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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2023

Sorgt für gute Unterhaltung

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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Nachdem die kleine Frida den bekannten Umweltaktivisten Mats auf ihrem Heimweg von der Schule erschossen im Wald auffindet, hält man es zunächst noch für einen Jagdunfall. Doch dann werden Maya Topelius ...

Nachdem die kleine Frida den bekannten Umweltaktivisten Mats auf ihrem Heimweg von der Schule erschossen im Wald auffindet, hält man es zunächst noch für einen Jagdunfall. Doch dann werden Maya Topelius und ihr Kollege Pär Stenqvist von der Stockholmer Kriminalpolizei hinzugezogen und müssen feststellen, dass in dem idyllischen Ort längst nicht alles so ist, wie es scheint. Mats scheint bei so manch einem Holzhändler in der Gegend auf Gegenwind gestoßen zu sein und auch die Damenwelt des kleinen Ortes hatte so manch einen Grund, Mats etwas anzutun. Zur gleichen Zeit kämpft Mayas beste Freundin mit einem neuen Kollegen, der sie belästigt und bedrängt, aufgrund ihrer Vergangenheit wird sie von seinem Verhalten getriggert und beschließt, zu ihrer Tante zu fliehen.
Ich mag das Cover des Buches und irgendwie passt es auch einfach richtig gut zum Titel. Mich hat es auf jeden Fall sehr neugierig gemacht.
Der Einstieg fällt leicht, denn die Autorin beginnt gleich sehr spannend und mitten in der Handlung. Auch der Schreibstil macht es dem Leser äußerst leicht, schnell in die Geschichte hineinzufinden. Der Stil liest sich leicht und flüssig und vor allem kann man sich als Leser ganz schnell die gegebenen Umstände vorstellen.
Erzählt wird das ganze aus unterschiedlichen Perspektiven durch einen neutralen Erzähler, die zwischen Maya, Frida und Sanna wechseln. So erhält der Leser immer wieder neue Blickwinkel aufs Geschehen.
Interessant war auch die Themenwahl des Krimis, denn die Autorin verpackt hier gleich zwei sehr aktuelle und vor allem, was den Kahlschlag der europäischen Wälder betrifft, auch nicht unbedingt bekannte Themen an. Ich für mein Teil muss hier sagen, dass ich darüber bisher nur wenig in den Medien erfahren habe und freue mich, über die sehr dichte und intensive Auseinandersetzung der Autorin mit diesem Thema.
Doch nicht nur die Umweltproblematik wird angesprochen, sondern durch einen parallel verlaufenden Handlungsstrang mit der Sicht der Perspektive von Mayas Freundin Sanna zeigt die Autorin auch auf, dass Frauen, teilweise noch immer den Übergriffen durch Männer ausgesetzt sind und wie wichtig es ist, hier nicht zu schweigen.
Diese beiden Aspekte haben mir richtig gut gefallen, was aber zwischendurch ein wenig zäh war, waren die Ermittlungen der Beamten. Hier wurde einfach viel zu viel drumherum ausschweifend erzählt, was mir zwischendurch etwas die Spannung nahm. Dank des bereits erwähnten Schreibstils bleibt es aber trotzdem leicht, der Handlung zu folgen. Für mich hätten die gesamten Beschreibungen drumherum bei den Ermittlungen allerding nicht sein gemusst.
Kommissarin und auch Protagonistin des Buches Maya Topelius wiederum hat mir sehr gut gefallen. Sie handelt schonmal schnell aus dem Bauch heraus und bringt sich auch dadurch in Schwierigkeiten, doch gerade das macht auch wieder die Spannung in einem Krimi aus. Sie ist ein sehr loyaler Charakter und weiß sich durchzusetzen. Auf mich wirkte sie authentisch und glaubhaft.
Neben der Protagonistin stehen natürlich noch diverse Nebencharaktere, die auf die Handlung nötigen Einfluss nehmen. Gerade die kleine Frida, aus deren Sicht wir auch zwischendurch dem Geschehen folgen, fand ich gut gelungen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es für ein Kind in dem Alter eine Mischung aus Belastung und Neugier ist, nachdem sie den Toten aufgefunden hat.
Mein Fazit: mit Im Herzen so kalt konnte mich die Autorin Sandra Aslund sehr gut unterhalten und stellte mit der Protagonistin Maya eine interessante neue Protagonistin vor. Zwar waren die reinen Ermittlungen zwischendurch etwas zäh, aber insgesamt war alles logisch aufgebaut und glaubwürdig. Für Krimifans eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.11.2023

Spannendes und erschreckendes Zukunftsbild

Memoria
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Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: einst träumte Harriet davon, eine große Pianistin zu werden. Von der Musikhochschule war sie bereits angenommen worden und ihre Konzerte fanden in einem ...

Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: einst träumte Harriet davon, eine große Pianistin zu werden. Von der Musikhochschule war sie bereits angenommen worden und ihre Konzerte fanden in einem immer größeren Rahmen statt. Doch dann musste ihre Hand operiert werden und bei der Operation ging etwas schief. Nach unzähligen OP’s verließ sie gemeinsam mit ihren Eltern München und zog nach Frankfurt. Seitdem sind viele Jahre vergangen und die Welt um sie herum verändert sich immer mehr. Als sie bei einem Brand per Zufall einer älteren Dame das Leben rettet, scheint diese Harriet zu erkennen und auch Harriet kann sie daran erinnern, die Dame schon einmal getroffen zu haben. Nach und nach kommen immer mehr Erinnerungen und plötzlich weiß Harriet nicht mehr, was wirklich wahr ist, ihre Erinnerungen oder die plötzlich aufblitzenden Gedanken.
Cover und Klappentext sind hier sehr überzeugend und versprechen eine äußerst interessante Story, die ich dann auch mit Memoria erhalten habe. Allerdings viel mir der Einstieg nicht ganz so leicht. Zoe Beck wirft den Leser gleich mitten in die Geschichte und man oder hier besser ich, benötigte einfach einen Moment, um mich hier zurecht zu finden. Zwar wusste ich vom Klappentext, dass das Buch in naher Zukunft spielt, trotzdem war das Eingangsbild, ein großer Waldbrand, erstmal erschreckend.
Auch der Schreibstil ist zu Beginn noch nicht ganz meiner gewesen, denn hier wird nicht ein Wort zu viel gesagt oder erwähnt. Ein beinahe abgehackter, minimalistischer Schreibstil, zunächst schwierig um am Ball zu bleiben, je weiter die Geschichte allerdings fortfuhr, desto eindringlicher kam mir das Geschehene genau dadurch vor.
Ohne auszuschweifen oder bildreiche Details von sich zu geben, versetzt Zoe Beck einen immer mehr in die Geschichte. Zu Beginn fand ich es noch etwas zu ruhig, doch auch hier galt, je mehr ich von Harriet und ihrer Geschichte erfuhr, desto neugieriger wurde ich. Letzten Ende habe ich das gesamte Buch an nur einem Abend verschlungen, weil ich einfach wissen wollte, welche von Harriets Erinnerungen nun richtig sind.
Das gesamte Zukunftsszenario ist leider nur allzu gut vorstellbar. Waldbrände sind an der Tagesordnung, Temperaturen über 35 Grad nicht ungewöhnlich, Wasser und Energie sind knapp und die Schere zwischen arm und reich klafft weiter auseinander denn je. Das alles habe ich der Autorin absolut abgekauft, fühlt es sich doch heute schon so an, als würden wir genau auf solch eine Zeit zusteuern.
Harriet kam mir auch erst leblos vor, ein Mensch, der vor sich hinlebt, ohne große Ziele oder Träume. Gut, dieses Zukunftsbild lässt auch nur wenig Spielraum für große Träume. Aber irgendwie war sie so, wie Becks Schreibstil, abgehackt, fast leblos. Doch je mehr Harriet beginnt, ihren Erinnerungen auf die Spur zu gehen, desto mehr scheint sie auch aufzuleben. Letzten Endes mochte ich Harriet sehr gerne und ihre Handlungen waren stets nachvollziehbar.
Neben Harriet gibt es unterschiedliche Nebencharaktere, die zwar zum allergrößten Teil auch nebensächlich bleiben, aber natürlich immer wieder passende Impulse für den Fortgang der Story boten.
Mein Fazit: nach leichten Einstiegsschwierigkeiten entpuppte sich Memoria als ein spannender Thriller, der in der nahen Zukunft spielt. Mit nur wenigen Worten schafft es die Autorin, dem Leser das Szenario vors innere Auge zu transportieren. Spannend mit einer sympathischen Protagonistin, bei der man selbst erfahren möchte, was ihr wirklich widerfahren ist.

Veröffentlicht am 01.11.2023

Mal was anderes

Das Vogelmädchen von London
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London, zu Beginn des 16. Jahrhunderts, die sechzehnjährige Shay gehört zu den Aviscultarier, die die Vögel verehren und angeblich das Wahrsagen beherrschen. Als sie in der Stadt über die Dächer Londons ...

London, zu Beginn des 16. Jahrhunderts, die sechzehnjährige Shay gehört zu den Aviscultarier, die die Vögel verehren und angeblich das Wahrsagen beherrschen. Als sie in der Stadt über die Dächer Londons fliehen muss, weil sie zum wiederholten Male Vögel aus Käfigen befreit hat, kommt ihr unverhofft jemand zur Hilfe, der junge Schauspieler Nonesuch, dessen Theater gerade in London gastiert. Durch ihn bekommt Shay einen Einblick in die Scheinwelt des Theaters und irgendwie beschließen Shay und Nonesuch ihr eigenes Theater zu gründen. Selbst die Queen erfährt von ihnen und fordert Shay auf, ihr weiszusagen. Ab da läuft alles anders als je gedacht.
Aufmerksam geworden durch dieses wirklich wunderschöne Cover, wollte ich wissen, worum es in diesem Buch geht und die Geschichte klang aussergewöhnlich. Ganz genau das ist sie dann auch und ich bin mir sicher, nichts Vergleichbares bisher gelesen zu haben.
Allein schon Mats Osmans Schreibstil ist einfach anders, er erzählt mal poetisch, mal schon fast in Gossensprache und fängt dabei die ungewöhnliche Atmosphäre gekonnt ein. Dabei ist diese Geschichte auch eine Mischung aus Historie, Fantasy und einer Liebesgeschichte, die düster anmutet.
Es ist auf jeden Fall keine leichte Lektüre für zwischendurch, denn Osman erzählt mal ausschweifend und detailliert und dann wieder völlig überhastet. Ich musste mich ganz schön konzentrieren, um den teils verwirrenden Handlungssträngen zu folgen. Der Beginn des Buches konnte mich völlig in seinen Bann ziehen, da es gleich spannend wurde, doch gerade im Mittelteil wurde es etwas zu langatmig. Worum es hier wirklich geht, kristallisiert sich erst nach und nach heraus und ich hatte zwischendurch keine Idee, was mir der Autor sagen wollte. Doch all das löst sich dann im Laufe des Buches.
Was gut gelungen ist, vor allem durch die sprachliche Darstellung, ist die Realität der damaligen Zeit. Während die Reichen sich benehmen, als gehöre ihnen die Welt, kämpfen die Armen gegen Hunger und um ihr Überleben.
Protagonistin Shay, aus deren Sicht man der Handlung folgt, hat mir unheimlich gut gefallen. Sie ist ein vielschichtiger Charakter und hat ein ganz besonderes Gespür für ihre Mitmenschen. Durch sie erlebt man auch, wie schwer es zu der Zeit für Frauen war, die noch nicht einmal Botengänge erledigen durften. Auch Nonesuch ist etwas besonderes und eine absolut facettenreiche Gestalt. Die beiden zusammen geben dem Buch noch einmal mehr etwas Besonderes.
Die Nebencharaktere sind recht zahlreich und spiegeln die Gesellschaft der damaligen Zeit.
Mein Fazit: keine leichte Geschichte für zwischendurch, sondern eine eher besondere Geschichte, die mit einer düsteren Atmosphäre, vielschichtigen Charakteren und einem Genremix daherkommt. Zwischendurch vielleicht etwas langatmig, doch im großen und ganzen eher aussergewöhnlich. Wer sich darauf einlassen kann, erhält hier eine nicht alltägliche Geschichte.

Veröffentlicht am 27.10.2023

Spannende Lektüre

NACHT - Die Toten von Jütland
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Mitten im beschaulichen Jütland findet ein Bauer mitten in der Nacht eine Leiche auf einem Hügel. Neben dem Toten ist eine Schaufel in den Boden gerammt und auf seiner Brust wurde der Name Grandberg eingeritzt. ...

Mitten im beschaulichen Jütland findet ein Bauer mitten in der Nacht eine Leiche auf einem Hügel. Neben dem Toten ist eine Schaufel in den Boden gerammt und auf seiner Brust wurde der Name Grandberg eingeritzt. Der größte Magnat der Gegend und dessen Söhne, von denen einer der Chef der örtlichen Kriminalpolizei ist, tragen diesen Namen. Aufmerksam aufgrund der Schaufel beginnen die Ermittler den Hügel zu untersuchen und stoßen auf einen grausigen Fund. In dem Hügel sind die Überreste von achtzehn Frauen vergraben. Doch was haben die Grandbergs damit zu tun? Weil Kommissar Grandberg als befangen gilt, werden zwei Männer der Task Force 14 hinzugezogen. Doch dann verschwindet eine weitere junge Frau.

Bei diesem Buch faszinierte mich der Klappentext sofort und das schlichte Cover erweckt Neugier. Der Einstieg fällt leicht, da man ziemlich schnell mitten im Fall landet und der Autor einen sehr guten, flüssigen Schreibstil hat. Er erzählt zwar recht bildhaft und vieles kann man sich, manchmal leider, auch sehr gut vorstellen, beschreibt aber nicht jedes kleinste blutige Detail. Ich denke, dass auch Thrillerleser, die eher zart besaitet sind, hier durchaus zugreifen können.

Was mir sehr gut gefallen hat, war diese Mischung aus dem persönlichen Leben des ein oder anderen Ermittlers, einigen Rückblicken, bei denen man erstmal nur erahnt, wer da erzählt und dem Blickwinkel eines Opfers. Allerdings war es dann bei der Spannung so ein extrem zwischen spannenden Momenten und Passagen, die deutlich ruhiger wurden. Nichtsdestotrotz fand ich den Fall sehr gut konstruiert und teilweise auch sehr grausam. Gegen Ende steigert sich die Spannung immer mehr bis hin zu einem Showdown und einem extrem fiesen Cliffhanger.

Die einzelnen Ermittler sind alle absolut unterschiedlich, der Fokus liegt hier auch deutlich auf die beiden Männer der Task Force, von dem der einen ein stiller, fast schon bedrückt wirkender Mann ist, während der andere schonungslos den Menschen seine Meinung um die Ohren haut. Die beiden polarisieren auf jeden Fall.

Mein Fazit: mit Nacht konnte mich der Autor Thomas Bagger durchaus fesseln und es liest sich leicht und flüssig. Ja, es gab vielleicht das ein oder andere kleinere Detail, das mich stutzig machte, das allerdings der spannenden Story keinen Abbruch tat. Ich freu mich bereits auf die Fortsetzung und empfehle den Thriller gerne weiter.

Veröffentlicht am 27.10.2023

Aktuelles Thema spannend verpackt

Koogland
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Nach einer verheerende Flutkatastrophe beschließt die Regierung Deutschlands, die Köge, die Gebiete gleich hinter dem Deich, aufzugeben. Viele Bauern nehmen die viel zu geringe Entschädigung an und verlassen ...

Nach einer verheerende Flutkatastrophe beschließt die Regierung Deutschlands, die Köge, die Gebiete gleich hinter dem Deich, aufzugeben. Viele Bauern nehmen die viel zu geringe Entschädigung an und verlassen ihre Heimat. Doch Thies und seine Familie mit einigen weiteren Bauern weigern sich und beginnen nicht nur ihre Heime, sondern auch den Deich wieder aufzubauen. Auch Laras Schwester Alina lebt gemeinsam mit ihrem Freund in den Kögen, sehr zum Missfallen Laras. Diese würde alles daransetzen, ihre Schwester zurück nach Berlin zu holen, doch Alina weigert sich. Während eines Telefonats der Schwestern, passiert etwas im Hintergrund und Alina verschwindet. Lara reist in die Köge, um heimlich herauszufinden, was hier passiert ist.
Der Klappentext des Buches hat mich extrem neugierig gemacht und auch das Cover passt hier sehr gut.
Der Einstieg ist gleich spannend, denn der Autor beschreibt die Flutkatastrophe und den Kampf der Menschen, um ihr Überleben. Autor Michael Lange beschreibt das Geschehen so intensiv, dass man gleich mit den Charakteren mitfühlt. Auch sonst liest sich sein Schreibstil flüssig und die Darstellung der Ereignisse ergeben ein lebendiges Kopfkino.
Das Setting ist deutlich beschrieben und der Autor scheint sich selbst hier in den Kögen sehr gut auszukennen.
Da das Buch in naher Zukunft spielt, sind die Ereignisse erschreckend vorstellbar. Dabei verbindet der Autor aktuelles Zeitgeschehen mit Dingen, die zwar noch in der Zukunft liegen, aber sehr logisch erscheinen. Verfolgt man Kommentare unserer Mitmenschen in den sozialen Medien, ist die im Roman dargestellte Unzufriedenheit der Bevölkerung leider sehr realistisch. Viele Ereignisse und Meinungen wirken wie aus unserer Gegenwart aufgegriffen, was beim Lesen des Buches einfach sehr authentisch wirkt.
Der Plot des Buches bleibt auf einem Level, Langeweile kommt hier nicht auf. Zwar dreht sich hier auch ein großer Part um die Suche nach Laras Schwester, trotzdem bekommt man viele Einblicke in die Gegend, aber auch in die technische Entwicklung, die ebenfalls nicht all zu weit hergeholt scheint, denn einiges davon ist heute schon möglich.
Interessant fand ich vor allem die Charaktere. Protagonistin Lara, deren Erlebnissen man zu großen Teilen aus ihrer Sicht verfolgt, ist eine zu allem entschlossene, junge Frau, die nicht zaudert, ihre Schwester zu finden. Als gelernte Krankenschwester in der Notaufnahme der Berliner Charité, zögert sie nicht, sich auf Thies Angebot die Ärztin der Region zu werden, einzulassen. Ich mochte ihr selbstbewusster Auftreten und ihre Energie und dadurch wirkte sie authentisch. Aber auch Thies Cordes, den alle nur den Hauptmann nennen, ist ein sehr stark gezeichneter Charakter. Seinen Wunsch nach Unabhängigkeit konnte ich tatsächlich sehr gut nachvollziehen. Allerdings zeigt sich schnell, auf welche Methoden er zurückgreifen muss oder will, um seine Gesetze in seinem Koogland durchzusetzen. Zunächst mochte ich ihn sogar noch, doch hinter Thies steckt noch viel mehr, als man zunächst annimmt.
Es gibt auch noch eine ganze Menge Nebencharaktere, die je nach Wichtigkeit ebenfalls deutlich gezeichnet werden. So dass nicht nur das gesamte Koogland, sondern auch dessen Einwohner lebendig werden.
Mein Fazit: auch wenn Laras Suche nach ihrer Schwester etwas zu viel Raum bekommt, konnte mich der Autor mit seiner Idee hier überzeugen und fesseln. Geradezu erschreckend, schafft er es, unser aktuelles Zeitgeschehen und die Unzufriedenheit der Bevölkerung darzustellen. Es fühlt sich an, als würde er der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Authentische Charaktere, dazu viel Lokalkolorit und glaubwürdige technische Entwicklung machen das Buch zu einem spannenden Kopfkino. Sehr lesenswert.