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Veröffentlicht am 24.04.2024

Spannend, fantasievoll, emotional

Black Witch
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Nachdem Ellorens Eltern beim Reichskrieg starben, wuchs sie behütet und abseits der gardnerischen Bevölkerung bei ihrem Onkel auf. Ihre Tante hingegen sitzt im Rat der hohen Magie und befindet nun, Elloren ...

Nachdem Ellorens Eltern beim Reichskrieg starben, wuchs sie behütet und abseits der gardnerischen Bevölkerung bei ihrem Onkel auf. Ihre Tante hingegen sitzt im Rat der hohen Magie und befindet nun, Elloren in die Gesellschaft einzuführen und zu verwinden (verheiraten). Da sie die Enkelin der bedeutenden schwarzen Hexe ist, die ihr Volk im Reichskrieg vor den Feinden gerettet hat, lastet eine große Bürde auf Ellorens Schultern - nicht zuletzt aufgrund der Prophezeiung, dass eine neue schwarze Hexe emporsteigen wird.

Völlig naiv trifft Elloren an der Universität und in eine ganz andere Welt ein, in der ihr viel Hass, aber auch Neid entgegenschlagen. Zu allem Überfluss besitzt sie keinen Funken Magie. Doch für Veränderungen sind manchmal auch die kleinen und scheinbar unbedeutenden Dinge wichtig.

Wow! Ich bin völlig sprachlos von dieser epischen Geschichte. Laurie Forest erschafft mit Elloren Gardner ein Vorbild, das auch in unsere Gegenwart passen würde. Die junge Frau ist, trotz ihrer Herkunft und ihres Glaubens, bereit, sich selbst davon zu überzeugen, wer böse und wer gut ist und stellt bald fest, dass dies nichts mit der Herkunft zu tun hat.

Zitat S. 446:
"Wir Gardnerier sollen die Gesegneten sein, die Ersten Kinder, schuldlos und rein. Und sämtliche anderen Völker sind angeblich Unsägliche, die Verfluchten. Doch es hat mehr und mehr den Anschein, als würde das Leben sich auf verstörende Weise dagegen sträuben, sich in so schön einfache Kategorien einteilen zu lassen."

Es ist geduldet, dass andere Völker ebenfalls die Universität besuchen dürfen, da sich diese in Verpatien befindet, das offener mit verschiedenen Rassen umgeht. In ihren Kreisen ist es jedoch verpönt, mit anderen Völkern zu verkehren oder sich sogar auf Misch-Ehen einzulassen.

Die verschiedenen Kulturen sind hervorragend bildlich ausgearbeitet. Es ist interessant, über die Probleme und geschichtlichen Hintergründe jedes Einzelnen zu erfahren und Stück für Stück mehr Durchblick zu erhalten, welches Volk welche Absichten verfolgt. Oftmals packten mich beim Lesen die Emotionen und ich wollte mit Elloren und ihren Freunden losziehen in den Widerstand. So klein dieser begonnen hat, steht am Ende von Teil 1 alles auf dem Spiel, und die Atmosphäre ist vor Spannung geladen. Ich kann es kaum erwarten, weiterzulesen.

Fazit: Ein epischer Fantasyroman über verschiedene Völker, die sich seit Jahren um die Macht streiten, die Aerda zu beherrschen. Spannend, fantasievoll, emotional und vollkommen mitreißend. Lesetipp!

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Cooler Plot mit klug konstruierten Wendungen

Pretty Scandalous - Heißer als Rache
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Nachdem die Bücher von Tami Fischer so hoch gelobt wurden, wollte ich diesem Mal eine Chance geben. Immerhin wurde mit Spannung geworben. Und alles in allem wurde ich nicht enttäuscht.

Der Plot ist denkbar ...

Nachdem die Bücher von Tami Fischer so hoch gelobt wurden, wollte ich diesem Mal eine Chance geben. Immerhin wurde mit Spannung geworben. Und alles in allem wurde ich nicht enttäuscht.

Der Plot ist denkbar einfach und nichts Neues: Ein Zwilling lebt das Leben des anderen Zwillings. Hier ist das Motiv Rache, denn Sarah möchte denjenigen das Leben zur Hölle machen, die das ihrer Zwillingsschwester Peyton zerstört haben. Das gelingt ihr, indem sie sie hinters Licht führt und gegeneinander ausspielt. Und nicht nur bei den Figuren schafft sie es – mir ging es beim Lesen genauso.

Dass man sich als Leser gut mit Sarah in der Rolle als Peyton identifizieren kann, liegt wohl daran, dass man genauso viel weiß wie sie: Man kennt die Freunde nicht, ihre Spleens, man kennt die Stadt nicht und die Uni – nur darf Sarah sich das nicht anmerken lassen. Sie muss sich in der elitären Welt zurechtfinden, als hätte sie nicht bis vor kurzem noch ihr eigenes bodenständiges Leben gelebt. Nach und nach setzt sie das Puzzle zusammen und findet auch einiges über ihren Zwilling heraus.

Monroe war mir anfangs nicht sehr sympathisch, zugegeben, es kam mir jedoch so vor, als wandelt sich seine Persönlichkeit im Verlauf der Geschichte nicht nur oberflächlich. Dass Sarah in seiner Gegenwart nicht ganz sie selbst ist, ist da nur verständlich.

Den Schreibstil von Tami Fischer mochte ich gerne, immerhin hat er mich problemlos durch die über 600 Seiten geführt. Es gab keine langatmigen Stellen, stattdessen konstant die Frage: „Was kommt denn jetzt?“ in meinem Hinterkopf. Kaum dachte ich, ich hätte die Autorin durchschaut, kam ein weiterer Twist.

Spannend war die Story in der Hinsicht, als dass ich gespannt war, was Sarah sich einfallen lässt, um ihre wahre Identität zu verbergen und weiterhin als Peyton durchzugehen. Ich war auch neugierig, ob ich die Hinweise richtig zusammengesetzt habe, denn alles was man über Peytons sogenannte Freunde erfährt, passiert eher nebenbei. Das liegt in der Natur der Sache, denn Sarah kann schlecht ihre Kommilitonen ausfragen – zu groß ist die Gefahr, dass ihr doppeltes Spiel auffliegt. Ich habe mich beim Lesen manchmal wie eine Doppelagentin gefühlt. War cool!

Fazit: Wer Enemy to Lover und (leicht) düstere Story-Elemente mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Spannung ist zwar vorhanden, jedoch nicht im kriminellen oder blutigen Sinne – für mich daher in erster Linie eine Empfehlung für Romanliebhaber (steht ja auch so auf dem Cover).

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Absolut einzigartig

Der Ozean am Ende der Straße
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Wir befinden uns im ländlichen England der 60er-Jahre und lernen einen 7-jährigen Jungen kennen, der dort mit seiner Familie in einem baufälligen Haus lebt. Am Ende dieser Straße wohnt die 11-jährige Lettie ...

Wir befinden uns im ländlichen England der 60er-Jahre und lernen einen 7-jährigen Jungen kennen, der dort mit seiner Familie in einem baufälligen Haus lebt. Am Ende dieser Straße wohnt die 11-jährige Lettie Hempstock mit ihrer Mutter und Oma. Beide Kinder sind völlig verschieden: Während der Junge eher introvertiert wirkt und Bücher seinen Mitmenschen vorzieht, ist Lettie wesentlich aufgeschlossener. Und doch merkt der Junge schnell, dass irgendetwas mit dem Mädchen nicht stimmt.

"Wie alt bist du wirklich?"
"Ich bin 11 Jahre alt."
"Wie lange bist du schon 11 Jahre alt?"

Durch diesen kleinen Dialog direkt zu Beginn wird auch dem Leser klar, dass Lettie nicht das ist, was sie zu sein scheint. Eines Tages nimmt das Mädchen den Jungen mit in den Wald und er merkt, dass sich der Himmel verändert. Was ihnen dort im Dickicht begegnet, übersteigt jegliche Vorstellungskraft des 7-Jährigen. Niemals würde er all das Gesehene vergessen.

Man begleitet den Jungen auf einem Abenteuer der fantastischen Art im Kampf gegen etwas Böses, das ihn seither verfolgt. Ob seine Schilderungen jedoch real sind oder seiner kindlichen Fantasie entspringen, bleibt dem Leser überlassen. So kann das Buch auf verschiedene Weisen interpretiert werden und ist poetisch unschlagbar.

Viele Jahre danach zieht es ihn erneut zu der Farm am Ende der Straße. Er sitzt an dem Teich, der angeblich ein Ozean sein soll, und schwelgt in Erinnerungen. An Lettie. An eine Welt, in der Menschen nichts zu suchen haben. Und an das Böse, das immer noch seine Finger nach ihm ausstreckt.
Neil Gaiman hat es geschafft, mich derart an die Seiten zu fesseln, dass ich im Strudel des Ozeans gefangen war. Ich habe gelacht, mich gegruselt, mitgefiebert und die wunderschönen Beschreibungen genossen.

Fazit: Eine meisterhafte Erzählung, die sowohl mystische Fantasy, kindlich naive Geschichte oder auch ein zerrüttetes Elternhaus bedeuten kann - vielleicht aber auch von allem ein bisschen.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Macht Bock auf Horrorfilme

Silberne Geister
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Silvia Moreno-Garcia war mir schon vorher ein Begriff; zuletzt habe ich »Der mexikanische Fluch« von ihr verschlungen. Als angehender Fan der Autorin sowie von Okkultismus und Gothik-Geschichten musste ...

Silvia Moreno-Garcia war mir schon vorher ein Begriff; zuletzt habe ich »Der mexikanische Fluch« von ihr verschlungen. Als angehender Fan der Autorin sowie von Okkultismus und Gothik-Geschichten musste ich unbedingt dieses Buch lesen. So habe ich mich in die Seiten gestürzt und war anfangs noch etwas skeptisch, als unerfahrene Individuen versuchten, mit ihren Kräften zu experimentieren, die sie überhaupt nicht beherrschten. Doch diese Skepsis verblasste im Nullkommanix, als die Geschichte sich plötzlich zu einer faszinierenden und einzigartigen Erzählung voller Magie wandelte. Ich war von jetzt auf gleich komplett in den Handlungsverlauf versunken und verfolgte diesen mit Faszination.

Bereits auf den ersten Seiten lernen wir Montserrat kennen, eine kluge Frau mit einem besonderen Namen, die versucht, sich in einer Männerdomäne zu behaupten. Die Filmindustrie, genauer gesagt die Filmbearbeitung ist noch nicht bereit für selbstbewusste Frauen, die jedoch einen ebenso guten Job machen wie die Männer. (Zitat aus dem Buch: Frauen in dem Business sind so selten wie Einhörner.) Im Fall von Montserrat ist es sogar so, dass sie eine ganz fantastische Soundeditorin ist. Und zudem ein großer Horror-Fan, was ihr direkt drölfzig Smypathiepunkte eingebracht hat. Sie macht ihr Ding und bleibt sich dabei selbst treu.

Zitat Pos. 21:

»Du willst mich doch verarschen, oder? Dieses ›Teamentwicklungsseminar‹ bestand darin, Bier aus sehr großen Gläsern zu trinken und Kellnerinnen in den Hintern zu kneifen. Ich muss nicht mit den Jungs ›Sexistischer Höhlenmensch‹ spielen, um meine Arbeit zu machen.«

Den Charakter von Tristán mochte ich noch ein klitzekleines bisschen mehr als Montserrat. Die Beziehung zwischen den beiden ist sehr vertraut und unglaublich intensiv. Sie passen einfach zusammen wie Ars*h auf Eimer (oder wie Regler an Regler) und lassen den Leser an ihren Erlebnissen teilhaben. So lacht man mit ihnen, scherzt, ist traurig, fühlt sich unwohl, möchte, dass sie sich wieder vertragen usw. Ein stetes Auf und Ab, wie es in Beziehungen (oder bei Status "ungeklärt") eben so üblich ist.

Die Autorin schreibt so bildhaft und authentisch, dass ich förmlich den abgestandenen Mief in dem schallgedämmten Raum riechen konnte. Die Soundeditoren, Pizzakartons und Pepsiflaschen vor mir sah und mich gefühlt habe, als wäre ich ein Teil von ihnen, zu diesem nerdigen Team dazugehören.

Das Setting hat mich schier an die Seiten gefesselt. Moreno-Garcia greift die geheimnisvolle, schaurige Atmosphäre gekonnt auf und lässt den Leser die Handlung noch intensiver erleben. Sie hat mich an Orte entführt, die mir eine Gänsehaut beschert hätten, wäre ich Live und in Farbe dort gewesen. Und diese Orte mit mysteriösen Begegnungen gespickt, die den wahren Horror erst real machen.

Zitat Pos. 334:
Tristán blickte auf, sah sich erneut zu Montserrat um. Die vagen Umrisse des Rauchs, die er vor ihr wahrgenommen hatte, hatten sich in eine reale, solide Gestalt verwandelt. Zumindest war es so gewesen, für einen Moment, denn nun schien sie zu flackern, zu verschwimmen wie ein unscharfes Bild. Aber die graue Gestalt hatte Montserrat an eine Wand getrieben.

Die eingebauten okkulten Elemente haben der Story den letzten Schliff verliehen, mich aber auch zum Nachdenken angeregt. So fand ich es faszinierend zu beobachten, in welchem Ausmaß der Okkultismus im Deutschland der Nationalsozialisten verbreitet war, und war gleichzeitig erschrocken darüber, wie tief er doch mit dem Konzept der „arischen Rasse“ verknüpft war.

Ein besonderes Schmankerl sind die Kapitelunterteilungen, beispielweise Eröffnungssequenz und Hauptfilm. Wie passend!

Fazit: Ein faszinierender Roman über Okkultismus, Kulte und die Filmindustrie der früheren Jahrzehnte. Hat mich bestens unterhalten - und Bock auf Horrorfilme gemacht.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Fesselnd, informativ, für True Crime-Fans

Zeit der Schuldigen
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Markus Thiele ist nicht nur Autor, sondern auch promovierter Rechtsanwalt. Dieser Krimi, angelehnt an den Fall Frederike von Möhlmann, hat also nicht nur eine spannende Ebene, sondern gibt auch die Möglichkeit, ...

Markus Thiele ist nicht nur Autor, sondern auch promovierter Rechtsanwalt. Dieser Krimi, angelehnt an den Fall Frederike von Möhlmann, hat also nicht nur eine spannende Ebene, sondern gibt auch die Möglichkeit, das deutsche Rechtssystem und die Prozesse, die es bisher durchgemacht hat, besser zu verstehen. Auch wenn sich für mich als Laie nicht immer alles gerecht angefühlt hat, wurde es vom Autor stets gut erklärt und verständlich beschrieben.

Es geht um die 17-jährige Nina, die im Jahr 1981 brutal ermordet wird. Es gibt einen Verdächtigen, den 72-jährigen Volker März, der jedoch freigesprochen wird. Ninas Vater kämpft gegen diese Ungerechtigkeit und erreicht tatsächlich gemeinsam mit der Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen, dass der Fall wieder aufgerollt wird.

Dass hier aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, macht das Ganze vielschichtiger, greifbarer, wenn auch komplexer. Man kann die Hintergründe und Motive besser beleuchten und intensiver über sie nachdenken.
Anne ist mir als zentrale Figur in diesem Roman ans Herz gewachsen. Sie ist kompetent, taff, kann sich durchsetzen und ist eine wahre Kämpfernatur. Ich wäre gern ein bisschen mehr wie sie.

Außerdem finde ich an Thieles Werk spannend, dass das Unrecht (gefühlt) gleich dreimal geschieht: zweimal in der Vergangenheit, als Ninas Tod nicht geahndet wird, und einmal in der Gegenwart, in der Anne Paulsen ebenfalls erfolglos bleibt. Besonders der Kampf, den Ninas Vater mit sich selbst austragen muss, um gegen die Mühlen der deutschen Bürokratie anzukommen, ist tragisch - und dabei dermaßen aufwühlend, dass man einfach weiterlesen muss. So sehr reißt es einen mit. Die Justiz ist mitunter einfach erschreckend, mit all ihren Konsequenzen - und damit meine ich nicht nur die in rechtlicher Hinsicht.

Das Nachwort ist eine gelungene Ergänzung, hier gibt der Autor Einblicke in den wahren Fall und erklärt, warum Recht und Gerechtigkeit nicht gleich sind. Zum Ende hin gibt es einige Fragen, die offen bleiben und die aufgrund ihrer moralischen Natur allerdings nur von der lesenden Person selbst beantwortet werden können. Das gefällt mir an dem Buch, da ich so auch im Nachgang weiterhin darüber nachdenke und es mich beschäftigt. Es wird sicher noch eine Weile dauern, bevor ich zur nächsten Lektüre greifen und mich auf diese einlassen kann.

Fazit: Für True Crime-Fans eine dringende Empfehlung! Ebenso wie die vorigen Bücher eine Mischung aus Realität und Fiktion, die ein fesselndes und überaus informatives Ergebnis liefert. Bitte mehr davon!

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