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Veröffentlicht am 23.07.2023

Überraschend herzerwärmendes Kinderbuch

Das Blubbern von Glück
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Bereits nachdem ich die ersten Seiten von Das Blubbern von Glück angelesen hatte, wusste ich, dass ich das Buch unbedingt haben musste. Und ich bin immer noch wahnsinnig begeistert davon.
Vor allem natürlich ...

Bereits nachdem ich die ersten Seiten von Das Blubbern von Glück angelesen hatte, wusste ich, dass ich das Buch unbedingt haben musste. Und ich bin immer noch wahnsinnig begeistert davon.
Vor allem natürlich von Candice Phee. Diese Mädchen ist besserwisserisch, nimmt alles sehr genau und ihre naive Ehrlichkeit bringt Leser und ihre Mitmenschen gleichermaßen immer wieder aus der Fassung. Man kann ihr nie lange böse sein, wenn man es denn überhaupt will, denn sie hat ihren ganz eigenen Charme. Schließlich will sie wirklich nur helfen, auf ihre eigene ungewöhnliche Art und so muss man sie einfach ins Herz schließen. Barry Jonsberg hat hier eindeutig eine Heldin geschaffen, deren Ticks und ungewöhnlich hohe Intelligenz ihr die nötige Tiefe verschaffen, ohne die junge Zielgruppe zu überfordern.
Doch auch die übrigen Charaktere bestechen durch ihre Skurrilität und speziellen Persönlichkeiten, die Candice wunderbar ergänzen und trotzdem durch ihre Eigenständigkeit überzeugen können. Obwohl es sich um ein Kinderbuch handelt, hat man daher nie den Eindruck, blasse Stereotypen vor sich zu haben.


Da der Roman komplett aus der Sicht des Teenagers geschrieben ist, passt der Schreibstil perfekt zu der sympathischen Protagonistin: Leicht verständlich und dennoch nicht zu einfach gestrickt. Gerade weil das Mädchen oft um mehrere Ecken denkt und sich schwerwiegenden Problemen wie der Religiosität ihres Goldfisches stellt, verleiht der Autor seiner Geschichte häufig philosophische Züge. Eine Besonderheit dabei ist, dass die Handlung in einzelne Aufsätze unterteilt ist, die die Hauptperson zu jedem Buchstaben des Alphabets für den Englischunterricht verfasst.
Trotzdem will niemals Langeweile aufkommen. Mit viel teilweise sehr trockenem Humor an den richtigen Stellen können selbst traurige oder tragische Szenen einem noch ein Lächeln abringen. Deshalb verfolgt man Candice' beharrliche Bemühungen, ihrer Umwelt ein bisschen Glück zu schenken, voller Spannung und mit festem Daumendrücken, dass ihre Pläne auch wirklich gelingen mögen.
Ein rundum gelungenes Werk!




Fazit

Das Blubbern von Glück von Barry Jonsberg ist ein tolles Beispiel für ein Kinderbuch, das Leser jeglichen Alters begeistern kann. Eine wunderbar andere Hauptfigur, die man trotz ihrer Schrullen sofort ins Herz schließt, dazu passende liebenswerte Nebencharaktere und eine teils witzige, teils tragikomische Handlung haben mich genauso für sich eingenommen wie der ungewöhnliche Aufbau, die Geschichte in einzelnen Aufsätzen zu erzählen.
Wer skurrile und dennoch tiefgründige Protagonisten liebt, gerne selbst in den traurigsten Situationen ein Lächeln auf den Lippen trägt und sich nicht grundsätzlich davon abschrecken lässt, dass ein Roman für Jüngere geschrieben ist, der sollte sich diesen unbedingt eingehender widmen.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Würdet ihr lieber gegen euch selbst oder gegen eure Feinde kämpfen?

Die Dunkeldorn-Chroniken - Knospen aus Finsternis
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Die Frage habe ich mir immer wieder gestellt, während ich den dritten Band der Dunkeldorn-Chroniken von Katharina Seck gelesen habe. Und ich muss sagen, dass mir dieser Teil gerade deswegen am besten von ...

Die Frage habe ich mir immer wieder gestellt, während ich den dritten Band der Dunkeldorn-Chroniken von Katharina Seck gelesen habe. Und ich muss sagen, dass mir dieser Teil gerade deswegen am besten von der gesamten Reihe gefallen hat.

Einer der Gründe dafür waren die neuen Settings. Wor erfahren nicht nur, wie es in der Zermahlmerin und im Schwarzen Kolosseum genau aussieht, sondern auch was dort vor sich geht. Diese Abwechslung ist auch toll in die Story eingebunden und wirkt nicht aufgesetzt, nur um unbedingt neue Schauplätze zu präsentieren, wie es bei anderen Büchern der Fall ist. Vor allem fand ich echt klasse, dass man auf die Weise die einzelnen Parteien nacheinander kennen lernt und sich immer wieder ein neues Urteil bilden kann. Das ist verdammt spannend an der Reihe.

Genauso toll geschrieben war Opals Entwicklung nach den einschneidenden Erlebnissen aus "Ranken aus Asche". Ich hatte ja befürchtet, dass es etwas konstruiert wirken würde, damit man am Ende den großen Showdown abliefern kann. Aber es war nachvollziehbar gelöst. Gerade Opals Eigeninitiative hat mir besonders imponiert.

Die Ereignisse an sich reißen einen bis auf ein paar Längen meist richtig mit. Doch eben diese Längen machen Opals Wandlung so realistisch, vor allem zum Ende hin. Natürlich überschlägt sich die Handlung kurz vor Schluss regelrecht, wodurch bestimmte Figuren meiner Meinung nach etwas zu kurz kommen (Stichwort Estelle). Auch hätte ich gerne über gewisse Charaktere und Hintergründe noch einen Ticken mehr erfahren, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt.

Deswegen vergebe ich dem Buch 4,5 von 5 Dornenranken.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Hättet ihr gerne außergewöhnliche Fähigkeiten?

Wie die Sterne über uns
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Es ist in erster Linie ein Fantasyroman mit einer Slow-Burn-Romance ohne Spice, was ich richtig gefeiert habe. Erstens nervt es mich meistens, wenn der Spice allzu sehr im Vordergrund steht und alles andere ...

Es ist in erster Linie ein Fantasyroman mit einer Slow-Burn-Romance ohne Spice, was ich richtig gefeiert habe. Erstens nervt es mich meistens, wenn der Spice allzu sehr im Vordergrund steht und alles andere verdrängt. Und zweitens hätte es hier so gar nicht gepasst.

Was mir wirklich am allermeisten gefallen hat, war die Figurenentwicklung. Gerade die beiden Hauptcharaktere machen dahingehend einiges durch und müssen vor allem mit und gegen sich selbst kämpfen, um klarzukommen. Die Tiefe, die die Autorin dabei entwickelt, ist weder aufgesetzt noch übertrieben, da zuerst einiges im Dunkeln bleibt. Ich wusste zwar ab der Hälfte ungefähr schon, wohin es führt, das macht aber die eigentliche Dramatik nicht weniger bedeutend.

Auch die übrigen Figuren haben mir alle sehr gut gefallen, am meisten vor allem Olga (nein, Spaß 😂, aber sie ist schon ein Highlight). Sie alle sind liebevoll gestaltet, selbst wenn sie nicht alle sympathisch sind. Trotzdem muss man sie einfach mögen.

Die Story an sich vereint so vieles, ist dabei jedoch nicht zu überladen. Man erlebt immer wieder kleine Wohlfühlmomente, die einen immer wieder an das tolle Setting erinnern, das ich so schnell liebgewonnen habe. Die Idee mit den Arkana ist zwar nicht neu, aber zum Glück absolut nicht hollywoodmäßig übertrieben.

Das Buch ist wirklich eine tolle, queere Fantasygeschichte mit passender Dramatik ohne zuviel außen herum, sodass die Figuren und ihre Entwicklung im Vordergrund stehen.

Deswegen gibt's von mir 5 von 5 Schafen.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Mit Anleihen an bekannte Dystopien, doch viel komplexer

Red Rising
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Red Rising hat mich von der Inhaltsangabe her schon länger gereizt und nachdem ich es endlich lesen durfte, war ich richtig begeistert. Denn das hatte ich in der Form von den wenigen Bruchstücken auf dem ...

Red Rising hat mich von der Inhaltsangabe her schon länger gereizt und nachdem ich es endlich lesen durfte, war ich richtig begeistert. Denn das hatte ich in der Form von den wenigen Bruchstücken auf dem Klappentext nicht erwartet.
Bereits die Hauptfigur ist eine Klasse für sich: Er ist kein typischer Kämpfer, der sich gegen ein ungerechtes System auflehnt, stattdessen hält er wider besseren Wissens an dem Glauben fest, dass sich irgendwann etwas für ihn und die Seinen ändern wird. Erst die Umstände machen ihn zu einem Mitglied des Widerstands, etwas was er immer wieder in Frage stellt. Dieser Zwiespalt hat mir besonders gut gefallen, denn dadurch bekommt Darrow eine immense Tiefe. Gleichzeitig bildet sein Charakter einen tollen Kontrast zu den übrigen Protagonisten, da er einerseits sehr viel erwachsener wirkt als seine Altergenossen, aber andererseits auch einiges nicht wissen kann, weil er eben nicht wie sie aufgewachsen ist.
Seine Gegen- und Mitspieler müssen sich ebenfalls nicht verstecken: Lebendig, mit keinem Klischee zu vergleichen und mehrschichtig ergänzen sie das Ensemble wunderbar. Am meisten sticht unter ihnen Sevro hervor, mein ganz persönlicher Geheimtipp für einen perfekt gestalteten Antihelden.


Der Schreibstil hat mich sofort angesprochen: Nicht zu ausufernd, aber auch nicht zu einfach gestrickt, mit umgangssprachlichen Formulierungen gespickt und zudem unglaublich bildhaft, dass man schnell davon gefangen genommen wird. Auf diese Weise zieht der Autor den Leser in seine fremde Welt auf dem Mars, die so komplex und gut durchdacht ist, wie ich es vorher sehr selten bei einer Dystopie erlebt habe. Anfangs braucht man seine Zeit, um sich mit all den Regeln, der Gesellschaftsstruktur und dem ungewöhnlichen Setting vertraut zu machen. Doch was mich bei anderen Büchern frustriert hat, weil man oft zu wenige Informationen erhalten hat, hier hat es mich kaum gestört. Hätte man alles gleich auf den erstem Seiten präsentiert bekommen, hätte das wohl jeden erschlagen. So verfolgt man mit wachsender Spannung, wie Darrow seinen Weg unbeirrt weitergeht und dabei versucht, nicht sich selbst zu verlieren.
Ein klitzekleiner Kritikpunkt ist mir dennoch aufgefallen und es waren nicht einmal die Anleihen an bekannte Romane desselben Genres. Trotz der Tatsache, dass ich immer mal wieder Die Tribute von Panem vor Augen hatte, ist es Pierce Brown gelungen, etwas ganz Eigenes zu schaffen. Doch manchmal vergisst nicht nur sein Held, was ihn wirklich antreibt. Erst zum Schluss wird man nämlich wieder daran erinnert, was das eigentliche Ziel des Ganzen ist. Das lässt einen umso mehr darauf hoffen, dass der zweite Teil bald erscheint.



Fazit

Mit Red Rising ist Pierce Brown ein Debüt gelungen, das locker mit anderen berühmten Romanen seines Genres mithalten kann: Bildgewaltig, packend, monumental, so präsentiert der Autor seine zukünftige Welt auf dem Mars. Außerdem wissen seine tiefgründigen und sehr lebendigen Charaktere zu begeistern und den Leser mitzureißen, ganz besonders die Hauptfigur, deren innere Zerrissenheit immer wieder spannend gestaltet ist. Da fallen auch einige Ähnlichkeiten zu vergleichbaren Werken kaum auf, lediglich das eigentliche Ziel verliert man bei soviel Komplexität schnell aus den Augen.
Wer gut durchdachte Dystopien zu schätzen weiß, die mit unglaublicher Detailverliebtheit aufgebaut sind, vielschichtige Protagonisten bevorzugt und gerne eine Endzeitstory liest, die definitiv für Erwachsene geeignet ist, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Geht richtig unter die Haut

Scherbenmädchen
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Aufgrund einer Rezension auf ABookshelf Full of Sunshine bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und wusste dank der Inhaltsangabe sofort, dass ich es unbedingt lesen muss. Es hat mich tief bewegt ...

Aufgrund einer Rezension auf ABookshelf Full of Sunshine bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und wusste dank der Inhaltsangabe sofort, dass ich es unbedingt lesen muss. Es hat mich tief bewegt und erschüttert, aber ich habe die Lektüre trotzdem nicht bereut.
Ein starkes Plus ist die Figur der Angie, die die gesamte Geschichte beinahe im Alleingang trägt. Ihre innere Zerrissenheit, die panische Angst davor anzuerkennen, was passiert ist und vor allem die Geheimnisse, die sie umgeben, werden so lebensnah und realistisch demonstriert, dass man regelrecht in die Ereignisse hineingezogen wird. Lange Zeit rätselt man mit ihr, was und warum sie alles vergessen beziehungsweise verdrängt hat und was die ominösen inneren Stimmen in ihr zu bedeuten haben. Mit viel Feingefühl führt einen die Autorin ganz nah und ohne Voyeurismus an die Psyche dieses Mädchens heran, sodass man bei so manchen Szenen eine regelrechte Gänsehaut bekommt. Man muss häufig schlucken, so sehr kann einen Angies Schicksal mitnehmen.
Doch auch das Verhalten von Freunden und Eltern sind meiner Meinung nach sehr nachvollziehbar und mit der nötigen Tiefe dargestellt, obwohl man sie lediglich aus der Sicht des Hauptcharakters miterlebt.

Der Schreibstil ist ebenso eindringlich wie flüssig zu verfolgen. Dank der umgangssprachlichen Wendungen und der kurzen Sätze ist man schnell mitten im Geschehen gefangen und erhält einen bewegenden Einblick in Angies Seelenleben. Doch das Besondere dabei ist, dass die einzelnen Kapitel den Leser mit unterschiedlichen Erzählperspektiven überraschen: Mal werden die Ereignisse aus der dritten, mal aus der ersten Person geschildert, dazwischen befinden sich Abschnitte in Du- und Wir-Form. Liz Coley gelingt dieser Wechsel, ohne zu verwirren oder der Handlung die Spannung zu nehmen, was mich sehr begeistert hat. Genau wie die Protagonistin kann man sich ab einem gewissen Punkt der Wahrheit nicht mehr entziehen, so grausam und schwer zu ertragen sie auch sein mag.
Das Einzige, was mich ein kleines Bisschen gestört hat, war, dass bestimmte Sachverhalte einfach ausgeklammert wurden, die in meinen Augen wichtig gewesen wären. Stattdessen werden sie nur angerissen und im Nachhinein kurz darüber gesprochen. Das war deswegen für mich so schade, weil es wahrscheinlich die Reaktionen der Familie viel plastischer gemacht hätte, hätte man in der Richtung ein paar aktive Szenen eingebaut.


Fazit

Scherbenmädchen von Liz Coley ist ein eindringlich geschriebenes Werk über ein sensibles Thema, das einem an die Nieren geht. Das Schicksal der Hauptfigur nimmt einen aufgrund der starken und facettenreichen Charakterisierung aller Personen unglaublich mit. Und der ungewöhnliche Schreibstil mit den wechselnden Erzählperspektiven trägt noch dazu bei, diese teils bedrückende, teils geheimnisvolle Atmosphäre zu erzeugen und aufrechtzuerhalten.
Lediglich den einen oder anderen Sachverhalt hätte man deutlicher darstellen beziehungsweise aktiver gestalten können.
Wer Jugendromane mag, die sich mit ernsten Problemen auseinandersetzen, Protagonisten bevorzugt, die durch eine unglaubliche Tiefe bestechen und sich gerne mal für eine sehr schwierig zu verarbeitende Handlung mehr Zeit zum Lesen lässt, für den ist dieser Roman genau das Richtige!

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