spannung auf.

Für mich war dies ein guter Krimi, den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Tolles Psychogramm

Die Stille bringt den Tod
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Die Stille bringt den Tod von Karin Fossum ist der 13 Fall für Kommissar Sejer.
Die Krimis von Karin Fossum sind immer ausserordentlich gut recherchierte Psychogramme.

Diesmal handelt es sich um die Frage, ...

Die Stille bringt den Tod von Karin Fossum ist der 13 Fall für Kommissar Sejer.
Die Krimis von Karin Fossum sind immer ausserordentlich gut recherchierte Psychogramme.

Diesmal handelt es sich um die Frage, ob jeder, wirklich jeder zum Mörder werden kann.
Sejer verhört Ragna Riegel, eine unscheinbare Frau, die aufgrund einer Stimmband OP nur noch flüsternd durchs Leben gehen kann. Warum hat sie gemordet-hat sie wirklich gemordet?
Wir begleiten in dem Verhör, die Beschreibungen des Alltgas von Ragna, bekommen mit wie sie Vertrauen zu Sejer aufabaut, dieses wieder in Frage stellt. Sejers Hund ist wie immer auch dabei und ist das einzig private was der Leser von ihm mit bekommt.

Karin Fossum ist es auf ganz leise Art gelungen mich in den Bann von Ragnas Seelenleben zu führen. Völlig unspektakulär baut sie Spannung auf, so dass ich kaum in der Lage war das Buch aus der Hand zu legen.
Das psychologische Hintergrundwissen der Autorin ist enorm.

Dieser Krimi ist unbedingt lesenwert, auch wenn er im engsten Sinne keinen Krimi dar stellt, sondern ein spannendes Psychogramm einer verlorenen Seele.
Volle 5 Sterne für diesen Lesegenuss.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Trauerbewältigug

Laufen
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Laufen von Isabell Bogdan thematisiert das Trauma eines Verlustes aus dem die namenlose Protagonistin nach einemJahr versucht auszubrechen.

Der Schreibstil der Autorin ist detailliert und klar. ...

Laufen von Isabell Bogdan thematisiert das Trauma eines Verlustes aus dem die namenlose Protagonistin nach einemJahr versucht auszubrechen.

Der Schreibstil der Autorin ist detailliert und klar. Auch wenn sich manche Gedanken der Protagonistin in sehr langen Sätzen aneinander reihen störte dies in keinster Weise den Lesefluss.

Sehr einfühlsam wird das Seelenleben der laufenden Frau dargestellt und in vielen ihrer Gedankengänge konnte ich mich durchaus wiederfinden. Die Selbstzweifel, die Trauer, die Angst, das Unverständnis, immer wieder im Wechsel mit dem Mut, der Hoffnung auf Besserung und den mühsamen Weg dorthin.

Der Leser startet quasi mit dem ersten Laufversuch der Frau, ein Laufversuch um weg "vom Bälleschießen oder Karten sortieren" am PC kommen.
Wer kennt so eine Situation nicht-stundenlang am Rechner, nur um nicht zu denken und sich betäuben..

Beeindruckend ist es die Protagonistin über einen langen Zeitraum zu begleiten, die winzig kleinen Veränderungen in ihrem Denken und Fühlen wahrzunehmen.
Ein regelrechter Lauf in eine Zukunft, die für sie zu Beginn des Buches nicht annähernd vorstellbar war.

Dieses Buch war für mich eine wirkliche Überraschung und ist mir entgegen meiner Erwartung nahe gegangen.