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Veröffentlicht am 29.10.2020

Mit Längen und doch episch

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
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Das Königreich Inys ist geteilt in seinem Glauben. Während man im Osten die Drachen verehrt, werden diese im Westen als schreckliche Bestien geahndet. Die junge Tané, eine Waise aus Seiiki, dem Osten, ...

Das Königreich Inys ist geteilt in seinem Glauben. Während man im Osten die Drachen verehrt, werden diese im Westen als schreckliche Bestien geahndet. Die junge Tané, eine Waise aus Seiiki, dem Osten, hat nur einen Wunsch: sie möchte Drachenreiterin werden. Doch ausgerechnet sie ist es, die gegen das Gesetz verstösst, indem sie einen Schiffbrüchigen rettet. Dabei ahnt sie nicht im geringsten, was sie damit heraufbeschwören wird. Währenddessen herrscht Königin Sabran und versucht, ihr Volk zu beschützen. Was sie nicht ahnt ist, dass ihre Kammerzofe Ead eigentlich eine Magierin ist, die alles daran setzt, Sabran zu beschützen. Als ein uralter Drache wieder erwacht, müssen die beiden Reiche zusammenhalten, denn plötzlich stehen alle vor einer großen Bedrohung.
Meine Meinung
Schon das auffällig gestaltete Cover versprich eine epische Fantasygeschichte und macht absolut neugierig. Spätestens das Wort Drache verlockte mich dann auch dazu, dieses Buch lesen zu wollen.
Ich muss zugeben, dass ich hier wirklich eine ganze Zeit lang brauchte, um mich halbwegs in diese absolut komplexe Geschichte einzufinden. Gerade zu Beginn hatte ich das Gefühl nahezu mit Orten und Charakteren erschlagen zu werden und auch das Worldbuilding braucht Zeit, um es halbwegs greifen zu können. Nichtsdestotrotz hat Samantha Shannon einen absolut bildgewaltigen Schreibstil und je mehr es mir gelang, Zugang zu ihrer Welt zu finden, desto mehr konnte mich die Geschichte auch in ihren Bann ziehen.
Wie ich schon sagte, es brauchte eine Zeit, bis ich hier halbwegs einen Überblick bekam, denn das Worldbuilding ist vielschichtig und komplex. Neben Magie und Drachen gibt es viele Mythen und Legenden, Intrigen und Streit zwischen den Reichen und vieles mehr.
Wer sich von einem etwas schwierigeren Einstieg nicht abschrecken lässt, bekommt dafür aber eine Fantasywelt geliefert, die durchdacht ist und mit vielen Details lebendig wird.
Dadurch, dass wir hier zunächst wirklich viele Personen und somit auch viele unterschiedliche Gedanken und Ansichten kennenlernen, zieht sich der Beginn und wirkt langatmig. Doch ab ca der Mitte beginnt es dann, spannend zu werden. Ihre Art, die Mythen der fremden Welt zu gestalten und vorstellbar werden zu lassen, ist wirklich einzigartig. Die beiden unterschiedlichen Reiche im Osten und Westen und deren unterschiedlichen Ansichten sorgen für Konflikte, aber auch für Überraschungen und Wendungen.
Erzählt wird das ganze dann auch in vielen unterschiedlichen Perspektiven. Wer da wann weshalb handelte, war mir auch erst nach und nach klarer. Doch die Autorin hat hier neben einen komplexen Welt ebenso komplexe Figuren geschaffen.
Mein Liebling war Magierin Ead, die für den Schutz der Königin sorgt. Dabei ist es gerade für Magier absolut schwer, denn diese sind alles andere als gern gesehen und eine Entdeckung eines Magiers könnte tödlich enden. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die aber mit viel Einfühlungsvermögen agiert. Auch die Waise Tané spielt eine wichtige Rolle und sie setzt alles daran, um ihren Traum zu erfüllen. Niclays, der verbannte Alchemist des Westens, Loth, der beste Freund der Königin und noch viele mehr geben der Geschichte immer neue Perspektiven und, weiß man erst einmal, wer wer ist, erlebt man immer mehr von dieser gigantischen Welt.
Mein Fazit
Der Orden des geheimen Baumes ist kein einfaches Buch und, zumindest für mich, keine Geschichte für mal eben zwischendurch. Man braucht hier Zeit, um die Intentionen der Charaktere zu durchschauen und auch das gesamte, komplexe Worldbuilding zu verstehen. Magie, Drachen, Piraten, Intrigen und unterschiedlichste Charaktere machen die Geschichte zu einem Erlebnis. Das etwas abrupte Ende ist absolut überraschend und weckte sofort in mir den Wunsch, die Geschichte weiterlesen zu wollen.

Veröffentlicht am 03.10.2020

Spannend und mit einem Ermittlerduo, von dem man mehr lesen möchte

Das Spiel – Es geht um Dein Leben
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Eine Joggerin allein im Wald wird aufs grausamste ermordet, doch was dahinter wirklich steckt wird klar, als die brutalen Morde sich häufen. Europol wird hinzugezogen und mit ihnen die Ermittler Inga Björk ...

Eine Joggerin allein im Wald wird aufs grausamste ermordet, doch was dahinter wirklich steckt wird klar, als die brutalen Morde sich häufen. Europol wird hinzugezogen und mit ihnen die Ermittler Inga Björk und Christian Brand. Während Björk das Talent besitzt, Menschen, egal wie sie sich optisch verändert haben, wiederzuerkennen, ist Brand dafür bekannt, spontan Entscheidungen zu treffen, die oftmals Menschenleben retten, allerdings oftmals erschreckend sind. Björk scheint eine Ahnung zu haben und die Ermittlungen führen sie ins Darknet. Ein perfides Jagdspiel findet statt: die Opfer tragen Tattoos eines Skorpions auf ihrer Haut, doch diese Tattoos sieht man nur im Schwarzlicht. Die Jäger bekommen pro Opfer Punkte und am Ende wartet ein satter Gewinn. Wer steck hinter diesem Spiel?
Meine Meinung
Das Cover hat gleich meine Aufmerksamkeit geweckt und der Thriller hinter dem Cover klang extrem spannend. Spannend war er auf jeden Fall und der Einstieg ist mehr als rasant, denn ich spürte hier regelrecht am eigenen Leib das Adrenalin, dass das Opfer gespürt haben musste. Jan Beck bescheibt so direkt, dass man sich hier wirklich tief in die Personen einfühlen kann, ob es sich dabei um Opfer oder Ermittler handelt, spielt dabei gar keine Rolle. Auch sonst liest sich der Thriller sehr spannend und weiß zu fesseln, allerdings muss man hier mit sehr vielen Perspektivwechsel zurechtkommen. Im großen und ganzen fallen aber auch diese schnellen Wechsel sehr leicht und wer gerade handelte, war ebenfalls gut nachzuvollziehen.
Wirklich gelungen fand ich die Kapitel aus Sicht der Opfer und aus Sicht der Ermittler, ein wenig in die Länge gezogen war die Sicht eines der potentiellen Opfer, bei der es doch hin und wieder zu Längen kam. Nichtsdestotrotz liest sich der Thriller äußerst spannend und punktet mit einigen Wendungen, die ich nicht vorhergesehen habe. Vor allem wer dahintersteckte, hat mich dann völlig überrascht. Es gab also so einige wirklich gelungene Plottwists und zum Ende hin steigert sich die Spannung dann auch noch einmal bis hin zum Showdown.
Wie ich bereits erwähnte, gibt es hier so einige Perspektiven, weshalb es mir auch recht schwer fiel, den Inhalt hier kurz zusammenzufassen, da eigentlich jede Perspektive wichtige Informationen enthielt und mit zum großen Puzzle gehörte. Die recht kurzen Kapitel machten das Buch dann auch zu einem Pageturner, der geradezu dazu verführte, immer weiterlesen zu wollen. Die Morde, bzw. die Verstümmelungen der Opfer werden zwar nicht bis ins kleinste Detail dargestellt, allerdings hat Jan Beck hier besonderes Talent, das Kopfkino des Lesers zu entfachen, so dass man sich durchaus lebhaft vorstellen kann, was der Täter da gerade macht. Das ist durchaus harter Tobak, allerdings in einem Maße erzählt, dass auch Thrillerleser, die Gemetzel nicht so gerne haben, hier gut zurechtkommen.
Wirklich richtig gut gefallen hat mir das ungewöhnliche Ermittlerduo Björk und Brand und auch wenn man noch nicht viel von den beiden erfahren hat, bekommt man durchaus einen kleinen Einblick in die Charakter der Personen. Ich bin sehr gespannt, ob wir mehr über diese beiden Ermittler lesen dürfen, denn ich glaube, da gibt es noch einiges zu erzählen.
Insgesamt gibt es eine Menge Charaktere, doch trotz der Vielzahl an Personen hatte man genug Gelegenheit, sich von den wichtigsten ein Bild zu machen.
Mein Fazit
Ein zum großen Teil spannender Thriller mit einigen überraschenden Wendungen. Allerdings muss man hier mit einer Menge an Perspektivwechseln rechnen, die bei den kurzen Kapiteln schnell aufeinander folgten. Das Ermittlerduo hat noch so einiges zu bieten und ich kann mir gut vorstellen, dass es hier noch Forsetzungen geben wird. Insgesamt sorgte “Das Spiel” für spannende Unterhaltung.

Veröffentlicht am 27.09.2020

Spannend

Raum der Angst
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Psychologiestudentin Hannah Preuss wacht benommen in einem dunklen Raum auf. Doch wie sie dorthin gekommen ist, weiß sie nicht. Jegliche Erinnerungen an den vergangenen Abend sind hinter einem dichten ...

Psychologiestudentin Hannah Preuss wacht benommen in einem dunklen Raum auf. Doch wie sie dorthin gekommen ist, weiß sie nicht. Jegliche Erinnerungen an den vergangenen Abend sind hinter einem dichten Nebel verschwunden, sie weiß lediglich noch, dass sie die Kneipe, in der sie jobbt, noch abgeschlossen hat.
Während Hannah versucht, ihrem finsteren Gefängnis zu entkommen, findet an einem abgelegenen Ort ein Experiment statt. Geleitet wird dieses Experiment von dem renommierten Professor Andreas Zargert und den Teilnehmern winkt eine ordentliche Stange Geld. Sie müssen es nur schaffen, die vorher präparierten Räumen zu entkommen. Aber schnell merken die sieben Teilnehmer, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Meine Meinung
Das Thema Escape-Rooms finde ich schon grundlegend absolut spannend und so war ich sofort neugierig auf diesen Thriller.
Marc Meller schreibt sehr fesselnd und macht schon auf den ersten Seiten neugierig auf den Fortlauf des Buches. Durch kleine Details und Beschreibungen kann der Leser sich schnell ein Bild machen, sowohl von der Umgebung als auch von den verschiedenen Aufgaben, die auf die Teilnehmer des Experiments warten.D
Diese Aufgaben beginnen auch noch relativ harmlos und zunächst scheinen die Teilnehmer noch davon überzeugt, dass sie lediglich an einem Experiment teilnehmen, in dem es darum geht, aus den unterschiedlichsten Escape-Rooms zu entkommen. Diese Stimmung schlägt recht schnell um, als ihnen klar wird, dass sich so manch eine Gefahr hinter den einzelnen Räumen verbirgt. Das ganze liest sich unheimlich spannend und diese Spannung steigert sich dann auch von Seite zu Seite.
Erzählt wird dieser Thriller aus unterschiedlichen Perspektiven, bei denen man zum einen die Teilnehmer des Escape-Room-Experiments begleitet und zum anderen Ermittler der Polizei.. Warum möchte ich an dieser Stelle noch gar nicht verraten, nur so viel: dadurch weiß der Leser, die Ereignisse in den Escape-Rooms noch einmal anders zu betrachten. Allerdings hatte ich durch die Ermittlerperspektive auch schon die ein oder andere Idee, wer oder was dahinter stecken könnte. Trotzdem schaffte es Marc Meller immer wieder mit neuen Überraschungen aufzuwarten.
In diesem Thriller finden wir eine Vielzahl an Charakteren, die zwar für die Handlung wichtig sind, die mir aber insgesamt noch zu blass erschienen. Hannah ist die einzige, die hier deutlicher im Vordergrund steht und das Ende könnte ein Hinweis sein, warum das so ist. Insgesamt fehlte es mir aber, mit den Charakteren mitzufiebern und mitzuleiden und ich blieb hier eher die unbeteiligte Beobachterin. Ohne Frage, dass was in den Escape-Rooms geschieht, hat es ganz schön in sich und die ein oder andere Szene ist auch nichts für schwache Nerven, doch insgesamt hätte ich gerne mehr über verschiedene Charaktere erfahren. Was in mir die Frage aufwirft, ob da evtl. noch eine Fortsetzung geplant ist?!
Mein Fazit
Ein absolut spannender und fesselnder Thriller, der mich wirklich gut unterhalten konnte und bei denen ich die Ideen hinter den einzelnen Räumen wirklich großartig fand. Marc Meller schreibt temporeich und vorstellbar und dadurch wurde man direkter Beobachter des Geschehens. Lediglich die Charaktere bleiben hinter der Handlung und so fehlte es mir ein wenig, mit den einzelnen wirklich mitzuleiden. Nichtsdestotrotz spannende und fesselnde Unterhaltung.

Veröffentlicht am 27.09.2020

Überraschend glaubwürdiges Szenario

Zweite Heimat – Die Reise der Celeste
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Als Kommandant der Celeste bricht Alvar Lajunen gemeinsam mit seiner Crew zur ersten Mission auf, um den Mars zu besiedeln. Doch schon auf den Weg dorthin stellen sie fest, dass sie nicht das einzige Raumschiff ...

Als Kommandant der Celeste bricht Alvar Lajunen gemeinsam mit seiner Crew zur ersten Mission auf, um den Mars zu besiedeln. Doch schon auf den Weg dorthin stellen sie fest, dass sie nicht das einzige Raumschiff sind, die Anflug auf den Mars nimmt. Bereits bei ihrer Ankunft werden sie von den E’Kturi begrüßt, eine andere Lebensform, die den Menschen in ihrer Entwicklung um viele tausende von Jahren voraus sind. Diese erwarten die Erdenbewohner und haben ihre ganz eigene Mission: sie wollen herausfinden, ob oder inwiefern die Menschen eine Bedrohung für das gesamte Universum seien. Bei jeder Bewegung werden die Menschen beobachtet und Lajunen ist klar, wenn er die Menschheit, aber auch seine Familie schützen will, müssen sie unter allen Umständen diesen Test bestehen.
Meine Meinung

Eigentlich bin ich kein typischer Sci-Fi-Leser, doch der Klappentext des Buches machte mich unheimlich neugierig auf die Geschichte.
Dank des sehr angenehmen und flüssigen Schreibstils der Autorin Madeleine Puljic fiel es mir sehr leicht, in die Geschichte zu finden. Vor allem mit ihren Charakteren, sowohl den menschlichen als auch den ausserirdischen, konnte die Autorin bei mir punkten, da sie diese wirklich sehr glaubhaft gezeichnet hat.
Ansonsten starten wir, nach kurzer Einführung, gleich auf die Marsmission und auch die Reise an sich nimmt nur einen kleinen Raum ein, so dass es hier auch nicht zu Längen kam. Das Zusammentreffen mit den E’Kturi fand ich ebenfalls noch gelungen. Der Mars und das drumherum hätte ruhig noch ein wenig intensiver beschrieben werden können, aber um sich ein Bild im Kopf zu machen, hat es durchaus auch so gereicht.
Die Perspektiven wechseln zwischen der Mission auf dem Mars, bei der Kommandant Lajunen im Mittelpunkt steht und mit dem Geschehen auf der Erde, bei der wir Hana, Lajunens Frau und deren Erlebnisse näher kennenlernen. Die Handlung insgesamt entwickelt sich nur langsam, zwar bleibt alles interessant, so dass es nicht langweilig wurde, aber für mich hätte noch etwas mehr Tempo hineingemusst.
Interessant war die Handlung und deren Darstellung auf dem Mars, mit der mich die Autorin überraschen und überzeugen konnte, denn für mich war das gesamte Handeln der Figuren sehr logisch. Die E’Kturi möchten die Menschen beurteilen, doch auch wenn der Kommandant alles einsetzt, damit diese Beurteilung positiv verläuft, sind natürlich immer wieder welche dazwischen, denen das nicht so passt. Typisch Mensch, fühlen sich manche von den E’Kturi bedroht und was daraus resultiert, ist dann mehr als gut nachvollziehbar.
Doch nicht nur die Crew auf dem Mars ist wenig begeistert von dem, was die E’Kturi vor haben, auch auf der Erde wird gegen diese Pläne geschmiedet.
Genau diese Darstellung der unterschiedlichen Charaktere fand ich absolut glaubwürdig. Ich hatte hier keinerlei Zweifel, dass Menschen so und nicht anders handeln würden und damit hat mich die Autorin auch absolut überzeugt.
Lajunen und seine Frau Hana fand ich sehr sympathisch und diese beiden lernt man auch intensiv kennen. Allerdings bleiben viele der Nebenfiguren hier deutlich blasser und bei dem ein oder anderen hätte ich mir gerne mehr über die Gedankenwelt gewünscht.
Dafür fand ich die Zeichnung der E’Kturi absolut gelungen. Nicht nur die optische Darstellung, sondern auch ihr gesamtes Verhalten waren äußerst interessant und glaubwürdig. Mit diesem Volk hat die Autorin einen Gegensatz geschaffen, der mich auch nachdenklich gemacht hat. Was würde ein Volk mit völlig anderen Einstellungen denken, wenn sie uns Menschen auf der Erde und vor allem unser Handeln sehen? Ich fand es durchaus nachvollziehbar, warum die E’Kturi die ersten Menschen auf dem Mars so begrüßt haben.
Mein Fazit

Mit “Zweite Heimat” ist es Madeleine Puljic gelungen, auch einen eher weniger Sci-Fi Lesenden zu überzeugen, denn das gesamte Bild rund um Technik und Raumfahrt bleibt hier eher im Hintergrund. Dafür standen mehr politische Themen und auch die Darstellung der Charaktere im Vordergrund und gerade diese Handlungen fanden ich absolut glaubhaft und gelungen. Eine unterhaltsame Geschichte, nicht nur für Sci-Fi-Fans.

Veröffentlicht am 24.09.2020

Absolut atmosphärisch

Der Schattenmörder
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An einer Schule in dem kleinen Dorf Gritten lernte Paul einst Charlie kennen. Charlie, der seine Freunde, Billy und James, und ihn mit seinen düsteren Ideen beeinflusste und ihnen etwas über luzide Träume ...

An einer Schule in dem kleinen Dorf Gritten lernte Paul einst Charlie kennen. Charlie, der seine Freunde, Billy und James, und ihn mit seinen düsteren Ideen beeinflusste und ihnen etwas über luzide Träume beibrachte. Zunächst waren Paul, Billy und James beeindruckt, doch dann werden Charlie und Billy zu Mördern und während Billy verhaftet wird, verschwindet Charlie spurlos. Seitdem sind 25 Jahre vergangen und auch wenn Paul sich geschworen hat, niemals wieder zurück nach Gritten zu kehren, ist er nun wieder da, denn seine Mutter liegt im Sterben. Kaum zurück in Gritten geschehen merkwürdige Dinge und Paul spürt, dass die Vergangenheit droht, ihn einzuholen.
Meine Meinung
Bereits Alex Norths erster Roman “Der Kinderflüsterer” hatte mir gut gefallen, denn der Autor schafft es sehr gut, eine leicht unheimliche, beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Genauso war es dann auch hier, denn schnell gelang es dem Autor wieder, mich mit seinem sehr leichten und flüssigen Schreibstil einzufangen.
Wer auf Grund des Titels glaubt, dass es sich hier um einen Thriller handelt, könnte enttäuscht werden, denn der Autor erzählt eher in einem ruhigen Tempo. Dafür schafft er es aber durchweg eine subtile Spannung aufzubauen und wie bereits erwähnt, punktet das Buch mit seiner Atmosphäre, die leicht finster, mysteriös und etwas unheimlich wirkt. Das wiederum liegt auch zum Teil mit an der Grundidee, die hier mit eingebaut wird: das luzide Träumen. Auch diese Darstellung fand ich unheimlich gut gelungen und mit dieser Idee konnte er nicht nur bei mir punkten, sondern auch immer mal wieder völlig überraschen.
Ein weiterer Punkt, der für mich sehr gut umgesetzt wurde, ist das Setting der verwahrlost wirkenden Kleinstadt, die von einem dunklen Wald umgeben ist. Alex North beschreibt mit wenigen, dafür eindringlichen Details und wirkt dadurch noch einmal mehr auf die Atmosphäre.
Aus der Sicht Pauls und einer Ermittlerin, die auf der Suche nach einem Nachahmungstäter Charlies auf der Spur ist, wird diese Geschichte erzählt. Immer wieder gibt es auch Rückblenden in Pauls Schulzeit, bei der der Leser dann auch hin und wieder auf den sehr unheimlich wirkenden Charlie einen Blick werfen kann. Während Paul in der Ich-Perspektive erzählt, bekommen wir die Sicht der Ermittlerin in dritter Person. Dadurch baut man schnell eine besondere Beziehung zu Paul auf, den man allerdings nicht gleich gänzlich einschätzen kann. Auch die Ermittlerin scheint etwas mit Gritten zu verbinden und während Rückblicke, Gegenwart und verschiedene Perspektiven wie kleine Puzzleteile wirken, ergeben sie doch zum Schluss ein schlüssiges Gesamtbild.
Paul steht hier deutlich im Vordergrund der Geschichte, was natürlich auch mit daran liegt, dass er bei den Ereignissen vor fünfundzwanzig Jahren mit dabei war. Seinen Wunsch nach Abstand zu seiner Vergangenheit konnte ich sehr gut verstehen und auch sonst fand ich seine Handlungen sehr glaubwürdig und schlüssig.
Die weiteren Figuren stehen aber deutlich in Pauls Schatten und ich hätte mir vor allem von Charlie gerne ein noch besseres Bild gemacht, auch wenn durch eine bestimmte Geschichte klar wird, aus welchen Gründen er handelte.
Mein Fazit
Mit “Der Schattenmörder” konnte mich Autor Alex North wieder sehr gut unterhalten und brachte interessante Aspekte, die luziden Träume, mit ein, die immer wieder Wendungen in die Handlung hervorriefen. Eine sehr trostlose, düstere Atmosphäre und ein Protagonist, der nie wirklich mit seiner Vergangenheit abschließen konnte, sorgten noch einmal mehr für eine leicht beklemmende Stimmung.