Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2018

Bereitet unbeschwertes Lesevergnügen

Die Königin der Orchard Street
0

Lilian, eine reiche und verbitterte Dame und zugleich die Eiscreme-Königin Amerikas, blickt auf die letzten 70 Jahre ihres Lebens zurück.

Als kleines Mädchen trug Lilian noch den Namen Malka und lebte ...

Lilian, eine reiche und verbitterte Dame und zugleich die Eiscreme-Königin Amerikas, blickt auf die letzten 70 Jahre ihres Lebens zurück.

Als kleines Mädchen trug Lilian noch den Namen Malka und lebte mitten im Trubel dicht gedrängter Straßen im verarmten Einwandererviertel auf der Lower East Side. Die Mutter war kühl und distanziert, der Vater verschwand einfach. Eines Tages geriet Lilian unter den Wagen des Eisverkäufers Dinello und wurde dabei schwer verletzt. Ohne Krücken konnte sie nicht mehr gehen. Nachdem die verbliebene Familie ihr den Rücken zugekehrt hatte, blieb ihr nur noch Dinello, der sich ihrer annahm und sie fortan in die Welt der Eiscremeherstellung einwies. Nachdem der gutherzige Mann verstarb, übernahm Lilian mit Dinellos Söhnen dessen Geschäfte. Der Zufall wollte es, dass Lilian eines Tages Alfred Dunkle kennenlernte. Sie lernten sich lieben und heirateten schließlich. Alfred war ein Legastheniker und Stotterer, jedoch sehr handwerklich begabt. Er entwickelte für das gemeinsame Unternehmen äußerst wichtige Gerätschaften. So wurde aus der bettelarmen Malka eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau: Lilian Dunkle. So gelang es Lilian in den folgenden Jahren, ein eigenes Imperium aufzubauen. Doch die Welt war nicht immer kunterbunt wie Eis. Harte Zeiten machten Lilian zu schaffen und allmählich entwickelte sich ihr Selbstschutz. Sie stumpfte ab, distanzierte sich und wurde allmählich zur "Eis-Königin". Rücksichtslos und ungehemmt ging sie zum Beispiel gegen ihre Konkurrenten vor, sie war intrigant und verbissen. Doch wie es im Leben manchmal so ist ... Nach dem imposanten, rasanten Aufstieg folgte der vernichtende Abstieg.

Die Hauptprotagonistin Lilian/Malka wirkte auf mich egoistisch, skrupellos und unsympathisch. Sie war daher umso interessanter, denn sie passte in keine bekannte Schublade. Typischerweise werden einem die Protagonisten auf einem Silbertablett serviert mit allen gängigen positiven Charaktereigenschaften. Das war hier absolut nicht der Fall und somit etwas Neuartiges. Erst zum Buchende hin konnte ich manche Handlungen und Denkweisen von ihr besser verstehen und sogar nachvollziehen.

Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft und lebendig. Die ersten Seiten waren etwas murksig, da ich mich zunächst mit dem eher ungewöhnlichen Schreibstil und der Thematik vertraut machen musste, danach jedoch las sich das Buch weg wie nix.

Das wunderschöne Cover mit den milden, dezenten Farben passt hervorragend zum Genre, zum Buchinhalt und zur Jahreszahl (1913).

Fazit: "Die Königin der Orchard Street" ist ein Roman, der die unterschiedlichsten Gefühle hervorruft und unbeschwertes Lesevergnügen bereitet.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Packende Geschichte

Spiel der Zeit
0

Eigentlich hatte ich keine rechte Ahnung, was mich beim Lesen dieses Buches erwarten würde. Ich war super gespannt und neugierig. Wie ich in anderen Rezensionen bereits erwähnte, lese ich sonst mehr Psychothriller, ...

Eigentlich hatte ich keine rechte Ahnung, was mich beim Lesen dieses Buches erwarten würde. Ich war super gespannt und neugierig. Wie ich in anderen Rezensionen bereits erwähnte, lese ich sonst mehr Psychothriller, bin jedoch den anderen Genres gegenüber nicht abgeneigt, weswegen ich den Schritt in Richtung Historisches wagte.

Das Buch beginnt in England im Jahr 1920 mit Maisie, die kurz vor ihrer Hochzeit mit Arthur Clifton steht und eines Tages auf einem Ausflug einen fremden Mann kennenlernt. Um nicht ohne sexuelle Erfahrungen in die Ehe zu gehen, schläft sie mit diesem Mann ... und wird schwanger. Für niemanden um sie herum bestehen Zweifel, dass das Kind von ihrem Ehemann Arthur Clifton ist - außer für Maisie. Sie bringt in Bristol einen Sohn zur Welt und gibt ihm den Namen Harry. Auch er wird im Glauben gelassen, dass Arthur sein leiblicher Vater ist.

Harry wächst in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Tagsüber lungert er lieber in den Hafenanlagen herum anstatt zur Schule zu gehen. Eines Tages begegnet er Old Jack Tar, einem geheimnisvollen Einsiedler, der in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon auf dem Hafengelände lebt. Im Laufe der Zeit freunden sich beide an. Dank Old Jack Tar geht Harry wieder zur Schule und wird sogar Mitglied in einem Chor. Mit seinem Talent und seiner außergewöhnlichen Gesangsstimme, erregt er schon bald Aufmerksamkeit. So führt es dazu, dass ihm ein Stipendium an der Eliteschule St. Bedess angeboten wird. Sie öffnet Harry eine ganz neue und vielseitige Welt. Schon nach kurzer Zeit hat er zwei beste Freunde gefunden. Außerdem lernt die hübsche Emma Barrington kennen und lieben. Er ahnt nicht, dass ihre beiden Familien mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick scheint.

Der Schreibstil des Autors ist leicht verständlich, präzise und flüssig. Ich hatte keine Probleme mit Wortwahl und Satzbau. Außerdem ist die Erzählweise zeitlich angepasst und macht die Geschichte dadurch um einiges authentischer. Überdies wechselt der Stil öfter zwischen Ich-Erzählung und Erzählung in der dritten Person hin und her.

Die Charaktere wurden gut ausgearbeitet. Dem Leser werden Personen unterschiedlichsten Standes und unterschiedlicher Herkunft nähergebracht. Sie alle haben eine eigene bewegende Geschichte zu erzählen. Ganz besonders wird mir die von Harry’s Mutter Maisie Clifton in Erinnerung bleiben.

Als ich das Buch das erste Mal sah, war es um mich geschehen. Ich finde das Cover großartig gelungen! Ich mag Wasser, Schiffe, Häfen und Stege, die Farbe Blau ... hachz. Ich könnte das Buch stundenlang betrachten.

Fazit: Mich hat die Geschichte sofort gepackt und bis zum Ende hin nicht mehr losgelassen. Es ist daher unabdingbar, dass ich alle weiteren Teile dieser Saga lesen werde. Und ich freue mich jetzt schon sehr darauf!

Veröffentlicht am 15.03.2018

Ein Thriller, den man nicht so schnell vergisst

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
0

In Blackout - Morgen ist es zu spät schildert Marc Elsberg ein "Was-wäre-wenn-Szenario" ... mitten in Europa.

Die Stromnetze brechen zusammen und europaweit wird die Stromversorgung unterbrochen. Strom ...

In Blackout - Morgen ist es zu spät schildert Marc Elsberg ein "Was-wäre-wenn-Szenario" ... mitten in Europa.

Die Stromnetze brechen zusammen und europaweit wird die Stromversorgung unterbrochen. Strom ist nach Wasser und Lebensmitteln ein absolut unverzichtbarer Bestandteil der modernen Welt. Unser ganzes Leben lang sind wir daran gewöhnt, dass der Strom direkt aus der Steckdose kommt, wann immer wir ihn benötigen. Doch was wäre, wenn er uns plötzlich und überraschend nicht mehr zur Verfügung stünde? Nicht kühlende Kühlschränke, kein frisches Wasser mehr, keine funktionierenden Toiletten ... Wie würden wir unser Leben dann wohl meistern?

Die Katastrophe beginnt in Italien. Zunächst geht man von technischen Schwierigkeiten aus und hofft, dass sich diese innerhalb weniger Stunden beheben lassen. Nach mehreren Tagen wird schließlich klar, dass mehr hinter diesem Stromausfall steckt als anfangs vermutet. Von wem gehen die vermeintlichen Hackerangriffe aus? Die Krisenstäbe tagen, verschiedene Katastrophenschutzmaßnahmen sind eingeleitet. Wasser, Lebensmittel, Heizwärme und sogar die wichtige Krankenversorgung werden stetig knapper und fallen irgendwann ganz weg/aus. Der gesellschaftliche Zusammenhalt beschränkt sich nur noch auf das Nötigste und die öffentliche Ordnung bricht zusammen. Jeder kämpft um das eigene Überleben. Der pure Egoismus und die blanke Angst sind wesentlich stärker als alle Konventionen der Zivilisation.

Der Schreibstil ist flüssig und präzise. Der Autor versteht es, seine Inszenierungen geschickt zu stricken und einzusetzen. Dabei wählt er bewusst leicht verständliche Wörter und hält auch den Satzbau angenehm einfach.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Sie sind weder zu komplex noch zu trist. Allerdings blieb mir kein einzelner Charakter nachhaltig in Erinnerung, was bei solch einer Thematik sicher nicht relevant ist. Der Fokus liegt einzig auf den Geschehnissen und den allgemeinen Gefühlsbeschreibungen.

Für mich war der ständige Wechsel der Schauplätze etwas ungewohnt, zeigte mir jedoch das physische wie auch das psychische Leiden der Bevölkerung in ganz unterschiedlichen Gegenden. Ich konnte mich gut in die Lage der Opfer hineinversetzen und hatte oft ein mulmiges Gefühl beim Lesen. Manchmal jedoch wird der Realitätssinn des Lesers arg strapaziert.

Das Cover ist salopp gesagt okay. Mir fällt auch nichts Besseres ein, was den Inhalt des Buches irgendwie spiegeln würde. Vielleicht ein paar Stromleitungen über einer Europakarte?

Fazit: Ein Thriller, den man nicht so schnell vergisst. Der Denkanstoß über die Abhängigkeit unserer Bevölkerung ist, meiner Meinung nach, sehr gelungen. Marc Elsberg schrieb im Nachwort, dass er Kompromisse eingehen musste, um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. In Wirklichkeit bräche die Infrastruktur vermutlich viel schneller zusammen. Schockierend, oder?

Veröffentlicht am 15.03.2018

Was für ein Krimi!

Blauer Montag
0

Was für ein Krimi!

Die Psychologin Frieda Klein hat ihre eigene kleine Londoner Praxis, in der sie die unterschiedlichsten Patienten begrüßt. Alan Dekker ist einer von ihnen. Er ist schon eine Weile bei ...

Was für ein Krimi!

Die Psychologin Frieda Klein hat ihre eigene kleine Londoner Praxis, in der sie die unterschiedlichsten Patienten begrüßt. Alan Dekker ist einer von ihnen. Er ist schon eine Weile bei ihr in Behandlung. Oft erzählt er in den Sitzungen von seinem unerfüllten Kinderwunsch. Er wünscht sich einen Sohn und weiß schon ganz genau, wie dieser aussehen könnte. Eines Tages entdeckt Frieda ein Foto in der Zeitung. Es zeigt einen 5-jährigen vermissten Jungen, der den Vorstellungen ihres Patienten beinahe detailgetreu ähnelt. Frieda ist verblüfft. Wie kann das möglich sein? Hat Alan etwas mit der Kindesentführung zu tun?

Je mehr Frieda Klein in diesem mysteriösen Fall ermittelt, desto mehr dunkle Geheimnisse kommen plötzlich ans Licht.

Der Schreibstil ist überaus angenehm und flüssig. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive des Beobachters, wobei die Standorte fortwährend wechseln. Die Autoren nehmen uns mit in ihre Geschichte und schaffen es, dass wir die Protagonisten fast lebendig vor uns sehen. Außerdem zeichnen sie filigran die verwobenen Linien in deren Beziehungssträngen. Kein Wunder also, dass man mit jeder Seite misstrauischer wird und bald jedem der Charaktere letztendlich zutrauen würde, der Täter zu sein.

Die Hauptprotagonistin wirkt sehr authentisch und sympathisch. Auch andere Charaktere wurden gut ausgetüftelt. Jeder Einzelne hat seine wesentlichen Merkmale und unverkennbaren Züge.

Das Cover ist herrlich düster und zeigt ein verregnetes London. Die Farben harmonieren miteinander. Habe ich erwähnt, dass ich London liebe? Nein? Na gut ... ich liebe London!

Fazit: Ich bin absolut begeistert von diesem Krimi und freue mich tierisch auf die anderen Bände der Reihe. Die nächsten beiden Teile habe ich schon hier stehen :)

Veröffentlicht am 15.03.2018

Ein perfekt konstruierter Plot

Die Betrogene
0

Kate Linville arbeitet als Polizistin bei Scotland Yard, ist Ende 30 und lebt sehr zurückgezogen. Sie ist ihren Mitmenschen gegenüber kontaktscheu und unsicher, was sie auch sehr einsam macht. Ihr einziger ...

Kate Linville arbeitet als Polizistin bei Scotland Yard, ist Ende 30 und lebt sehr zurückgezogen. Sie ist ihren Mitmenschen gegenüber kontaktscheu und unsicher, was sie auch sehr einsam macht. Ihr einziger stützender Halt war stets ihr geliebter Vater. Der hochrangige Polizist wurde grausam in seinem Haus ermordet. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Kate wird nur schwer mit dem Verlust fertig. So ist es fast schon naheliegend, dass sie die Mordermittlungen des zuständigen Detectives verfolgt und selbst auf eigene Faust recherchiert. Ein weiterer Mord offenbart Verbindungen zu ihrem Vater, der offensichtlich nicht der war, für den er sich ausgab. Kate will die ganze Wahrheit erfahren und bringt sich dadurch selbst in tödliche Gefahr.

Der Schreibstil ist so, wie man es von der Autorin gewohnt ist: Gut durchdacht, präzise und flüssig.

Die Hauptprotagonistin Kate wirkt schüchtern, verletzlich, aber auch intelligent und zielstrebig. Es war interessant, sich in ihre Gedanken und Gefühle hinzuversetzen. Im Großen und Ganzen kann die Story mit weiteren facettenreichen Charakteren aufwarten.

Das Cover ist irgendwie typisch für Charlotte Link und hat mich daher überhaupt nicht überrascht. Es zeigt ein Feld und im Hintergrund ein abgelegenes Gebäude. Insgesamt wirkt das Szenario zwar nicht düster, jedoch stimmig.

Fazit: Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Eine äußerst komplexe Geschichte mit einem unvorhersehbaren Ende und somit ein perfekt konstruierter Plot.