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Veröffentlicht am 10.02.2024

Politkrimi – leider mit stark abfallender Spannungskurve

Die Spiele
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Der Politkrimi „Die Spiele“ erzählt die fiktive Geschichte rund um den Mord an dem mosambikanischen IOC-Funktionär Charles Murandi, vermischt diese aber mit zahlreichen realen Personen und Fakten.

Um ...

Der Politkrimi „Die Spiele“ erzählt die fiktive Geschichte rund um den Mord an dem mosambikanischen IOC-Funktionär Charles Murandi, vermischt diese aber mit zahlreichen realen Personen und Fakten.

Um was geht es?
Shanghai im Jahr 2021. Die olympischen Sommerspiele 2032 sollen vergeben werden. Unter anderem bewerben sich Deutschland und eine Kooperation dreier afrikanischer Staaten für die Austragung. Mit von der Partie als Vertreter für Afrika ist der mosambikanische IOC-Funktionär Charles Murandi. Am Tag vor der Entscheidung wird er ermordet in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Der deutsche Journalist und Bekannter Murandis, Thomas Gärtner, wird von der chinesischen Polizei verhaftet. Laut Sicherheitskamera hat er als letzter Murandis Hotelzimmer verlassen. Doch Gärtner kann sich an nichts mehr erinnern. Lena Hechfellner, die deutsche Konsularbeamtin und Bekannte Gärtners, versucht Licht ins Dunkel zu bringen und ihm zu helfen. Schon bald finden sich beide in einem nahezu undurchdringlichen Netz aus Lug. Betrug und Verrat wieder, das bis weit in die Vergangenheit zurückreicht – in die ehemalige DDR und nach Mosambik.

Die beiden Protagonisten des Buches könnten kaum unterschiedlicher sein. Zum einen ist da Lena Hechfellner, eine intelligente Konsularbeamtin, die ehrgeizig ihre Ziele verfolgt, auch ihre persönlichen. Und das ohne Rücksicht auf Verluste. Zum anderen gibt es den chinesischen Kommissar Frank Luo, ein smarter Ermittler, der das eine oder andere Problem mit dem „System“ hat und sich gerade so regeltreu verhält, wie es unbedingt erwartet wird. Während er versucht, die Zusammenhänge zu erkennen und das Beziehungsgeflecht rund um Charles Murandi in dessen Gegenwart und Vergangenheit zu entwirren, arbeitet Lena an der Freilassung von Thomas. Dabei prallen Welten aufeinander, die insbesondere durch die Nebenpersonen verdeutlicht werden, wie zum Beispiel Lenas Haushälterin Yaya, die als 2. Kind einer Chinesin offiziell nicht existiert und es doch tut. Oder der undurchschaubare, skrupellose Herr Pan, der mit allen Beteiligten wie mit Marionetten spielt.

Das Buch selbst lässt sich zwar gut und flüssig lesen, aber leider wurde meine anfängliche Begeisterung nach der Leseprobe nicht bestätigt. Der Spannungsbogen der Geschichte flacht sehr schnell ab. Wir finden uns schon bald in langwierigen Befragungen, Schilderungen, Dialogen und Rückblenden wieder, in denen Mosambik, die Madgermanes, der Einfluss Chinas in Afrika, sozialpolitische Probleme und Überwachung in China und noch vieles mehr thematisiert wird. Zwar ist das alles interessant, doch erschien mir zeitweise der Mord eher zur Rahmenhandlung zu verkommen. Bei „Die Spiele“ handelt es sich also nicht um einen klassischen Krimi mit Befragungen, spannenden Beweisen oder überraschende Erkenntnisse, die einen weiterbringen. Man kann nicht miträtseln, was hinter allem steckt, da die Zusammenhänge zu undurchschaubar sind und immer wieder neue Aspekte aufkommen. Wer dadurch aber zusätzliche Spannung erwartet, wird enttäuscht. Die Geschichte plätschert vor sich hin.

Zudem war mir persönlich die Geschichte rund um Charles Murandi, Thomas Gärtner und Lena Hechfellner irgendwann auch einfach zu konstruiert und hat mich überhaupt nicht mehr überzeugt, geschweige denn mitgerissen. Leider war auch das Ende des Buches für mich unbefriedigend. Es hat sich für mich wie abgebrochen angefühlt. Eigentlich wissen wir von keiner der Hauptpersonen oder wichtigen Nebencharaktere, was mit ihnen passiert und was aus ihnen geworden ist. Alles ist offen. Frank Luo muss zum Rapport. Ja und jetzt? Wie ging es mit Sascha Daniels weiter? Oder mit Lenas Haushälterin Yaya? Und so weiter.

Fazit:
Auch wenn das Buch als Krimi ausgeschrieben ist, kann ich es keinem Krimileser wirklich empfehlen. Teilweise ist für mich der Mord zur Rahmenhandlung geworden, die sozialkritischen und politischen Themen zur Haupthandlung. Wer allerdings Lust hat, sich mit den Madgermanes, China und politischen „Spielen“ auseinanderzusetzen, wird vermutlich Spaß mit diesem Buch haben. Für mich sind es leider nur zwei von fünf Sternen. Stark begonnen, leider schnell abgebaut und das offene Ende für die meisten Figuren im Buch haben mich zu dieser Bewertung bewogen.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Klimalastiger Medizinthriller mit Längen und zu vielen Nebenschauplätzen

Toxin
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Mit „Toxin“ legt das Autorenduo Kathrin Lange und Susanne Thiele ihren zweiten Medizinthriller vor. Ich habe den Vorgänger „Probe 12“ nicht gelesen, sodass ich mich hier auf meine Eindrücke als „neuer“ ...

Mit „Toxin“ legt das Autorenduo Kathrin Lange und Susanne Thiele ihren zweiten Medizinthriller vor. Ich habe den Vorgänger „Probe 12“ nicht gelesen, sodass ich mich hier auf meine Eindrücke als „neuer“ Leser beschränke.

Um was geht es?
In Alaska gibt es aufgrund des auftauenden Permafrostbodens einen Erdrutsch, bei dem uralte Milzbrandbakterien freigesetzt werden. Zahlreiche Einwohner des Dorfes sterben. Zehn Jahre später sterben zwei Obdachlose in Berlin an Milzbranderregern. Doch woher stammen diese? Etwa aus dem Labor von Gereon Kirchner, der versucht, mit den Alaska-Milzbranderregern eine innovative Krebstherapie zu entwickeln? Doch Gereon ist nicht in Berlin. Er ist in Alaska in einer Forschungsstation im Permafrost und verschwindet auf einmal spurlos. Seine Lebensgefährtin, die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg bittet ihren Freund Tom Morell, sich auf die Suche nach Gereon zu begeben. Und plötzlich taucht eine Leiche im Eistunnel in Alaska auf.

Wir lernen im Verlauf des Buches sehr viele unterschiedliche Haupt- und Nebenpersonen kennen. Da ich den Vorgänger „Probe 12“ nicht kenne, war es für mich sehr hilfreich, mir selbst ein kleines Personenverzeichnis anzulegen. Die Charaktere sind allesamt gut konstruiert, Nina Falkenberg eine sehr sympathische Protagonistin. Lediglich mit Tom Morell und seiner Tochter Sylvie hatte ich meine Probleme. Sylvie ist aktive Klimaaktivistin, Tom sympathisiert ebenfalls sehr mit Klimathemen. Doch er flieht vor seiner Fast-Exfrau nach Kanada, fliegt als Food-Hunter und Reiseblogger um die ganze Welt, fährt SUVs und findet das anscheinend völlig in Ordnung – ebenso wie seine Tochter. Nicht sehr stimmig für mich. Aber das nur am Rande erwähnt.

Ich habe mir beim Lesen des Buches insgesamt extrem schwergetan. Auf Basis der Leseprobe habe ich einen spannenden Medizinthriller erwartet. Doch im ersten Drittel des Buches ist die Haupthandlung komplett in den Hintergrund gerückt worden. Für mich hat es so gewirkt, als hätten die Autorinnen in dieses Buch alle sozial- und umweltpolitischen Themen unserer Zeit gepackt. Frei nach dem Motto: Wir haben eine Bühne, jetzt sprechen wir mal alles an, ob es zur Handlung des Buches passt oder nicht. Das Ganze dazu in meinen Augen relativ einseitig und mit erhobenem Zeigefinger. Hier ein Auszug der Themen: Klimawandel (sehr ausgiebig und in allen möglichen Facetten), bedingungsloses Grundeinkommen, Hartz IV / Bürgergeld, Rassismus / Zwangsadoptionen in Kanada, Pandemie, Social Media / Meinungsmache, Sensationsjournalismus, Lobbyarbeit und noch vieles mehr. Viele der Themen und auch die dort eingeführten Nebencharaktere haben für die Haupthandlung keinerlei Rolle gespielt. Mich hat das im Verlauf des Buches mit jedem neu angesprochenen Thema immer mehr genervt. Deswegen 1 Stern Abzug.

Einen weiteren Stern Abzug, weil ich aus diesen Gründen das Buch am liebsten auf Seite 60 zu lesen abgebrochen hätte. Ich kann mich in meinem Leben erst an eine Handvoll Bücher erinnern, die ich nicht zu Ende gelesen habe und zwei davon waren Schullektüren 😉 Da ich das Buch im Rahmen einer Leserunde lesen durfte, musste ich mich weiter durchkämpfen. Das zweite Drittel des Buches war dann auch wesentlicher spannender, weil die Haupthandlung wieder in den Fokus gerückt wurde, im letzten Drittel des Buches hatte aber auch die Haupthandlung wieder Längen. Und es kamen neue Themen, die ich jetzt nicht erwähnen will, sonst Spoilergefahr.

Fazit:
Ihr seht schon, das Buch hat mich leider überhaupt nicht gefesselt. Zu viele irrelevante Nebenschauplätze, zu viel erhobener Zeigefinger, Längen in der Haupthandlung. Wer einen spannenden Medizinthriller erwartet, wird enttäuscht werden. Klimathemen sind stark im Fokus, aber es ist auch kein richtiger Klimathriller. Vielleicht ist das auch das Hauptproblem – nicht Fisch, nicht Fleisch. Da ich dem Buch aufgrund all der obengenannte Punkte insgesamt nur zwei Sterne gebe, kann ich es keinem Leser wirklich empfehlen. Wer liest, um vom Alltag abzuschalten, sollte auf jeden Fall die Finger weglassen.

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