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Veröffentlicht am 17.08.2021

Ein Polizeiseelsorger ermittelt

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Dem Autorenduo gelingt ein spannender Serienauftakt. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Polizeiseelsorger Martin Bauer.
Als Gemeindepfarrer arbeiten war nicht so seins, aber bei der Polizei fühlt ...

Dem Autorenduo gelingt ein spannender Serienauftakt. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Polizeiseelsorger Martin Bauer.
Als Gemeindepfarrer arbeiten war nicht so seins, aber bei der Polizei fühlt er sich am richtigen Platz. Neben ihm lernt man auch seine Kollegin und seine Familie kennen, da gibt es noch Entwicklungspotential für Folgeromane.
In dieser Geschichte ermittelt hauptsächlich Martin Bauer, weil er als einziger daran glaubt, dass es sich hier um einen Fall handelt. Ein Polizist wollte sich von einer Rheinbrücke in den Tod stürzen. Bauer schafft es auf spektakuläre Art ihn davon abzuhalten und er ist davon überzeugt, dass der Mann es nicht erneut versucht. Nur ein paar Stunden später ist der aber tot! Selbstmord oder Mord? Bauer hat seine Zweifel, an der Situation, aber auch an sich selbst. Hat er den Polizisten evtl. falsch eingeschätzt? Bauer will das für sich und für den Sohn des Toten aufklären.
Die Handlung nahm immer neue Wendungen und blieb bis zum Schluss spannend. Der flüssige Schreibstil machte das Lesen angenehm.

Veröffentlicht am 17.08.2021

Krimi aus der Nachkriegszeit

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Im zweiten Teil der Friederike Mathée Reihe lässt Beate Sauer ihre bekannten Protagonisten wieder gemeinsam ermitteln. Der Teil lässt sich ohne Kenntnisse der Vorgängers gut verstehen. Der Schreibstil ...

Im zweiten Teil der Friederike Mathée Reihe lässt Beate Sauer ihre bekannten Protagonisten wieder gemeinsam ermitteln. Der Teil lässt sich ohne Kenntnisse der Vorgängers gut verstehen. Der Schreibstil ist wieder schön flüssig, die kurzen Kapitel unterstützen den Lesefluss. Diesmal wechseln die Schauplätze zwischen Köln, Düsseldorf, Bergischem Land und London, was die Story lebhaft gestaltet. Die Autorin versteht es hierbei, das Leben des Sommers 1947 lebendig zu gestalten, so dass der Leser einen guten Eindruck von den damaligen Verhältnissen erhält. Die Nachwirkungen des Krieges sind noch jederzeit spürbar. Der Kriminalfall beginnt sehr grausig und weist auf Gräueltaten der Vorkriegszeit und Kriegszeit hin. Was geschah mit jugendlichen Schutzbefohlen tatsächlich in den staatliche Einrichtungen? Wer verfolgt 1947 welches Ziel? Die Methoden damals waren noch nicht so fortgeschritten wie heute, die Hierarchien andere, so muss Friederike sich auf ihre persönlichen Fähigkeiten und ihre Menschenkenntnis verlassen.
Gelungenes Zeitporträt mit einem interessanten Fall, der durch einige Wendungen überraschen konnte.

Veröffentlicht am 08.08.2021

Bildgewaltiges Romandebüt

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
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Eine chinesische Familie sucht Mitte des 19. Jahrhunderts in Amerika ihr Glück. Der Goldrausch, dem Viele folgten, verflüchtigt sich schnell. Stattdessen schuftet der Familienvater für einen Hungerlohn ...

Eine chinesische Familie sucht Mitte des 19. Jahrhunderts in Amerika ihr Glück. Der Goldrausch, dem Viele folgten, verflüchtigt sich schnell. Stattdessen schuftet der Familienvater für einen Hungerlohn im Bergbau.
Diese Zeit wird in Westernfilmen häufig romantisiert.
Viele Aspekte des Lebens damals werden hier entzaubert dargestellt.
Es gelingt der Autorin in ihrem Debüt diese Zeit lebendig werden zu lassen und eine Vielzahl von Problemen aufzugreifen, die noch heute aktuell sind.
Die Mutter der Familie ist tot, nun ist auch der Vater gestorben, die beiden Mädchen müssen sich allein behaupten. Sie fliehen mit der Leiche des Vaters, die sie in einer Truhe auf einem gestohlenen Pferd transportieren, aus der Stadt.
In mehreren Teilen erzählt die Autorin aus der Vergangenheit der Eltern und wie es den Kindern weiter ergeht. Die Mädchen suchen eine Heimat, fühlen sich aber weder China noch Amerika verbunden, woran die Umwelt mit Vorurteilen und Rassismus einen großen Anteil hat. Die Ausrottung von bestimmten Tierarten, die Ausbeutung der Natur, Bildung, der Umgang mit den Menschen, die das Land einst bewohnten und auch Genderfragen kommen zum Tragen. Ab und an wirkte das Buch durch diese Vielfalt etwas überfrachtet.
Erzählt wird in einer bildhaften Sprache, die den Leser gut anspricht. C Pam Zhang schafft es durch Wendungen zu überraschen und wenn man am wenigsten damit rechnet, hält sie einem den Spiegel vor. Das ist gut konstruiert und macht nachdenklich. Keine leichte Lektüre, aber eine lohnende, die mich noch länger beschäftigen wird. Gesellschaftsstrukturen werden hinterfragt und man wird animiert zu reflektieren. Mir hat das Buch gut gefallen.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Geheimnisumwobene Geschichte

Die Leuchtturmwärter
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Drei Männer verschwinden spurlos von einem Leuchtturm, der mitten im Meer steht und schwer zugänglich ist. Die Türen sind verschlossen, das Geschehen scheint unerklärbar. Der gedeckte Tisch und die stehengebliebenen ...

Drei Männer verschwinden spurlos von einem Leuchtturm, der mitten im Meer steht und schwer zugänglich ist. Die Türen sind verschlossen, das Geschehen scheint unerklärbar. Der gedeckte Tisch und die stehengebliebenen Uhren, die alle die gleiche Zeit anzeigen, sowie das Logbuch geben weitere Rätsel auf.
Ein Mysterium für die Arbeitgeber der betroffenen Leuchtturmwärter, ebenso wie für die Presse, die gerne darüberschreibt und spekuliert, aber ein Horror für die Hinterbliebenen. Die Ungewissheit über das Verbleiben der geliebten Männer ist schwer zu ertragen und wird andauern, bis eine Erklärung oder die Männer gefunden sind.
20 Jahre nach dem Vorfall leiden die Frauen noch immer, die ungeklärte Tragödie hat deutliche Spuren hinterlassen. Als ein Autor auftaucht, der den Vorfall für ein Buch untersuchen möchte, reagieren sie sehr unterschiedlich.
Die Autorin erzählt aus der Perspektive der einzelnen Frauen 20 Jahre später und aus der der verschwundenen Männer kurz vor dem Verschwinden. Durch diesen Schachzug gelingt es der Autorin, sich dem Verschwinden aus verschiedenen Blickwinkeln zu nähern. Immer wieder erhält man neue Informationen, die einen glauben lassen, man könne hinter die Fassaden sehen und das Geschehen durchschauen. Permanent ist man am Rätseln und auf der Suche nach Lösungen, die allesamt nach kurzer Zeit verpuffen. Auf diese Weise entwickelt sich beim Lesen eine Sogwirkung, denn man möchte unbedingt wissen, was wirklich geschah.
Die Autorin beschreibt das Meer in all seinen Facetten, sowie das isolierte Leben auf dem Leuchtturm so intensiv, dass die Worte spürbar werden. In dieser Enge wirkt das Team auf den ersten Blick harmonisch, aber unterschwellig brodeln Konflikte, die auch durch die Beziehungen zu den Frauen beeinflusst werden. Der Plot ist komplex angelegt und wird durch psychologische, sowie mysteriöse Effekte befeuert. Das Niveau dieser Lektüre ist durchgängig hoch, aber leider versuchte die Autorin auf den letzten 20 Seiten einen harmonischen Ausblick zu vermitteln, der konstruiert wirkte und für die Geschichte und deren Ende eigentlich nicht notwendig war.
Mir hat diese geheimnisvolle Geschichte sehr gut gefallen, eine tolle Unterhaltung, die noch länger nachhallen wird. Empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Verwirrend, aber spannend

Weiße Nacht
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In dem Roman „Weiße Nacht“ geht es um die Protagonistin Ayami, die mit ihrem Vorgesetzten nachts in Seoul um die Häuser zieht. Beide haben in einem Hörtheater gearbeitet, dass nun geschlossen werden soll. ...

In dem Roman „Weiße Nacht“ geht es um die Protagonistin Ayami, die mit ihrem Vorgesetzten nachts in Seoul um die Häuser zieht. Beide haben in einem Hörtheater gearbeitet, dass nun geschlossen werden soll. Am Abend ihres letzten Arbeitstages unterhalten sie sich über ihr Leben. Sie sprechen über Karriere, philosophische Themen und ihre Zukunft.
Nach kurzer Zeit fangen die Geschehnisse an, wie ein Fiebertraum zu wirken. Ayamis Erinnerungen vermischen sich mit den Ereignisse des nächsten Tages.
Wie in einem Traum springt sie von Ereignis zu Ereignis, vieles ist surreal. Die Grenze zwischen Realität und Vorstellung verschwimmt.
Der Erzählstil ist sehr fesselnd, man möchte immer weiterlesen, um herauszufinden, was tatsächlich passiert ist, bzw. was am nächsten Tag tatsächlich passieren wird. Dies wird unterstützt durch sich wiederholende Elemente, die einem das Gefühl geben immer mehr verstehen zu können. Am Ende stellt sich durch überraschende Wendungen immer wieder alles anders da und es bleibt ständig spannend.

Am Ende blieb ich etwas ratlos und verwirrt zurück, weil das Ende in einer für mich unerwarteten Form offen blieb. Diese Lektüre war mal etwas anders und konnte mich fesseln und überzeugen. Allerdings ist dieses dünne Büchlein keine leichte Kost und man muss bereit sein, sich auf Fremdes einzulassen.

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