Bereitet unbeschwertes Lesevergnügen
Die Königin der Orchard StreetLilian, eine reiche und verbitterte Dame und zugleich die Eiscreme-Königin Amerikas, blickt auf die letzten 70 Jahre ihres Lebens zurück.
Als kleines Mädchen trug Lilian noch den Namen Malka und lebte ...
Lilian, eine reiche und verbitterte Dame und zugleich die Eiscreme-Königin Amerikas, blickt auf die letzten 70 Jahre ihres Lebens zurück.
Als kleines Mädchen trug Lilian noch den Namen Malka und lebte mitten im Trubel dicht gedrängter Straßen im verarmten Einwandererviertel auf der Lower East Side. Die Mutter war kühl und distanziert, der Vater verschwand einfach. Eines Tages geriet Lilian unter den Wagen des Eisverkäufers Dinello und wurde dabei schwer verletzt. Ohne Krücken konnte sie nicht mehr gehen. Nachdem die verbliebene Familie ihr den Rücken zugekehrt hatte, blieb ihr nur noch Dinello, der sich ihrer annahm und sie fortan in die Welt der Eiscremeherstellung einwies. Nachdem der gutherzige Mann verstarb, übernahm Lilian mit Dinellos Söhnen dessen Geschäfte. Der Zufall wollte es, dass Lilian eines Tages Alfred Dunkle kennenlernte. Sie lernten sich lieben und heirateten schließlich. Alfred war ein Legastheniker und Stotterer, jedoch sehr handwerklich begabt. Er entwickelte für das gemeinsame Unternehmen äußerst wichtige Gerätschaften. So wurde aus der bettelarmen Malka eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau: Lilian Dunkle. So gelang es Lilian in den folgenden Jahren, ein eigenes Imperium aufzubauen. Doch die Welt war nicht immer kunterbunt wie Eis. Harte Zeiten machten Lilian zu schaffen und allmählich entwickelte sich ihr Selbstschutz. Sie stumpfte ab, distanzierte sich und wurde allmählich zur "Eis-Königin". Rücksichtslos und ungehemmt ging sie zum Beispiel gegen ihre Konkurrenten vor, sie war intrigant und verbissen. Doch wie es im Leben manchmal so ist ... Nach dem imposanten, rasanten Aufstieg folgte der vernichtende Abstieg.
Die Hauptprotagonistin Lilian/Malka wirkte auf mich egoistisch, skrupellos und unsympathisch. Sie war daher umso interessanter, denn sie passte in keine bekannte Schublade. Typischerweise werden einem die Protagonisten auf einem Silbertablett serviert mit allen gängigen positiven Charaktereigenschaften. Das war hier absolut nicht der Fall und somit etwas Neuartiges. Erst zum Buchende hin konnte ich manche Handlungen und Denkweisen von ihr besser verstehen und sogar nachvollziehen.
Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft und lebendig. Die ersten Seiten waren etwas murksig, da ich mich zunächst mit dem eher ungewöhnlichen Schreibstil und der Thematik vertraut machen musste, danach jedoch las sich das Buch weg wie nix.
Das wunderschöne Cover mit den milden, dezenten Farben passt hervorragend zum Genre, zum Buchinhalt und zur Jahreszahl (1913).
Fazit: "Die Königin der Orchard Street" ist ein Roman, der die unterschiedlichsten Gefühle hervorruft und unbeschwertes Lesevergnügen bereitet.