Eine Geschichte, die nachdenklich macht
Dein fremdes HerzVielen Dank, dass ich in der Leserunde dabei sein durfte.
„Wo Leben geschenkt wurde, ist zuvor Leben gegangen."
Inhalt: Nela Harolds ist erst zehn Jahre alt, als ihr Vater Hannes sie und ihre Mutter ...
Vielen Dank, dass ich in der Leserunde dabei sein durfte.
„Wo Leben geschenkt wurde, ist zuvor Leben gegangen."
Inhalt: Nela Harolds ist erst zehn Jahre alt, als ihr Vater Hannes sie und ihre Mutter ohne Erklärung Hals über Kopf verlässt. Auch ihre Mutter, die schon lange unter Depressionen leidet, kann oder will Nela nichts darüber sagen. Nela ist tief getroffen und lässt kaum noch jemanden an sich heran. Viele Jahre später erhält sie überraschend ein Paket mit Briefen, die Hannes` zweite Frau Ellen kurz vor seinem Tod vor fünfzehn Jahren an ihn geschrieben hat und erfährt, dass das Herz ihres Vaters damals gespendet wurde. Nun hat Ellen den Empfänger des Herzens, einen jungen Mann, ausfindig gemacht und bittet Nela, ihn zu suchen. Nela macht sich auf den Weg zur Ostseeküste...
Meine Meinung: Kati Seck hat in diesem Roman ein wichtiges Thema aufgegriffen: Die Organspende. Ein Thema, über das man eigentlich viel zu wenig nachdenkt. Man weiß, dass man durch Organspende Leben retten kann, fragt sich aber weniger, wie sich das weitere Leben des Empfängers dadurch verändert. Deshalb finde ich es besonders gut, dass in „Dein fremdes Herz“ von beiden Seiten - Spender (bzw. die Angehörigen des Spenders) und Empfänger - einfühlsam und glaubhaft erzählt wird. Außerdem wird einem die eigene Sterblichkeit bewusst, so dass man über eine eigene Patientenverfügung und einen Organspendeausweis nachdenkt. (Ich habe schon seit vielen Jahren einen Ausweis, aber vielleicht werden ja einige andere Leser wachgerüttelt!
Der Schreibstil von Kati Seck ist sehr besonders und gefällt mir richtig gut. Er ist poetisch, gefühlvoll, einfühlsam und voll schöner Sätze, von denen ich mir einige aufgeschrieben habe.
Die Geschichte wird aus Nelas Sicht in der Ich-Form erzählt und nach und nach liest sie Ellens Briefe. Diese Briefe sind besonders gefühlvoll und schön geschrieben.
Die Charaktere sind anschaulich beschrieben und waren mir schnell sympathisch. Meistens konnte ich mich gut in sie hineinversetzen, obwohl ich Nela gerne mal geschüttelt hätte. Henrietta, Nelas Vermieterin, hat mir auch sehr gut gefallen, genauso wie das Café der kleinen Dinge, in das sie mit Nela gegangen ist. Die Idee, sich dort etwas von dem Sammelsurium der verschiedensten Dinge auszuleihen, das man so lange behalten darf, wie man es braucht, fand ich sehr schön.
Fazit: Ein schönes und emotionales Buch, das nachdenklich macht, dessen Handlung mich aber, trotz des tollen Schreibstils, nicht hundertprozentig überzeugt hat. Ich hätte mir etwas mehr Schwung und Spannung gewünscht und die Vorhersehbarkeit einer Szene, gegen Ende des Buches, hat mich ein wenig enttäuscht.