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Veröffentlicht am 09.10.2019

Tiefschlag für Harry Hole

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Da es sich hier mittlerweile um den zwölften Band einer Reihe handelt, gibt es Spoiler zum Privatleben der Charaktere.
Seit der Trennung von seiner Frau Rakel scheint Harry Hole in alte Muster zu fallen. ...

Da es sich hier mittlerweile um den zwölften Band einer Reihe handelt, gibt es Spoiler zum Privatleben der Charaktere.
Seit der Trennung von seiner Frau Rakel scheint Harry Hole in alte Muster zu fallen. Doch nicht nur die Trennung macht ihm zu schaffen, denn auch Serienvergewaltiger und -mörder Svein Finne ist nach zwanzig Jahren Haft wieder auf freiem Fuss und hat Harrys Familie bedroht. Als er dann in einer Nacht dem Alkohol viel zu sehr zugesprochen hat, dass ihm am nächsten Tage jegliche Erinnerungen fehlen, scheint der Tiefpunkt gekommen zu sein. Doch warum hat er Blut an der Kleidung? Kurze Zeit danach bekommt Harry eine Antwort, eine Antwort, die den eh schon schwer gebeutelten Kommissar völlig zerstört.
Meine Meinung
Mit Messer ist nun der mittlerweile zwölfte Band der Harry Hole von Jo Nesbo erschienen und ich bin seit dem ersten Teil ein Fan des Schriftstellers und seines äuerst charismatischen Ermittlers Hole.
Dementsprechend gespannt war ich dann auch auf den neuen Band der Reihe, der gleich so beginnt, wie ich es nach dem Ende des letzten Bandes schon erahnt hatte. Damit gelingt der Einstieg leicht und schnell war ich wieder ganz bei Hole und dessen Ermittlungen. Nesbo hat etwas, mit dem er mich immer wieder an seine Bücher fesselt, dabei hat er eigentlich immer eine recht schwere, düstere und melancholische Grundstimmung. Diese ist in dem neuen Hole Fall ganz besonders hart zu spüren, da Hole tiefer betroffen und getroffen wird, als jemals zuvor. Genau das ließ mich hier auch wieder regelrecht durch die Seiten fliegen und der Spannungsaufbau ließ keine Wünsche offen. Von Beginn an war ich wieder ganz dicht am Geschehen und wie immer fand ich, dass der Thriller von Anfang bis Ende durchdacht und schlüssig wirkte.
Hole macht sich dieses Mal auf die Spur nach einem Täter, den er schon einmal dingfest gemacht hat. Dabei ist er sich selbst nicht ganz schlüssig, ob dieser ihm wirklich das alles angetan hat. Aber nicht nur die Jagd nach einem Mörder steht hier im Mittelpunkt, denn Nesbo knüpft auch einige weitere Themen, wie z. B. das PTBS mit in seine Geschichte ein. Dabei schafft es Nesbo mich immer wieder mit teilweise wirklich unglaublichen Plottwists zu verblüffen und mit so manch einer Entwicklung hat er mich tatsächlich tief betroffen gemacht.
Aus unterschiedlichen Blickwinkel, bei denen natürlich meist Ermittler Harry Hole im Mittelpunkt steht, verfolgt der Leser das Geschehen. Wer hinter der Tat wirklich steckt, bleibt dabei aber ein Rätsel und immer wieder befindet man sich auf falscher Fährte.
Ich weiß nicht, was es ist, was mich immer wieder zu Harry Hole zieht. Er war auf jeden Fall der erste Ermittler eines Thrillers, den ich kennengelernt habe, der so am Ende war. Ein Alkoholiker, der immer wieder abdriftet, der aber trotzdem ein unglaubliches Gefühl für Fälle und deren Täter hat. Definitiv hat Hole eins: Charisma und diesem erliegen doch so einige Frauen. Aber nicht nur Hole ist im Laufe der Jahre ein Charakter, dem ich nie widerstehen kann, sondern auch Nesbos andere Figuren sind äußerst interessant gezeichnet. Man hat das Gefühl, die Personen zu kennen und doch gelingt es Nesbo immer wieder, mich völlig zu überraschen.
Mein Fazit
Oftmals kann man Thriller einer Reihe auch für sich alleine lesen, doch das wäre im Falle der Hole Reihe nicht wirklich sinnvoll, denn die Entwicklung der Charaktere ist doch immer wieder grundlegend in den Nesbo Thrillern. Mit diesem Buch hat mich der Autor bestens unterhalten und wieder einmal völlig überrumpelt, denn was da wirklich passiert ist, war fast schon unglaublich und doch wiederum so schlüssig dargestellt, dass ich Nesbo alles abekauft habe. Wer die Reihe mag, wird auch an Messer nicht vorbei kommen.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Fünf Tage ohne Handy?

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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Digital Detox – mehrere Tage offline sein, ohne Handy, Tablet oder sonstiges Kommunikationsmittel – genau das scheint es zu sein, was die Menschen brauchen und so gibt es nun die Möglichkeit, solch eine ...

Digital Detox – mehrere Tage offline sein, ohne Handy, Tablet oder sonstiges Kommunikationsmittel – genau das scheint es zu sein, was die Menschen brauchen und so gibt es nun die Möglichkeit, solch eine Reise zu buchen. Auch Jenny und ihre drei Mitarbeiter werden zu fünf Tagen in einem einsamen, noch nicht ganz renoviertem Hotel eingeladen. Gemeinsam mit einer handvoll weiteren Gästen begeben sie sich mitten im Winter auf ihre Reise. Doch in dem Hotel angekommen, werden sie von einem gewaltigem Schneesturm überrascht und völlig von der Aussenwelt abgeschlossen. Genau das wollten sie doch, oder? Doch als einer von ihnen beim Frühstück nicht erscheint und nach der Suche schwer misshandelt aufgefunden wird, beginnt die Suche nach einem Irren. Wer steckt hinter diesem Angriff? Einer von ihnen? Einer der beiden Hausmeister? Oder versteckt sich jemand im Hotel? Als dann noch ein Opfer gefunden wird, beginnen die übrigen Gäste, sich gegenseitig zu verdächtigen.
Meine Meinung
Erst einmal großes Lob zur Covergestaltung an den Verlag, denn dieses Cover sieht wirklich mal so richtig gelungen aus.
Der Einstieg in Arno Strobels neuem Psychothriller gelingt sehr leicht, denn schon der Prolog brachte das ein oder andere Gänsehautfeeling. Doch auch danach geht es spannend weiter und ich muss schon sagen, Arno Strobel weiß genau, womit er Angst machen kann, zumindest mir. Er schreibt direkt und klar und als Leser hat man das gesamte Szenario des einsamen und eingeschneiten Hotels in den Bergen direkt vor Augen. Was das ganze dann noch einmal beklemmender werden lässt, ist die Tatsache, dass sich der Täter unter den Personen, die sich im Hotel befinden, sein muss. Diese Angst, dieses gegenseitig Misstrauen der Personen im Hotel hat der Autor hier absolut gelungen dargestellt. Einsam, eingeschneit und ohne Kommunikationsmöglichkeiten befinden sich die Charaktere des Psychothrillers in dem Hotel. Man verfolgt die Diskussionen der Charaktere untereinander, man sieht ihnen zu, wie sie sich gegenseitig beschuldigen und doch hat man das Gefühl, der Lösung einfach nicht näher zu kommen.
In erster Linie verfolgt man das Geschehen aus der Perspektive einer leitenden Angestellten einer Computerfirma, Jenny. Aber auch hin und wieder erlebt man direkt die Gedanken eines der Opfer, was mir regelrecht Angst machte, denn die Taten hier sind absolut entsetzlich und was das Opfer hier durchlebt, einfach grauenhaft.
Ganz besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen der einzelnen Personen, die auf den ersten Blick schon wieder ein wenig klischeehaft wirkten. Der großspurige Schönling mit der Sonnenbrille, die verantwortungsbewusste leitende Angestellte, der abgehalfterte Reiseleiter usw. Doch gerade durch diese typischen Charaktere wird dem Leser recht schnell bewusst, wie sehr jeder einzelne abhängig ist. Diese Dynamik innerhalb der Gruppe, die mit zunehmender Bedrohung immer härter, immer misstrauischer wird, fand ich wirklich sehr gut gelungen und authentisch. Ich selbst hatte immer wieder einen anderen in Verdacht und lag letzten Endes dann doch falsch. Lediglich das Ende kam mir ein wenig zu abrupt vor, das hätte durchaus noch ein wenig mehr in Richtung Showdown gehen können.
Mein Fazit
Ein spannender Psychothriller bei dem Autor Arno Strobel ganz geschickt mit den Ängsten der Menschen spielt. Er macht hier deutlich, wie sehr man doch von den heutigen Kommunikationsmitteln abhängig ist und wie sehr man ohne diese doch aufgeschmissen ist. Das Szenario ist perfekt gewählt und brachte noch zusätzlich die passende Atmosphäre. Doch vor allem das Verhalten der Charaktere untereinander fand ich richtig gelungen und hier macht das Wort Psycho diesem Buch alle Ehre. Lesenswert!

Veröffentlicht am 04.10.2019

So viele Bücher und ich nahm ausgerechnet dieses

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Gemeinsam mit ihrer Mutter und der großen Schwester wächst Mailin in Irland auf. Doch in ihrer Familie ist seit vielen Jahren alles anders, denn Mailins große Schwester Vicky liegt seit sieben Jahren im ...

Gemeinsam mit ihrer Mutter und der großen Schwester wächst Mailin in Irland auf. Doch in ihrer Familie ist seit vielen Jahren alles anders, denn Mailins große Schwester Vicky liegt seit sieben Jahren im Koma und niemand kann sich erklären warum. Zum Ausgleich betreibt Mailin Kampfsport und eines Abends, als sie sich gerade auf dem Rückweg vom Training befindet, wird plötzlich alles um sie herum schwarz. Als sie wieder zu sich kommt, ist alles anders, denn sie befindet sich in einer ganz anderen Welt, Lyaskye. In Lyaskye ist alles anders und es scheint, als würde sie von allen bedroht, selbst der Fremde, der ihr nicht mal ihren Namen verrät und der sie vor großer Gefahr rettete, ist ihr ein Rätsel. Doch als sie in der Hauptstadt ankommen, wird Mailin auf einmal bewusst, warum ausgerechnet sie in Lyaskye gelandet ist.
Meine Meinung
Schon bei meinem ersten Blick auf dieses wieder einmal wunderschön gestaltete Cover wurde ich neugierig, ausserdem hat Jennifer Benkau dieses Buch geschrieben und der Klappentext verspricht eine gute Fantasygeschichte. Bei gleich drei solcher Argumente kann ich einfach nicht widerstehen und musste One True Queen einfach lesen und gleich vorweg: ich wurde absolut nicht enttäuscht.
Da ich bereits einige Bücher der Autorin gelesen habe, wusste ich schon, dass ich den Schreibstil sehr mag und auch hier schreibt Jennifer Benkau wieder frisch und locker. Somit lässt sich dieses Buch leicht und flüssig lesen und passt sprachlich sowohl sehr gut für die angestrebte Zielgruppe als auch für die älteren Leser.
Ganz besonders gut gefallen hat mir hier das Worldbuilding, denn Jennifer Benkau baut hier so einige neue und eigene Ideen mit in die Geschichte ein, so dass das etwas bekanntere Grundgerüst der Königin in einer Fantasygeschichte hier etwas frisches und neues bekommt. Dadurch wirkt die Geschichte spannend und abenteuerlich und sorgt immer wieder für Abwechslung.
Doch auch der Inhalt machte einfach Spaß, denn mit vielen Plottwists konnte mich die Autorin immer wieder aufs Neue überraschen und so manches Mal, wenn ich dachte zu wissen, was passiert, drehte es sich wieder in eine ganz andere Richtung. Trotz dem etwas größerem Umfang von knapp über 500 Seiten wurde die Geschichte zu einem Pageturner, den ich an zwei Abenden verschlungen habe. Neben interessanten Figuren, Charaktere, einer fremden Welt und ganz viel Spannung und Intrigen gibt es hier auch etwas fürs Herz. Doch da kann ich einfach sagen, dass Jennifer Benkau auch in dieser Hinsicht genau meinen Geschmack getroffen hat, denn es wird hier keinerlei Schmacht oder Schnulz mit eingebunden.
Protagonistin Mailin ist hier die Ich-Erzählerin, die man auf ihrem Weg durch Lyaskye begleitet. Man durchlebt mit ihr Abenteuer und leidet, hofft und bangt gemeinsam. Sie ist mir so sympathisch, da sie einfach das Herz am rechten Fleck hat. Mit ihrem doch etwas loserem Mundwerk sorgt sie immer wieder für schlagfertige Dialoge. Sie ist eine Protagonistin mit Ecken und Kanten, eine Heldin aus der Nachbarschaft, wie du und ich. Mir ist sie rasend schnell ans Herz gewachsen und ich freue mich, sie wiederzusehen.
Neben Mailin sorgen natürlich viele weitere Figuren für einen spannenden Ablauf des Geschehens. Da wäre Mailins geheimnisvoller Retter, den sie Peter, wie Peter Pan, tauft und dessen wirklichen Namen sie erst später erfährt. Auch seine Figur hat mir sehr gut gefallen, denn auch bei ihm konnte ich nicht immer vorhersagen, wie er handeln würde.
Auch die Nebenfiguren sind vorstellbar und facettenreich ausgearbeitet und sorgten ebenfalls für so manch eine Überraschung.
Mein Fazit
Auch wenn das Grundgerüst der Geschichte zunächst bekannt klingt, sorgt Jennifer Benkau mit vielen eigenen Ideen und einem frischen Schreibstil dafür, dass dieses Buch in keinster Weise langweilig wirkt. Ganz im Gegenteil, denn für mich ist es eins meiner Jahreshighlights gewesen, dessen Fortsetzung ich kaum abwarten kann. Protagonistin Mailin ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich habe hier mit ihr mitgefiebert, gelitten und gebangt. Alles in allem eine großartige Geschichte, die ich sehr gerne empfehle.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Macht einfach Spaß beim Lesen

Die Pan-Trilogie: Die magische Pforte der Anderwelt (Pan-Spin-off 1)
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Die sechzehnjährige Allison gehört zu den Schülerinnen eines Internats in Edinburgh. Die geheimnisvollen Gassen unter der Stadt sind für sie und ihre Freundinnen eigentlich nichts weiter als eine Attraktion ...

Die sechzehnjährige Allison gehört zu den Schülerinnen eines Internats in Edinburgh. Die geheimnisvollen Gassen unter der Stadt sind für sie und ihre Freundinnen eigentlich nichts weiter als eine Attraktion für Touristen, doch als eine Freundin eine Austauschschülerin aus Frankreich zu Gast hat, besuchen sie diese Gassen gemeinsam. Das Allison dabei aber ganz versehentlich eine magische Pforte zur Unterwelt öffnet, hätte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht gedacht. Doch als eines Tages Finn vor ihr steht, arrogant und überheblich, aber höllisch gut aussehend und ein Elf, der ihr genau das mitteilt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihm zu glauben. Finn möchte, dass Allison die Pforte wieder verschließt, doch leider hat sie überhaupt keine Idee, wie sie das anstellen soll.
Meine Meinung
Schon lange kreise ich um diese Geschichte von Sandra Regnier und jetzt nach diesem Buch frage ich mich, warum ich dafür so lange gebraucht habe. Das Buch ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch wirklich super zu lesen.
Sandra Regnier schafft es, mich in kürzester Zeit mitten in ihre Story zu ziehen, denn sie schreibt absolut mitreißend und fesselnd. Dabei gefallen mir vor allem der Humor der Autorin und die frechen Dialoge zwischen Allison und Finn. Mit dieser Art fängt sie ihre Leser schnell ein und ist auch für die Zielgruppe einfach perfekt.
Die Geschichte hat mir beim Lesen unheimlich viel Spaß gemacht, denn neben dem humorvollen Part fühlt man sich auch einfach richtig wohl beim Lesen. Die Seiten verfliegen nur so, denn Sandra Regnier hat hier so einige tolle Ideen, die sie hier einbringt. Durch den Cliffhanger am Ende warte ich dann auch sehnsüchtig auf die Fortsetzung, denn ich muss einfach wissen, wie es mit Finn und Allison weitergehen wird.
Der Handlungsschauplatz ist Edinburgh und die Autorin schafft es, mit kurzen Beschreibungen den Leser direkt vor Ort zu bringen. Seien es die unterirdischen Gasse oder die Burg der Freundin, ich konnte alles klar vor Augen sehen.
Besonders Spaß haben mir allerdings die Charaktere bereitet, allen voran Allison. Sie ist hier die Protagonistin und wir erleben aus ihrer Perspektive in der Ich-Form von den Ereignissen. Allison ist einfach sympathisch und mit ihrer schlagfertigen Art ist sie mir ganz schnell ans Herz gewachsen. Doch auch wenn sie nach aussen hin recht tough wirkt, wird gerade in den Momenten, in denen sie ihren Freund George trifft, deutlich, dass sie sich deutlich von ihren Eltern zurückgelassen und abgeschoben fühlt.
Finn ist ein bisschen klischeehafter gezeichnet und doch mochte ich ihn auch, denn mit seiner großen Klappe und der überheblichen Art bringt er genau Allisons ironische Seite zum Vorschein. Das Zusammenspiel der beiden hat mir richtig gut gefallen.
Neben den beiden stehen vor allem Allisons Freundinnen und der kleine George, der mehr mit Allison gemein hat, als die meisten, mit im Vordergrund. Auch diese Charaktere bekommen eine facettenreichee Zeichnung und lassen die Geschichte lebendig werden.
Mein Fazit
Toller Urban Fantasy Jugendroman, der einfach nur Spaß macht und wunderbar zu unterhalten weiß. Vor allem die Charaktere haben es mir angetan und auch wenn ich hier noch nicht so viel von der Anderwelt erfahren habe, denke ich, dass da spätestens im nächsten Band noch einiges folgen wird. Der flotte, jugendliche Schreibstil lassen die Seiten nur so verfliegen und der Cliffhanger zum Schluss lässt mich gespannt auf den zweiten Band zurück.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Gegen das Vergessen

Beinahe Herbst
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Es ist beinahe Herbst in Oslo und während die junge Ilse Stern zum ersten Mal frisch verliebt ist, träumt ihre große Schwester Sonja von einem Job als Kostümschneiderin am Theater. Doch Vater Isak drücken ...

Es ist beinahe Herbst in Oslo und während die junge Ilse Stern zum ersten Mal frisch verliebt ist, träumt ihre große Schwester Sonja von einem Job als Kostümschneiderin am Theater. Doch Vater Isak drücken ganz andere Sorgen, die er aber bestmöglich vor seiner Familie zurückhält. Denn es ist beinahe Herbst im Jahre 1942 und die Deutschen sind in Oslo.
Meine Meinung
Bücher, die über die Zeit des zweiten Weltkrieges erzählen, interessieren mich immer sehr. Auch der knapp gehaltene Klappentext und das hochwertige in Leinen gebundene Cover von Beinahe Herbst sprachen mich an. Das Buch erzählt die Geschichte der jüdischen Familie Stern aus Oslo. Tatsächlich muss ich hier zugeben, dass ich kaum Ahnung habe über die Zeit in den skandinavischen Ländern, was meine Neugier noch ein wenig erhöhte.
Das Buch beginnt recht harmlos und zunächst erzählt Marianne Kaurin in wechselnder Perspektive über die beiden älteren Töchter der Familie Stern, Ilse und Sonja. Beinahe fühlt es sich an, als wäre hier alles ganz normal, denn die beiden jungen Frauen haben Träume und lieben das Leben. Doch spätestens, als auch die Perspektive des Vaters Isak mit hinzukommt, spürt der Leser das Damoklesschwert, das über den Köpfen der Familie kreist. Während die Mädchen noch kaum etwas von ihren Einschränkungen merken, spürt der Vater jeden Tag mehr von dem Hass der über die Stadt gekommen ist.
Die Erzählweise der Autorin ist, zugegeben, gerade am Anfang noch ein wenig gewöhnungsbedürftig, denn sie erzählt in Gegenwart mit wenig Worten, dafür aber so klar und direkt, dass selbst das, was sie nicht ausspricht, deutlich vor dem inneren Auge zu sehen ist. Jeder von uns wird schon einmal Berichte gesehen haben und so kam es mir beinahe vor, als ich die Geschichte las. Ich sah die Grausamkeiten vor mir, spürte die Angst der Menschen und hatte Tränen in den Augen, weil ich das, was da kam, nicht aufhalten konnte. Marianne Kaurin hat mich hier ganz tief berührt und brauchte dafür keine detaillierten Beschreibungen, jedes einzelne Wort hat mich gepackt und nicht losgelassen.
Die Figuren der Geschichte wirken auf den ersten Blick fast genauso knapp beschrieben, wie die Sprache der Autorin. doch schnell wurde mir klar, was da wirklich geschieht. Ich sah, wie sich die junge Ilse, die so oberflächlich erscheint und doch einfach ein typischer Teenager ist, sich verliebt. Ihre ältere Schwester, die so gewissenhafte und verlässliche Sonja, hat tief in ihrem inneren einen Traum und endlich den Mut aufgebracht und diesen verfolgt. Die kleinste der drei Schwestern, so jung und unschuldig mit ihrer Puppe im Arm wirkte so bezaubernd. Der Vater, der so hilflos ist und seine Familie so gerne beschützen würde. Die verängstigte Mutter deren tiefe Verzweiflung spürbar wird. Jede einzelne Figur wurde nicht in ausschweifende Details beschrieben und doch ist diese Familie echt, lebendig und einfach da.
Mein Fazit
Es ist eine absolute Kunst, auf so wenigen Seiten, mit so wenigen Worten eine Geschichte zu erzählen, die bis ganz tief im Inneren berührt. Marianne Kaurin ist dies hier auf eine besonders beeindruckende Weise gelungen, denn sie erzählt von Hoffnung, von Träumen, von Liebe und Familie und wie all das verloren geht. Dieses Buch macht wieder bewusst, dass man wirklich alles daran setzen muss, dass sich die Geschichte nie mehr wiederholen darf.