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Veröffentlicht am 11.12.2017

Eine unterhaltsame Reise durch das 20. Jahrhundert

Alles ist relativ und anything goes
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Noch ein weiteres Geschichtsbuch über das 20. Jahrhundert? Ja. Und nein. Denn dies ist kein Geschichtsbuch im klassischen Sinne, vielmehr hat der Autor John Higgs sich ein paar bedeutsame Entdeckungen ...

Noch ein weiteres Geschichtsbuch über das 20. Jahrhundert? Ja. Und nein. Denn dies ist kein Geschichtsbuch im klassischen Sinne, vielmehr hat der Autor John Higgs sich ein paar bedeutsame Entdeckungen und Ideen des 20. Jahrhunderts herausgepickt und anhand dessen besagte Zeit erläutert. Dabei entstand eine bunte Mischung aus Weltraum und Mondlandung, die Moderne, Individualismus, Relativitätstheorie, Jugend, Sex(ualität), SF, nur um einige Themen zu nennen, wobei jedem Thema ein eigenes Kapitel zugeordnet wurde. Hierbei ist zu erwähnen, dass sämtliche Kapitel in sich geschlossen sind und unabhängig voneinander in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können. So habe ich mich nach dem vielversprechenden Vorwort auch als erstes auf mein Lieblingskapitel gestürzt, die Science Fiction. Und wurde sogleich entäuscht. Denn was keinerlei Beachtung fand, waren die einflussreichen SF-Autoren der Ostländer, allen voran der russische Autor Isaac Asimov, von dem die berühmten Roboter-Gesetze stammen, oder der polnische Autor Stanisław Lem. Für das Kapitel der Relativitätstheorie hat der Autor eigenen Aussagen zufolge Einsteins Buch "Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie" mehrfach gelesen, um dem Leser seines Buches die Theorie unterhaltsam verpackt erklären zu können. Meines Wissens gibt es mittlerweile genügend populärwissenschaftliche Bücher wie z. B. von Stephen Hawking, in denen die Relativitätstheorie bereits leicht verständlich behandelt wird. Warum also soviel Mühe, wenn es auch einfacher geht? Und auch in diesem Kapitel fehlt mir wieder etwas Entscheidendes: Der Hinweis, was durch die Relativitätstheorie überhaupt erst ermöglicht wurde, wie z. B. GPS und Navigationssysteme, nur um ein Beispiel zu nennen.
Nichtsdestotrotz merkt man dem Buch beim Lesen die vielen Recherchen an, welche das Buch mehr oder weniger bereichern. Nicht alle Zitate waren m. E von Belang, aber das mag Geschmackssache sein. Auch ist die historisch-soziologische Auseinandersetzung einzelner Punkte mit der damaligen Zeit mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Grad um Vergangenes besser verstehen zu können, ist dies jedoch manchmal notwendig. So fallen die Kapitel für meine Geschmack mal mehr, mal weniger gut gelungen aus.
Warum für die deutsche Ausgabe ein denglischer Titel gewählt wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Der Originaltitel passt besser zum Inhalt. Und die alberne Collage mit dem Hummer auf dem Telefon impliziert, es könne sich um ein lustiges Buch halten. Dabei ist es vielmehr ein unterhaltsam geschriebenes Sachbuch.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Solider Provence-Krimi

Brennender Midi
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Le Midi - der Süden Frankreichs. Während viele bei "Provence" einen entspannten Sommer mit leckerem Rotwein vor sich sehen, sieht Capitaine Roger Blanc in das grinsende Gesicht einer Leiche. Pünktlich ...

Le Midi - der Süden Frankreichs. Während viele bei "Provence" einen entspannten Sommer mit leckerem Rotwein vor sich sehen, sieht Capitaine Roger Blanc in das grinsende Gesicht einer Leiche. Pünktlich zum Ende der Sommerferien stürzt ein Propellerflugzeug des örtlichen Militärflughafens in einen Olivenhain, der Pilot ein bis dahin hervorragender Flugschüler. Doch längst nicht alle Anwohner sind vom Tod des jungen Mannes betroffen, ebenso scheinen nicht alle Zeugenaussagen zusammen betrachtet einen Sinn zu ergeben. Als kurz darauf einer der Zeugen ermordet aufgefunden wird, versucht Roger Blanc, die losen Fäden zu einem Beweisteppich zu verknüpfen.

Mit "Brennender Midi" liefert Autor Cay Rademacher seinen dritten Fall des französischen Capitaine Roger Blanc. Nachdem Blanc als pariser Korruptionsermittler den falschen Leuten auf die Füße getreten ist, darf er nun, dank des französischen Staatssekretärs, in einer kleinen provenzalischen Gendamerie seinen Dienst leisten. Dass Capitaine Blanc mit dessen einflussreicher Gattin ein heimliches Verhältnis laufen hat, scheint wie eine kleine Genugtuung anzumuten. Ohne Scheu ermittel Blanc im aktuellen Fall in die verschiedensten Richtungen, nutzt seine Kontakte sowie nicht immer ganz legale Methoden.

Gekonnt hat der Autor in diesem Roman verschiedene, teils recht aktuelle Themen aus Politik und Weltgeschehen miteinander kombiniert und daraus einen soliden Krimi gestrickt. Die Story ist in sich schlüssig und lässt sich angenehm lesen, selbst wohldosierte Einblicke in das Privatleben des Capitaine kommen nicht zu kurz. Es handelt sich um einen in sich geschlossenen Fall und lässt sich auch ohne Kenntnis der vorangeganenen Fälle wunderbar lesen. Lediglich der Schreibstil des Autors lässt eine gewisse provenzalische Gemächlichkeit erahnen, was der Spannung ein wenig den Pep nimmt.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Remember Mia - eine Suche nach der Wahrheit

Remember Mia
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Schwerverletzt wacht Estelle Paradise im Krankenhaus auf, nachdem sie in ihrem Autowrack geborgen wurde - meilenweit von ihrer Wohnung entfernt, mit einer Schusswunde am Kopf. Völlig verwirrt, unter Amnesie ...

Schwerverletzt wacht Estelle Paradise im Krankenhaus auf, nachdem sie in ihrem Autowrack geborgen wurde - meilenweit von ihrer Wohnung entfernt, mit einer Schusswunde am Kopf. Völlig verwirrt, unter Amnesie leidend, blitzen erste Erinnerungen in ihrem Kopf auf: Blut! Und Mia, ihr sieben Monate altes Baby. Ihr Baby, das vor wenigen Tagen spurlos aus der verschlossenen Wohnung verschwand. Wo ist Mia? Hat sie ihrer Tochter etwas angetan? Sie weiß es nicht, kann sich nicht erinnern. Schnell wird sie von den Ermittlern zu Hauptverdächtigen, von der Hauptverdächtigen zur Angeklagten. Doch was geschah wirklich? Wird eine psychiatrische Therapie helfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen?

Alexandra Burt legt mit ihrem Debutroman "Remember Mia" einen gelungenen Thriller vor. Aus der Sicht Estelles geschrieben, wandert der Leser mit ihr durch ihre subjektiven Erinnerungen und Beobachtungen, erstellt Vermutungen und verwirft diese wieder. Durch die nach und nach zutage kommenden Erinnerungen treten immer neue Wendungen auf, die dem Roman keine Möglichkeit geben, langweilig zu werden. Sowohl der Leser als auch Estelle selbst schwanken immer wieder zwischen der "schuldig/nicht schuldig-Frage". Bis zum Schluss habe ich zur endgültigen Aufklärung des Falles mitgefiebert, wollte die Wahrheit erfahren.

Der Schreibstil des Romans ist angenehm flüssig und in der Gegenwartsform verfasst, die Erinnerungen und Rückblenden somit anhand der Vergangenheitsform gut erkennbar. Lediglich während der Psychotherapie war nicht immer eindeutig, was sie dem Arzt mitteilte und was rein ihre Gedanken waren. Ebenfalls hätte ich mir zum Ende des Romans einen abschließenden Epilog gewünscht, welcher restliche Fragen geklärt hätte, die mir nach Abschluss des Thrillers im Kopf verblieben. Doch trotz allem ist "Remember Mia" ein Roman, den ich guten Gewissens empfehlen kann!

Veröffentlicht am 11.12.2017

Pageturner - spannend bis zum Schluss

Leons Erbe
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Nachdem ihre Schwester vor einem halben Jahr spurlos verschwand, hat Katja nun ihren Sohn Leon bei einem nächtlichen Autounfall verloren. Als sich ein Notar bei Katja meldet und ihr ein Kästchen von ihrem ...

Nachdem ihre Schwester vor einem halben Jahr spurlos verschwand, hat Katja nun ihren Sohn Leon bei einem nächtlichen Autounfall verloren. Als sich ein Notar bei Katja meldet und ihr ein Kästchen von ihrem verstorbenen Sohn überreicht, "Leons Erbe", traut sie ihren Augen kaum: In dem Kästchen befindet sich das Armband, welches Katja vor Ewigkeiten ihrer Schwester Nicci geschenkt hat. Wie kam Leon an das Armband? Und was möchte er seiner Mutter auf diese Weise mitteilen? Als Katja sich anschließend auf die Suche nach der Wahrheit um Leons mysteriösen Unfall und Niccis Verschwinden macht, werden einige Geheimnisse aufgedeckt, mit denen sie nicht gerechnet hat.

Mit seinem ersten Psychothriller "Leons Erbe" hat Autor Michel Theißen einen gelungenen Start hingelegt. Aus der Sicht der Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin Katja verfolgt der Leser ihre Detektivarbeit und erlebt dabei ihre emotionalen Höhen und Tiefen. Schnell wird klar, dass in der eigenen Familie etwas im Argen liegen muss.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig, frei von unnötigen Längen und Ausschweifungen. Die Protagonistin wirkt authentisch und die Spannung wird auch von ihrer eher subjektiven Erzählart nicht negativ beeinflusst. Als Leser hat es mir Spaß gemacht, mit Katja mitzurätseln, was hinter Leons Unfall bzw. Niccis Verschwinden stecken mag. So hat sich die Spannung auch bis zum Schluss des Romans halten können. Lediglich das Ende des Thrillers kam mir etwas zu abrupt und wirkte wie eine Vollbremsung aus voller Spannungs-Fahrt.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Solider schweizer Krimi

Schatten über dem Aargau
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Verlagsmitarbeiterin Andrina soll in der Alten Kantonsschule Aaraus an einem Schülertprojekt teilnehmen, bei welchem die Schüler ihre schriftstellerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Doch ...

Verlagsmitarbeiterin Andrina soll in der Alten Kantonsschule Aaraus an einem Schülertprojekt teilnehmen, bei welchem die Schüler ihre schriftstellerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Doch noch bevor das Projekt starten kann, bricht einer der das Projekt leitenden Lehrer tot zusammen: vergiftet! Nur wenig später stirbt die nächste Lehrerin. Der Ermordeten werden noch weitere folgen, und alle scheinen in Verbindung mit der Schule zu stehen.

Nachdem der Leiter der Kripo und Verlobter Andrinas, Marco Feller, nach einem schweren Unfall nicht an den Ermittlungen teilnehmen kann, bitte Susanna, eine Kollegin aus Fellers Team, Andrina um Hilfe, sich unauffällig in der Schule umzuhören und bei den polizeilichen Ermittlungen zu helfen. Sehr zum Missfallen ihres Verlobten. Schon bald finden Andrina und Susanna wichtige Zusammenhänge heraus - und Andrina gerät selbst in Lebensgefahr.

"Schatten über dem Aargau" ist der vierte Band um Andrina und Marco Feller. Der Krimi ist jedoch eigenständig und kann gelesen werden, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Die Autorin hat einen außergewöhnlichen Schreibstil gewählt: Obwohl Andrina keine Ich-Erzählerin ist, erfährt der Leser nur das, was sie selbst erlebt, beobachtet und denkt. Ebenso ist der Roman stellenweise recht dialoglastig. Durch diese einseitige Sichtweise bleiben die Personen leider ziemlich flach, mir fehlte der notwendige Tiefgang. Dennoch lässt sich der Krimi gut lesen und lässt die Frage nach dem Mörder und dessen Motiv bis zum Schluss offen.