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Veröffentlicht am 27.09.2020

Überraschend glaubwürdiges Szenario

Zweite Heimat – Die Reise der Celeste
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Als Kommandant der Celeste bricht Alvar Lajunen gemeinsam mit seiner Crew zur ersten Mission auf, um den Mars zu besiedeln. Doch schon auf den Weg dorthin stellen sie fest, dass sie nicht das einzige Raumschiff ...

Als Kommandant der Celeste bricht Alvar Lajunen gemeinsam mit seiner Crew zur ersten Mission auf, um den Mars zu besiedeln. Doch schon auf den Weg dorthin stellen sie fest, dass sie nicht das einzige Raumschiff sind, die Anflug auf den Mars nimmt. Bereits bei ihrer Ankunft werden sie von den E’Kturi begrüßt, eine andere Lebensform, die den Menschen in ihrer Entwicklung um viele tausende von Jahren voraus sind. Diese erwarten die Erdenbewohner und haben ihre ganz eigene Mission: sie wollen herausfinden, ob oder inwiefern die Menschen eine Bedrohung für das gesamte Universum seien. Bei jeder Bewegung werden die Menschen beobachtet und Lajunen ist klar, wenn er die Menschheit, aber auch seine Familie schützen will, müssen sie unter allen Umständen diesen Test bestehen.
Meine Meinung

Eigentlich bin ich kein typischer Sci-Fi-Leser, doch der Klappentext des Buches machte mich unheimlich neugierig auf die Geschichte.
Dank des sehr angenehmen und flüssigen Schreibstils der Autorin Madeleine Puljic fiel es mir sehr leicht, in die Geschichte zu finden. Vor allem mit ihren Charakteren, sowohl den menschlichen als auch den ausserirdischen, konnte die Autorin bei mir punkten, da sie diese wirklich sehr glaubhaft gezeichnet hat.
Ansonsten starten wir, nach kurzer Einführung, gleich auf die Marsmission und auch die Reise an sich nimmt nur einen kleinen Raum ein, so dass es hier auch nicht zu Längen kam. Das Zusammentreffen mit den E’Kturi fand ich ebenfalls noch gelungen. Der Mars und das drumherum hätte ruhig noch ein wenig intensiver beschrieben werden können, aber um sich ein Bild im Kopf zu machen, hat es durchaus auch so gereicht.
Die Perspektiven wechseln zwischen der Mission auf dem Mars, bei der Kommandant Lajunen im Mittelpunkt steht und mit dem Geschehen auf der Erde, bei der wir Hana, Lajunens Frau und deren Erlebnisse näher kennenlernen. Die Handlung insgesamt entwickelt sich nur langsam, zwar bleibt alles interessant, so dass es nicht langweilig wurde, aber für mich hätte noch etwas mehr Tempo hineingemusst.
Interessant war die Handlung und deren Darstellung auf dem Mars, mit der mich die Autorin überraschen und überzeugen konnte, denn für mich war das gesamte Handeln der Figuren sehr logisch. Die E’Kturi möchten die Menschen beurteilen, doch auch wenn der Kommandant alles einsetzt, damit diese Beurteilung positiv verläuft, sind natürlich immer wieder welche dazwischen, denen das nicht so passt. Typisch Mensch, fühlen sich manche von den E’Kturi bedroht und was daraus resultiert, ist dann mehr als gut nachvollziehbar.
Doch nicht nur die Crew auf dem Mars ist wenig begeistert von dem, was die E’Kturi vor haben, auch auf der Erde wird gegen diese Pläne geschmiedet.
Genau diese Darstellung der unterschiedlichen Charaktere fand ich absolut glaubwürdig. Ich hatte hier keinerlei Zweifel, dass Menschen so und nicht anders handeln würden und damit hat mich die Autorin auch absolut überzeugt.
Lajunen und seine Frau Hana fand ich sehr sympathisch und diese beiden lernt man auch intensiv kennen. Allerdings bleiben viele der Nebenfiguren hier deutlich blasser und bei dem ein oder anderen hätte ich mir gerne mehr über die Gedankenwelt gewünscht.
Dafür fand ich die Zeichnung der E’Kturi absolut gelungen. Nicht nur die optische Darstellung, sondern auch ihr gesamtes Verhalten waren äußerst interessant und glaubwürdig. Mit diesem Volk hat die Autorin einen Gegensatz geschaffen, der mich auch nachdenklich gemacht hat. Was würde ein Volk mit völlig anderen Einstellungen denken, wenn sie uns Menschen auf der Erde und vor allem unser Handeln sehen? Ich fand es durchaus nachvollziehbar, warum die E’Kturi die ersten Menschen auf dem Mars so begrüßt haben.
Mein Fazit

Mit “Zweite Heimat” ist es Madeleine Puljic gelungen, auch einen eher weniger Sci-Fi Lesenden zu überzeugen, denn das gesamte Bild rund um Technik und Raumfahrt bleibt hier eher im Hintergrund. Dafür standen mehr politische Themen und auch die Darstellung der Charaktere im Vordergrund und gerade diese Handlungen fanden ich absolut glaubhaft und gelungen. Eine unterhaltsame Geschichte, nicht nur für Sci-Fi-Fans.

Veröffentlicht am 24.09.2020

Absolut atmosphärisch

Der Schattenmörder
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An einer Schule in dem kleinen Dorf Gritten lernte Paul einst Charlie kennen. Charlie, der seine Freunde, Billy und James, und ihn mit seinen düsteren Ideen beeinflusste und ihnen etwas über luzide Träume ...

An einer Schule in dem kleinen Dorf Gritten lernte Paul einst Charlie kennen. Charlie, der seine Freunde, Billy und James, und ihn mit seinen düsteren Ideen beeinflusste und ihnen etwas über luzide Träume beibrachte. Zunächst waren Paul, Billy und James beeindruckt, doch dann werden Charlie und Billy zu Mördern und während Billy verhaftet wird, verschwindet Charlie spurlos. Seitdem sind 25 Jahre vergangen und auch wenn Paul sich geschworen hat, niemals wieder zurück nach Gritten zu kehren, ist er nun wieder da, denn seine Mutter liegt im Sterben. Kaum zurück in Gritten geschehen merkwürdige Dinge und Paul spürt, dass die Vergangenheit droht, ihn einzuholen.
Meine Meinung
Bereits Alex Norths erster Roman “Der Kinderflüsterer” hatte mir gut gefallen, denn der Autor schafft es sehr gut, eine leicht unheimliche, beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Genauso war es dann auch hier, denn schnell gelang es dem Autor wieder, mich mit seinem sehr leichten und flüssigen Schreibstil einzufangen.
Wer auf Grund des Titels glaubt, dass es sich hier um einen Thriller handelt, könnte enttäuscht werden, denn der Autor erzählt eher in einem ruhigen Tempo. Dafür schafft er es aber durchweg eine subtile Spannung aufzubauen und wie bereits erwähnt, punktet das Buch mit seiner Atmosphäre, die leicht finster, mysteriös und etwas unheimlich wirkt. Das wiederum liegt auch zum Teil mit an der Grundidee, die hier mit eingebaut wird: das luzide Träumen. Auch diese Darstellung fand ich unheimlich gut gelungen und mit dieser Idee konnte er nicht nur bei mir punkten, sondern auch immer mal wieder völlig überraschen.
Ein weiterer Punkt, der für mich sehr gut umgesetzt wurde, ist das Setting der verwahrlost wirkenden Kleinstadt, die von einem dunklen Wald umgeben ist. Alex North beschreibt mit wenigen, dafür eindringlichen Details und wirkt dadurch noch einmal mehr auf die Atmosphäre.
Aus der Sicht Pauls und einer Ermittlerin, die auf der Suche nach einem Nachahmungstäter Charlies auf der Spur ist, wird diese Geschichte erzählt. Immer wieder gibt es auch Rückblenden in Pauls Schulzeit, bei der der Leser dann auch hin und wieder auf den sehr unheimlich wirkenden Charlie einen Blick werfen kann. Während Paul in der Ich-Perspektive erzählt, bekommen wir die Sicht der Ermittlerin in dritter Person. Dadurch baut man schnell eine besondere Beziehung zu Paul auf, den man allerdings nicht gleich gänzlich einschätzen kann. Auch die Ermittlerin scheint etwas mit Gritten zu verbinden und während Rückblicke, Gegenwart und verschiedene Perspektiven wie kleine Puzzleteile wirken, ergeben sie doch zum Schluss ein schlüssiges Gesamtbild.
Paul steht hier deutlich im Vordergrund der Geschichte, was natürlich auch mit daran liegt, dass er bei den Ereignissen vor fünfundzwanzig Jahren mit dabei war. Seinen Wunsch nach Abstand zu seiner Vergangenheit konnte ich sehr gut verstehen und auch sonst fand ich seine Handlungen sehr glaubwürdig und schlüssig.
Die weiteren Figuren stehen aber deutlich in Pauls Schatten und ich hätte mir vor allem von Charlie gerne ein noch besseres Bild gemacht, auch wenn durch eine bestimmte Geschichte klar wird, aus welchen Gründen er handelte.
Mein Fazit
Mit “Der Schattenmörder” konnte mich Autor Alex North wieder sehr gut unterhalten und brachte interessante Aspekte, die luziden Träume, mit ein, die immer wieder Wendungen in die Handlung hervorriefen. Eine sehr trostlose, düstere Atmosphäre und ein Protagonist, der nie wirklich mit seiner Vergangenheit abschließen konnte, sorgten noch einmal mehr für eine leicht beklemmende Stimmung.

Veröffentlicht am 21.09.2020

Eine Geschichte über Verantwortung und Erwachsen werden

Insel der Waisen
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Auf einer Insel irgendwo im Nirgendwo leben neun Kinder, ganz alleine. Jedes Jahr, nachdem eine Glocke ertönt, taucht ein grünes Boot auf und in diesem sitzt ein Kleinkind. Während dieses Kleinkind vom ...

Auf einer Insel irgendwo im Nirgendwo leben neun Kinder, ganz alleine. Jedes Jahr, nachdem eine Glocke ertönt, taucht ein grünes Boot auf und in diesem sitzt ein Kleinkind. Während dieses Kleinkind vom neuen Ältesten der Insel betreut wird, muss der zuvor Älteste die Insel mit dem Boot verlassen. So geht es Jahr für Jahr und in diesem Jahr ist Jinny die neue Älteste und muss ihre Aufgabe annehme, das kleine Mädchen Ess zu betreuen und dieser das Leben auf der Insel zu erleichtern. Jinny fällt es schwer, sich auf die Erziehung der kleinen Ess zu konzentrieren, denn ihre Gedanken kreisen ständig darum, dass sie schon bald die Insel verlassen soll. Doch was wäre, wenn sie einfach bleiben würde?
Meine Meinung
Ein wunderschönes, sehr auffälliges Cover machte mich neugierig auf den Inhalt des Buches und der Klappentext erinnerte mich an eine moderne Form von Herr der Fliegen. Der Einstieg fällt hier ebenfalls sehr leicht, denn Laurel Snyder versteht es, ihre Leser direkt auf die ferne Insel zu versetzen. Sie schreibt leicht und gut verständlich und auch für die Zielgruppe ab zwölf Jahren dürfte es hier keinerlei Verständnisprobleme geben.
Zu Beginn lernen wir Jinny kennen und erleben gleich die Ankunft des neuen Kindes und nehmen Abschied vom Ältesten Deen. Auch wenn Deen versucht hatte, Jinny auf ihre neue Rolle als Mentorin eines Kleinkindes einzustimmen, fällt es dieser zunächst alles andere als leicht, diese überaus verantwortungsvolle Rolle zu übernehmen. Diese Darstellung ist der Autorin sehr glaubhaft gelungen, denn als Mutter weiß man, wie schwer es manchmal ist, in jeder Lage für ein kleines Kind Verantwortung zu übernehmen. Wie schwer das für ein junges Mädchen, dessen Alter ich auf ca. 12 Jahren schätze, ist, wird hier sehr gelungen gezeigt.
Ansonsten ist die Insel und ihre Bewohner sehr gut beschrieben. Jeder hat hier tägliche Aufgaben, die den Alltag erleichtern sollen und müssen. Die Kinder müssen sich aufeinander verlassen können und so manches bekommt von ihnen sogar eigene Ausdrücke, wie z. B. die Früchte der Insel. Doch Lauren Snyder lässt dem Leser eine ganze Menge Fragen offen. So hat man keinerlei Hinweise, warum die Kinder überhaupt auf der Insel sind oder ob sie wirklich Waisen sind. Nur ein paar alte Bücher, die einst einem Mädchen namens Abigail gehörten, erzählen vom Leben ausserhalb der Insel. Doch auch wenn genau diese Frage immer wieder in meinem Kopf herumspukte, gab es auch noch genügend andere Dinge, die man hier erlebte.
So erzählt die Geschichte von Verantwortung, sich selbst aber auch anderen gegenüber, von Vertrauen und Mut, von Freundschaft, aber auch vom Abschied nehmen. All diese Punkte werden hier in erster Linie durch die Protagonistin Jinny gezeigt, die hier deutlich im Mittelpunkt steht. Als Leser verfolgen wir Jinnys Gedanken und Gefühlen und beobachtet, welche Entscheidungen sie trifft. Diese kommen oftmals aus dem Bauch heraus und gerade bei Jinny spürt man deutlich, dass sie noch gar nicht so weit ist, wirklich die “Älteste” und somit die Verantwortliche zu sein.
Jinny machte mich nachdenklich, denn sie sollte noch Kind sein und doch muss sie oft wie eine Erwachsene handeln. Im Laufe der Geschichte beginnt aber auch Jinny zu reifen und auch wenn nicht immer alle Entscheidungen, die sie trifft, vernünftig sind, so sind durchaus nachvollziehbar. Neben Jinny gibt es natürlich noch die anderen Kinder auf der Insel, bei der vor allem der ruhige Ben einen bleibenden Eindruck hinterlässt und hier manches Mal älter wirkt als Jinny. Auch die kleine Ess, die völlig verstört und verängstig auf die Insel kommt, wird klar gezeichnet. Allerdings ist auch genau diese Zeichnung des Kleinkindes für mich die am wenigsten glaubwürdige, denn für das, was Jinny ihr auf der Insel beibringen soll, ist sie meiner Meinung nach einfach zu klein. Ob aber genau das der wichtige Punkt hier ist? Ich kann es gar nicht genau sagen. Aber irgendwie könnte ich mir, vor allem nach dem Ende, vorstellen, dass die Geschichte noch weiter erzählt werden könnte.
Mein Fazit
Eine sehr ungewöhnliche Geschichte über das Lernen von Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, aber auch über Liebe dem nächsten gegenüber, Vertrauen, Freundschaft und Zusammenhalt. Insgesamt macht die Geschichte nachdenklich und lässt den Leser mit vielen Fragen zurück. Was und vor allem wer steckt hinter der Insel? Darüber wird sich der Leser wohl seine eigenen Gedanken bilden müssen.

Veröffentlicht am 18.09.2020

Gelungene Adaption allerdings mit Längen

Dornenthron
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Das Königreich Lathien war einst ein prachtvolles Land, doch nun wird es von König Tiban regiert, der mit harter Hand seine Untertanen führt. Doch nicht nur Tiban zwingt die Menschen in die Knie, auch ...

Das Königreich Lathien war einst ein prachtvolles Land, doch nun wird es von König Tiban regiert, der mit harter Hand seine Untertanen führt. Doch nicht nur Tiban zwingt die Menschen in die Knie, auch eine große Dürre herrscht über Lathien. Die Menschen leiden Hunger, werden von Räuberbanden bedroht und ihre Kinder werden entführt. Aber es gibt auch eine Legende, die Hoffnung verspricht. Diese erzählt von einem Kaiserreich, Ycena, dessen Bewohner von Hexen verflucht wurden und nun in einem viele Hundert Jahre andauernden Schlaf gesunken sind. Sollte es einem Retter gelingen, die Tochter des Kaisers zu befreien, wird Friede über die Königreiche Lathiens einkehren und der Retter der neue Kaiser. Ukalion, der illegitime Sohn Tibans, macht sich auf die Suche nach dem Reich, doch dabei ist er nicht der einzige, der hofft, Ycena zu finden.
Meine Meinung
Ein absolut wunderschönes Cover und das Versprechen einer düsteren Märchenadaption machten mich sehr neugierig auf Dornenthron.
Dabei fiel es mir recht leicht, in die Geschichte zu finden, denn Boris Koch erzählt sehr bildhaft und detailliert, so dass man sich schnell Charaktere und die Welt Lathiens vorstellen kann. Auch die gesamte Idee hinter dem ersten Band der Dornenthron Reihe hat mir sehr gut gefallen, denn auch wenn es zunächst nur nach einer Adaption des Märchens Dornröschen klingt, knüpft der Autor doch auch noch andere Geschichten mit ein.
Das Worldbuilding hat mir gut gefallen und die gesamte Atmosphäre hatte immer einen leicht düsteren Unterton, wenn auch nicht ganz so hart wie zunächst gedacht. Nichtsdestotrotz gelingt es Boris Koch sehr gut, den Leser in seine Welt zu entführen.
Der Autor arbeitet hier mit vielen Perspektivenwechsel, bei denen immer wieder neue Charaktere im Vordergrund stehen. Jeder von ihnen möchte das hinter Dornenhecken verborgene Kaiserreich Ycena finden, auch wenn jeder einen anderen Beweggrund dafür hat. Allerdings legt der Autor auf jeden seiner Perspektiven sehr viel wert und erzählt sehr ausschweifend von den Wegen und von den Hintergründen der Charaktere. Auch wenn das alles sehr interessant war, hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die Handlung dadurch nur langsam voran kam und es war etwas langatmig, wenn auch nicht langweilig. Denn gelangweilt habe ich mich auf keinen Fall, denn dafür war die gezeigte Welt und die Charaktere wiederum viel zu interessant. Also wer es mag, wenn etwas wirklich detailliert erzählt wird, wird hier voll und ganz auf seine Kosten kommen.
Die Charaktere waren sehr zahlreich, da war der Sohn des Müllers Ukalion, der der Bastard des Königs ist und der sich an seinem Halbbruder und seinen Vater rächen möchte. Dann das Geschwisterpaar Perle und Ion, die von zu Hause fortliefen und mich ein wenig an Hänsel und Gretel denken ließen. Die Duftfinderin Tyra, die sich auf die Suche nach ihrem kleinen Sohn macht, nachdem dieser von einem Fremden entführt wurde – wobei ich ein wenig an Rumpelstilzchen denken musste und zu guter Letzt die Schwester eines Gehenkten, die ebenfalls auf Rache sinnt. Ach ja, und natürlich gibt es dann auch noch eine Perspektive aus Ycena selber. Alles in allem sehr umfangreich, dabei aber wirklich absolut durchdacht und die Charaktere waren mir alle schnell ans Herz gewachsen und wirkten authentisch. Allerdings wird von jedem einzelnen der Weg und die Beweggründe genauestens gezeichnet, was teilweise zu viel des Guten wurde. Ich habe durchaus mit den einzelnen mitgefiebert, hätte mir aber einfach noch mehr Tempo in der Handlung gewünscht.
Mein Fazit
Insgesamt mochte ich die Geschichte rund um das hinter Dornenhecken versteckte Kaiserreich Ycena sehr gerne. Durch die Vielzahl an Charakteren, bei denen ich zwar mit den einzelnen durchaus mitgefiebert habe, fühlte ich mich aber mit keinem so richtig verbunden. Auch erst während des Lesens ist mir bewusst geworden, dass es sich bei dem Buch um keinen Einzelband, sondern um eine Reihe handelt. Auch wenn es insgesamt sehr ausschweifend erzählt wurde, möchte ich trotzdem wissen, wie es weitergehen wird und ich freue mich auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2020

Solider Thriller

Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers
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Als in London an verschiedenen Orten Leichenteile gefunden werden, wird die SCU, die Serial Crimes Unit, dazugerufen. Für Detective Anjelica Henley gleicht es einem Déjà-Vu, denn bereits vor einiger Zeit ...

Als in London an verschiedenen Orten Leichenteile gefunden werden, wird die SCU, die Serial Crimes Unit, dazugerufen. Für Detective Anjelica Henley gleicht es einem Déjà-Vu, denn bereits vor einiger Zeit hat sie den so genannten Jigsaw Man verhaftet, dessen “Spezialität” es war, seine Opfer zu zerstückeln. Doch dieser sitzt im Gefängnis und alle befürchten, dass es sich um einen Trittbrettfahrer handelt. Gemeinsam mit ihrem neuen Kollegen Salim Ramouter beginnt sie, zu ermitteln.
Meine Meinung
Cover und vor allem der Titel machten mich umgehend neugierig und gespannt auf den Debütthriller der Autorin Nadine Matheson. Bei Jigsaw Man hatte ich natürlich gleich eine Assoziation zu einem Film und sah ständig die Figur vor mir. Was hier allerdings nichts mit dem Fall zu tun hat.
Schon mit dem Prolog weiß die Autorin ihren Lesern einen ersten Schock zu verpassen. Dabei schreibt sie sehr anschaulich und man hat nur allzu deutliche Bilder der Verbrechen im Kopf. Zwar beschreibt die Autorin nicht alles bis ins kleinste Detail, doch sie liefert schon genug Bilder, um Kopfkino zu verursachen. Wer da sehr zart besaitet ist, wird wohl hin und wieder schlucken müssen. Auch sonst ist der Schreibstil leicht und flüssig zu lesen und brachte gute Unterhaltung.
Wie bereits erwähnt, ist der Prolog schon ein erster Ausblick auf die teils sehr brutale Vorgehensweise des Killers. Doch nach dem Einstieg wird erst einmal das Tempo gebremst. Die unterschiedlichen Charaktere werden vorgestellt und man bekommt auch Einblicke in deren Privatleben. Aber auch die Ermittlungen beginnen und so nach und nach steigert sich dann auch das Tempo. Da ich recht viele Thriller lese, habe ich das ein oder andere vorausahnen können, doch die Autorin weiß durchaus auch zu überraschen.
Man erfährt hier auch recht viel aus dem Privatleben der Ermittler, was zwar durchaus häufig in Thrillern vorkommt, für mich aber gerne ein wenig mehr in den Hintergrund hätte rücken dürfen.
Das Setting, London, ist hier ein spannendes Detail, denn man sollte ja glauben, dass es einem Serienkiller in einer so großen Stadt nicht leicht fallen würde, seine Opfer zu überraschen und doch ist es gerade dieser Aspekt, der noch einmal mit auf die gesamte Atmosphäre einwirkt.
Erzählt wird in erster Linie aus der Sicht der Ermittler, doch es gibt auch immer wieder kleinere Perspektivenwechsel, die dann nähere Eindrücke anderer Charaktere bieten. Was für mich noch ein wenig deutlicher in den Vordergrund hätte rücken können, ist die Psyche des Täters. Gerade bei solch einem Psychopathen, wie in diesem Thriller beschrieben wird, hätte ich einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit äußerst spannend gefunden.
Ansonsten sind die Charakterisierungen der Protagonisten aber gut umgesetzt. Detective Henley kommt bei diesen Ermittlungen, bedingt durch ihre Vorgeschichte, an ihre Grenzen. Das fand ich mehr als glaubwürdig und insgesamt konnte ich mich ganz gut in sie hineinversetzen. An ihrer Seite steht Salim Ramouter, der bei der SCU seine Ausbildung vollenden soll. Er ist, auch wenn er zunächst auf Ablehnung Henleys stösst, sehr sympathisch und machte für mich hier eine äußerst gelungene Entwicklung.
Weitere Nebencharaktere sind recht klischeehaft gezeichnet, sorgten aber für eine gelungene Entwicklung der gesamten Story.
Mein Fazit
Ein solider und zum großen Teil spannender Thriller, der die Vermutung erweckt, demnächst mehr über die ermittelnden Detectives zu erfahren. Für mich hätte man gerne noch ein wenig mehr auf den Täter und vor allem dessen Psyche eingehen und dafür weniger Privatleben der Ermittler beschreiben können, doch im großen und ganzen konnte mich Nadine Matheson gut unterhalten. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf weitere Fälle für Henley und Ramouter.