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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2022

Düsterer Schwedenkrimi

Leichenschilf
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Kristoffer Bark ist wieder mal ein schwedischer Ermittler mit einer tragischen Vergangenheit. Das spurlose Verschwinden seiner Tochter lässt ihm keine Ruhe und belastet ihn extrem. Zudem ist seine Ex-Frau ...

Kristoffer Bark ist wieder mal ein schwedischer Ermittler mit einer tragischen Vergangenheit. Das spurlose Verschwinden seiner Tochter lässt ihm keine Ruhe und belastet ihn extrem. Zudem ist seine Ex-Frau alkoholsüchtig und braucht häufig seine Hilfe. Hin und wieder reagiert er zu heftig und zu gewalttätig, das hat mich leider an ihm gestört. Trotzdem mochte ich Kristoffer!
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und verläuft relativ ruhig und manchmal auch etwas zu ausschweifend, aber der Schreibstil hat mir gut gefallen und auch die düstere Atmosphäre mochte ich gern.
Die Auflösung kam relativ unerwartet, erst kurz vorher habe ich Verdacht geschöpft :)
Ich habe „Leichenschilf“ sehr gerne gelesen und freuen mich schon auf den nächsten Fall für Kristoffer Bark und sein neu gegründetes Cold Case Team.

Veröffentlicht am 28.06.2022

Temporeich und hollywoodmäßig

Flug 416
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Inhalt: Flugkapitän Bill Hoffman springt außerplanmäßig für einen Kollegen ein und übernimmt den Coastal-Airways Flug 416. Doch schon kurz nach dem Start erhält er einen Face-Time Anruf von einem Mann, ...

Inhalt: Flugkapitän Bill Hoffman springt außerplanmäßig für einen Kollegen ein und übernimmt den Coastal-Airways Flug 416. Doch schon kurz nach dem Start erhält er einen Face-Time Anruf von einem Mann, der Bills Frau und die beiden Kinder in seine Gewalt gebracht hat. Der Entführer fordert, dass Bill das Flugzeug mit den 149 Menschen an Bord abstürzen lässt, sonst tötet er dessen Familie. Bill sucht fieberhaft nach einem Ausweg und informiert schließlich heimlich seine Crew über die Situation. Doch der Entführer hat einen Komplizen in der Maschine und Bill weiß nicht, wem er trauen kann…

Meine Meinung: Die Autorin T. J. Newman war selber langjährige Flugbegleiterin. Die Idee zu ihrem Debütroman „Flug 416“ entstand bei einem Nachtflug. Ihr Schreibstil lässt sich absolut flüssig lesen und ohne lange Einführung ist man sofort mitten im Geschehen. Sie erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, wodurch ein gutes Tempo entsteht, dass durch viele Cliffhanger noch gesteigert wird. Die Spannung ist von Anfang an da und steigt weiter an. Besonders die Atmosphäre im Flugzeug fand ich sehr bedrückend und spannungsgeladen. Unweigerlich stellt man sich als Leser*in die Frage: „Wie würde ich handeln?“ und „Wem kann ich vertrauen?"
Die Charaktere fand ich größtenteils sympathisch und nahbar, so dass ich durchgängig mit ihnen mitfiebern konnte. Vor allem Bill und Jo sind zudem glaubwürdig beschrieben. Die Ruhe von Bills Frau Carrie fand ich dagegen eher unrealistisch und Theo, ein FBI-Agent, war mir zu übertrieben heldenhaft.
Auch der Hintergrund der beiden Terroristen wird in Rückblicken kurz beschrieben, was sie zwar etwas menschlicher macht, ihr Handeln aber natürlich nicht entschuldigt. Auch den Grund für den geplanten Absturz fand ich nicht unbedingt glaubwürdig.
Der Thriller hat viel von typischen amerikanischen Actionfilmen mit tapferen patriotischen Helden und manchmal war es schon etwas zu viel des Guten. Doch da das Buch trotzdem ein Pageturner ist, störte mich das nicht allzu sehr.

Fazit: „Flug 416“ ist ein temporeicher und spannender Thriller mit einem sehr erschreckenden Szenario, der mich sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 13.04.2022

Alles andere als Durchschnitt

Eine Frage der Chemie
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Inhalt: Amerika 1952 -1961: Elisabeth Zott ist eine äußerst brillante Chemikerin, was für Frauen in den 50er und 60er Jahren noch sehr ungewöhnlich ist und nicht nur die männlichen Kollegen legen ihr immer ...

Inhalt: Amerika 1952 -1961: Elisabeth Zott ist eine äußerst brillante Chemikerin, was für Frauen in den 50er und 60er Jahren noch sehr ungewöhnlich ist und nicht nur die männlichen Kollegen legen ihr immer wieder Steine in den Weg. Nur bei dem ebenso begabten Nobelpreiskandidaten Calvin Evans findet sie Liebe und Verständnis. Als ihr Jahre später dann überraschend die Moderation der Fernsehsendung „Essen um sechs“ angeboten wird, sagt die alleinerziehende Elizabeth zu, denn sie braucht dringend das Geld und auch Kochen ist für sie Chemie. Der Sender sieht das allerdings anders...

Meine Meinung. Der Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen. Bonnie Garmus erzählt eindringlich, aber auch warmherzig und locker, mit schrägem Humor und punktet mit witzigen Dialogen. Nach einem kurzen Einstieg springt die Geschichte einige Jahre in die Vergangenheit zurück und erzählt von Elizabeths bisherigem Weg mit allen Höhen und Tiefen.
Wie Elizabeth Zott selbst von sich sagt, ist sie anders als andere und ganz bestimmt kein Durchschnitt. Gerade wegen ihrer ungewöhnlichen Art mochte ich sie sehr gern. Sie ist Chemikerin mit Leib und Seele, außerdem unkonventionell, schlagfertig und direkt. Trotz ihrer Empfindsamkeit und ihren persönlichen Tragödien ist sie eine starke Frau, die man bewundern muss. Aber die Autorin hat nicht nur Elizabeth wunderbar beschrieben, sondern auch die vielen anderen Charaktere. Alle sind einzigartig und und teilweise etwas schräg. Manche mag man, andere verabscheut man. Ganz besonders gern mochte ich Mad, Elizabeths 4-jährige hochbegabte Tochter, und Halbsieben, den großen klugen Hund. Beide haben mich häufig zum Schmunzeln gebracht.
Trotz der tollen Charaktere und des Humors hat die Geschichte zu einem großen Teil eine etwas traurige Grundstimmung, aber glücklicherweise ein befriedigendes Ende.

Fazit: „Eine Frage der Chemie“ ist ein ganz besonderes Buch. Es ist eine Mischung aus Witz, Tragik und dem Mut, seinen Weg zu gehen. Elizabeth Zott wird mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 22.02.2022

Veronica in der Antarktis

Miss Veronica und das Wunder der Pinguine
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Schon nach der ersten Seite habe ich Veronica gemocht. Die mürrische, eigensinnige und etwas schrullige alte Dame, die Dank ihres Geldes immer ihren Willen durchsetzen kann, muss man einfach mögen. Der ...

Schon nach der ersten Seite habe ich Veronica gemocht. Die mürrische, eigensinnige und etwas schrullige alte Dame, die Dank ihres Geldes immer ihren Willen durchsetzen kann, muss man einfach mögen. Der warmherzige und sehr flüssige Schreibstil von Hazel Prior macht das Lesen dieses Buches zu einem Vergnügen. Auch die unterschiedlichen Charaktere sind alle wunderbar beschrieben und vor allem Patricks Entwicklung fand ich toll.
Durch alte Tagebucheinträge von Veronika und andere Einblicke in ihre Vergangenheit wird deutlich, warum sie so ist, wie sie ist. Aber auch mit 86 Jahren entwickelt sie sich noch weiter…
Die Geschichte ist an einigen Stellen doch sehr unrealistisch, was mich aber nicht gestört hat.
Die Informationen über die Adeliepinguine fand ich sehr interessant und habe inzwischen auch schon im Internet nach ihnen geforscht.

Fazit: Ein berührender und auch humorvoller Roman mit einem ungewöhnlichen Setting und einer eigensinnigen Protagonistin.

Veröffentlicht am 17.02.2022

Sturmflut in Hamburg 1962

Und wenn wir wieder tanzen
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Inhalt: Die junge Marie verliert bei der Sturmflut in Hamburg in der Nacht zum 17. Februar ihren ganzen Besitz. Die Kleingartensiedlung in dem ihr kleines Häuschen stand, ist völlig zerstört und steht ...

Inhalt: Die junge Marie verliert bei der Sturmflut in Hamburg in der Nacht zum 17. Februar ihren ganzen Besitz. Die Kleingartensiedlung in dem ihr kleines Häuschen stand, ist völlig zerstört und steht unter Wasser. Vorübergehend wird sie bei Effie von Tieck in St. Pauli untergebracht. Zunächst ist es nicht ganz einfach, mit der alten Dame auszukommen. Doch als Marie erfährt, warum Effie so verbittert und schlecht gelaunt ist, beschließt sie, ihr zu helfen. Sie möchte das Tanzlokal „Danzhus“ in der Speicherstaft, das Effie seit vielen Jahrzehnten betreibt und in dem ebenfalls noch das Wasser steht und starke Schäden angerichtet hat, wieder aufbauen und neu eröffnen.

Meine Meinung: Kerstin Sgonina erzählt ihren Roman auf zwei Zeitebenen.
Effies Geschichte beginnt bereits 1910 und endet im Jahr 1946. Effie - damals noch Frieda - hat 1910 noch nicht viel Ähnlichkeit mit der Effie, die Marie kennenlernt. Doch durch ihre traurige Geschichte entwickelt sie sich weiter und wird stärker, aber auch härter. Ich mochte die Effie in den Rückblicken lieber, als die im Jahr 1962, aber je mehr ich las, desto besser konnte ich sie verstehen.
Marie, die aus einfachen Verhältnissen stammt, als Zimmermädchen in einem Hotel arbeitet und bei der Arbeit singt, mochte ich sofort. Auch sie hat eine schmerzhafte Vergangenheit, lässt sich aber nicht so schnell unterkriegen und hat ihr Herz am rechten Fleck.
Der Schreibstil lässt sich schnell und angenehm lesen und beide Handlungsstränge haben mir gut gefallen. Auch Hamburg ist ein toller Schauplatz und wird anschaulich beschrieben. Es gibt sicher Kleinigkeiten zu kritisieren, die mich aber nicht bei meinem Lesevergnügen gestört haben.
Heute, am 17. Februar, ist die Sturmflut von Hamburg, bei der 315 Menschen starben, bereits 60 Jahre her. Zufällig warnt auch heute der Wetterdienst vor einer Sturmflut an der Nordseeküste. Und natürlich hat man beim Lesen auch sofort die schrecklichen BIlder der Hochwasserkathastrophe des letzten Jahres vor Augen.

Fazit: Ein berührender und unterhaltsamer Roman, den ich sehr gerne gelesen habe.