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Veröffentlicht am 30.01.2023

Durchwachsen, cooler Showdown

Endlich allein
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Laura und Liam verbringen ihre Flitterwochen auf einer einsamen schottischen Insel namens Shura. Bereits vor der Überfahrt werden sie von den Einwohnern des Festlandes gewarnt, dass es in Shura spukt, ...

Laura und Liam verbringen ihre Flitterwochen auf einer einsamen schottischen Insel namens Shura. Bereits vor der Überfahrt werden sie von den Einwohnern des Festlandes gewarnt, dass es in Shura spukt, tun dies aber als abergläubisches Gerede ab. Während sie die ersten Tage noch die romantische Atmosphäre der einsamen Insel genießen, stellt sich bald heraus, dass sie dort nicht alleine sind.

Die Autorin startet aus Lauras Perspektive. Offensichtlich ist diese nach dem Tod ihrer Mutter stark depressiv, spielt aber ihrem Ehemann, den sie noch gar nicht so lange kennt, vor, alles sei bestens. Als sich dann rausstellt, dass noch eine weitere Person auf der Insel ist und sie bedroht, bekommt Laura es mit der Angst zu tun. Hier kommt dann auch eine unbekannte Erzählerstimme hinzu. Man versteht allerdings nicht wirklich, worum es eigentlich geht. Es gibt ein paar Spannungsmomente, in die man sich aufgrund der Bedrohung hineinversetzen kann, dann wiederum einige Passagen, die lächerlich wirken.

Zitat Pos. 1579:
"Wenn wir noch drei Tage hier sind und den Strom nicht wieder in Gang setzen können, werden wir die essbaren Lebensmittel rationieren müssen. Uns bleiben ein einziges Brot und ein bisschen Käse, Schinken und Salat. Dann gibt es noch ein Glas Nudelsoße und eine Dose Bohnen, die wir auch kalt essen können, obwohl ich sie aufsparen werde, bis wir wirklich hungrig werden. Cornflakes sind auch noch da. Milch und Butter dürften nicht verderben, da es im Cottage nicht wirklich warm ist."

Ab etwa 70% des Buches beginnt ein zweiter Teil und damit eine Wendung, auf die ich gehofft hatte. Denn endlich wird aufgeklärt, was eigentlich vor sich geht. Mit den letzten 30% und dem Ende habe ich mich gut unterhalten gefühlt, und das Thema dahinter ist auch ein wichtiges. Allerdings reicht das Gesamtpaket aufgrund der ersten Hälfte für mich nicht für eine gute Bewertung.

Fazit: Ein durchwachsener Plot mit einer spannenden Auflösung. Wer bis zum Schluss durchhält, bekommt einen coolen Showdown geliefert.

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Veröffentlicht am 12.01.2023

Keine runde Sache

Wehrlos
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Wenn Kindesentführung und Darknet in einem Atemzug genannt werden, schrillen nicht nur alle Alarmglocken, da entstehen im Kopf die wildesten Theorien - eine schlimmer als die andere. So erging es mir, ...

Wenn Kindesentführung und Darknet in einem Atemzug genannt werden, schrillen nicht nur alle Alarmglocken, da entstehen im Kopf die wildesten Theorien - eine schlimmer als die andere. So erging es mir, als ich den Klappentext von Nora Benraths neuem Thriller „Wehrlos“ gelesen habe.

Der Titel ist in doppelter Hinsicht gut gewählt. Wer könnte wehrloser sein als unschuldige Kinder? Aber was, wenn gerade Kinder zu Mittätern werden? Sind sie dann trotzdem noch wehrlos? Und wer bitte kommt schon auf die Idee, dass eines von zwei spielenden Kindern das andere entführt? Eigentlich ein perfider, perfekter Plan, oder?

Nora Benrath erzählt die Story um die verschwundene Nele aus verschiedenen Perspektiven. Das hat den Vorteil, dass relativ schnell klar wird, was gerade parallel passiert. Dabei lässt sie der Fantasie ihrer Leserinnen sehr viel Freiraum. Auch wenn sich die expliziten Gewaltszenen gegenüber Kindern in Grenzen halten, sollten gerade Leserinnen, die bei den Themen Pädophilie und Menschenhandel dankend Bücher ablehnen, auch hier vorsichtig sein. Denn wie gesagt, der Fantasie sind dank der geschickten Zurückhaltung der Autorin keine Grenzen gesetzt.

Ansonsten kann ich leider nicht so viel Gutes sagen. Nachdem sich der Thriller ziemlich gut anlies, wurde es für mich genau so schnell sehr zäh. Benrath greift zwar eine gute Grundidee auf, spinnt diese für meinen Geschmack aber nicht weit genug. Immer wieder fehlte mir das letzte Fünkchen, um Spannung aufzubauen und diese voranzutreiben. Einzig die Entführungsszenen boten immer wieder etwas Feuer. Und auch hier muss ich sagen, dass mich gerade das Ende überhaupt nicht überzeugen konnte.

Ja, zugegeben, diese Auflösung war für mich so nicht vorhersehbar. Grundsätzlich nicht schlecht, tatsächlich war sie mir dann aber doch zu weit hergeholt. Außerdem machten die letzten 40 Seiten auf mich den Eindruck, als müsste nun gerade am Schluss irgendwoher noch Action kommen. Nee, das war keine Runde Sache. Schade!

Fazit: Für mich war „Wehrlos“ ein eher langatmiger Thriller, dessen Potenzial nicht gänzlich ausgeschöpft wurde. Dem Plot mangelte es an Pepp und der Autorin insgesamt an Ideen, obwohl die Grundthematik ziemlich bedrückend und glaubwürdig erscheint. Werft einen Blick in die Leseprobe und macht euch ein eigenes Bild. Vielleicht findet ihr mehr Gefallen an der Story, denn Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Unterhaltsamer Reihenauftakt mit Luft nach oben

Der Strand: Vermisst
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Mascha wird vom LKA in das kleine Dörfchen Sellnitz am Darß beordert. Die junge Lilly Sternberg wird vermisst. Als Enkeltochter des ehemaligen Bürgermeisters und aufgrund ihrer Taubheit, wird ungewöhnlich ...

Mascha wird vom LKA in das kleine Dörfchen Sellnitz am Darß beordert. Die junge Lilly Sternberg wird vermisst. Als Enkeltochter des ehemaligen Bürgermeisters und aufgrund ihrer Taubheit, wird ungewöhnlich schnell die Ermittlung aufgenommen. Als von Lillys Handy ein Code geschickt wird, soll Mascha als Kryptologin diesen nun knacken und einen Hinweis auf ihren Verbleib finden.

Direkt zu Anfang kommt die erste skurrile Information in diesem ominösen Vermisstenfall.

Zitat Pos. 1323:
"Cornelia Sternbergs Mörder war seit fast zwanzig Jahren tot, dennoch waren die Parallelen zu Lillis Verschwinden fast schon unheimlich. Zumal die Tochter fast im gleichen Alter war wie die Mutter damals."

Die Autorin beschreibt die Protagonisten Tom und Mascha sehr detailliert und man merkt, dass diese auch weiterhin eine große Rolle spielen werden. Darüber hinaus gibt es einen Erzählstrang einer unbekannten Person und einen weiteren, wo zunächst kein Zusammenhang erkennbar ist.

Zitat Pos. 2879:
"Ich bin nirgendwo sicher, er findet mich überall. Niemand könnte mich beschützen, niemand würde mir glauben. Ich habe zu lange geschwiegen, zu lange versucht zu vergessen. Jetzt ist es zu spät. Jetzt wird die Wahrheit mit mir sterben, und kein Mensch wird je erfahren, was wirklich geschehen ist."

Der Leser wird überschüttet mit angedeuteten Geheimnissen verschiedener Personen, die man (noch) nicht zusammenbringen kann. Das erhöht natürlich die Spannung, sodass man förmlich durch die Seiten fliegt. Und dann ist das Buch zu Ende und es bleiben unzählige Fragen offen. Karen Sander kündigt im Nachwort an, dass die ganze Wahrheit erst mit Ende der Trilogie an die Oberfläche kommt. Wer sich an diesen ersten Teil traut, muss also ein wenig Geduld aufbringen.

Fazit: Ein rätselhafter Vermisstenfall, der wohl noch so einige Überraschungen in petto hat und erst als Trilogie komplett erzählt ist. Der Auftakt macht eine gute Figur, hat jedoch noch Luft nach oben. Da ich ausreichend unterhalten wurde, werde ich dem zweiten Teil definitiv eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Potenzial nicht ausgeschöpft

Der mexikanische Fluch
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Zwar sind Bücher, deren einziger Handlungsstrang in der Vergangenheit spielen, nicht meine Favoriten, doch der Klappentext klang einfach zu gut – und so musste ich unbedingt herausfinden, was es mit dem ...

Zwar sind Bücher, deren einziger Handlungsstrang in der Vergangenheit spielen, nicht meine Favoriten, doch der Klappentext klang einfach zu gut – und so musste ich unbedingt herausfinden, was es mit dem mexikanischen Fluch auf sich hat. Zugegeben haben mich die Bewertungen der Originalausgabe auch neugierig gemacht - und hier war ich nun, gemeinsam mit Noemí in den mexikanischen Bergen.

Das abgelegene Herrenhaus erfüllt alle Erwartungen, die man an eine Familie hat, deren Reichtum Vergangenheit ist. Modriger Geruch, die Möbel mit Leintüchern abgedeckt. Die Energieversorgung lässt zu wünschen übrig. Die Tapete blättert ab, was man trotz des düsteren Lichts erkennen kann. Um ehrlich zu sein, zeigt dieses Haus den wahren Charakter der Familie Doyle: zerfressen vor Missgunst und Gram, außen hui – innen pfui.

Zwar sind auch die Figuren mit Bedacht gewählt und ihre Stärken und Schwächen sind gut aufeinander abgestimmt. Doch das gewisse Etwas fehlte. Leider blieben gerade Noemí und Catalina zweidimensional. Die eine unerschrocken, die andere verträumt. Die eine intelligent, fast durchtrieben – die andere naiv und großmütig.

Auch die Geschichte hätte gut und gerne einige Seiten kürzer sein können. Als gewiefter Leser im Horror-Genre ahnt man ziemlich schnell, worauf das alles hinauslaufen wird. Zwar war die Spannung stetig da, allein schon durch die atmosphärische Beschreibung des Settings, zwischendurch gab es aber auch einen Leerlauf und etwas Wirrwarr. In der Originalausgabe wird überschwänglich der Schreibstil gelobt, und ich weiß, dass es immer sehr schwer ist, diesen in einer Übersetzung einzufangen. Manchmal waren die Sätze etwas holprig, die Dialoge unbeholfen. Trotz aller Kritik wurde ich immer wieder in den Sog gezogen und wollte wissen, wie es weitergeht. Und hier bekommt der Horror-Fan endlich, worauf er das ganze Buch über gewartet hat.

Fazit: Mir war es von allem etwas zu viel – zu eklig, zu widerlich, zu strange. Dennoch bereue ich es nicht, diesem Werk eine Chance gegeben zu haben. Es konnte mich insgesamt gut unterhalten und ist daher eine Empfehlung wert an diejenigen, die gerne gruseligere Plots mögen und eine Vorliebe für unheimliche Häuser haben.

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Veröffentlicht am 11.11.2022

Herausfordernde, düstere Story

L'état Morbide Gesamtausgabe
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L'état Morbide. Der krankhafte Zustand. Der unausbalancierte Akt zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit. Die letzte Station für verlorene Seelen. Ein Haus in Brüssel, Sainte Catherine, das der Comiczeichner ...

L'état Morbide. Der krankhafte Zustand. Der unausbalancierte Akt zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit. Die letzte Station für verlorene Seelen. Ein Haus in Brüssel, Sainte Catherine, das der Comiczeichner Charles gerade besichtigt und für die Zuflucht hält, die er gesucht hat. Dort will er zu sich selbst finden, sich von der Muße küssen lassen und sein neues Projekt fertigstellen. Was eignet sich besser für eine makabre Story als ein düsteres, heruntergekommenes Gebäude? Doch je mehr sich Charles mit diesem beschäftigt, desto mehr wird er in etwas hineingezogen, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

Zitat Seite 17:
"Eine Wohnung spiegelt manchmal die Leute wider, die in ihr leben."

Zugegeben: Aus dieser Story bin ich nicht ganz schlau geworden. Sie war mir an manchen Stellen zu abwegig und verworren, kaum greifbar, und trotzdem hat sie mich an die Seiten gefesselt. Ob es nun an den düsteren Bildern lag, die den Horror des Grundthemas widerspiegelten, oder weil ich wissen wollte, was mir der Autor mit seinem Werk sagen wollte, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht war es alles. Plus die Tatsache, dass ich öfter den Kopf schüttelte, weil ich eine Szene wieder nicht verstanden habe. Schon klar, es geht um den Wahnsinn. Darum, dass ein Künstler sich in etwas verliert. Ich kann nur die einzelnen, ziemlich skurrilen Figuren, die wie Mitspieler in einem grauenerregenden Kabinett wirken, und deren Rollen nicht zuordnen. Kann nicht das große Ganze deuten. Irgendwie fühlt es sich an, als hätte man mich in die Luft katapultiert und dort vergessen. Verwirrt und überfordert. Was aber nicht bedeutet, dass der Autor etwas falsch gemacht hat. Tatsächlich finde ich es sogar gut, wenn mich eine Story zum Nachdenken bringt. Ich muss weder alle Charaktere mögen noch den Plot durchschauen. Am Ende muss sich eben alles schlüssig fügen. Okay, das war hier nicht ganz der Fall. Dafür ploppten noch zu viele Fragezeichen über meinem Kopf auf. Aber wie ich eingangs schon erwähnte, wurde ich gut unterhalten. Letztendlich ist es das, was für mich zählt.

Der Ton ist rau, rotzig, und auch Humor und Sarkasmus sind stillistische Elemente, auf die der Autor gerne zurückgreift. Dadurch wird die Story merklich aufgepeppt und die Spannungsspirale angekurbelt. Sowieso ist diese Graphic Novel sehr textlastig. Wer Sprachblasen lieber als eine Art Randnotiz bzw. Unterton haben möchte, könnte hier womöglich etwas überrumpelt werden.

Fazit: In drei Akten wird uns eine schaurig-düstere Geschichte über Wahnsinn und Wirklichkeit erzählt. Eine herausfordernde Horror-Novel mit vielfältigen Illustrationen, die gut unterhält.

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