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Veröffentlicht am 28.12.2017

Alternativwelt - erschreckend und nachdenklich machend

Das Orakel vom Berge
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Was wäre wenn Deutschland und Japan den 2. Weltkrieg gewonnen hätten? Was wäre, wenn sie die USA unter sich aufgeteilt hätten? Wie hätten diese Länder sich weiterentwickelt, was hätte das für die Menschen ...

Was wäre wenn Deutschland und Japan den 2. Weltkrieg gewonnen hätten? Was wäre, wenn sie die USA unter sich aufgeteilt hätten? Wie hätten diese Länder sich weiterentwickelt, was hätte das für die Menschen bedeutet?

Philip K. Dick geht hier dieser Frage nach, man schreibt das Jahr 1962 (in diesem Jahr ist auch der Roman erschienen), die Pazifikstaaten gehören zum japanischen Kaiserreich, die Atlantikstaaten zum Dritten Reich, zwischen den beiden liegt eine neutrale Pufferzone.

Der Leser begleitet mehrere Charaktere, Amerikaner, Deutsche, Japaner, Mitläufer und Menschen, die sich, wenn auch meist im Geheimen, auflehnen. Ein Roman kursiert, der das Undenkbare beschreibt, eine alternative Welt, und überall auf Interesse stößt.

Schon lange wollte ich einmal etwas von diesem Autor lesen, dessen Werke mehrfach verfilmt wurden. Aber erst die Serie „The Man in the High Castle“, die auf diesem Roman basiert, und die mich von Anfang an faszinierte und erschreckte, brachte mich dazu, zu einem der Romane zu greifen. Man kann den Roman sehr gut zusätzlich zur Serie lesen, er ist anders, aber in vielem auch ähnlich, alle wichtigen Szenen des Romans sind auch in der Serie enthalten, erstaunlicherweise sogar die Szene mit Tagomi im Park. Die Serie geht weit, aber in meinen Augen passend, über das Geschehen im Roman hinaus.

Zurück zum Roman: Mich hat er sofort gefesselt, ich habe mich gefreut, wichtige Personen aus der Serie wieder zu treffen, sie ein bisschen anders beleuchtet zu sehen. Mich hat die Wirklichkeit des Romans, wie die der Serie, erschreckt und nachdenklich gemacht – wie gut, dass sie nicht eingetroffen ist. Als Leser muss man sich schon seine eigenen Gedanken machen, der Roman geht nicht in die Tiefe und er bleibt in vielem offen, aber gerade das finde ich sehr gut.

Der Roman ist für mich ein Must-Read, ich bin froh, ihn endlich gelesen zu haben und werde sicher auch noch zu weiteren Werken des Autors greifen. Volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.12.2017

Freuden und Leiden des Elternseins - humorvoll erzählt

La Dolce Kita
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Kindergartenstreiks sind eine große Herausforderungen für berufstätige Eltern. Wohin mit den Kindern? Kann man Urlaub nehmen? Sind die Großeltern bereit einzuspringen? Gibt es Notversorgungen? Die drei ...

Kindergartenstreiks sind eine große Herausforderungen für berufstätige Eltern. Wohin mit den Kindern? Kann man Urlaub nehmen? Sind die Großeltern bereit einzuspringen? Gibt es Notversorgungen? Die drei Protagonistinnen dieses Romans trifft ein Kindergartenstreik völlig unvorbereitet zu einer ungünstigen Zeit. Da man sich untereinander kennt und die Kinder in die selbe Kita gehen, beschließen die Drei sich zu einer Betreuungsgruppe zusammen zu tun. Aber auch das ist bereits eine Herausforderung, die es zu meistern gilt, Probleme untereinander, Probleme mit Partnern und Vorgesetzten, aber auch ganz alltägliche Dinge machen Lea, Fridi und Annette das Leben schwer.

Wer Jennifer Bentz' Romane kennt, weiß, dass sie auch ernste Probleme humorvoll anpackt, ohne ihre Protagonistinnen der Lächerlichkeit preiszugeben. Auch hier ist ihr das wieder gut gelungen. Lea, Fridi und Annette sind drei ganz unterschiedliche Muttertypen, keine ist allzu überspitzt dargestellt, man kann sie so oder ähnlich in seinem Bekanntenkreis finden, oder sich sogar selbst wiedererkennen. Die Autorin hat eine gute Beobachtungsgabe und wohl auch eigene Erfahrung, die Erlebnisse, die sie schildert, sind typisch, jeder kennt sie aus eigener Erfahrung oder aus den Erzählungen anderer, seien es Elternabende, Läuse im Kindergarten oder Kindergeburtstage, seien es Bevorzugungen männlicher Kollegen, Vorurteile gegenüber arbeitenden oder auch nicht arbeitenden Müttern, fehlende Anerkennung oder unvorhersehbare Ereignisse, wie z. B. Erkranken der Kinder. Jennifer Bentz verkennt durchaus nicht die Ernsthaftigkeit dieser Probleme, nimmt sie aber mit einem guten Schuss Humor, der es der Leserin (und vielleicht auch dem einen oder anderen Leser) ermöglicht, sich selbst und das eigene Leben zu reflektieren,( oder einfach nur herzhaft zu lachen.

Wer die beiden anderen Romane der Autorin kennt, wird sich über die Wiederbegegnung mit Lea freuen, die bisher in jedem Roman eine Rolle spielte, und die mir auch hier wieder sehr gut gefallen hat. Gespannt bin ich nun darauf, ob ich sie auch im nächsten Roman wieder treffe.

Jennifer Bentz ist wieder ein herrlich humorvoller Roman gelungen, der vor allem Frauen/Müttern gefallen wird, dem ich aber auch den einen oder anderen männlichen Leser wünschen würde. Ich habe mich sehr gut unterhalten (und war froh, dass meine Kinder bereits erwachsen sind). Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.12.2017

Beste Thrillerunterhaltung

Schattenboxer
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Hauptkommissar Vincent Che Veih bekommt es mit mehreren Fällen zu tun. Ein Mordfall wird neu aufgerollt, da eine Entlastungszeugin des verurteilten Mörders auftaucht, nahezu parallel wird auf dem Grab ...

Hauptkommissar Vincent Che Veih bekommt es mit mehreren Fällen zu tun. Ein Mordfall wird neu aufgerollt, da eine Entlastungszeugin des verurteilten Mörders auftaucht, nahezu parallel wird auf dem Grab Pia Zieglers, Augenzeugin des Mordes und damals schwer verwundet, eine Leiche gefunden.

Rückblicke führen den Leser in das Jahr 1991 zum Mord an einem Treuhandchef, für den die RAF verantwortlich gemacht wurde.

Ob und wenn ja, wie das alles miteinander zu tun hat, erfährt der Leser im Laufe der Lektüre des Romans, der immer wieder mit neuen Informationen und überraschenden Wendungen aufwartet, und dem Leser eine Menge Spannung bietet.

„Schattenboxer“ ist der zweite Fall mit Vincent Veih, der nicht nur mittlerweile Leiter des Düsseldorfer KK 11, sondern auch der Sohn einer RAF-Terroristin ist. Mit seiner Mutter, inzwischen aus der Haft entlassen und mit verschiedenen Projekten auch weiterhin bekannt, will er möglichst wenig zu tun haben, was allerdings nicht immer gelingt, wie auch sein aktueller Fall wieder zeigt.

Auch für mich war es der zweite Band mit Vincent Veih, allerdings las ich von hinten nach vorne (der erste Band wird demnächst folgen). Horst Eckert gelingt es überzeugend, deutsche Vergangenheit, Politik und fiktiven Kriminalfall zu einem komplexen und spannenden Roman zu verbinden. Als Leser, vor allem als nicht mehr ganz junger, wird eine ganze Reihe Erinnerungen geweckt, die RAF und die deutsche Wiedervereinigung sind u. a. Themen dieses Romans. Jedem Kapitel ist eine Rückblende vorangestellt, die zunehmend mehr Informationen liefert und es dem Leser ermöglicht, sich über das Geschehen und die Kriminalfälle seine eigenen Gedanken zu machen. Die Ermittlungsergebnisse des aktuellen Falls ergänzen diese perfekt, so dass es dem Leser ermöglicht wird, die Rätsel schon vor dem Ermittler lösen zu können, ohne ihm die Spannung zu nehmen.

Die Charaktere wirken authentisch, vor allem Vincent Veih gefällt mir gut. Die Lösung des aktuellen Kriminalfalls ist womöglich etwas zu abgehoben, aber nicht völlig unrealistisch, die Lösungen der älteren Fälle dagegen überzeugen sofort. Der Leser kann, wenn er will, recherchieren, inwiefern vor allem die Rückblenden fiktiv sind bzw. auf welchen historischen Ereignissen oder Persönlichkeiten der Autor hier aufsattelt. Schade finde ich, dass der Roman kein Nachwort Horst Eckerts enthält, in dem er zur Thematik Stellung nimmt bzw. von seinen Recherchen erzählt.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, ich bin durch die Seiten geflogen, habe mich über das Geschehen und manche Charaktere geärgert, mit anderen gebangt und den Roman am Ende zufrieden zugeklappt. Von mir gibt es 4,5 Sterne, die ich gerne aufrunde, und eine Leseempfehlung, für jene, die gerne spannende Kriminalromane und Thriller lesen und vor politischen Hintergründen nicht zurückschrecken.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Kopfkino pur

Der Herr der Bogenschützen
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John Holland wird nach dem Tod seines Vaters von seiner Mutter getrennt und wächst bei Pflegeeltern auf. Titel und Besitz sind mit dem Vater untergegangen, doch John, obwohl noch sehr jung, lässt sich ...

John Holland wird nach dem Tod seines Vaters von seiner Mutter getrennt und wächst bei Pflegeeltern auf. Titel und Besitz sind mit dem Vater untergegangen, doch John, obwohl noch sehr jung, lässt sich nicht unterkriegen. Als König Henry den Krieg mit Frankreich wieder aufleben lässt, ist John dabei.

Der Krieg Englands mit Frankreich, der später der Hundertjährige genannt wird, geht in eine neue Phase, und schließlich taucht eine Frau auf, die bis heute unvergessen ist: Jehanne Darc, bekannt als Jeanne d'Arc oder die Jungfrau von Orléans.

John Holland ist kein fiktiver Protagonist, sondern eine historische Persönlichkeit – das muss man wissen, bevor man den Roman liest, sonst würde man dem Autor womöglich unterstellen, zu viel Unwahrscheinliches in dieses Leben hineingedichtet zu haben. Ein großer Teil der geschilderten Ereignisse ist aber genau so geschehen, und wo Lücken zu füllen waren, hat der Autor sie so zu füllen versucht, wie es hätte passiert sein können. Näheres dazu erläutert der Autor in seinem historischen Nachwort.

Ob John wirklich ein so sympathischer und charismatischer Mensch war, wie er als Protagonist dieses Romans wirkt, kann man natürlich nicht wissen, es ist aber auch egal, denn dies ist eben ein Roman und keine Dokumentation. Ich mag es, von diesem faszinierenden Mann zu lesen, und gerade weil man als Leser ständig mit ihm fühlt, hofft und bangt, entwickelt der Roman eine regelrechte Sogwirkung. Auch die anderen Charaktere sind Mac P. Lorne wunderbar gelungen, egal ob Freund oder Feind, alle sind gut ausgearbeitet und wirken echt – und John ist beileibe nicht der einzige, mit dem man sich als Leser anfreundet und um den man deshalb bangt. Ich habe (neben John) ein besonderes Faible für Mathew Gough entwickelt, der ebenfalls, wie fast alle teilnehmenden Personen, historisch belegt ist, wie man auch dem Personenverzeichnis, das den Roman einleitet, entnehmen kann.

Jehanne Darc dürfte eine der historischen Persönlichkeiten jener Zeit sein, von der jeder schon einmal gehört hat, und um die sich die meisten Legenden ranken. Ihre Rolle in diesem Roman ist nicht ganz so glänzend, dafür aber womöglich wesentlich realistischer. Auch dazu hat der Autor sich im Nachwort geäußert. Jehannes Rolle im Roman ist die einer Antagonistin, aber auch die einer Frau, die benutzt wird. Ich finde es gut, dass man als Leser angeregt wird, über sie nachzudenken.

Sehr gut hat mir auch Mac P. Lornes Erzählstil gefallen, der sehr bildhaft und mitreißend ist, so dass man nur so durch die Zeilen fliegt und das Kopfkino dauerhaft arbeitet. Sehr gefällt mir, wie viel Hintergrundwissen mit einfließt, so z. B. die Entstehung eines Bogens. Naturgemäß sind einige Schlachten enthalten, auch hier zeigt der Autor, wie spannend man diese erzählen kann, aber auch, wie grausam Krieg ist – und zwar nicht nur bei den Schlachten.

Neben dem bereits erwähnten Personenregister und den historischen Anmerkungen rundet eine Karte, eine Zeittafel, ein Glossar und eine Bibliographie die Zusatzausstattung dieses Romans ab – perfekt.

Wer gerne gut recherchierte historische Romane liest, sollte hier unbedingt zugreifen, er erhält eine packende Geschichte, mit historisch belegten Prota- (und Antagonisten), mit denen man mitfühlen kann, die bildgewaltig und spannend erzählt ist, und die man nur ungern wieder verlässt.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Spannend und interessant geht es weiter

Die Zeit der Verachtung
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Yennefer ist mit Ciri nach Gors Velen unterwegs, um dort an einem Uaubererkongress teilzunehmen, außerdem soll Ciri in eine Zaubererschule aufgenommen werden, Geralt von Riva geht derweil seiner Arbeit ...

Yennefer ist mit Ciri nach Gors Velen unterwegs, um dort an einem Uaubererkongress teilzunehmen, außerdem soll Ciri in eine Zaubererschule aufgenommen werden, Geralt von Riva geht derweil seiner Arbeit nach und die politische Lage macht einen Krieg immer wahrscheinlicher.

„Die Zeit der Verachtung“ ist der zweite Teil der Romane um Geralt von Riva und führt das Geschehen aus dem ersten Band fort. Alle bekannten Charaktere treten auch hier wieder auf, und es kommen neue, interessante dazu. Der Fokus allerdings liegt klar auf Ciri, ihr sind sogar die letzten beiden Kapitel gänzlich gewidmet, die zudem von der sonst üblichen Erzählweise abweichen. Vor allem Ciri und ihre Entwicklung, aber auch, was man über ihre Herkunft erfährt, führen zu überraschenden und interessanten Wendungen.

Sapkowski erzählt einen großen Teil über Dialoge, auf diese Art erfährt der Leser wichtige Hintergrundinformationen, aber auch, was mit den Protagonisten passiert, wenn er nicht dabei ist, denn es gibt immer wieder Perspektivewechsel. Ich liebe diesen Erzählstil, den ich in dieser Perfektion sonst noch nirgends erlebt habe. Dem Autor gelingt es tatsächlich, neben den Informationen auch Spannung und Humor zu vermitteln. Und auch sonst erzählt Sapkowski exzellent, bildhaft und voller Emotionen.

Die Welt, die Andrzej Sapkowski erschaffen hat, wird immer weiter ausgebaut, immer mehr Legenden und Hintergründe werden hinzugefügt und die Welt damit immer weiter entwickelt. Und auch die Geschichte, die erzählt wird, wird immer ausgereifter und interessanter. Zum Ausbau der Welt tragen auch die kapiteleinleitenden fiktiven Zitate bei, die gut zu den einzelnen Kapiteln passen.

Mir gefallen die Bezüge zu bekannten Märchen, Sagen und Legenden immer wieder sehr gut, und auch an gesellschaftskritischen Bezügen spart der Autor nicht. Verbindungen gibt es auch auf andere Weise, so z. B. einen Halbling, der Franklin heißt und Ideen bzgl. Gewittern hat. Ich freue mich immer wieder, wenn ich so etwas entdeckt!

Hin und wieder habe ich ein bisschen den Überblick verloren, wer gegen wen und warum, aber so schlimm war das nicht, spannend und lesenswert ist es trotzdem. Ein Karte wäre aber dennoch schön gewesen, alleine, um all die genannten Herrschaftsgebiete einordnen zu können.

Am Ende hat sich die Geschichte ganz anders entwickelt, als zunächst gedacht, und man kann gespannt sein, wie sie im nächsten Band weitererzählt wird. Er liegt bei mir schon parat und ich freue mich darauf, ihn zu lesen.

Auch der zweite Roman der Reihe ist absolut lesenswert, schwer aus der Hand zu legen, und bringt die Geschichte ein ganzes Stück weiter, wenn auch in eine für mich nicht erwartete Richtung. Ich vergebe wieder begeisterte volle Punktzahl und eine Leseempfehlung – aber bitte zunächst Band 1 lesen!