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Veröffentlicht am 17.09.2021

Dr. Siri muss man einfach mögen

Dr. Siri sieht Gespenster
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Laos, 1970er Jahre: Dr. Siri ist der einzige Leichenbeschauer des Landes. Erst landen zwei Männer auf einem Fahrrad auf seinem Tisch, dann zerfleischte Frauenleichen und schließlich zwei verbrannte Menschen, ...

Laos, 1970er Jahre: Dr. Siri ist der einzige Leichenbeschauer des Landes. Erst landen zwei Männer auf einem Fahrrad auf seinem Tisch, dann zerfleischte Frauenleichen und schließlich zwei verbrannte Menschen, für die er sogar nach Luang Prabang reisen muss, wo er eine interessante Begegnung hat.

Auch im zweiten Band der Reihe spielt das Land, Laos, wieder eine große Rolle, politisch, sozial, aber auch mythologisch – mit einem guten Schuss Gesellschaftskritik. Man muss es mögen bzw. akzeptieren, dass hier viel mythologischer Glaube mit hinein spielt, so kann Siri z. B. Geister sehen.

Siri selbst muss man einfach mögen, er ist bereits über 70 Jahre alt, der Liebe wegen Kommunist geworden, ist neugierig, klug, manchmal schelmisch, und hat sich seinen Humor erhalten. Landet ein Mordopfer auf seinem Tisch, muss er einfach Ermittlungen anstellen, und hat am Ende auch immer zumindest zur Lösung beigetragen. Auch seine Arbeitskollegen sind gut besonders, Dtui, was ein laotisches Kosewort ist, und „Mobbelchen“ bedeutet, ist Krankenschwester und möchte gerne selbst Pathologin werden, ich bin gespannt, ob sie das im Laufe der Reihe (die schon einige Romane beinhaltet) werden wird, und Herr Geung, der das Down-Syndrom hat, aber ein perfekter Sektionsgehilfe ist. Dazu kommen noch Siris Jugendfreund Chivilai, der ein höheres Tier in der Partei ist, und der Polizist Phosy. Alle liebenswert und mehr oder weniger skurril.

Skurril sind auch hier wieder die Fälle, die Siri aber letztlich mit viel Einsatz nachvollziehbar löst. Der Autor erzählt bildhaft, das Kopfkino hat viel zu tun, Land und Leute werden vor dem inneren Auge lebendig, Siri hat wieder einige interessante Begegnungen, und man erfährt mehr über sein Leben – und auch über Dtuis.

Mir ist der laotische Leichenbeschauer schon im ersten Band ans Herz gewachsen, das hat sich hier auch nicht geändert. Ich freue mich darauf, ihn und seine Freunde wiederzutreffen. Die Krimis sind besonders, denn neben die reale Welt tritt manchmal auch die mystische, geisterhafte, das spricht vielleicht nicht jeden an, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen. Ich vergebe gerne wieder volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Originell und spannend

Der Tod und das dunkle Meer
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1634 sticht die Saardam von Batavia aus Richtung Amsterdam in See, An Bord der Generalgouverneur mit seiner Familie, ein Gefangener in Ketten und eine düstere Prophezeihung. Unterwegs geschieht Unheimliches, ...

1634 sticht die Saardam von Batavia aus Richtung Amsterdam in See, An Bord der Generalgouverneur mit seiner Familie, ein Gefangener in Ketten und eine düstere Prophezeihung. Unterwegs geschieht Unheimliches, es scheint, als hätte man tatsächlich den Teufel an Bord.

Stuart Turton hat mich mit seinem Debütroman bereits umgehauen, natürlich war ich sehr gespannt auf seinen nächsten Roman, und hier ist er nun – und, um das bereits vorwegzunehmen, er hat mir sehr gut gefallen. Auch er ist kein 08/15-Roman, sondern lässt viel Platz für Spekulationen, überrascht immer wieder und ist kaum vorhersehbar. Zudem ist er ganz anders als „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“, aber wieder ein Mix aus verschiedenen Genres. Er ist, das stellt der Autor im Nachwort noch einmal klar, kein (reiner) historischer Roman, er hat zwar ausführlich recherchiert, das Geschehen aber an die Geschichte, die er erzählen wollte, angepasst, auch, wenn das historisch nicht immer sauber ist. Für mich geht das okay, für mich fühlte es sich sowieso mehr nach einem Spannungsroman vor historischer Kulisse an.

Was besonders gelungen ist, ist die Atmosphäre des Romans, man fühlt sich schnell mittendrin, spürt die Beklemmungen, die Ängste, aber auch all die anderen Emotionen. Und natürlich trägt dazu auch das Setting bei, das Schiff auf hoher See, das klar umgrenzte Szenario, dazu die verschiedenen Gruppen an Bord, Matrosen, Musketiere, die den Generalgouverneur begleiten, normale Passagiere und die „edlen“ Passagiere, die eigene Kabinen haben. Dazu der Gefangene, dessen Unterkunft man kaum eine solche nennen kann, und der dazu noch eine besondere Stellung einnimmt, denn eigentlich ist er ein berühmter Detektiv, dessen Bodyguard nun Ermittlungen aufnimmt, um zu begreifen, was hinter den Geschehnissen steckt.

Die Charaktere sind durchweg gut gezeichnet, und haben (fast?) alle etwas zu verbergen. Besonders gut gefallen mir neben Arent Hayes, dem oben erwähnten Bodyguard, den ich von Anfang an sehr mochte, die Frauen, vor allem Sara Wessel, des Gouverneurs Ehefrau, die sich ebenfalls nicht abhalten lässt, Ermittlungen anzustellen, obwohl ihr das – als Frau – zur damaligen Zeit nicht zusteht. Aber was soll man machen, wenn man klüger ist, als die meisten Männer an Bord … Ein interessanter Charakter ist Isaack Larme, der kleinwüchsige Erste Offizier der Saardam - und natürlich der Gefangene.

Stuart Turton erzählt sehr anschaulich, das Kopfkino bekommt einiges zu tun. Der Roman ist über 600 Seiten dick, ich habe mich auf keiner Seite gelangweilt. Sicher gibt es nicht nur actionreiche Seiten (die gibt es auch), aber ich finde auch die Dialoge, die Überlegungen, die Empfindungen der Charaktere interessant, vor allem, wenn man sich immer einmal wieder fragen muss, was davon ist wahr, was womöglich Show. Die Auflösung ist überzeugend, aber auch überraschend, und das „Endergebnis“ der Romans passt dann noch einmal richtig gut.

Auch Stuart Turtons zweiter Roman ist wieder sehr originell und hat mich absolut überzeugt, Charaktere, Atmosphäre, Geschichte, das stimmt alles, und ich hatte unterhaltsame Lesestunden. Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für erwachsene Leser, die es mögen, wenn ein Roman originell ist, und sie mitdenken können/müssen. Ich bin nun gespannt, was uns in des Autors nächstem Roman erwartet!

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Gelungener Abschluss der Dilogie

Das Schwarze Lied
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Kehlbrand Reyerik ist weiter auf seinem Eroberungsfeldzug, Vaelin Al Sorna bekommt wieder ein Lied, ist damit aber gar nicht glücklich, findet aber dennoch weitere Verbündete – der zweite Band der Dilogie ...

Kehlbrand Reyerik ist weiter auf seinem Eroberungsfeldzug, Vaelin Al Sorna bekommt wieder ein Lied, ist damit aber gar nicht glücklich, findet aber dennoch weitere Verbündete – der zweite Band der Dilogie schließt unmittelbar an den ersten Band an.

Neben bekannten Charakteren, die Vaelin weiterhin begleiten, gibt es in diesem Band auch ein paar neue, die sich nach und nach der Gruppe anschließen, Tempelmitglieder, Kapitäne, Generäle und Piraten sind dabei, alle, wie gehabt gut und klar umrissen gezeichnet. Eine Überraschung erlebt man in Kehlbrands Lager. Die einzelnen Teile des Romans werden von einem Charakter eingeleitet, mit dem man nicht mehr gerechnet hatte, und der eine interessante Entwicklung durchläuft.

Die Geschichte strebt dem Höhepunkt des Konfliktes zu – wird daher naturgegeben von Kämpfen und Schlachten beherrscht ,und ist dadurch sehr blutig. Der Autor scheut sich nicht, alles ausführlich zu beschreiben, für sensible Gemüter ist das nichts, aber die werden wohl sowieso nicht zu Romanen dieses Autors greifen. Anthony Ryan erzählt, wie gehabt, sehr packend und bildhaft, das Kopfkino bekommt viel zu tun.

Die Geschichte findet schließlich ihr Ende, doch ob das schon das Ende der Geschichten um Vaelin Al Sorna ist? Mir kommt es fast so vor, als könnte da noch mehr kommen – ich bin gespannt, und würde mich freuen, denn ich mag ihn.

Ein paar Boni hat der Roman zusätzlich zu bieten: Neben dem Personenregister im Anhang gibt es Karten, beides habe ich nicht benötigt, manch einer ist aber sicher froh darüber.

Mich hat der Roman wieder von der ersten Seite an gepackt, ich will unbedingt mehr vom Autor lesen. Gerne vergebe ich auch hier volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für die Dilogie.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Gelungene Charaktere, gut durchdachte Welt

Meister der Runen - Der Chronik erster Teil
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Der Sammelband enthält zehn Geschichten über vier Zwerge, Borengar ist ein älterer Runenkrieger und Lehrmeister, mit dem der Leser ein Abenteuer aus seiner Jugend erlebt, Tarik, der singende Runenschmied, ...

Der Sammelband enthält zehn Geschichten über vier Zwerge, Borengar ist ein älterer Runenkrieger und Lehrmeister, mit dem der Leser ein Abenteuer aus seiner Jugend erlebt, Tarik, der singende Runenschmied, muss seiner Freundin Asla zur Seite stehen, während Kalin, der etwas tollpatschige Adept, seiner Prüfung immer näher kommt. Gunnar schließlich, ist ein Tunnelkämpfer, der in zunächst undurchschaubare Machenschaften verwickelt wird. Jeder dieser Vier ist in den zehn Geschichten mehrfach vertreten, mancher hat auch Auftritte bei den anderen Charakteren.

Patrick Huber hat mich mit seinen Geschichten sehr angenehm überrascht. Mich hat interessiert, wie er die Verbindung Zwergenwelt und Runenmagie ausführt, und war ziemlich schnell überzeugt von seiner Interpretation. Auch die Protagonisten wuchsen mir schnell ans Herz, mancher mehr, mancher weniger, aber alle deutlich. Meine besonderen Favoriten sind bisher Tarik und Kalin. Da aber in weiteren Bänden neue Charaktere im Mittelpunkt stehen werden, bin ich gespannt, ob sich das noch ändern wird. Jedenfalls bin ich nun angefixt und freue mich auf weitere Geschichten aus dieser Welt.

Diese ist gut durchdacht und nicht nur auf die unterirdische Heimat der Zwerge beschränkt. Nein, jeder Runenkrieger muss sich z. B. auch außerhalb dieser Welt behaupten, und so verlassen wir z. B. Kalin während er seine Heimat verlässt – in einer weiteren Geschichte werden wir ihn wahrscheinlich bei seinem Abenteuer außerhalb begleiten. Mir gefällt auch gut, dass die Geschichten miteinander verknüpft sind, manches wird in anderen Geschichten erwähnt, und, wie oben schon ausgeführt, trifft man manche Protagonsten woanders wieder.

Mein Kopfkino hat durchgehend gut gearbeitet, was auch an Patrick Hubers bildhaften Erzählstil liegt. Die Geschichten bieten immer wieder überraschende Wendungen und sind spannend. Auch andere Wesen tauchen auf und man darf gespannt sein, was dem Autor noch so alles einfallen wird.

Mir haben die Geschichten sehr gut gefallen und mich gut unterhalten, vor allem die Protagonisten haben es mir angetan, aber auch die gelungene Welt, die der Autor erschaffen hat. Von mir gibt es sehr gerne eine Leseempfehlung und volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Spannend, gut recherchiert und sehr lesesnwert

Das Kreuz des Pilgers
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1379: Palmiro Bongert war mit seinem Freund Conlin von Langenreth im Heiligen Land. Auf dem Rückweg nach Koblenz treffen sie auf eine Handelskarawane von Palmiros Verwandten, Reinhild von Winneburg-Manten ...

1379: Palmiro Bongert war mit seinem Freund Conlin von Langenreth im Heiligen Land. Auf dem Rückweg nach Koblenz treffen sie auf eine Handelskarawane von Palmiros Verwandten, Reinhild von Winneburg-Manten und ihrem Ehemann Gottfried. Bei einem Überfall stirbt Gottfried. Gut, dass Reinhild Familie und Freunde hat, auf die sie sich verlassen kann, aber irgendwann wird sie vielleicht wieder einen Ehemann an ihrer Seite benötigen.

Palmiro möchte sein eigenes Handelskontor aufbauen. Eigentlich sollte Gottfried sein Partner sein, nun steht auch er alleine. Auch Conlin hat es nicht einfach, er hat große Probleme mit seiner Familie und wird wohl seine Zukunftsvorstellungen ändern müssen.

Wer die Kreuztrilogie der Autorin kennt, wird hier viele bekannte Charaktere wiedertreffen, denn der Roman ist eine Fortsetzung. Die damaligen Protagonisten treten in den Hintergrund, sind aber immer noch aktiv. Aber nicht nur mit Charakteren aus der Kreuztrilogie gibt es Wiedersehen, in Köln treffen wir zusammen mit Conlin u. a. eine beliebte Protagonistin als Kind. Ich liebe solche Querverbindungen und hatte großen Spaß daran.

Auch die neuen Charaktere gefallen mir gut, Petra Schier hat sowieso ein Händchen dafür, diese tiefgehend zu zeichnen. Mein Lieblingscharakter hier ist Palmiro, der ein Geheimnis in sich trägt, aber allgemein sehr offen ist. Er vertraut auf seine besondere Gabe, und ist dadurch ein sehr liebenswerter Mann. Sein Geheimnis ist etwas, was man in historischen Romanen eher selten findet, aber die Autorin hat auch hier die richtigen Worte gefunden. Das Wort „Gabe“ verrät zudem eine weitere Besonderheit, es schwebt ein Hauch Mystik durch den Roman, wie man es auch aus der Kreuztrilogie bereits kennt. Im Nachwort kann man Petra Schiers Meinung dazu lesen. Ich selbst finde diesen Hauch Mystik auch durchaus passend zu einem Roman dieser Zeit, in dem die Menschen noch anders glauben als wir heutzutage.

Neben den Charakterzeichnungen sind auch die Dialoge sehr gelungen, und bringen einen durchaus zum Nachdenken. Vor allem Palmiro gibt einige schlaue und nachdenkenswerte Dinge von sich. Er hat zudem etwas aus dem Heiligen Land mitgebracht, das ihn in Gefahr bringen könnte – das bringt Spannung ins Spiel, aber auch einen Charakter, der sehr ambivalent ist, und sicher noch ein Paar Überraschungen in den weiteren Bänden liefert.

„Das Kreuz des Pilgers“ ist nämlich der Beginn einer neuen Trilogie, so bleibt das Ende offen, ja, es gibt auch den einen oder anderen Cliffhanger – leider muss man nun erst einmal wieder auf die Fortsetzung warten.

Petra Schiers neuer historischer Roman, der gleichzeitig der Start in eine neue Trilogie ist, hat mir wieder sehr gut gefallen. Man trifft alte Bekannte, aber auch interessante neue Charaktere, man erlebt spannende Lesestunden, erhält aber auch nachdenkenswertes und einen gut recherchierten Roman. Ich vergebe sehr gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle Fans historischer Romane.

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