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Veröffentlicht am 26.08.2021

Die Metamorphose des Herrn Schmidt – herrlich komisch

Barbara stirbt nicht
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Walter Schmidt ist mit seiner Frau Barbara mehr als 5 Jahrzehnte verheiratet. Während Barbara auch im Rentenalter noch ein sehr aktiver Mensch ist, lebt Herr Schmidt nach festen Routinen. Die beiden sind ...

Walter Schmidt ist mit seiner Frau Barbara mehr als 5 Jahrzehnte verheiratet. Während Barbara auch im Rentenalter noch ein sehr aktiver Mensch ist, lebt Herr Schmidt nach festen Routinen. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Barbara macht den Haushalt und Walter geht mit Helmut, den deutschen Schäferhund der Familie, seine Runden. Doch plötzlich wird Barbara krank, bleibt im Bett, kann den Haushalt nicht mehr machen. Nun ist Herr Schmidt gefordert…
Ich habe selten so ein urkomisches Buch gelesen. Es lebt von der Wortkargheit, der Schrulligkeit von Herrn Schmidt und der daraus resultierenden Situationskomik. Die Beschreibungen von Herrn Schmidts Hilflosigkeit ohne seine Frau den Haushalt „zu schmeißen“ sind sowas von drollig.
Denn Herr Schmidt kann nicht einmal Kaffeekochen. Aber Herr Schmidt weiß sich zu helfen: mittels der Facebook-Videos eines Fernsehkochs versucht er Gerichte für Barbara nachzukochen. Ein Unterfangen, das er sehr akribisch angeht, das aber auch nicht immer gelingt. Und dann gibt es ja auch noch die etwas dickliche, blauhaarige junge Verkäuferin im Bäckerladen mit ihren Tipps zum Kaffeekochen.
Ich fand den Erzählstil sehr lustig und unterhaltsam. Wie die Autorin immer von Herrn Schmidt in der dritten Person spricht, hat mir gefallen, hat zur Geschichte gepasst. Eigentlich ist er (Herr Schmidt) ein abweisender Mensch, der alles mit sich selbst abmachen will, Mitmenschen brüskiert und trotzdem mochte ich diesen Kauz beim Lesen sehr. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

gequälte Seelen - nichts ist wie es scheint

SCHWEIG!
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Esther, die große Schwester, macht sich Sorgen. Ihre Kleine Schwester lebt mutterseelenallein in einem großen Haus mitten im tiefen Wald. Da morgen Heiligabend ist, macht sie sich mit einem kleinen Geschenk ...

Esther, die große Schwester, macht sich Sorgen. Ihre Kleine Schwester lebt mutterseelenallein in einem großen Haus mitten im tiefen Wald. Da morgen Heiligabend ist, macht sie sich mit einem kleinen Geschenk und einer Flasche Wein zu ihr auf. Wohl wissend, dass ihre kleine Schwester Sue sie nicht mit offenen Armen empfangene wird.
Ich muss sagen, die beiden Schwestern sind schon sehr speziell. Esther hat in mir den Eindruck der Übermutter hinterlassen. Eine Frau die mit ihrer Liebe alles und jeden erdrückt, denn eigentlich will sie die Kontrolle über alles. Die Kontrolle über ihre Schwester, ihren Ehemann Martin und auch über ihre beiden Kinder. Erst im Laufe der Geschichte erfährt der Leser wie manipulativ sie dabei ist. Aber auch Sue hat so ihre Eigenheiten und Geheimnisse. Sie, die auf minimalen Konsum aus ist, die Ruhe sucht und versucht in der Natur Kraft zu schöpfen, wird von Esther als unnormal stilisiert. Aber ist sie das wirklich? Ist nicht Esther vielleicht selbst seelisch krank? Warum nennt sie sonst ihre kleine Schwester bis heute Schnecke.
Beide Schwestern allein in der Hütte nehmen sich endlich die Zeit sich auszusprechen und was noch wichtiger ist, sich gegenseitig zuzuhören. Was sich daraus entwickelt? Das sollte jeder selbst nachlesen, denn diese Geschichte ist es wert gelesen zu werden. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

der Anfang ist schleppend, dann kommt aber Spannung

Nichts als Staub
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Alina Grimm ist erfahrene Streifenpolizistin. Sie kennt ihren Kiez und ist mit ihrem Kollegen Bilan Aydin ein eingespieltes Team. Aber wenn sie ehrlich ist, wäre sie mit ihren Fähigkeiten bei der Kripo ...

Alina Grimm ist erfahrene Streifenpolizistin. Sie kennt ihren Kiez und ist mit ihrem Kollegen Bilan Aydin ein eingespieltes Team. Aber wenn sie ehrlich ist, wäre sie mit ihren Fähigkeiten bei der Kripo besser aufgehoben. Aber noch immer kann sie sich nicht dazu durchringen diesen Entwicklungsschritt und die damit verbundene Ausbildung anzutreten. Aber dann wird Alina in einen Hinterhalt gelockt, ausgeknockt und Drogen in ihrer Wohnung versteckt. Eine Suspendierung ist die Folge. Als der alte Freund ihres Vaters, Gerwald Arentz, ihr seine Unterstützung bei ihrer Rehabilitierung anbietet, ergreift sie ihre Chance und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln….
Die anfängliche Suche nach den Gründen für diesen Hinterhalt hat mich etwas genervt. Wurde doch hier immer wieder, entsprechend Alinas eigenem Stil um Gedanken zu ordnen und Beziehungen zu erkennen, mit diversen Zetteln agiert. Die dann nach verschiedenen Aspekten strukturiert, dann wieder umsortiert und neu geordnet wurden. Das fand ich auf der einen Seite sehr langatmig beschrieben und ließ bei mir keine richtige Spannung aufkommen. Zum anderen fand ich auch dieses Herangehen für eine Streifenpolizistin eher unglaubwürdig. Aber mit der Zeit, als die Zusammenarbeit von Alina und Elias, dem Bodyguard von Gerwald Arentz, immer enger wurde, kam auch bei mir Spannung auf. Denn es galt viele Fragen zu klären: war Dimitrios wirklich ein Dealer? Steckt Nau, der Serienkiller, hinter allem? Wer will Alina und vor allem warum schaden? Ja, das war schon spannend, so dass ich gerne 4 Sterne für diesen Krimi vergebe und mich auch auf den nächsten Fall freue.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

bewegender Einblick das karge Leben einer starken Frau

Die Hebamme
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Mit sieben Jahren zieht Marta Kristine mit ihren Eltern nach Flovik. Ihr Vater, der als Schuster und Schlachter für den Lebensunterhalt sorgt, hat dort einen Häusler Hof gepachtet. Mehr schlecht als recht ...

Mit sieben Jahren zieht Marta Kristine mit ihren Eltern nach Flovik. Ihr Vater, der als Schuster und Schlachter für den Lebensunterhalt sorgt, hat dort einen Häusler Hof gepachtet. Mehr schlecht als recht bringt er damit seine Familie durch. Bereits in diesem Alter steht für Marta Kristine fest: sie will Hebamme werden. Ihr Ziel verliert sie nie aus den Augen, auch wenn dieser Weg für sie sehr steinig wird…
Mir hat es gefallen, wie der Autor hier die Kargheit dieser Gegend beschrieben hat, wie auch die Sitten und Bräuche der damaligen Zeit in Norwegen hat einfließen lassen. Besonders interessant fand ich die Beschreibungen zur Wanderschule, die nur für 4 Monate im Jahr stattfand.
Hebammen-Stina (so wurde Marta Kristine von allen genannt) hat mich beeindruckt. Trotz erfolgreich abgeschlossener Hebammenausbildung suchten die Frauen bei nahender Geburt sie nicht auf. Der Grund: eine Hebamme musste bezahlt werden, während es nachbarschaftliche Hilfe ohne Lohn gab. Dabei stand das Gesetz auf Stines Seite So macht sich Stina stark, und kämpft sogar vor Gericht für ihr Recht. Geld ist immer knapp in ihrem Haushalt, nicht zuletzt, weil die Anzahl ihrer eigenen Kinder, die sie von Hans, ihrem Ehemann bekommt, fast jährlich steigt. Hans ist ihr im Leben selten eine Stütze. Er hat oftmals hochtrabende Ideen, für deren Umsetzung ihm aber stets das Kapital fehlt, was ihn aber nicht davon abhält es mit geborgtem Geld zu versuchen. Gewinnbringend ist keiner seiner Versuche. Zudem leidet er mit zunehmendem Alter an Schwermut, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück, so dass selbst Marta Kristine, die immer hinter ihm steht und ihn noch immer liebt, nicht mehr erreichen kann.
Ich fand das Buch sehr interessant und unterhaltsam. Nicht zuletzt die Ausführungen zu der Errechnung der Erbmasse, der Zwangsversteigerung der Erbmasse – davon habe ich noch nie gehört. Aber gerade dieser Abschnitt hat auch gezeigt, welch hohe Achtung sich Stina durch ihre Arbeit in den Jahren zuvor erworben hat. Achtung, die auch ich dieser Frau gegenüber empfinde. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

wendungsreich und spannend

Die Verlorenen
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Die Verlorenen – ein treffender Titel. Hat doch Jonah Colley bereits vor 10 Jahren seinen vierjährigen Sohn, der spurlos vom Spielplatz verschwand, verloren und kurze Zeit später auch noch seinen langjährigen, ...

Die Verlorenen – ein treffender Titel. Hat doch Jonah Colley bereits vor 10 Jahren seinen vierjährigen Sohn, der spurlos vom Spielplatz verschwand, verloren und kurze Zeit später auch noch seinen langjährigen, besten Freund Gavin. Beide Männer sind, wenn auch in unterschiedlichen Abteilungen bei der Londoner Polizei tätig. Trotzdem hatten sie zehn Jahre keinen Kontakt mehr und nun ruft Gavin ihn um Hilfe an, verlangt ein Treffen in einer verlassenen Lagerhalle. Was Jonah dort erwartet, ist ein Bild des Grauens …
Dies war mein erstes Hörbuch und dann auch gleich noch ein so spannendes mit so vielen unterschiedlichen Personen und Entwicklungen im Fall. Dem Sprecher, Johannes Steck, ist es in meinen Augen sehr gut gelungen, hier mit seiner Stimme den unterschiedlichen Figuren gerecht zu werden und den Leser zu fesseln. Besonders gelungen fand ich die Passagen mit DI Flatscher, der ständig Jonah in Verdacht hatte und ihn beharrlich verfolgte. Seine, wegen der Brandnarben im Gesicht nasale Aussprache, kam gut bei mir an.
Was Simon Becket aus dem Hilferuf eines alten Freundes in diesem Thriller gepackt hat, ist beachtlich. Die Handlung ist an keiner Stelle vorhersehbar, zum Teil auch verwirrend. Der angeschlagene Jonah muss an seine Grenzen gehen, immer noch getrieben von der Hoffnung doch noch seinen Sohn zu finden. Ob Jonah nun nach einem Jahrzehnt noch erfährt, wo sein Sohn ist, ob er noch lebt und was damals passiert ist, muss schon jeder selbst nachlesen/-hören. Ich fand es spannend und gebe 4 Lese-Sterne.

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