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Veröffentlicht am 07.05.2021

Hulda wechselt in eine Frauenklinik

Fräulein Gold: Der Himmel über der Stadt
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Inhalt: Berlin 1924. Hulda Gold arbeitet inzwischen in einer neuen und modernen Frauenklinik in Berlin-Mitte. Die Umstellung vom eigenständigen Arbeiten als Hebamme zur untergeordneten Angestellten fällt ...

Inhalt: Berlin 1924. Hulda Gold arbeitet inzwischen in einer neuen und modernen Frauenklinik in Berlin-Mitte. Die Umstellung vom eigenständigen Arbeiten als Hebamme zur untergeordneten Angestellten fällt der eigenwilligen und selbstbewussten Hulda nicht leicht, denn in der Klinik darf sie die Frauen nicht mehr selbst von ihren Babys entbinden, sondern muss die Geburten dem diensthabenden Arzt überlassen. Ihre Aufgaben bestehen hauptsächlich in der Vor- und Nachsorge. So muss sie auf die berührendsten Momente einer Hebamme verzichten. Als es zu tragischen Todesfällen in der Klinik kommt, weckt das Huldas kriminalistisches Interesse und sie stößt auf einige Ungereimtheiten.

Meine Meinung: Anne Stern schafft durch ihren detaillierten und bildhaften Schreibstil auch im 3.Teil der Fräulein Gold Reihe, das Leben im Berlin der 1920er Jahre lebendig werden zu lassen. Sie schildert den Klinikalltag im Jahr 1924 und die historischen Hintergründe sehr glaubhaft und interessant.
Hulda Gold mag ich inzwischen sehr gerne. Sie ist neugierig, forsch und unerschrocken und lässt sich auch von den ausschließlich männlichen Ärzten nicht so schnell einschüchtern. Einige überraschende Komplikationen bei Geburten machen sie aufgrund ihres medizinischen Wissens neugierig und sie lässt sich wieder einmal nicht davon abhalten, eigene Nachforschungen anzustellen.
Erfreulicherweise gibt es auch ein Wiedersehen mit anderen bekannten Charakteren, wie Karl, Bert, Jette, Frau Wunderlich und anderen, die auch alle ihre Sorgen und Probleme haben. Aber auch neue Charaktere, von denen wir hoffentlich noch im 4.Teil lesen können, kommen hinzu. In der Beziehung zwischen Karl und Hulda gibt es nach wie vor ein ständiges Auf und Ab. Während Hulda sich weiterentwickelt, bemitleidet sich Karl immer noch wegen seiner traurigen Kindheit und trinkt zu viel Alkohol. Für beide wird es Zeit für Veränderungen und Entscheidungen. Auch Kioskbesitzer Bert hat diesmal eine eigene, wenn auch kurze, Geschichte.

Fazit: Insgesamt fand ich das Buch etwas weniger spannend und fesselnd als die Vorgängerromane.
Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen und ich freue mich schon auf den 4.Teil „Die Stunde der Frauen“, der im November 2021 erscheinen wird, denn es bleiben noch einige Fragen offen.

Veröffentlicht am 23.04.2021

Anders als erwartet

Angst sollst du haben
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Inhalt: Henrietta, genannt Hen, und Lloyd sind erst vor Kurzem in die Bostoner Vorstadt gezogen. Bei einem Besuch im Haus ihrer neuen Nachbarn Matthew und Mira, entdeckt Hen zufällig eine Fecht-Trophäe, ...

Inhalt: Henrietta, genannt Hen, und Lloyd sind erst vor Kurzem in die Bostoner Vorstadt gezogen. Bei einem Besuch im Haus ihrer neuen Nachbarn Matthew und Mira, entdeckt Hen zufällig eine Fecht-Trophäe, die von einem Tatort verschwand, an dem ein junger Mann ermordet wurde. Für Hen ist es der sichere Beweis, dass der sympathische Lehrer Matthew ein Mörder ist. Da die Polizei ihr nicht glaubt, beginnt Hen Matthew zu beschatten. Dann geschieht ein weiterer Mord…

Meine Meinung: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven, hauptsächlich aber im Wechsel von Hen und Matthew erzählt. Schon sehr bald weiß der Leser, ob Matthew wirklich ein Mörder ist oder nicht. Das fand ich persönlich sehr schade, denn es mindert etwas die Spannung. Die Handlung verläuft dann auch ganz anders, als ich es erwartet hatte. Es gibt aber einige spannende Momente und unerwartete Wendungen. Die Handlung wirkt auf mich ziemlich konstruiert, aber das finde ich eigentlich nicht so wichtig.
Der Schreibstil von Peter Swanson ist einfach und unkompliziert, lässt sich sehr flüssig lesen und die relativ kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass man beim Lesen sehr schnell vorankommt. Auch die Charaktere, vor allem Hen, haben mir gut gefallen.

Fazit: Insgesamt fand ich „Angst sollst du haben“ etwas schwächer als andere Thriller des Autors. Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten.

Veröffentlicht am 12.04.2021

Unterhaltsamer Roman

Klaras Schweigen
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Inhalt: Freiburg 2018: Miriam wächst nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei ihren Großeltern Klara und Eduard auf. Als Klara nach einem Schlaganfall plötzlich französische Worte spricht, wird Miriam neugierig ...

Inhalt: Freiburg 2018: Miriam wächst nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei ihren Großeltern Klara und Eduard auf. Als Klara nach einem Schlaganfall plötzlich französische Worte spricht, wird Miriam neugierig und möchte mehr aus der Vergangenheit ihrer Großmutter erfahren. Was passierte in den Jahren nach dem Krieg, als Freiburg unter französischer Besatzung stand? Miriam kommt erschütternden Familiengeheimnissen auf die Spur…

Meine Meinung: Bettina Storks erzählt die Geschichte im Wechsel auf zwei Zeit- und Handlungsebenen. Zuerst war ich überrascht und auch etwas enttäuscht von den Kapiteln, die in der Vergangenheit spielen, denn ich hatte etwas ganz anderes erwartet. Der Mann, dessen Name Klara im Krankenhaus erwähnt, nimmt in der Geschichte kaum Raum ein und bleibt deshalb eher uninteressant und blass. Auch die häufigen Zeitsprünge, die Klaras Leben wie im Schnelldurchlauf erzählen, fand ich nicht ganz so gut. Nachdem ich mich aber auf einen anderen Handlungsverlauf eingestellt hatte, begann mich das Buch doch immer mehr zu fesseln. Das hatte allerdings auch ganz viel mit dem angenehm zu lesenden und flüssigen Schreibstil der Autorin zu tun. Auch die Protagonisten Klara, Eduard und Miriam gefielen mir gut, auch wenn ich nicht all ihre Handlungen nachvollziehen konnte.
Klara hat schwere Jahre hinter sich, doch ich fand sehr positiv, dass sie nicht dem hinterhertrauert, was hätte sein können, sondern sich etwas Neues aufbaut und eine glückliche Ehe führt.
Es wird die Frage gestellt (ich glaube von Miriam), ob wir - oder die Generationen vor uns - verpflichtet sind, alles aus unserer Vergangenheit zu erzählen. Ich bin der Meinung, dass niemand dazu verpflichtet ist und auch Klara das Recht hatte zu schweigen. Vielleicht kam ich deshalb nicht so gut damit zurecht, dass Miriam Klaras komplette Vergangenheit wieder aufwühlt. Dabei kommen einige Geheimnisse ans Licht, die auch für Miriam schmerzhaft sind. Andere bringen Klara aber auch ihren Frieden.

Fazit: Ich habe "Klaras Schweigen" trotz einiger Kritikpunkte sehr gerne gelesen. Ein unterhaltsamer und berührender Roman, bei dem mir vor allem Klaras Geschichte und der geschichtliche Hintergrund der Nachkriegszeit gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 08.04.2021

Ausbaufähiger Auftakt einer Krimi-Reihe

Nordwesttod
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Meine Meinung: Ich lese sehr gerne Krimis, die an der Nordseeküste spielen und St. Peter-Ording ist einer meiner Lieblingsorte. Deshalb habe ich mich gefreut, dass ich wenigstens gedanklich dorthin reisen ...

Meine Meinung: Ich lese sehr gerne Krimis, die an der Nordseeküste spielen und St. Peter-Ording ist einer meiner Lieblingsorte. Deshalb habe ich mich gefreut, dass ich wenigstens gedanklich dorthin reisen durfte.
Sehr gut gefallen haben mir die beiden Ermittler Hendrik und Anna. Um nach dem Tod seiner Frau mehr Zeit für seine beiden Söhne zu haben, wechselt Hendrik von der Mordkommission zur Schutzpolizei in seinem Heimatort St. Peter-Ording. Der berufliche Rückschritt fällt ihm nicht leicht. Zudem leidet vor allem sein älterer Sohn, der 13-jährige Lasse, sehr unter dem Verlust seiner Mutter und gibt Hendrik immer wieder Grund zur Sorge. Hendrik war mir trotz seiner zunächst sehr abweisenden Art sofort sympathisch und ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen. Auch Anna mochte ich sofort. Mit ihrer Kompetenz und ihrer Unkompliziertheit schafft sie es, die Anerkennung von Hendrik zu erlangen und es entsteht sogar der Beginn einer Freundschaft. Die Einblicke in das Privatleben der beiden haben mir gut gefallen.
Im Fall der verschwundenen Nina geht es hauptsächlich um die Ermittlungsarbeit der Polizei. Lange stellt sich die Frage, ob Nina ermordet wurde oder doch noch lebt. Leider hat mir die eigentliche Krimihandlung nicht so gut gefallen, was zum Teil sicher auch an den vielen verschiedenen Perspektiven, sowie den vielen verdächtigen und unsympathischen Charakteren lag. Für mich gab es da einige Längen. Erst gegen Ende des Buches nimmt die Handlung an Fahrt auf. Interessant fand ich den aktuellen Bezug auf den wachsenden Tourismus an der Nordseeküste, sowie den Bau neuer Hotels.

Fazit: Ein Krimi mit einem tollen Setting, sehr sympathischen Protagonisten - die neugierig auf den nächsten Teil der Reihe machen - und einer noch ausbaufähigen Krimi-Handlung.

Veröffentlicht am 05.04.2021

Von der Liebe zur Literatur

Die Buchhändlerin
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Inhalt: Frankfurt, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Christa liebt Bücher über alles und möchte Literatur studieren. Doch als Frau ist sie an der Universität nicht gern gesehen und so muss sie bald wieder ...

Inhalt: Frankfurt, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Christa liebt Bücher über alles und möchte Literatur studieren. Doch als Frau ist sie an der Universität nicht gern gesehen und so muss sie bald wieder gehen. Deshalb arbeitet sie stattdessen in der Buchhandlung ihres Onkels, die sich nach und nach wieder mit Büchern füllt. Ihre Leidenschaft für Bücher bringt sie auf die Idee einen Literaturkreis zu gründen, in dem sie schnell Gleichgesinnte und Freunde findet. Doch das Schicksal legt ihr auf ihrem weiteren Weg immer wieder Steine in den Weg.

Meine Meinung: Das Buch schildert sehr lebendig die schwierige Situation nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Männer sind gefallen, andere werden noch vermisst. Kinder sind zu Waisen geworden. Es herrschen Hunger, Kälte, Krankheiten und Wohnungsnot, aber auch die Sehnsucht nach einem neuen Anfang. Auch das damalige Frauenbild wird sehr deutlich. Gegen den Willen ihrer Mutter, die der Meinung ist, Frauen sollten sich auf ein Leben als Ehefrau, Mutter und Hausfrau vorbereiten, kämpft Christa zielstrebig für ihren Traum, Literatur zu studieren und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch der Weg dorthin ist sehr holprig und sie muss einige Opfer dafür bringen.
Die Literatur, vor allem die Lyrik, nimmt in diesem Roman viel Raum ein, doch oft wirkten diese Passagen auf mich zu konstruiert und emotionslos. Aber auch der Hunger der Deutschen nach Literatur wird deutlich und obwohl Bücher sehr teuer sind, werden sie gut verkauft. Hier hätte ich mir noch mehr Interaktion mit den Kunden der Buchhandlung gewünscht.
Das Buch lässt sich sehr flüssig und unterhaltsam lesen, es ist allerdings für die relativ geringe Seitenzahl (330 S.) recht vollgestopft mit den unterschiedlichsten - keinesfalls uninteressanten -Themen. Leider empfand ich das Buch dadurch als etwas zu oberflächlich.

Fazit: Ein unterhaltsamer und flüssig zu lesender Roman, der die Stimmung nach dem Zweiten Weltkrieg gut widerspiegelt.