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Veröffentlicht am 10.04.2020

Magisches Paris

Die Magier von Paris
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Dass auch Paris einige Zaubererclans zu bieten hat, erfahren Kinder ab 10 Jahren in diesem hübsch illustrierten Buch.
Mit rätselhaften Familiengeheimnissen müssen Claire Delune und Rafael Belleson sich ...

Dass auch Paris einige Zaubererclans zu bieten hat, erfahren Kinder ab 10 Jahren in diesem hübsch illustrierten Buch.
Mit rätselhaften Familiengeheimnissen müssen Claire Delune und Rafael Belleson sich auseinandersetzen. Dabei sind auch die beiden, aus verfeindeten Zaubererclans stammenden Kinder zunächst alles anderes als Freunde. Doch geheimnisvolle Vorgänge, allen voran der Raub der berühmten Mona Lisa, schweißen sie schnell zusammen.
Die Geschichte weist viele putzige Details aus, wie den kleinen blauen Geist Gabriel, ein schnell beleidigtes, unterfordertes Zauberbuch und Rafaels Siebenschläfer mit winziger Baskenmütze. Seltsam nur, dass ausschließlich der Siebenschläfer mit französischem Akzent spricht, obwohl doch die Geschichte in Frankreich spielt. Ich liebe es, wenn auch Kinderbücher ohne Logikfehler sind. Auch Rafael und Claire könnten durchaus mehr Charakterisierung und Tiefgang vertragen. So sind sie mir nicht ganz so ans Herz gewachsen wie die Protagonisten manch anderer Kinderbücher.

Dennoch weiß die Geschichte durchaus mit witzigen Einfällen zu punkten und bietet mit Pariser Flair auch viel Abwechslung, so dass sie insgesamt einen gelungenen Spaß für Jung und Alt darstellt.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Innovativ mit Löchern

Die Traumdiebe
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Die Welt ist nicht mehr, wie wir sie kennen. Die Menschheit hat den Planeten in die Klimakatastrophe getrieben und auch weitgehend die Fähigkeit zu träumen verloren. Bis auf die kanadischen Ureinwohner, ...

Die Welt ist nicht mehr, wie wir sie kennen. Die Menschheit hat den Planeten in die Klimakatastrophe getrieben und auch weitgehend die Fähigkeit zu träumen verloren. Bis auf die kanadischen Ureinwohner, Indianer, die ständig auf der Flucht sind und sich selbst kaum mehr an die Magie ihrer Ahnen erinnern können. Auch der junge Frenchie irrt, getrennt von seiner Familie, durch die Gegend, bis er auf eine Gruppe trifft, die noch ist wie er. Doch es gilt, sich vor den Anwerbern zu verbergen, die für Institutionen, die sie euphemistisch "Schulen" nennen, auf der Jagd sind, um sich die Fähigkeit zu träumen wieder anzueignen, von denen, die sie noch besitzen.

Obwohl man zunächst verloren durch die Geschichte irrt, hat sie einen schnell am Haken. Erst nach und nach gewährt die Autorin Einblicke in diese neue Welt. Leider bleibt sie dabei oft extrem vage und es entsteht der Eindruck, dass das nicht nur Taktik ist, sondern sie es selbst nicht so genau weiß. Dies betrifft zum Beispiel das Vorgehen in den Schulen, aber auch die Hauptcharaktere, in deren Geschichten Löcher klaffen. Auch deren Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar. So läuft beispielsweise Rose, ein Mädchen, in das sich Frenchie verliebt hat, eines Tages einfach los, um die Gruppe, die ihr Sicherheit gibt, zu verlassen. Dabei gilt es gerade eigentlich gemeindsam eine Freundin aus den Fängen der Anwerber zu retten. Auch das Lektorat hat manchmal durchgeschlafen Als erstes fällt Frenchie zum Beispiel auf, wie hell Roses Augen sind, nur um dann später wiederholt ihre dunklen Augen zu bewundern.

Ein Buch mit unglaublichem Potential und erschreckender Aktualität. Gelegentlich gelingen der Autorin Sätze von fast poetischer Schönheit, nur um dann plötzlich wieder oberflächlich und wie im Zeitraffer durch die Geschichte zu rasen. Hätte sie sich nur mehr Zeit genommen, es hätte brilliant werden können. Trotz seiner Schwächen hat mir das Buch mit dem wunderschönen Umschlag aber gut gefallen. Ich hoffe, dass die geplante Fortsetzung das Potential der Geschichte noch besser nutzen wird.




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Veröffentlicht am 23.03.2020

Im Wortwald

Die Geheimnisse meiner Mutter
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Jessie Burton ist eine Wortkünstlerin. Immer wieder gelingen ihr Sätze, die ich markiert habe, um sie wiederzufinden.
Mütter und Töchter spielen eine große Rolle im Roman, vor allem abwesende Mütter. ...

Jessie Burton ist eine Wortkünstlerin. Immer wieder gelingen ihr Sätze, die ich markiert habe, um sie wiederzufinden.
Mütter und Töchter spielen eine große Rolle im Roman, vor allem abwesende Mütter. Die Geschichte bewegt sich auf zwei Zeitebenen, in den 80er Jahren und annähernd in der Gegenwart. In den 80ern lernt die junge Elise die charismatische Schriftstellerin Constance Holden kennen. Beide werden ein Liebespaar. In der Gegenwart begegnen wir Elises Tochter Rose, die mutterlos aufgewachsen ist. Genau wie einst Elise mäandert sie ziellos durchs Leben, obwohl schon Mitte 30. Als sie von der Verbindung ihrer Mutter zu der bekannten Schriftstellerin erfährt, gelingt es ihr, sich mit einer falschen Identität eine Stelle im Haushalt von Constance zu erschleichen. Was war vorgefallen, dass Elise einst kurz nach Roses Geburt spurlos verschwand? In Constances neuen Roman hofft sie, die Antwort zu finden und verirrt sich bald, wie sie es nennt, in Constances Wortwald...

"Ich muss gestehen, dass ich ein hexenartiges Wesen erwartet hatte. Eine zurückgezogen lebende Norne, die Cornflakesschachteln hortet, ein verrücktes, vertrocknetes Wesen mit zersausten Haar, aber mit einem genialen Geist. So sah Constance nicht aus."
Mit solchen scharfsichtigen Beschreibungen weiß die Autorin zu beeindrucken. Sie schafft plastische Frauenfiguren, die trotz mancher Orientierungslosigkeiten im Gedächtnis bleiben. Männer kommen im Roman dagegen überwiegend weniger gut weg, da ihnen Charakterschwächen anhaften.

Beide beschriebenen Zeitebenen faszinieren gleichermaßen, was allein schon ein Kunststück ist. Dennoch hatte die Handlung für mich einige Längen. Auch das brilliant skizierte Ende wies ein wenig zuviel Raum für Spekulationen auf. Dennoch ein beeindruckender Roman!

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Allegorisches Märchen

Der Mann, der den Regen träumt
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„Der Mann der den Regen träumt“ ist das zweite Buch des britischen Autors Ali Shaw. Es vermochte mich wesentlich mehr zu überzeugen als das Erstlingswerk „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“, das mir ...

„Der Mann der den Regen träumt“ ist das zweite Buch des britischen Autors Ali Shaw. Es vermochte mich wesentlich mehr zu überzeugen als das Erstlingswerk „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“, das mir zunächst wegen des wunderschönen silbernen Buchschnitts aufgefallen war. Aufgrund der hervorragenden Optik hatte ich damals wohl zu viel erwartet und das seltsam ziellose Ende hatte mich enttäuscht. Der „Regenträumer“ hat mich eher gefesselt. Shaws Geschichten sind schwer einem Genre zuzuordnen, oft werden sie der Fantasy zugeschrieben, dürften aber meiner Meinung nach viele Liebhaber klassischer Fantasy-Literatur komplett enttäuschen. Noch verblüffender finde ich, dass seine Bücher in den Buchhandlungen oft auf den Tischen mit Teenager-Büchern zu finden sind. Ich denke, dass sie eher unter Erwachsenen Liebhaber finden. Die Stories spielen in einem im Großen und Ganzen realistischen Setting, das durch verschiedene, eher märchenhaft-allegorische Elemente ergänzt wird, deren Auftreten nicht hinterfragt wird. Im „Regenträumer“ ist das vor allem der namensgebende Protagonist. Besagter Finn ist im Grunde ein Mensch gewordenes Wetterphänomen und kann sich in eine Regenwolke auflösen, aber auch unwillkürlich Blitze schleudern. Da er seine Mutter dadurch schon einmal verletzt hat, wohnt er seitdem einsam auf einem Berg. Er ist ebenso ein Außenseiter wie die weibliche Protagonistin Elsa, die nach dem Tod ihres Vaters und einer gescheiterten Beziehung aus New York in den kleinen Ort Thunderstown zieht. Dort begegnet sie Finn, und die beiden verlieben sich. Shaws Figuren sind keine stromlinienförmigen Abziehbilder, sondern versehrte Menschen mit Narben auf der Seele, die nicht jedem liegen werden. Finn und Elsa allerdings waren mir wesentlich sympathischer als das Liebespaar aus dem Erstlingswerk. Hervorzuheben ist Shaws tiefgründiger, an Poesie erinnernder Sprachstil, der sich durch detaillverliebte Metaphorik auszeichnet. Vor allem bei der Beschreibung von Trauer entfaltete sich für mich eine enorme Sogwirkung. Ein Beispiel: “Nach der Beerdigung hatte sie sich gefühlt, wie eine von Haarrissen durchzogene Vase, die sich verzweifelt bemühte, das Wasser in ihrem Inneren zu halten. Dann, eines Tages, nachdem ein ganzer Monat vergangen war, hatte sie dem Druck einfach nicht mehr standhalten können. Ein einziger weiterer Riss hatte sie in tausend Scherben zerspringen lassen.“
Positiv überraschend war ich vom diesmal wesentlich versöhnlicher gestalteten Ende des Buches. Da die Geschichte in vielem dem Muster des Erstlingswerkes folgt, hatte ich hier Schlimmeres befürchtet. Zwar brauche ich nicht immer grundsätzlich ein Happy-end, dennoch sollte der Leser am Ende nicht mit dem Gefühl zurückbleiben „Und was sollte das alles?“ So erging ging es mir leider beim „Mädchen mit dem gläsernen Füßen“, jedoch nicht beim „Regenträumer“. Einziger echter Kritikpunkt an den Autor: Das Ereignis gegen Ende des Buches , das eine äußert kritische Entwicklung auslöst, überzeugt nicht. Wie den Personen in manchen klischeehaften Horrorfilmen möchte man hier Finn und Elsa zurufen: „Nein, tut das nicht, geht nicht zusammen ins Dorf, es ist doch klar, was dort passieren wird und auch durch wen.“ Es bleibt auch unverständlich, warum Daniel, der fast als dritte Hauptperson des Romans gelten kann, hier keine Warnung ausspricht. Dafür leider einen Punkt Abzug für diesen ansonsten lesenswerten ungewöhnlichen Roman. Vom Verlag hätte ich mir wieder so einen wunderschönen silbernen Buchschnitt wie beim Vorläufer des Romans gewünscht oder eine ähnliche originelle Idee. Vielleicht lässt sich durch solche Gestaltungen das Verschwinden echter Bücher noch etwas aufhalten! Vielen Dank an das Team von Vorablesen für diesen wunderbaren Gewinn!

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Veröffentlicht am 08.03.2020

London der Elfen

Der Onyxpalast 2
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„Feuer und Schatten“ ist der zweite Teil der Onyxpalast-Serie. Erneut verknüpft die Autorin virtuos die politischen Verhältnisse im London des 17. Jahrhunderts mit den Geschehnissen im Onyxpalast der Feen, ...

„Feuer und Schatten“ ist der zweite Teil der Onyxpalast-Serie. Erneut verknüpft die Autorin virtuos die politischen Verhältnisse im London des 17. Jahrhunderts mit den Geschehnissen im Onyxpalast der Feen, unterhalb der Mauern von London. Ihrem Motto „Wie oben, so unten“ bleibt sie dabei treu. Gerät beispielsweise der englische König in Bedrängnis, gilt dies auch für die Feen-Regentin Lune.Seit den Ereignissen des ersten Teils sind einige Jahre vergangen. Lunes menschlicher Gefährte Michael Devin ist daher Geschichte. Das ist in meinen Augen auch ein kleines Manko im Vergleich zum ersten Band. Zwar gibt es mit Anthony einen neuen sterblichen Prinzen vom Stein als Lunes Gefährten. Beide sind jedoch mehr durch Politik als durch Gefühle verbunden, was die Story für mich etwas nüchterner und blutleerer wirken ließ. Vor allem in den ersten zwei Dritteln nahmen die verschachtelten menschlichen Intrigen der Menschen einen zu breiten Raum ein. Personen des öffentlichen Lebens huschten teilweise vorbei, ohne wirklich Konturen zu gewinnen und bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Viel spannender blieb für mich die Feenwelt. Lune muss sich mit alten und neuen Feinden auseinandersetzen und sich einer Feuersbrunst stellen, die droht, London zu vernichten. Leider wurde letzterer, eigentlich in der Zukunft liegender Handlungsstrang immer wieder zwischendurch in den chronologischen Erzählstrang eingeflochten. Einen ähnlichen Kunstgriff benutzte die Autorin schon im ersten Band, wobei sie dort Ausflüge in die Vergangenheit unternahm.Irgendwie war die bei mir ausgelöste Verwirrung durch die Ausflüge in die Zukunft aber größer, weswegen „Feuer und Schatten“ für mich etwas anstrengender zu lesen war. Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Teil sehr und hoffe, dass sich die Autorin dort wieder mehr auf die sowohl farbenprächtige als auch düstere Feenwelt konzentriert.

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