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Veröffentlicht am 24.03.2023

Eine Geschichte, die noch lange nachwirkt

Die spürst du nicht
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Zwei gut betuchte, befreundete Familien verbringen ihren Urlaub gemeinsam in der Toskana. Zu dem luxuriösen Urlaubsdomizil gehört auch ein Pool, „vermutlich der größte private in der gesamten Toskana“. ...

Zwei gut betuchte, befreundete Familien verbringen ihren Urlaub gemeinsam in der Toskana. Zu dem luxuriösen Urlaubsdomizil gehört auch ein Pool, „vermutlich der größte private in der gesamten Toskana“. Mit von der Partie ist das somalische Flüchtlingsmädchen Aayana, das mit Sophie Luise, der 14jährigen Tochter der einen Familie, in eine Klasse geht. Eigentlich haben die beiden Mädchen herzlich wenig gemeinsam, doch Sophie Luise hat es sich zum Ziel gesetzt, der schüchternen Aayana im Urlaub das Schwimmen beizubringen. Außerdem plant sie, sich in den sozialen Medien gemeinsam mit der dunkelhäutigen Aayana in Szene zu setzen, das wird mit Sicherheit Aufmerksamkeit und jede Menge Likes generieren!

Kurz nach der Ankunft der Familien kommt es zu einer Tragödie, die das Leben aller Beteiligten für immer verändern wird.

„Die spürst du nicht“ ist ein sehr vielschichtiges Buch. Wir erleben die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven und lernen die Beteiligten und ihre Art und Weise, mit der Tragödie umzugehen, kennen. Während die einen „die Angelegenheit“ so schnell wie möglich hinter sich bringen wollen, werden andere, vor allem Sophie Luise, völlig aus der Bahn geworfen. Erschreckend ist, dass zunächst Aayanas Familie und ihre Gefühle völlig außen vor bleiben. Das ändert sich, als sich ein Anwalt einschaltet, der vor Gericht eine hohe Schadenersatzsumme für die somalische Familie einklagen will. Die Medien, die das Vorkommnis eigentlich bereits ad acta gelegt hatten, wittern eine gute Geschichte, zumal eine bekannte Politikerin zu den Beklagten gehört. Auch in den sozialen Medien schlägt der Fall nun hohe Wellen, und wie üblich äußern sich alle möglichen Leute mehr oder minder abwertend bis hin zu schadenfreudig und menschenverachtend.

Mich hat dieser Roman, der sich spannend wie ein Krimi liest und gleichzeitig der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, fasziniert. Manche Bücher vergisst man sofort, nachdem man die letzten Seiten gelesen hat, dieser Roman hat mich noch lange gedanklich beschäftigt.

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Veröffentlicht am 01.03.2023

Psychostress auf engstem Raum

In blaukalter Tiefe
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Andreas, Partner einer Rechtsanwaltskanzlei, und seine Frau Carolin planen einen Segeltörn nach Schweden. Kurzfristig beschließt Andreas, den jungen Anwalt Daniel und dessen Freundin Tanja dazu einzuladen. ...

Andreas, Partner einer Rechtsanwaltskanzlei, und seine Frau Carolin planen einen Segeltörn nach Schweden. Kurzfristig beschließt Andreas, den jungen Anwalt Daniel und dessen Freundin Tanja dazu einzuladen. Mit an Bord ist Eric, der schweigsame Bootsbesitzer und Skipper. Von Anfang an gibt Andreas den großen Zampano, der über alles und jeden bestimmen will. Eine unangenehme Situation für alle, vor allem aber für Daniel, da er gerne Partner werden und es sich mit Andreas nicht verscherzen will.
Mit der Zeit kippt die zunächst gute Stimmung immer mehr und das Ganze steuert auf eine dramatische Katharsis zu.
Kristina Hauff schafft es ganz hervorragend, die fünf Personen an Bord und ihre jeweiligen Lebensumstände und Gefühle, sowie das Verhältnis der Personen untereinander zu beschreiben. Alle leiden unter der angespannten Atmosphäre und der Tatsache, dass es an Bord weder Privatsphäre noch Ausweichmöglichkeiten gibt. Ich fühlte mich mittendrin, spürte die Enge der Kabinen und die ständige Beobachtung durch die anderen, die Wut und Hilflosigkeit, der Situation ausgeliefert zu sein.
Kristina Hauffs Roman "Unter Wasser Nacht" hat mir auch gut gefallen, doch "In blaukalter Tiefe" hat mich emotional mehr erreicht. Ein wirklich empfehlenswerter, spannender Roman, der mir schon allein wegen des wunderschönen, in Blau- und Rosatönen gehaltenen Covers, karge Schären, ein einsames Segelboot in der Bucht, Abendrot und Nordlichter am Himmel, mit Sicherheit aufgefallen wäre.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Die Spürnasen von Cooper's Chase

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Cooper's Chase ist eine komfortable Seniorenresidenz auf dem Land unweit von London. Dort leben die (Fans der Serie bereits bestens bekannten) Hobbyermittler Elizabeth, eine frühere MI6 Spionin, Ibrahim, ...

Cooper's Chase ist eine komfortable Seniorenresidenz auf dem Land unweit von London. Dort leben die (Fans der Serie bereits bestens bekannten) Hobbyermittler Elizabeth, eine frühere MI6 Spionin, Ibrahim, seines Zeichens Psychiater, Ron, einstmals gefürchteter Gewerkschaftsführer, und Joyce, über deren früheres Leben nicht viel bekannt ist. Alldonnerstags treffen sie sich im sogenannten Puzzlestübchen und beschäftigen sich mit Cold Cases. Bei dem Fall, den sie sich dieses Mal ausgesucht haben, handelt es sich um das Verschwinden von Bethany Waites, einer Enthüllungsjournalistin, die einem brisanten Fall von Steuerhinterziehung auf der Spur war. Ihr Auto wurde vor Jahren von einer Klippe gestürzt, ihre Leiche jedoch nie gefunden.
Wie schon bei früheren Fällen stechen die kriminalistisch begabten Senioren in ein Wespennest und rufen gefährliche Gangster auf den Plan.
Der Kriminalfall ist spannend und raffiniert konstruiert, doch was mir an dieser Reihe besonders gefällt, ist der köstliche britische Humor. Mehr als einmal musste ich bei den von Richard Osman beschriebenen genial absurden Szenen laut lachen. "Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel" ist wieder einmal cozy crime vom Feinsten. Es gibt viele Autoren, die in diesem Genre mitmischen wollen, doch an Richard Osman kommt keine(r) heran. Ich freue mich jetzt schon auf Band 4, der in England im September 2023 erscheinen soll. Absolute Leseempfehlung für dieses Buch, das mich bestens unterhalten hat!

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Ein liebenswertes Fuchskind

Bildergeschichten zum Mitmachen: Hier kommt Finni Fuchs
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Finni Fuchs ist ein liebenswertes kleines Fuchskind. Sein Alltag ist gar nicht so anders als das Leben von Menschenkindern. Er wacht morgens früh auf und weckt Mama und Papa, die gerne noch ein bisschen ...

Finni Fuchs ist ein liebenswertes kleines Fuchskind. Sein Alltag ist gar nicht so anders als das Leben von Menschenkindern. Er wacht morgens früh auf und weckt Mama und Papa, die gerne noch ein bisschen länger geschlafen hätten, putzt sich die Zähne, isst Frühstück, wobei ihm auch mal was auf den Boden fällt, und geht in den Kindergarten, wo seine Freunde schon auf ihn warten und den Abschied von Papa leichter machen. Die bunten Illustrationen sind nicht überladen und animieren das Kind dazu, Sachen zu suchen, was unser Kleiner mit Begeisterung macht. Die beschriebenen Situationen kennt jedes Kind (Aufwachen und Frühstück, Kindergarten, Einkaufen, Kuchenbacken, Schlafengehen), und somit können sich Kinder gut mit Finni identifizieren.
Ein nettes Extra ist Finni als Anziehfigur mit drei verschiedenen Outfits am Ende des Buchs. Finni werde ich wahrscheinlich auf Pappkarton kleben, da er als Papierfigur sonst nicht lange überlebt. Ein wirklich süßes und altersgerechtes Kinderbuch mit kurzen Texten, die kleine Kinder nicht überfordern.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Glückauf!

Die Sehnsucht nach Licht
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„Die Sehnsucht nach Licht“ beschäftigt sich mit dem Thema Bergbau im Schlematal im Erzgebirge. Da ich mich noch nie mit diesem Thema beschäftigt hatte, fand ich das Buch hochinteressant. Ich habe selten ...

„Die Sehnsucht nach Licht“ beschäftigt sich mit dem Thema Bergbau im Schlematal im Erzgebirge. Da ich mich noch nie mit diesem Thema beschäftigt hatte, fand ich das Buch hochinteressant. Ich habe selten während der Lektüre eines Buchs so viel nebenher recherchiert, weil mich die Hintergründe interessierten. Leider habe ich erst nach dem Lesen festgestellt, dass am Ende des Buchs als Anhang eine Zeittafel zum Bergbau im Schlematal beigefügt ist.
Anhand der Geschichte der Familie Steiner erfährt man viel über die Entwicklung des Bergbaus im Erzgebirge und deutsche Zeitgeschichte vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute. Kati Naumanns Erzählstil lässt einen die Enge der Bergwerke, die Gefahren und Unglücke, aber auch die Lebensfreude der Bergleute und ihrer Familien bei Volksfesten etc. hautnah miterleben. Die Bergleute waren stolz auf ihren Beruf, den trotz der damit verbundenen Gefahren eine Generation nach der nächsten ausübte. Es ist kaum zu glauben, wie die Menschen in der Anfangszeit des Uranabbaus der Radioaktivität ungeschützt ausgesetzt waren, nicht nur durch die Arbeit in den Stollen, sondern auch durch Haldenaufschüttungen mit radioaktivem Material mitten in Wohngebieten.
Einige der geschilderten Ereignisse beruhen auf wahren Begebenheiten, etwa die Geschichte von fünf Bergleuten, die durch einen Brand nicht mehr ins Freie gelangen konnten und dem sicheren Tod entkamen, indem sie sich einmauerten. Ein wirklich spannendes und interessantes Buch, aus dem ich viel gelernt habe.

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