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Veröffentlicht am 28.04.2019

Ein Kater auf Abwegen

Eine Samtpfote zum Verlieben
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Das Buch trägt den Untertitel "Ein Katzen-Roman", aber eigentlich handelt es sich um eine Liebesgeschichte, die durch einen unerhört schlauen Kater in Gang gesetzt wird. Ich bin normalerweise kein Liebesgeschichten-Fan, ...

Das Buch trägt den Untertitel "Ein Katzen-Roman", aber eigentlich handelt es sich um eine Liebesgeschichte, die durch einen unerhört schlauen Kater in Gang gesetzt wird. Ich bin normalerweise kein Liebesgeschichten-Fan, aber dieses Buch hat mir wirklich Spaß bereitet. Zum einen wegen des kätzischen Protagonisten namens MacGyver. Außerdem ist das Buch auch recht witzig, so dass ich manchmal beim Lesen vor mich hingekichert habe.

Melinda Metz hat die wahre Geschichte eines Katers, die vor einigen Jahren durch die Medien ging, zur Grundlage ihres Romans gemacht. Dieser Kater stahl in seiner Nachbarschaft unglaublich viele Gegenstände wie Stofftiere oder Unterhosen. Diesem neuen Hobby widmet sich auch MacGyver nach einem Umzug mit seinem Frauchen Jamie, indem er aus dem neuen Haus zunächst durch das defekte Insektengitter und später durch den Kamin auf Beutezug geht. Doch MacGyver hat ein äußerst ehrenwertes Motiv: Jamie ist nach dem Tod ihrer Mutter und der Trennung von ihrem Freund niedergeschlagen. MacGyver kann mit seiner feinen Spürnase Jamies Unglück riechen. Was läge da näher, als in der Nachbarschaft auf die Suche nach einem ähnlichen Geruch zu gehen, um zwei einsame Herzen zu verkuppeln.

So spürt er den Witwer David auf und schleppt Jamie heimlich Unterhosen, Socken und andere überraschende Besitztümer Davids heran. Doch bald muss er erkennen, dass Menschen einfach nicht mit seinem Geruchssinn mithalten können. Dennoch ist er mit so viel Leidenschaft dabei, dass er versucht, noch bei einigen anderen Nachbarn Schicksal zu spielen.

Dass sich der Geruch von Menschen je nach Gefühlslage verändert, klingt genauso plausibel, wie die Vermutung, dass Katzen in der Lage sein könnten, dies zu riechen. Sehr gut gefallen hat mir, dass MacGyver trotz seiner Schläue stets Katze bleibt, mit typisch kätzischer Denkweise.

Der geheimnisvolle Dieb sorgt in der Nachbarschaft für einige Verwirrung. Und auch David und Jamie haben einige Hindernisse zu überwinden, denn David trauert noch um seine Frau, während Jamie eine Zeitlang ohne Mann bleiben will. Sie sind beide so sympathisch, dass ich das Buch an einem Wochenende ausgelesen habe. Trotz des kitschigen Titels wird die Liebesgeschichte wie schon geschrieben wirklich witzig geschildert. Auch die teils skurrilen Nachbarn tragen zum Lesevergnügen bei.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Kein Sonderfall

Spiel des Lebens
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Alice Roberts verfügt eine beeindruckende Liste von Fähigkeiten. Sie ist Medizinerin, Anthropologin, Paläopathologin. Autorin und Fernsehmoderatorin. In ihrem neuesten Buch, "Spiel des Lebens", streift ...

Alice Roberts verfügt eine beeindruckende Liste von Fähigkeiten. Sie ist Medizinerin, Anthropologin, Paläopathologin. Autorin und Fernsehmoderatorin. In ihrem neuesten Buch, "Spiel des Lebens", streift sie die Entwicklung von fünf planzlichen Nahrungsmitteln, vier Tierarten und der des Menschen über die Jahrtausende hinweg. Dabei wurde für mich vor allem Folgendes noch einmal ganz klar: Der Mensch, der sich so gern über andere Arten erhebt, ist absolut kein Sonderfall. So wie er andere Arten zähmte, zähmte er letztendlich auch sich selbst. Denn um in immer dichter besiedelten Stadten zu leben, musste er letztendlich sich selbst auf immer mehr Friedfertigkeit selektieren.

Die Kapitel über Tiere (Rinder, Hunde, Pferde, Hühner) und den Menschen waren für mich persönlich faszinierender als die über Weizen, Mais, Kartoffeln, Äpfel und Reis. Die Autorin hat akribisch recherchiert und verwertet neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Bei den Flora-Kapitel wurde es mir zum Teil etwas zu detailreich. Bei den Fauna-Kapitel hätte ich oft gern mehr erfahren und hätte mir manchmal etwas mehr kritischen Geist gewünscht. Bei den Hühnern steigt sie beispielsweise gleich mit den im 20. Jahrhundert erschaffenen Turbo-Masthühnern ein. Hier hätte mir ein kleines Schlaglicht, wie aus Flugsauriern überhaupt Vögel wurden und vor allem eine Reflektion, wie der Mensch mit seinen tierischen Nahrungsquellen umgeht, durchaus gefallen. Auch ein Kapitel über das geheimnisvollste Haustier überhaupt, die Katze, habe ich vermisst.

Interesse an Genetik sollte man mitbringen, denn darüber wird nicht an Einzelheiten gespart. Bei mir ist dieses Interesse vorhanden. Allerdings habe ich mir im Gegensatz zur Autorin noch kein abschließendes Urteil über das biotechnologische Einbringen von Genen über Artgrenzen hinweg durch den Menschen gebildet, denn dieses Thema ist äußerst komplex und noch nicht überschaubar. Dass die Natur dies aber bereits lange tut, stellt die Autorin beeindruckend dar, tragen doch viele von uns Neantertaler-DNA in sich. Alice Roberts sieht diesen Eingriff durch den Menschen positiv und führt hierfür den Goldenen Reis an, einen genetisch vitaminangereicherten Reis, in dem sie eine Lösung von Hungerkrisen sieht. Doch obwohl lange entwickelt, räumt sie selbst ein, dass diese Nahrungsquelle noch gar nicht zum Einsatz kommt. Außerdem schildert sie die zunehmende Bevölkerungsexpolsion und wie der Mensch das Klima seines Planeten nachhaltig verändert und so andere Arten gefährdet. Liegt hier die Lösung wirklich in Goldenem Reis und nicht vielmehr in effektiver Geburtenkontrolle? Damit sich jeder diese Fragen selbst stellen kann, bietet das Buch eine umfangreiche Grundlage.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Das große Warten

Siebzehnter Sommer
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Das Buch zeichnet sich aus durch einen wunderbaren, schwebend-leichten Ton, in dem jede Silbe den Sommer atmet, poetische Naturbeschreibungen und den authentischen Stil einer klassischen Coming-of-Age-Story. ...

Das Buch zeichnet sich aus durch einen wunderbaren, schwebend-leichten Ton, in dem jede Silbe den Sommer atmet, poetische Naturbeschreibungen und den authentischen Stil einer klassischen Coming-of-Age-Story. Dazu kommt noch der schöne, leuchtend organgefarbene Buchschnitt, der genau zu den Haaren der jungen Frau auf den Cover passt. Ihr Haar scheint förmlich zu lodern, genau wie jener heiße Sommer, den Angie in den vierziger Jahren durchlebt, mit siebzehn Jahren. Die Schule liegt hinter ihr, das College ab dem Herbst vor ihr. Sie wird ihre beschauliche Heimatstadt verlassen. Doch am Anfang der Ferien begegnet sie dem attraktiven Jack, einem Bäckerssohn, und verliebt sich zum ersten Mal.

Vieles in diesem sympathischen, 1942 erstmals veröffentlichten Buch ist einfach zeitlos und funktioniert noch heute, wie zum Beispiel die oben beschriebenen Vorzüge des Textes. Manches dagegen kann man heute nur noch schwer nachvollziehen, so zum Beispiel Angies Scheu, ihre Verbindung mit Jack sich selbst und ihrer äußerst lieben Familie einzugestehen, obwohl sie tief empfindet und ihn beinahe täglich mit Wissen ihrer Eltern trifft, oder die Verunsicherung ihrer Gefühle, wenn Jack kleine Lapsi bei den Tischmanieren begeht, die heute niemand mehr bemerken würde. Etwas gestört hat mich hingegen nur dies: Das ganze Buch wirkt wie ein einziges großes Atemholen und Luftanhalten, um dann zum Schluss irgendwie plötzlich zu verpuffen. Zwar findet die Autorin einen runden Abschluss, doch ich hatte Größeres erwartet. Und so bleibt das Ende züchtig wie die gesamte Geschichte.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Spionagenetz

Schatten der Toten
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Mit diesem dritten Band kommt die Reihe um die Berliner Tatortreinigerin Judith Keppler zu einem Ende. Ich bin ihrer Geschichte sehr gern gefolgt, muss aber sagen, dass mir der erste Teil am besten gefallen ...

Mit diesem dritten Band kommt die Reihe um die Berliner Tatortreinigerin Judith Keppler zu einem Ende. Ich bin ihrer Geschichte sehr gern gefolgt, muss aber sagen, dass mir der erste Teil am besten gefallen hat. Judiths ungewöhnlicher Beruf, der für mich viel Stoff geboten hätte, spielt hier kaum mehr eine Rolle. Stattdessen geht es noch immer um Judiths tragische Kindheit, die deutsch-deutsche Vergangenheit und ein wahres Netz an Spionageringen, das sich diesmal sogar bis nach Odessa zieht.

Als gebürtige Berlinerin, die noch immer jeden Tag in die Berliner Senatsverwaltung pendelt, hat mich die Schilderung des Berliner Lokalkolorits vollends überzeugt. Das Dienstgebäude in der Klosterstraße und das Landesamt für Verfassungsschutz sind mir bekannt und boten mir daher goßen Wiedererkennungswert. Auch dass Frederik Meißner nun eine größere Rolle spielte, hat mich gefreut. Judiths Handlungsgründe waren für mich dagegen nicht immer völlig nachvollziehbar, außer dass sie so handeln musste, um die Handlung wie gewünscht voranzutreiben. So folgt sie beispielsweise Frederik zu einem brandgefährlichen Undercovereinsatz nach Odessa, damit er etwas früher zu seiner schwer kranken Tochter zurückkommt. Was sie dafür inszeniert, ihn dort überhaupt aufzufinden, ist schon ziemlich extrem.

Auch Judiths Rabenvater Larcan, Quirin Kaiserley und die Kellermanns trifft man wieder. Warum Isa Kellermann sich wie ein Bluthund an Larcans Spuren heftet, habe ich leider mordsschnell durchschaut.

Ich bin kein Fan von Spionageromanen und hätte diesen ohne die Erzählkunst der Autorin sicher nicht gelesen. Ihre Einzelbände und die Jugendbücher haben für mich aber eine größere Sogwirkung entfaltet.

Bedauerlich find ich, dass das Buch nur als Taschenbuch erscheint, so dass es optisch im Regal nicht zu den Vorgängern passt.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Die Geschichte der Draculaer

Die Blutchronik
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Nach einigen Jahren ist nun der zweiten Teil der Geschichte über Vlad Draculeas Familie von Liliana Le Hingrat erschienen. Den ersten Teil sollte man unbedingt gelesen haben. Da es nun schon einige Jahre ...

Nach einigen Jahren ist nun der zweiten Teil der Geschichte über Vlad Draculeas Familie von Liliana Le Hingrat erschienen. Den ersten Teil sollte man unbedingt gelesen haben. Da es nun schon einige Jahre her ist, dass ich "Das dunkle Herz der Welt" gelesen habe, hat es etwas gedauert, bis mir die komplexen Ereignisse des ersten Teil wieder einfielen. Beim Wiedererkennen der Protagonisten hilft zum Glück ein Personenverzeichnis am Ende des Buches.

Standen im Vorläufer noch Vlads Eltern im Vordergrund, rückt nun vor allem Vlad in den Mittelpunkt, neben seinem Bruder Radu. Dabei zeichnet die Autorin Vlad als komplexe Persönlichkeit und zeigt auf, wie durch eine grausame Kindheit aus Vlad ein oft mittleidloser Mensch und grausamer Feind geworden ist, der den Namen "der Pfähler" nicht ohne Grund trägt. Und von Feinden ist Vlad geradezu umgeben. Nicht nur die Osmanen greifen immer wieder nach der Walachei, ebenso die Ungarn und selbst Radu ist ein Konkurrent um den Thron, den Vlad mal erobert und mal wieder verliert.

Auch die Frauen ins Vlads Leben beschreibt die Autorin und hat hierzu akribische Recherche betrieben, um die neuesten geschichtlichen Erkenntnisse einarbeiten zu können. Diese Schilderung der menschlichen Facetten in Vlads Leben, auch verkörpert im heidnischen Priester Roxolan, der Vlad lebenslang beschützt, waren für mich die Highlights des Romans.

Leider endet wohl die Reihe mit diesem Buch. Auch wenn ein absolut angemessener Abschluss gefunden wurde, hätte ich durchaus Interesse, den weiteren historischen Entwicklungen in Romanform länger zu folgen.