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Veröffentlicht am 20.02.2022

Das Buch gewinnt vor allem mit seinen Charakteren, die alles andere als perfekt sind, aber auch echt und liebenswert.

Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn
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Allegra „Freckles“ Bird träumte schon immer davon, Polizistin zu werden. Als das nicht klappt, greift sie zu Plan B. Jetzt arbeitet sie beim Ordnungsamt, ist zuständig für den ruhenden Verkehr und verteilt ...

Allegra „Freckles“ Bird träumte schon immer davon, Polizistin zu werden. Als das nicht klappt, greift sie zu Plan B. Jetzt arbeitet sie beim Ordnungsamt, ist zuständig für den ruhenden Verkehr und verteilt Strafzettel. Als sie mal wieder dem widerrechtlich parkenden gelben Ferrari einen Zettel verpassen muss, kommt der Besitzer des Wagens wutentbrannt dazu und beschimpft und beleidigt sie. Das trifft Allegra so tief und regt sie dazu an, ihr Leben zu überdenken.

Wer sind die fünf Leute in deinem Leben, mit denen du die meiste Zeit verbringst und die dich am meisten beeinflussen?

Das ist die Frage – eine der Fragen – mit denen sich Allegra in diesem Buch auseinandersetzen muss. Du bist die Summe der Menschen, mit denen du dich umgibst. Bist du ein:e Verlierer:in oder eine Gewinner:in? Als Allegra feststellt, dass sie eigentlich gar keine fünf Menschen in ihrem Leben hat, sondern nur einen einzigen, bringt sie das ganz schön durcheinander.

Es ist eine ungewöhnliche oder viel mehr außergewöhnliche Geschichte, die Cecilia Ahern in diesem Buch erzählt. Es ist aus Freckles Perspektive geschrieben und wird insgesamt sehr ruhig erzählt.

Allegra ist irgendwie schräg. Aber einnehmend und nicht unsympathisch schräg.

"Der zwischenmenschliche Umgang ist wie ein Tanz, bei dem ich nicht den richtigen Rhythmus finde". S. 60

Das Zitat trifft es eigentlich ganz gut. Ihr Umgang mit Menschen ist ungewöhnlich, manchmal etwas anstrengend, aber auch unterhaltsam. Sie weiß, dass sie anders ist, irgendwie nicht so angepasst, wie alle anderen und das macht sie außergewöhnlich. Sie selbst kann sich manchmal aber keinen Reim darauf machen, warum die Leute ihr gegenüber ablehnend oder verwirrt oder unsicher reagieren.

Manchmal wollte ich sie schütteln und ihr sagen, was sie tun und lassen soll. Einige ihrer Entscheidungen waren mehr als fragwürdig. Aber letzten Endes würde ich sagen, waren sie alle richtig, um am Ende da zu landen, wo sie schließlich hinsollte.

Ihr Denken funktioniert anders. Das muss eine echte Herausforderung für die Autorin gewesen sein, denn trotz der Tatsache, dass die Protagonistin und ich völlig unterschiedlich denken und die Dinge komplett anders angehen, konnte ich mich in sie hineinversetzen, konnte sie verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen, auch wenn ich ganz anders gehandelt hätte.

Für mich ist Freckles eine ganz besondere Persönlichkeit, eine von der man viel lernen kann und die ihr Herz am rechten Fleck hat.

Auch die Figuren, die sie in dieser Geschichte begleiten, sind ganz einzigartig. Sie bekommen nicht so viel Aufmerksamkeit und Tiefe, wie Allegra, sind aber essenziell für die Handlung und Allegras Leben. Sie berühren mit ihren liebenswerten Gesten, ihren Fehlern und ihrer Herzlichkeit.

Das Buch gewinnt vor allem mit seinen Charakteren, die alles andere als perfekt sind, nicht mal unbedingt sympathisch, sogar teilweise anstrengend, aber echt und liebenswert.

Die Handlung an sich ging nur sehr schwerfällig voran. Es ging vor allem um Allegras Vergangenheit und ihre Entwicklung innerhalb des Buches und um eine Augen öffnende Erkenntnis, die mich sehr berührt hat.

Und am Ende hab ich geheult.

Das ist kein Buch, das dir gibt, was du brauchst. Es läuft nicht alles rund und deine Erwartungen vom Ausgang für Allegra werden vielleicht nicht erfüllt. Aber das Ende ist sowieso viel besser als alles, was man sich hätte wünschen können und ich muss sagen, es hat nochmal einiges rausgerissen. Es war schwierig, am Buch dranzubleiben, weil es doch sehr langsam und unaufgeregt erzählt wird. Es waren trotzdem wunderschöne Lesestunden, die mich berührt und gut unterhalten haben.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Eine fast perfekte Welt

Scythe – Die Hüter des Todes
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Die Menschheit hat den Tod überwunden. Sie ist unsterblich. Anstelle einer KI, die letzten Endes entscheidet, dass die Menschen es nicht Wert sind, auf dieser Erde zu leben, existiert der Thunderhead, ...

Die Menschheit hat den Tod überwunden. Sie ist unsterblich. Anstelle einer KI, die letzten Endes entscheidet, dass die Menschen es nicht Wert sind, auf dieser Erde zu leben, existiert der Thunderhead, eine KI, die nur das Beste für die Menschheit will und sich dementsprechend Regeln unterwirft, um genau das zu erreichen. Es gibt keine Krankheiten mehr, es gibt diesen Ort, an dem man sich immer wieder verjüngen lassen kann, es gibt keine Straftaten mehr, ein bedingungsloses Grundeinkommen, keine Kriege und eben keinen natürlichen Tod. Nur Geburten gibt es immer noch recht viele, weswegen eine Lösung gefunden werden musste, um die Überbevölkerung einzudämmen. Die Scythe sind dafür verantwortlich, die Bevölkerung in einer stabilen Größe zu halten, damit die Utopie für den Rest der Menschen weiter gut funktioniert. Alles ziemlich perfekt. Nur wären Menschen nunmal keine Menschen, wenn sie es nicht trotz utopischer Umstände schaffen würden, sich das Lebe möglichst schwer zu machen…

Was für eine grandiose Prämisse. Allein der Einstieg, die Möglichkeit, langsam in die Welt einzusteigen, zu verstehen, wie sie funktioniert, hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht.

Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt, folgt aber überwiegend den beiden Hauptfiguren Citra und Rowan. Die beiden werden von Scythe Faraday als Anwärter:innen ausgewählt und sollen dem Scythetum beitreten. Ein:e Scythe zu sein, ist eine große Verantwortung und will gut ausgebildet und geprüft sein, bevor man dieses wichtige Amt antreten kann. Im besten Fall sollte man gar kein Scythe sein wollen, um der Aufgabe würdig zu sein.

Dieser erste Teil der Trilogie beschäftigt sich zu größten Teilen mit der Ausbildung der beiden Figuren und deckt aber auch nach und nach die hintergründigen Machenschaften und eine mögliche Korruption innerhalb des Scythetums auf. Die großen ehrenvollen Scythe sind nämlich auch nur Menschen und es scheint sich innerhalb der Gesellschaft eine große Kluft aufzutun.

Da sind diejenigen Scythe, die ihre Aufgabe sehr ernst nehmen, ihre Pflicht darin sehen, die Menschen möglichst gerecht und empathisch zu behandeln und denen ein Menschenleben noch etwas bedeutet. Sie haben keinen Spaß am „Nachlesen“, sie erkennen nur die Notwendigkeit darin. Sie wollen keine Macht ausüben, sie dienen der Menschheit. Die anderen Scythe wollen sich nicht verstellen, wollen Spaß haben dürfen an ihrem Job, denn warum sollte man nicht lieben, was man tut und was man gut kann?

„Nachlesen“ war übrigens ein Wort, an das ich mich erst gewöhnen musste. Es war schwer in Verbindung zu bringen mit „Töten“ bzw. „Sterben“, denn die Nachlese ist ja dazu da, den natürlichen Tod nachzuahmen. Aber man gewöhnt sich dran. Es passte gut in diese Welt. Das World-Building ist allgemein sehr gut gelungen. Eine faszinierende Welt in der Zukunft, ob realistisch, weiß ich nicht, aber so wie sie beschrieben wurde, konnte ich sie mir sehr gut vorstellen.

Die verschiedenen Figuren haben mich auch fasziniert. Sie haben noch nicht sehr viel Tiefe bekommen, aber das, was bisher angedeutet wurde, gefällt mr sehr gut. Der Thunderhead als KI, deren Gedanken wir auch immer wieder mitverfolgen dürfen, die beiden Protas, die mit Ethik, Moral, gegeneinander und gegen sich selbst zu kämpfen haben, die vielen Scythe, die so erhaben und rechtschaffen wie abgrundtief böse und psychopathisch drauf sind. Ich fand das phantastisch. Ich glaube, wir werden die Charaktere in den Folgebüchern noch deutlich besser kennenlernen, darauf freue ich mich! Da steckt nämlich noch ganz viel Potential drin.

Einzig die Erzählgeschwindigkeit hätte für meine Begriffe ein bisschen zügiger sein dürfen. Ich wurde mehrmals beim Lesen ungeduldig und hatte das Gefühl immer mal wieder nicht so richtig vorwärtszukommen. Alles in allem liest sich der Schreibstil aber wunderbar flüssig.

Eine unglaublich komplexe Geschichte mi tollem World-Building, spannender Story und interessanten Charakteren. Zum Zeitpunkt des Endes des Buches steht das Scythetum auf wackeligen Beinen und ich bin sehr gespannt, in welche Richtung es sich letzten Endes entwickeln wird.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Unterhaltsame Geschichte in neuem Gewand

Herz aus Schatten
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Kaylas Schicksal ist vorherbestimmt. Sie hat die Gabe, Monster zu bändigen und ist deshalb an der Akademie, wo sie lernen soll, die Stadt Praha vor den Gefahren zu schützen, die hinter der Mauer lauern. ...

Kaylas Schicksal ist vorherbestimmt. Sie hat die Gabe, Monster zu bändigen und ist deshalb an der Akademie, wo sie lernen soll, die Stadt Praha vor den Gefahren zu schützen, die hinter der Mauer lauern. Doch ihr Schicksal gefällt ihr nicht, sie möchte keine Bändigerin sein, denn nicht selten stirbt man bei dem Versuch, das eigene Monster zu beherrschen oder bringt andere Menschen damit in Gefahr. Schließlich beugt sie sich dem Schicksal und bindet einen Schattenwolf an sich, doch der ist gar nicht das, was er zu sein scheint…

Im neuen Design erscheint Laura Kneidls Roman beim Lyx Verlag, auf den ich ohne die Neuauflage vermutlich gar nicht aufmerksam geworden wäre. Ich bin froh, dass ich darüber gestolpert bin, denn der Schreibstil der Autorin ist gewohnt angenehm zu lesen mit ihrem typischen Humor in den Zeilen und der lockeren Art der Dialoge, die die Figuren immer liebenswert und sympathisch machen.

Und so mochte ich auch in diesem Buch die Protagonistin Kayla, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, sehr gerne. Sie sieht die Welt ein bisschen anders, aus mehreren Blickwinkeln und hat deswegen ganz eigene Ideale, von denen sie noch nicht so richtig weiß, wie sie sie umsetzen soll. Sie steht ein bisschen zwischen den Fronten und ist sowohl Bindeglied von Bändigern und Nicht-Bändigern als auch diejenige, die zwischen den Stühlen sitzt, wenn die beiden Gruppen aneinander geraten. So zerrissen ist sie auch in sich selbst, denn ihre Gabe fühlt sich für sie an, wie ein Fluch, den sie lieber loswerden will.

Die anderen Figuren konnte ich auch gut leiden, waren für mich aber nicht greifbar. Denn die Autorin hat sich mit ihrer Idee zu diesem Buch sehr viel vorgenommen. Die verschiedenen Monster - Knochenträger, Schattenläufer, Dunkelweber etc. - die Gabe des Bändigens, das zugehörige „Ritual“, um ein Monster an sich zu binden, die außergewöhnliche Welt, die politischen und persönlichen Verstrickungen im Dorf Praha, die wilde Jagd, die Akademie, die Liebesgeschichte und und und… All diese fantastischen Ideen mussten in diesem Einteiler ihren Platz bekommen, weswegen die Tiefe und die Entwicklungen der Charaktere und der Ereignisse zu wenig Raum bekamen.

Man erfährt einfach unheimlich wenig, dafür, dass eigentlich so viel Inhalt auf diesen wenigen Seiten steckt. Auch die Geschichte an sich hat nicht genug Platz gekriegt, um sich angemessen auszubreiten und in ihrer ganzen Größe und Tiefe erzählt zu werden. Deshalb werden unumstößlich geglaubte Dinge von den Figuren plötzlich einfach so hingenommen, kaum hinterfragt, weil wenn die Figuren erstmal auf die vielen unerwarteten Wendungen klarkommen müsste, wäre das Buch dreimal so lang. Was ich echt gut gefunden hätte, denn ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, ich hätte mir nur mehr Tiefe gewünscht und zwar in jeder Hinsicht: World-Building, Figuren und Charakterentwicklung sowie die Entwicklung der Beziehung zwischen einander und Storyline. Alle diese Dinge haben mir grundsätzlich sehr gut gefallen, es war nur von allem ein bisschen zu wenig.

Was ich sagen will ist, dass ich dieses Buch sehr gerne gelesen habe. Mir haben die Charaktere gefallen, ich mochte die Ideen, die Kreaturen (und die zugehörigen Zeichnungen) und die Geschichte. Ich fand die Wendungen spannend und war absolut begeistert von der Auflösung. Noch besser hätte es mir gefallen, wenn das alles nicht so überstürzt erzählt worden wäre. Ich hätte die Figuren und die Welt gerne besser kennengelernt und mehr Zeit für die Entwicklung der Geschichte und die Beziehungen gewünscht. Nichtsdestotrotz wurde ich sehr gut unterhalten und kann diese Geschichte als Buch-Snack (trotz der 480 Seiten liest sich das Buch sehr schnell) weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Willkommen an der Dunbridge Academy

Dunbridge Academy - Anywhere
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Emma hat ist fest entschlossen: sie will ihren Vater finden. Sie will wissen, wieso er sie und ihre Mutter verlassen hat, wieso er seine Versprechen gebrochen und wieso er sich irgendwann einfach nicht ...

Emma hat ist fest entschlossen: sie will ihren Vater finden. Sie will wissen, wieso er sie und ihre Mutter verlassen hat, wieso er seine Versprechen gebrochen und wieso er sich irgendwann einfach nicht mehr gemeldet hat. Sie weiß, dass er sich in Schottland aufhält und beschließt ein Auslandsjahr an der Dunbridge Academy zu machen. Eigentlich hatte sie nie ein Interesse daran, im Internat zur Schule zu gehen, in dem ihre Eltern sich kennengelernt haben. Was als Suche nach ihrem Vater beginnt, wird ganz schnell zu viel mehr und könnte sich vielleicht als die beste Idee herausstellen, die sie sich je hätte erträumen können.

Auf dieses Buch hatte ich mich schon lange gefreut. Ich liebe Sarah Sprinz‘ Geschichten und auf die Internatsatmosphäre hatte ich auch richtig Lust. Und so bin ich auch mit Emma sehr gut in der Geschichte und im Internat gelandet. Die Situation, die Umgebung und die Atmosphäre fand ich wirklich toll beschrieben. Fast, als wäre ich selbst da. Man konnte es sich richtig gut vorstellen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach so einnehmend und nah dran. Die Werte, die an dieser Schule vermittelt werden, sind echt schön. Verbündete statt Konkurrierende. Das gibt es auch anders und so gefällt es mir viel besser :)

Auch die Charaktere konnten mich schnell für sich einnehmen. Emma ist sehr fokussiert, weiß, was sie will, ist mutig und direkt und lässt sich nicht unterkriegen. Eigentlich wollte sie gar keine tieferen Freundschaften schließen, aber das haben die vielen tollen Menschen an der Academy einfach unmöglich gemacht.

Tori ist ganz besonders herzlich, offen und schräg. Mit so einer Freundin kannst du alles durchstehen. Sie ist irgendwie weise und absolut loyal. Ich hab die Szenen mit ihr immer gefeiert.

Es wird abwechselnd aus Emmas und Henrys Perspektive erzählt und auch Henry ist ein herzensguter Mensch, der vielleicht ein bisschen zu perfekt ausgearbeitet ist. Ich mochte ihn, aber ein paar mehr Ecken und Kanten hätten ihm sicher gut gestanden.

Henry ist zum Start des Buches in festen Händen. Irgendwie fand ich das spannend. Aus der Perspektive eines langjährigen Paars, das sich auseinanderzuleben scheint, hab ich bisher noch kein Buch gelesen. Das war neu und interessant. Das machte die Entwicklung der Beziehung zwischen Emma und Henry viel komplizierter und irgendwie anstrengend zu begleiten. Ich fand das sehr authentisch. Das Knistern und die Anziehung zwischen Emma und Henry war sowas von spürbar.

Der Aufhänger der Geschichte - dass Emma auf der Suche nach ihrem Vater ist - spielte dann aber eher eine untergeordnete Rolle. Ich glaube, da hätte ich mir gern ein bisschen mehr Raum für diesen Zweig der Geschichte gewünscht. Immer wieder bekamen wir Hinweise darauf, was damals mit dem Vater vorgefallen ist und wo er sich befindet und was für eine Art Mensch er ist. Das war schon ganz spannend, weil ich zwar ein paar Theorien dazu hatte, aber nie ganz sicher war. Letzten Endes lag ich auch falsch :D Der Fokus lag eindeutig auf dem Internatsleben und dem Loveinterest zwischen Henry und Emma, was mir auch sehr gut gefallen hat. Auf der Dunbridge Academy habe ich mich einfach wohlgefühlt.

Es gab eine längere Passage mit einer langanhaltenden düsteren Atmosphäre. Ich weiß nicht, ob es an der Stimmung lag oder am Thema oder daran, dass das alles zum Stillstand gebracht hat. Die Geschichte hat irgendwie pausiert - was auch zur Situation passte, keine Frage. Aber Emmas Ziele und die gesamte Story gingen einfach nicht weiter. Das fand ich deshalb besonders ärgerlich, weil dafür dann die Auflösung und sämtliche Erklärungen sehr plötzlich kamen und nicht besonders stark ausgearbeitet wirkten. Dafür hätten ruhig einige Seiten mehr verwendet werden dürfen.

Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Die Emotionen haben mich echt umgehauen. Der Schreibstil ist super und die Charaktere absolut liebenswert. Das Ende hat mir zwar nicht so gut gefallen, weil die Auflösung aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sie erzählt wurde, einfach nicht so glaubhaft war. Es hat alles nicht so richtig gepasst. Das Ende an sich fand ich genau richtig, nur der Weg dahin hat mich nicht hundert Prozent überzeugt. Das Gesamtpaket war aber wieder sehr schön und ich freu mich schon auf Band zwei und drei!

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Veröffentlicht am 20.01.2022

Die düstere Abwärtsspirale von Mr Cave

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Terence Cave hat im Verlauf seines Lebens fast jeden Menschen verloren, den er geliebt hat. Jetzt hat er fast niemanden mehr, nur noch seine Tochter Bryony. Die muss er um jeden Preis beschützen. Er darf ...

Terence Cave hat im Verlauf seines Lebens fast jeden Menschen verloren, den er geliebt hat. Jetzt hat er fast niemanden mehr, nur noch seine Tochter Bryony. Die muss er um jeden Preis beschützen. Er darf sie auf keinen Fall verlieren. Doch Bryony kommt langsam in die Pubertät, die Phase, in der sich Kinder eigentlich von den Eltern ablösen sollten. Diese Diskrepanz sorgt dafür, dass langsam alles aus dem Ruder läuft…

Das erste, was mir auffiel als ich das Buch aufschlug, war das hübsche Bild auf der ersten Seite. Hat mir direkt gute Laune gemacht. Die verging mir nach den ersten Zeilen aber schnell wieder, denn es passiert etwas Schreckliches. Die Dramatik dieses ersten Augenblicks im Buch traf mich hart und unvorbereitet. Ein Talent des Autors, die Gefühle ungebremst auf die Lesenden zu übertragen. Ein dramatischer, hochemotionaler und vielversprechender Start in die Geschichte. Und auch im weiteren Verlauf des Buches verbessert sich die Stimmung nicht… im Gegenteil!

Die Geschichte wird aus Sicht des Vaters (Mr Cave) erzählt. Er schreibt an seine Tochter, in der Hoffnung, sein Verhalten im Nachhinein erklärbar zu machen. Er erzählt es sehr nahbar und subjektiv, getrübt von seinen eigenen Erfahrungen und Erlebnissen der Vergangenheit.

Seit dem Tod seines Sohnes hat er diese Aussetzer, ein Schwindelgefühl, ein merkwürdiges Kribbeln im Kopf. Was hatte es damit auf sich? Ich fand das sehr beunruhigend, denn was während dieser Aussetzer passierte, konnte keiner wissen.

Beide Figuren waren unglaublich anstrengend. Ich hätte sie gerne gemeinsam in Therapie geschickt. Aber Bryonys Flucht nach außen, weg vom Vater und hinein in dieses rebellierende Verhalten konnte ich sehr gut nachvollziehen. Der Vater hat ihr kaum eine andere Wahl gelassen. Aber man eh, können Teenager ätzend sein :D Nichtsdestotrotz bin ich voll auf ihrer Seite. Genau, wie ihre Großmutter, die in dieser Geschichte als einzige die volle Zahl an Sympathiepunkten erhält. Ich wünscht, sie hätte mehr Einfluss auf den Verlauf dieser furchtbaren Geschichte nehmen können.

Das Schlimmste war Terence wachsende Angst um seine Tochter. Puh... was der Vater da veranstaltet hat, war echt anstrengend. Sowohl sein Verhalten als auch das seiner Tochter war... also wie soll ich es beschreiben... total unangenehm. Bryonys Bewältigungsstrategie zusammen mit den einzigartigen Wesenszügen einer Teenagerin gepaart mit den wachsenden Verlustängsten des Vaters, die in Paranoia umzuschlagen begann... das war wirklich nicht leicht zu ertragen. Wo sollte diese Geschichte hinführen? Ich hatte keine Idee...

Das gesamte Buch war so düster und unheilvoll, das Ende hatte es in sich und ist nichts für schwache Nerven. Die Geschichte ist sehr real und authentisch geschrieben, das macht alles noch viel schlimmer. Mir hat diese verstörende Geschichte wirklich sehr gut gefallen. Es hinterlässt allerdings kein gutes Gefühl und die Charaktere sind alles andere als sympathisch. Aber es ist eine ganz außergewöhnliche Geschichte, die ich allen empfehlen kann, die sich dieser düsteren Atmosphäre stellen wollen und können. Und ganz ehrlich: ich hoffe, Matt Haig geht es gut…

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