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Veröffentlicht am 27.05.2019

Ausruhen im "Hohlen Land"

Bell und Harry
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Der neue Roman von Jane Gardam, "Bell und Harry" im englischen Original bereits 1981 erschienen ("The Hollow Land"), wurde ins Deutsche von Isabel Bogdan übersetzt und erschien (HC, gebunden) 2019 im ...

Der neue Roman von Jane Gardam, "Bell und Harry" im englischen Original bereits 1981 erschienen ("The Hollow Land"), wurde ins Deutsche von Isabel Bogdan übersetzt und erschien (HC, gebunden) 2019 im Hanser Verlag. Da ich bereits die Trilogie um "The Old Filth" mit großem Vergnügen gelesen habe, war ich auf diesen Roman sehr gespannt - und wurde belohnt!

Ein köstlicher Roman über das Zusammentreffen zweier Familien; die Batemans aus London, die sich im alten Farmhaus "Light Trees" vom Londoner Gestank, Lärm und der Hektik in den 60er Jahren, in denen die Geschichte beginnt, ausruhen möchte und Familie Teesdale, traditionelle Farmer und Landbesitzer seit vielen Generationen, die das Farmhaus an die Batemans verpachten.

In sieben einzelnen Kapiteln lässt Jane Gardam den Leser an dem Beginn der zarten Freundschaft zwischen den Batemans und den Teesdales teilhaben, die sich später zu einer echten Freundschaft entwickelt und die Batemans die einzige Familie sein wird, die sogar im Winter ihr "Light Trees", das dem Großvater von Bell Teesdale gehört, beziehen und sich darin sehr wohlfühlen....

Familie Bateman bringt vier große Jungs mit, der Vater ist Journalist und es gibt noch Harry, der mit Bell (11) schnell Freundschaft schließt, auch wenn er etwas jünger als Bell ist. Eine großartige Jungenfreundschaft dieser zwei Hauptprotagonisten nimmt ihren Lauf, obgleich der erste Urlaub der Batemans unter einem schlechten Stern steht: Der Trecker der Teesdale's macht mächtig Lärm und es dauert bis in die Nacht, bis die Heuernte vom "Home Field" eingebracht ist (natürlich ist dieses Feld später immer schon abgeerntet, bis die Batemans kommen ;)

Mit Bell und Harry erleben wir wundervolle Ausflüge, lernen den Zigeunerhügel kennen (KEINE ZIGEUNER) und Jane Gardams wunderbaren trockenen Humor, da gerade dort natürlich immer wieder Zigeuner zu finden sind, die jedoch auch wieder spurlos verschwinden können: Sie räumt gar - ganz in ihrer unnachahmlichen Manier - mit so manchem Vorurteil auf und lässt zwei Zigeuner später die Fahrräder unserer jungen Helden zurückbringen, womit sie widerlegt, dass Zigeuner nur auf's Klauen aus sind ;)

In weiteren Episoden geht es zum Fischen mit Mr. Kendal, der am besten Kamine fegen, Fische fangen und besonders gut Geschichten erzählen kann; wir erfahren, weshalb die Hochmoore um Appleby "Hohles Land" genannt werden, erleben Granny Crack und die Geschichte der alten Eierhexe; sind auf einem "Fahrradeisflug" dabei und begleiten Bell und Harry bei tiefstem Frost zu dem Wasserfall, der im Winter einen sehr seltenen Anblick bietet. Schließlich kommt noch eine "Tnstitution" zu Besuch, die eine schmollende Tochter mitbringt und Bell und Harry genervt sind (was sich später ändern soll). Schlussendlich taucht ein Verwandter des alten Hewitson auf, der für sich das Recht beansprucht, "Light Trees" geerbt zu haben (und darüber hinaus eine weitere Goldgrube wittert, obgleich er in Südamerika bereits sein Glück gemacht hat und steinreich im Bergbau wurde).

Am Tag der totalen Sonnenfinsternis (wir schreiben den 11. August 1999) marschieren alle, wie es die Tradition gebietet, zu den Nine Standards - und der Held der Stunde ist Bells Great-Grandad, der die Lage sehr gelassen und souverän klärt.... Jane Gardam gelingt es in wenigen Sätzen, die Gier nach Reichtum und Gewinn eines Menschen zu persiflieren - und die wahrhaften Schätze des Menschseins dagegen zu halten. Respekt!

Der Stil Jane Gardams ist für mich unnachahmlich; atmosphärisch, mit skurrilen und sehr liebenswerten Haupt- und auch Nebenprotagonisten (hier sei besonders auch John Meccer erwähnt), die man sich gut im dörflichen Leben vorstellen kann. Zwischen den Zeilen tritt ausser dem gewohnten trockenen britischen Humor auch immer eine große Portion Menschlichkeit hervor, z.B. bei der Beschreibung von Granny Crack, die man als LeserIn zutiefst nachempfinden kann. Die herrlichen Dialoge, die teils ironischen Bemerkungen sorgen desweiteren dafür, auch diesen Roman der Autorin bezaubernd zu finden, federleicht und doch voller Tiefgang; gespickt mit knochentrockenem englischem Humor und Wortwitz. Die Romane Jane Gardam's lassen mich stets mit einem Schmunzeln zurück ;)

Fazit:

Eine wundervolle Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten; von Werten, die es hochzuhalten gilt (Freundschaft, Verständnis füreinander z.B.). Niemand kann auf solch' witzige, skurrile Art, versehen mit teils schnoddrigem englischen Humors, Romane schreiben wie Jane Gardam, daher reihe ich "Bell und Harry" zu der Reihe meiner "trouvailles" ein - meiner literarischen Juwelen, die mich sehr berühren, mich wunderbar unterhalten, Tiefgang haben und mich begeistern! Ich danke sowohl der Autorin für diese Sommergeschichte einer Freundschaft als auch Isabel Bogdan für die tolle Übersetzung und dem Hanser-Verlag für sehr vergnügliche, unterhaltsame und dennoch nachdenklich stimmende und tiefgründige Lesestunden, die ich im Hochmoor von Yorkshire (übrigens wirklich eine wundervolle Landschaft!!) literarisch verbringen durfte: Lesetipp von mir und 5*

Veröffentlicht am 15.05.2019

Die Vergangenheit berühren.....

Die Nähmaschine
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"Die Nähmaschine" von Natalie Fergie erschien (HC, gebunden) im Wunderraum-Verlag (Verlagsgruppe Randomhouse) im März 2019. Bereits in der Verlagsvorschau wurde ich auf diesen Roman aufmerksam, da ich ...

"Die Nähmaschine" von Natalie Fergie erschien (HC, gebunden) im Wunderraum-Verlag (Verlagsgruppe Randomhouse) im März 2019. Bereits in der Verlagsvorschau wurde ich auf diesen Roman aufmerksam, da ich mich für alte Nähmaschinen und ihre Geschichten sehr interessiere; selbst nähen kann und auch eine solche mechanische Nähmaschine besaß und die Freude hatte, im Oktober 2018 (erstmals in Schottland weilend) in der Glasgower Innenstadt in einem mehrstöckigen Glasschaufenster immens viele solcher wunderschönen, oftmals 100 Jahre alter Nähmaschinen bewundern zu dürfen....


Dieser Roman, in dem eine alte "Singer 99k" die Hauptrolle spielt; in weiteren Hauptrollen die sehr sympathischen Besitzer und Protagonisten Jean, Connie, Ruth, Annie und Fred, der Enkelsohn von Jean und seinem geliebten Großvater Alfred Morrison dürfte allen LeserInnen sehr gefallen, die sich für alte Dinge und deren Geschichten interessieren - und dürften bei der Lektüre von "Die Nähmaschine" ebenso wie ich literarisch auf ihre Kosten kommen und den Roman sehr mögen!

"In der Wohnung seines verstorbenen Großvaters in Edinburgh findet Fred eine über 100 Jahre alte Singer-Nähmaschine, die einst seiner Urgroßmutter Kathleen gehörte. Darin versteckt: 27 Notizbücher mit Nähproben, die minuziös aufzeichnen, was auf der Maschine genäht wurde. Wie kleine Zeitkapseln erzählen sie vom Alltag und den Schicksalen der Frauen in Freds Familie. Durch sie stößt er auf ein lange gehütetes Geheimnis, das sein Leben für immer verändern wird". (Quelle: Buchrückentext)

Lesend begibt man sich auf eine Reise in die Vergangenheit gemeinsam mit Fred, die es ermöglicht, in das Leben der vier Frauen einzutauchen, für die die alte Nähmaschine eine wichtige Bedeutung hatte: Die junge Jean, die 1911 durch die Beteiligung an einem Streik in der Singer-Fabrik in Clydebank ihre Arbeit verliert, versteckt in einem Akt des Widerstands eine Botschaft im Inneren der Nähmaschine; ihr Weg wird sie nach Leith führen und wir verfolgen das Leben dieser starken Frau, lernen ihren sympathischen Ehemann kennen und treffen sie am Ende wieder, als alte Frau, die sich nochmals die Fabrik in Clydebank anschauen möchte....

Connie, die als Schreibkraft arbeitet, möchte einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen; wir schreiben das Jahr 1954, und bewirbt sich in der Nähstube des Krankenhauses Royal Infirmary. Dort lernt sie Alf Morrison kennen. Hier versteht es die Autorin, dem Leser vor Augen zu führen, wie es Kathleen, der Mutter Connies, mit Hilfe ihrer Näharbeiten in Kriegszeiten gelang, die Familie über Wasser zu halten. Es wird deutlich, welche Kraft und Energie Mütter besonders in schwierigen Zeiten besaßen - und dass die Nähmaschine hierbei eine nicht unerhebliche Rolle innehatte.
Wir begleiten den Lebensweg von Connie durch die Zeit von 1954 bis 1964 - und mit einem Zeitsprung bis Anfang der 80er Jahre.
Hier treffen sich einige der ProtagonistInnen und ein Geheimnis, das erst viel später gelüftet werden soll, befindet sich in der hölzernen Hinterwand einer Telefonzelle im Krankenhaus...

Ein sehr cleverer und absolut sympathischer junger Mann, Fred, ist mir in diesem Roman besonders ans Herz gewachsen: Er untersucht das Erbe - die alte Singer - und entdeckt darin die Notizbücher; da er seit einiger Zeit ohne Arbeit ist und bei Zeitarbeitsfirmen nicht mehr anheuern will (was man bestens nachvollziehen kann), beschließt er, die alte Nähmaschine zu reparieren und - sie auszuprobieren! Hilfe hat er hierbei durch die sympathische Ellen, die aus den Einzelteilen solch alter Maschinen wertvollen und kreativen Designer-Schmuck entwickelt. Man erfährt durch die blog-Einträge Freds (einer Art Tagebuch) sehr viel von seinem Gefühls- und Innenleben; diese Passagen sind in anderer Schriftart gedruckt - und konnten mich mehr als einmal zum Schmunzeln - und auch zum Staunen bringen! Ein kreativer, humorvoller und empathischer junger Mann lernt Nähen und kommt fast nebenbei einem ungeheuren Familiengeheimnis auf die Spur, das auf einer Versammlung der Familie im Oktober 1980, nach dem Tod von Jean, endlich an die Oberfläche gelangt.
Auch der warmherzige Großvater, seines Zeichens Gärtner, was sich auch oft in seinen Äußerungen zeigte, die stets einen botanischen Bezug hatten, hatte meine große Sympathie.

Natalie Fergie gelingt es stilistisch sehr interessant und auch spannend, die Geschichte um eine alte Singer-Nähmaschine mit den Lebensgeschichten der jeweiligen Besitzer zusammen zubringen; eine gut eingefädelte und wirklich zuweilen herzzerreißende, gefühlvolle Geschichte entspinnt sich vor dem Auge des Lesers. Zudem lädt dieser wunderschöne Roman auch dazu ein, selbst mal wieder kreativ zu werden: Bei mir weckte er große Lust auf das Nähen und kreative Ideen, die auch die Autorin mitbringt, da sie Besitzerin einiger alter Nähmaschinen ist und Wolle selbst einfärbt.

Fazit:

Ein wundervoller und emotionaler Roman, in dem ein Familiengeheimnis gelüftet wird, das vier Generationen umfasst. Hauptrolle ausser ihren sympathischen und ihren Mann stehenden jeweiligen BesitzerInnen spielt eine alte Singer-Nähmaschine, die in schwierigen Zeiten besonders Frauen die Gelegenheit bot, Geld zu erwirtschaften und zu überleben.
Natalie Fergie setzt damit den zauberhaften alten Nähmaschinen wie hier der "Singer 99k" auch ein historisches Denkmal, das sie in einen Mantel voller Gefühle, Spannung und guter Unterhaltung
eingenäht hat. Es war mir eine große Freude, diesen Roman zu lesen und empfehle noch die Seite der National Library of Scotland, auf der man die Geburt einer solchen Nähmaschine miterleben kann.
www.movingimage.nls.uk/film/1592
Vielen Dank dafür auch an die Autorin sowie für die Übersetzung ins Deutsche an Christine Heinzius!

Veröffentlicht am 08.05.2019

Die heilende Kraft der Freundschaft

Alte Sorten
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"Alte Sorten" von Ewald Arenz erschien bei Dumont (geb., HC, 2019) und ist ein absolut lesenswerter Roman über die Lebensgeschichten zweier ungleicher Frauen, die sich gegenseitig helfen können, aus einem ...

"Alte Sorten" von Ewald Arenz erschien bei Dumont (geb., HC, 2019) und ist ein absolut lesenswerter Roman über die Lebensgeschichten zweier ungleicher Frauen, die sich gegenseitig helfen können, aus einem problembelasteten Leben einen Ausweg finden zu können und alte Verletzungen zu heilen....


Wir begegnen zum einen Sarah ( Sally); einer 17jährigen jungen Frau, die aus einer (der vielen) Kliniken entflieht, in denen sie es einfach nicht mehr aushält: Sie rebelliert (nicht ganz zu Unrecht) gegen die Welt der Erwachsenen, der sog. professionellen Helfer, was sich in Essstörungen zeigt und einem sehr negativen Selbstbild. Liss, eine ältere, Mitte40jährige Frau, lebt seit Langem alleine im elterlichen Hof, den sie selbst bewirtschaftet, sich jedoch - umgeben von Büchern - vor der Welt und den Dorfbewohnern, die sie allesamt ausser Anni, der zähen alten Bäuerin, die noch mit 80 Jahren Rad fährt, ablehnen.

Die beiden begegnen sich zufällig auf dem Weinberg von Liss und nachdem Sally hilft, den Anhänger des Traktors aus dem Graben zu ziehen, bietet Liss ihr spontan an, dass sie auf dem Hof übernachten kann. Sally bemerkt, dass diese Frau anders ist, direkt und offen - und auch wenn sie geraume Zeit "immer auf dem Sprung" ist und an ihre Grenzen stößt, wird aus einer Nacht eine längere Zeit, Wochen.....

Zeigt sich in Sallys Sprache und Handlungen deren innere Zerrissenheit anfangs, so stellt man nach und nach fest, dass ihr die körperliche Arbeit auf dem Hof gut tut und sie immer mehr in ihrer sensiblen Mitte ankommt: Sie ist intelligent und weiß oft im Voraus, welche Handgriffe beim Kartoffelernten, Keltern, Imkern, Schnapsbrennen und Weinlesen zu tun sind. Behutsam lassen die beiden unterschiedlichen Frauen sich mehr und mehr aufeinander ein, ohne sich einzuengen: Sie helfen sich gegenseitig und gewähren sich dennoch Freiheit, eine neue Erfahrung und nach alten Verletzungen eine heilende für beide! So stellen sich bei der zuvor verstörten Sally erste positive Impulse ein (Gedanken zum Septemberlicht)

"Es war, als wollte die Welt noch einmal zeigen, wie schön sie sein konnte, wie viele Farben sie hatte, wie frisch sie riechen konnte!" (S. 71)

Als Septemberkind haben mich diese Zeilen, die auch den intensiven, klaren und prägnanten, dennoch sehr atmosphärischen Schreibstil des Autors kennzeichnen, sehr berührt.

Der Romantitel bezieht sich auf einen verwilderten alten Garten voller Birnbäume, der von Liss verhasstem Vater angelegt worden war und von deren Bitterkeit zeugt, bevor Sally ihn kurzerhand in einen "Zaubergarten" verwandelt, der wild belassen wurde und jetzt Liss gehört - sie eröffnet damit eine neue, heilsame Perspektive für Liss, die dies "so noch nicht gesehen hatte". Liss, die viele verletzende Erfahrungen in ihrem Leben machen musste, wirkt sehr stark und dennoch auch zerbrechlich

"Ich würde so gerne erleben, einmal nur, dass ich jemand reicher gehen lassen kann, als er zu mir kommt. Reicher und gesünder". (Zitat Liss S. 174)

Dieser Roman mit seinen beiden auf ihre jeweils unterschiedliche Art starken Charaktere ist ein intensives Leseerlebnis, da auch der Hof und die Landschaften atmosphärisch dicht beschrieben werden und eigene Bilder im Leser wachrufen. Wird es Sally und Liss gelingen wie bei der Bestäubung der Bienen mit Puderzucker, die "Milben der Vergangenheit" allesamt hinter sich zu lassen, um ein freies, eigenständiges und glückliches Leben zu führen?

Fazit:

Ein Roman voller sprachlicher Tiefe, Ewald Arenz verfügt über einen ausgesprochen klaren, schnörkellosen Schreibstil, der alles Unwesentliche bewusst beiseite lässt - dafür aber die Vorstellungskraft und die Sinne des Lesers aktiviert. Eine sehr intensiv erzählte Geschichte über die aufkeimende Freundschaft zwischen zwei verletzten, ungleichen Frauen, die sich einander annähern und denen es durch ungesagte Zuneigung gelingt, einander zu helfen! Emotional, aufwühlend, nachdenklich stimmend - und letztendlich optimistisch. Sehr lesenswert! Daher von mir 5* sowie eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.05.2019

Patienten - norwegischer Originaltitel

Die Frau, die verschwand
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"Die Frau, die verschwand" von Trude Teige erschien 2019 im Rowohlt-Verlag (tb) und umfasst 384 spannende und sehr lesenswerte Krimiseiten!


Im 3. Fall, in den die Journalistin Kajsa involviert ist, geht ...

"Die Frau, die verschwand" von Trude Teige erschien 2019 im Rowohlt-Verlag (tb) und umfasst 384 spannende und sehr lesenswerte Krimiseiten!


Im 3. Fall, in den die Journalistin Kajsa involviert ist, geht es um das nie aufgeklärte Verschwinden einer jungen Frau, die niemals gefunden wurde und deren Verbleib oder Tod über viele Jahre ungeklärt blieb. Eines Tages bittet ein Mann Kajsa, die in den Fall verwickelten Personen nochmals zu befragen - wenig später wird er ermordet. Offenbar ist er betäubt und ins Wasser geworfen worden. Steht das Verschwinden Julias, der jungen Frau mit dem Tod dieses Mannes in Verbindung? Das Interesse in Kajsa ist geweckt - und so ermittelt sie parallel zu ihrem Mann Karsten, der gewillt ist, auch polizeitechnisch den Fall wieder aufzurollen...

Die Mutter von Julia, Marianne Winther, Psychiaterin und in der Hirnforschung tätig, hat mit Eyvind Bull eine psychiatrische Klinik eröffnet, die jedoch nach 8 Jahren geschlossen wurde: Was hat es mit dieser Klinik auf sich, der auch Gunnar Lauritzen über Jahrzehnte als Patient angehört; ein Pastorensohn, der sich dem Willen seines Vaters widersetzte - und Künstler werden möchte, sogar ein Gespräch in einem Café mit Edvard Munch darüber führte? Was führte zum Tod einiger Patienten und hat auch Frode Olsen, der sich nach der Schließung um das Gebäude kümmert, etwas zu verbergen? In welchem Verhältnis standen die Kinder Marianne Winthers zu ihrer Mutter; Allan, der ältere Bruder von Julia - und Susanne, die kleine Schwester? All diese Fragen versuchen sowohl Kajsa als auch Karsten zu beantworten - und den mysteriösen Ereignissen innerhalb der Klinikmauern auch anhand von Dokumenten auf die Spur zu kommen, die eines Tages auftauchen....

Trude Teige gelingt es von Beginn an, den Leser in den Bann zu ziehen - und Informationen zu den einzelnen Figuren - besonders zu Julia selbst, ihrer Familie und auch "Krösus", wie er sich selbst nennt, einem friedfertigen Mann, der fast sein gesamtes Leben in der Psychiatrie verbringt und Freiheiten genießt, Parfum herstellt und "Diamanten" sammelt, in seiner eigenen Welt lebt, bis er die kleine Julia (8) kennenlernt, die seine Malerei "doll" findet - ein fein gezeichnetes Gesicht zu geben. Man verfolgt die Handlung voller Spannung und erfährt einiges zur Geschichte der Psychiatrie in Norwegen, den USA (und Europa), zu Lobotomie, Elektroschocks und Methoden, depressive Störungen hirnchirurgisch heilen zu wollen. Die Klinikleiterin erlebt man hierbei als sehr karrierewütig, sie stellt die Forschung an die erste Stelle - wohingegen sie für ihre Kinder und Familie weder Interesse noch Zeit findet.
Besonders die Geschichte von Gunnar Lauritzen fasziniert in ihrer Tragik, während des 2. Weltkrieges werden wertvolle Gemälde in einem Klinikgebäude deponiert, darunter auch Werke von Edvard Munch: Erzählt "Krösus" die Wahrheit, dass ihm eben dieser ein Bild schenkte mit dem Namen "Zweifel", das er jahrelang zu kopieren sucht?

Die Themen sind Euthanasie, Hirnchirurgie, aber auch Gier, Medikamentenabhängigkeit und über Leichen gehende Drogengeschäfte, die aktueller nicht sein könnten. Mich hat auch dieser Fall überzeugen können und es war ein kriminalistisches Vergnügen, mitzurätseln, wer damals gelogen hat - und welche Wahrheiten zutage treten würden.

Fazit:

Ein spannender, temporeicher, mit dennoch ruhiger Hand atmosphärisch geschriebener Kriminalroman, der den Leser in die Welt psychiatrischer Kliniken, fragwürdigen Heilungsmethoden, persönlicher Besessenheit und Machtgier sowie der Gehirnforschung entführt. Ich empfehle alle Kriminalromane von Trude Teige - und diesen im Besonderen! Empfehlung und Lesetipp mit voller Punktzahl und 5* von mir!

Veröffentlicht am 08.05.2019

Bon appétit war gestern - Ith do Leòr! - Esst reichlich!

Outlander – Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga
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Theresa Carle-Sanders , Leseratte und Köchin, lädt in ihrem fantastischen Kochbuch "Outlander - Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga" zur lukulinarischen (Zeit)reise von Lallybrach zu Frasers Ridge ...

Theresa Carle-Sanders , Leseratte und Köchin, lädt in ihrem fantastischen Kochbuch "Outlander - Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga" zur lukulinarischen (Zeit)reise von Lallybrach zu Frasers Ridge und wieder zurück ein.

Erschienen ist das 340 Seiten starke, fantastisch bebilderte bzw. fotografierte und dennoch sagenhaft handliche und wundervoll mit Fotos und Texten sowie Zusatzinformationen aus den Büchern von Diana Gabaldon gestaltete Kochbuch im ZAUBERFEDER Verlag, Braunschweig (2017). An dieser Stelle möchte ich die komplette Reihe dieser außergewöhnlichen (und sehr gut nachzukochender!) Kochbücher von Zauberfeder mehr als empfehlen! So bin ich auch vom "Ritter-Kochbuch" und dem "Gladiatoren-Kochbuch" mehr als begeistert; dies ist auch hier der Fall:

Nach dem Vorwort der Autorin und einer Einleitung begibt sich der kochwillige Zeitreisende in die Speisekammer, die als Portal dient: Hier werden Utensilien, Glossar und Techniken wie Blanchieren und Temperieren hervorragend erklärt. Die Inhaltsangabe gliedert die outlander-Küche; sie beginnt mit Grundrezepten, geht zum Frühstück über; folgt mit Suppen und Appetitanregern bis hin zu Rezepten mit Rind (Bsp. 'Briannas Pastetchen), Geflügel (Claires Brathähnchen z.B.); Schwein(Schottische Eier ;); Lamm (Shepard's Pie) über Wild bis hin zu Fisch/ Meeresfrüchte (Fisch-Pie bei den Lillingtons z.B.). Danach wird es vegetarisch und Kap. 12 umfasst Pizza und Pasta - es ist also für jeden Zeitreise-Geschmack etwas dabei ;)

Beilagen widmet sich die Autorin ebenfalls, da diese auch in der schottischen Küche nicht fehlen. Brot und Gebäck (z.B. Fionas Zimtscones, ein Gedicht!!) ; Süsses und Desserts (wie das Shortbread der MacKenzies); Drinks und Cocktails folgen - und das letzte Kapitel voll herrlicher Rezepte geht ans " Eingemachte" - z.B. Erdbeermarmelade à la Fraser).

Die geniale Verbindung der jeweiligen Rezepte mit passenden Textpassagen aus den Büchern von Diana Gabaldon um Claire und Jamie sowie die Landschaftseindrücke und liebevoll gestalteten Fotos der Rezeptideen (allesamt gut erklärt und nachkochbar!) dürften für jeden Fan der Serie ein kultiges Highlight darstellen - sie sind einfach zauberhaft und grandios!

Fazit:

In handlichem und wunderschönem outfit mit haptischem Titel und zwei Lesebändchen ist dieses herrliche Kochbuch aus dem Zauberfeder-Verlag ein absoluter Leckerbissen für Fans von Diana Gabaldons Highland Saga, das auch mit einigen Klassikern der schottischen Küche - in moderne Form gebracht - aufwartet, die mit passenden Buchtexten unterlegt, tollen Fotos versehen und sehr gut erklärten Rezepten garniert ist. Die Eindrücke schottischer Landschaften, des berühmten Hochland-Rindes und des Edinburgh Castle ganz vorne im Buch setzen für mich noch das "Sahnehäubchen" drauf, um in die typisch schottische Küche einzutauchen. Liebevoll arrangiert und gut nachkochbar - mehr als ein Kochbuch: Ein großes Vergnügen, aus diesem Buch etwas auf die Tafel zu "zaubern"! Ich empfehle es sehr gerne weiter und vergebe 5* und die volle Punktezahl am Firmament der Kochbücher: Great!!