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Veröffentlicht am 12.05.2023

Erfrischend anders

30 Tage Dunkelheit
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Hannah Krause-Bendix schreibt Bücher und hat noch nie eine schlechte Rezension erhalten. Doch ihr Leserkreis ist nur sehr klein und in letzter Zeit fehlt es ihr auch einfach an Inspiration. Ihrem Verleger ...

Hannah Krause-Bendix schreibt Bücher und hat noch nie eine schlechte Rezension erhalten. Doch ihr Leserkreis ist nur sehr klein und in letzter Zeit fehlt es ihr auch einfach an Inspiration. Ihrem Verleger Bastian tut sie jedoch den Gefallen und erscheint zur Buchmesse, die ihr eigentlich auch zuwider ist, denn Menschen sind auch nicht das, was sie mag. Als dann noch ihr Kollege, Krimiautor Jorn Jensen im Rampenlicht steht und von seinem Publikum gefeiert wird, kann sie ihren Mund nicht halten und ruft vor versammelter Mannschaft, dass jeder Idiot innerhalb eines Monats einen Krimi schreiben kann. Um ihr Gesicht zu wahren, wird genau das nun ihre Aufgabe, denn Kollege Jensen kann es kaum erwarten, diesen Krimi aus Hannahs Feder zu lesen. Verleger Bastian setzt Hannah in ein Flugzeug, das sie nach Island bringt. Hier soll sie in Ruhe einen Monat lang schreiben. Doch dann stirbt jemand auf tragische Weise und es scheint, als bekäme Hannah ihre Steilvorlage für einen Krimi direkt geliefert.
Dieses düstere Cover verbunden mit dem Titel machte mich gleich neugierig und auch der Klappentext las sich spannend.
Der Einstieg in den Krimi fällt sehr leicht, denn die Autorin schreibt extrem direkt und erzeugt mit den passenden Worten schnell ein Kopfkino. Man hat den Eindruck, als sei man live dabei und begleitet Hannah Schritt für Schritt auf ihren Erlebnissen. Hin und wieder werden auch Sätze in isländisch eingestreut, die mich im Lesefluss aber nicht gestört haben, da ich sie doch meist überlesen habe.
Hannah hat es mir, vor allem zu Beginn, alles andere als leicht gemacht, sie zu mögen. Sie ist knallhart ehrlich, sowohl zu anderen als auch zu sich selbst. Dabei eckt sie natürlich immer wieder an und ich muss zugeben, dass mich die ein oder andere Begegnung zwischen Hannah und deren Mitmenschen ziemlich schmunzeln ließ. Sie raucht und trinkt zu viel, hat eine Schreibblockade, mag keine anderen Menschen und sich selbst auch nicht so richtig. Doch während ihres Aufenthalts in Island und während sie ihre Nase in allen möglichen und unmöglichen Angelegenheiten hineinsteckt, wird sie mir immer sympathischer. Die Autorin Jenny Lund Madsen hat mich auf jeden Fall damit beeindruckt, wie lebendig sie ihre Protagonistin gezeichnet hat.
Auch die Nebenfiguren bekommen durchaus Leben eingehaucht, bleiben aber hinter der Protagonistin Hannah.
Der Kriminalfall an sich ist gut gelungen, alles wirkt schlüssig und insgesamt ist die Spannungskurve, ab Beginn des Mordes, hochgehalten. Ab diesem Moment bekam der ganze Krimi, der zu Beginn eher eine Charakterdarstellung Hannahs war, viel mehr Fahrt und man kann munter miträtseln, was wirklich geschehen ist.
Mein Fazit: mit 30 Tage Dunkelheit hat Jenny Lund Madsen einen gelungenen Krimi geschrieben, der mit viel Spannung, aber auch einer guten Prise Humor daherkommt. Für mich war das auf jeden Fall mal erfrischend anders und kein typischer skandinavischer Krimi, auch wenn das Buch optisch eher düster daherkommt. Ich kann das Buch guten Gewissens weiterempfehlen und wünsche gute Unterhaltung.

Veröffentlicht am 27.04.2023

Ging unter die Haut

Mutterliebe
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Sylvia Bentz, Millionärsfrau, führt ein Leben, von dem manch einer nur träumen kann. Eine große Luxusvilla, einen Pool, teure Kleidung, einen tollen Mann und zwei bezaubernde Kinder. Doch eines Tages fährt ...

Sylvia Bentz, Millionärsfrau, führt ein Leben, von dem manch einer nur träumen kann. Eine große Luxusvilla, einen Pool, teure Kleidung, einen tollen Mann und zwei bezaubernde Kinder. Doch eines Tages fährt Sylvia mit ihren Kindern in den Wald und versucht sie zu töten, ihre Tochter überlebt, doch der dreijährige Linus stirbt. Nun steht sie vor Gericht und Reporterin Kiki Holland wohnt der Verhandlung bei, denn auch sie kann es nicht fassen, warum Sylvia das getan hat. Während der Verhandlungen wird Kiki stutzig, denn das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmen kann, lässt sie einfach nicht los.
Mir hat der Justizkrimi aus der Feder des Autorenduos sehr gut gefallen. Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig und macht immer wieder neugierig auf mehr.
Die Handlung, gerade zu Beginn, als geschildert wird, wie Sylvia Bentz ihre Tat begannen hat, ging mir ganz tief unter die Haut und weckte in mir den gleichen Wunsch wie in der Protagonistin Kiki: herausfinden, wie es soweit kommen konnte. Kiki beginnt nachzufragen und begibt sich dadurch in große Schwierigkeiten. Mir tat es in der Seele weh, zu beobachten, wie Sylvia mit den Kindern losfährt und ja, die ganze Atmosphäre drum herum war nicht nur bedrückend, sondern ging, wie erwähnt, ganz tief.
Immer wieder kommt es in der Handlung zu Rückblicken, die mit Zeitangaben versehen sind. Meistens beobachtet man hier die Kindsmörderin und erlebt hautnah, wie es ihr ging, denn das sie große psychische Probleme hatte, wird schnell klar.
Das Thema rund um die Gerichtsverhandlung kommt mir etwas zu kurz, aber nichtsdestotrotz ist die Handlung rund um Kikis Nachforschungen spannend geschildert und ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen.
Protagonistin Kiki ist mir absolut sympathisch und ich mag ihre Art, nie aufzugeben und ihren Instinkten nachzugehen. Auch sonst ist sie offen, clever und lässt sich nicht einschüchtern, auch wenn es brenzlig wird. Auch die Nebencharaktere Torte und Tom mag ich unheimlich gerne und sind mir beide sehr sympathisch. Ich würde mich über ein Wiedersehen mit den dreien sehr freuen.
Weitere Charaktere der Story sind aufs notwendige ausgearbeitet, vor allem Sylvia Bentz wird aufgrund der Rückblenden hervorgehoben und man wünschte, man hätte ihr helfen können, damit es nie so weit gekommen wäre.
Mein Fazit: mit Mutterliebe ist dem Autorenduo ein spannender Krimi gelungen, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Mit dem Beginn haben sie in mir ganz viel Emotionen wach gerufen, die mich gemeinsam mit der Protagonistin durchs Buch trieben, um herauszufinden, was geschehen war. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.04.2023

Rasanter Pageturner

Das Spiel - Desert Rogue
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Als der IT Spezialist Tim die Nachricht erhält, dass sein Freund und Mitbewohner Navid Nazari als angeblicher Terrorist in Kabul ums Leben gekommen ist, kann er es kaum fassen. Niemals hätte er auch nur ...

Als der IT Spezialist Tim die Nachricht erhält, dass sein Freund und Mitbewohner Navid Nazari als angeblicher Terrorist in Kabul ums Leben gekommen ist, kann er es kaum fassen. Niemals hätte er auch nur ansatzweise an so etwas geglaubt. Doch dann fällt ihm ein, dass Navid ihm kurz vor seinem Tod eine Email geschrieben hat. Über Umwegen gelangt er an die Daten, Spielerprofile aus dem Game Desert Rogue, dessen Entwickler ausgerechnet die Firma ist, bei der er angestellt ist. Doch was soll das bedeuten? Als kurz darauf seine Wohnung durch das BKA durchsucht wird und eine Frau namens Bahar Rawath sich bei ihm meldet, wird es noch komplizierter. Bahar möchte sich mit Tim treffen und was er dabei erfährt, macht ihn fassungslos. Eine Verfolgungsjagd beginnt.
Autorin Julia Hense hat mit Das Spiel Desert Rogue ihr Thrillerdebüt veröffentlicht und ich bin absolut begeistert. Die Autorin schreibt nicht nur flüssig und absolut mitreißend, sondern auch so bildhaft und lebendig, dass man den Eindruck hat, man sieht einen Actionfilm vor dem inneren Auge. Ein bisschen musste ich hier an den Film „Der Staatsfeind Nr. 1“ mit Will Smith denken, das Tempo fühlte sich genau so an. Chapeau, Frau Hense!
Die Storyline ist spannend und fesselnd und der Thriller ein wahrer Pageturner. Was das Geschehen hier betrifft, muss ich sagen, dass man sich so etwas durchaus vorstellen kann, auch wenn es mehr als erschreckend ist. Ich möchte aber auch nicht zu viel verraten, lest dieses Buch einfach.
Erzählt wird das ganze durch einen neutralen Erzähler aus unterschiedlichen Perspektiven. Man erlebt hier nicht nur Tim und was er auf seiner Flucht erleben muss, sondern auch wie die unterschiedlichen Geheimdienste arbeiten und wie clever und geschickt jeder einzelne vorgeht.
Die Charaktere sind soweit gut ausgearbeitet, denn man kann sie sich gut vorstellen. Hier liegt aber deutlich der Fokus auf Spannung und Action und nicht auf der Charakterentwicklung. Trotzdem fand ich Tim und Bahar sympathisch, hab mit ihnen mitgefiebert und bin regelrecht mit ihnen durch Berlin gerannt.
Auch die Nebencharaktere sind soweit gut gezeichnet und sowohl glaubhaft als auch vorstellbar.
Mein Fazit: ein temporeicher Pageturner, den man einmal begonnen, nicht wieder aus der Hand legen kann. Abolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.04.2023

Willkommen im Killerkaff

Diabolisch
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Februar 1995, im kleinen Dorf Holzhausen steigt die große Fastnacht Party, während ein Dorf weiter die achtjährige Lotte und ihr kleiner Bruder Alex darauf warten, dass ihr Papa sie vom Turnen abholt - ...

Februar 1995, im kleinen Dorf Holzhausen steigt die große Fastnacht Party, während ein Dorf weiter die achtjährige Lotte und ihr kleiner Bruder Alex darauf warten, dass ihr Papa sie vom Turnen abholt - vergeblich. Die beiden gehen zu Fuß nach Hause, doch nur Lotte kommt dort an.
Juni 2022 und wieder Holzhausen, dieses Mal steht der kleine Ort im Mittelpunkt grausamer Verbrechen. Ein Bewohner nach dem anderen stirbt auf brutalste Weise. Oberkommissarin Flaucher beginnt zu ermitteln, doch der Mörder scheint immer einen Schritt voraus und die Zusammenhänge scheinen undurchschaubar.
Das düstere Cover weckte meine Aufmerksamkeit und schon die Leseprobe zog mich in ihren Bann. Autor Jonas Wagner schreibt mitreißend und fesselnd und macht das Geschehen vor Ort sehr lebendig. Dabei wechselt er immer wieder die Perspektiven, mal richtet er seinen Blick auf die Opfer, mal auf die Ermittler und immer wieder gibt es Rückblicke auf die Vergangenheit. Dadurch schafft Wagner es, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und den Leser zu animieren, mitzurätseln. Irgendwann hatte ich durchaus eine Ahnung wer und warum in Holzhausen sterben musste.
Die meisten Charaktere werden nur angerissen, aber trotzdem bekommt man auf jeden einen Blick und man kann sich ein gutes Bild zu den Personen machen. Je mehr die Geschichte voranschreitet, desto mehr hat man den Eindruck, dass das Dorf Holzhausen zwar optisch absolut aufgeräumt und idyllisch wirkt, doch im Hintergrund das Grauen lauert, schöne Fassade, doch fauliges Innenleben schoss durch meine Gedanken. Dieses Grauen ist mehr die Ignoranz und der Egoismus jedes einzelnen und so manches machte mich wirklich fassungslos. Vor allem bei dem Geschehen im Jahre 1995 war ich mehr als entsetzt, wie die Erwachsenen hier handeln. Gerade als Mutter eines Kindes in dem Alter fühlte ich mich hier richtig betroffen von dem Schicksal des kleinen Alex. Tatsächlich entwickelte ich hier fast schon Verständnis für den Täter.
Oberkommissarin Flaucher und ihre Kollegen tappen lange im Dunkeln. Während den Ermittlungen lernt man die Kommissarin zwar kennen, aber der Blick liegt in erster Linie auf den vielen Fällen im Ort.
Zwischen aktuellem Geschehen und Rückblicken sorgen Tagebucheinträge der kleinen Lotte noch obendrein dazu, dass man mit ihr mitfühlen kann. Unter welchen Bedingungen die Kleine aufwachsen muss, vor allem nachdem Alex nicht mehr nach Hause kam, tat mir regelrecht im Herzen weh.
Mit seinem Thriller Diabolisch schafft es Autor Jonas Wagner zu fesseln und zu begeistern und dabei gibt es auch noch einen sehr kritischen Blick hinter die Fassaden der Gesellschaft. Die Fälle sind teilweise detaillierter beschrieben, doch das wirkliche Grauen liegt im Blick auf die Ignoran und den Egoismus der Menschen. Nicht jede schöne Fassade hält was sie verspricht. Willkommen im Killerkaff Mordhausen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2023

Spannend, spannender, Marc Raabe

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Berlin im Winter, an einem Kreisverkehr kommt es zu einem Unfall, in dem die junge Volontärin Frida Wilke verwickelt ist. Neugierig schaut sie auf der Ladefläche des Pritschenwagens nach und macht einen ...

Berlin im Winter, an einem Kreisverkehr kommt es zu einem Unfall, in dem die junge Volontärin Frida Wilke verwickelt ist. Neugierig schaut sie auf der Ladefläche des Pritschenwagens nach und macht einen grausigen Fund, eine entkleidete Tote liegt unter der Plane verborgen und auf dem Körper steht eine Adresse. Der entlassene Polizeibeamte Artur Mayer wird von seinem ehemaligen Chef zurück beordert und das hat einen Grund, denn die Adresse auf der Leiche ist die des Bundeskanzlers Henrik Westphal.
Wer bereits Bücher des Autors Marc Raabe kennt, weiß, dass er unheimlich fesselnd und mitreißend schreibt. Auch hier fühlt man sich schnell mitten in den Thriller versetzt. Man hat das Gefühl, dass man beim Lesen einen Film schaut, Kopfkino vom Feinsten. Dabei gibt es auch hier die richtige Mischung aus privater Geschichte der Protagonisten als auch spannende Wendungen im Fall.
Immer wieder gibt es Rückblicke auf eine Clique von Teenagern und was sie so angestellt haben und man ahnt zwar Zusammenhänge zum aktuellen Geschehen, weiß aber erst so nach und nach, um wen es sich dabei handelt, bzw welcher Teenager welcher Erwachsene war. Das gibt nicht nur einen spannenden Rückblick sondern auch einen guten Blick auf den jeweiligen Charakter.
Arthur Mayer ist zwar ein wenig klischeehaft, der gebrochene Ermittler, und doch ist er mir schnell sehr sympathisch, denn trotz seines Sarkasmus hat er das Herz am rechten Fleck und eine gute Beobachtungsgabe. An seiner Seite steht Nele Tschaikowsky, Anwärterin und hoch motiviert bei den Ermittlungen. Auch Nele mochte ich unheimlich gern, sie ist empathisch und weiß sich zu behaupten.
Neben diesen Protagonisten gibt es eine Reihe Nebencharaktete, die, je nach Rolle, gut dargestellt und vorstellbar waren.
Der Fall an sich ist spannend und Raabe baut geschickt das derzeitige Geschehen in Deutschland mit ein. Wer und warum hier mordet bleibt lange im Dunkeln und sorgt ebenfalls für Überraschungen.
Für mich wieder ein gelungener Thriller aus der Feder des Autors. Hier stimmt die Mischung aus Action, Ermittlungen und Persönlichem und macht den Thriller zu einem spannenden Zeitvertreib, der auch für etwas zartbesaitete Leser nicht zu abartig wird, da der Autor hier die richtige Mischung an Details preis gibt. Klare Leseempfehlung und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Art und Nele.