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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2022

Subtiler Horror!

Später
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Stephen King begeistert seit Jahren schon Millionen Leser auf der ganzen Welt. Mit dem Roman Später aus dem Heyne Verlag legt er einen relativ kurzen Roman von 300 Seiten vor, der mir gut gefallen hatte.

Im ...

Stephen King begeistert seit Jahren schon Millionen Leser auf der ganzen Welt. Mit dem Roman Später aus dem Heyne Verlag legt er einen relativ kurzen Roman von 300 Seiten vor, der mir gut gefallen hatte.

Im Mittelpunkt steht der Ich-Erzähler Jamie Conklin, der rückblickend die Geschichte seiner Jugend erzählt. Zu Beginn ist er 10 Jahre alt. Ein ganz normaler Junge wie andere seines Alters auch. Wohlbehütet wächst er bei seiner Mutter Tia auf, einer erfolgreichen Literaturagentin. Jamie hat jedoch etwas Besonderes – er kann Tote sehen und mit ihnen reden; und die Verstorbenen müssen auf seine Fragen immer wahrheitsgemäß antworten. Als plötzlich ein Autor stirbt, den Tia unter Vertrag hatte, nutzt Tit die Fähigkeiten Jamies, um das letzte noch nicht veröffentliche Buch des Autors zu schreiben. Als dann noch die Lebensgefährtin seiner Mutter, Liz, eine korrupte Polizeibeamtin, Jamie einspannt, einen Serienmörder, der Selbstmord begangen hatte, zu fassen, öffnet sich fast die Büchse der Pandora.

Der Horror in dieser Geschichte ist nicht knallig und laut, sondern sehr subtil, mit eher leisen Tönen und fein dargestellt. Jamie muss sich schwierigen Situationen stellen. Er ist jedoch nicht von ängstlicher Natur, sondern packt den Stier an den Hörnern. Manchmal hat man das Gefühl, Jamie ist älter und reifer als Kinder seines Alters. King hat diesem Jamie einen überaus sympathischen Charakter verschafft. Demgegenüber schildert King die Situation der Erwachsenen sehr drastisch. Tia verliert den finanziellen Boden, nutzt Jamie, um finanziell über Wasser zu bleiben, verliert durch die Beziehung mit Liz fast ebenfalls den Boden. Liz ist auch nicht die korrekte Polizistin. Sie besitzt Drogen, wird von den Kollegen geschnitten und überwacht und zerrt Jamie schließlich zu einem Schwerverbrecher, um ihre eigenen Ziel zu verwirklichen.

Das Buch liest sich fast von ganz allein. Der Text fliest an einen vorbei, leicht, aber detailreich mit kleinen Cliffhangern. Das Buch hat man so sehr schnell gelesen.

Das Ende ist jedoch schon furios. Für hartgesottene Fans ist es aber wohl zu seicht. Nichts destotrotz hat mir diese Geschichte gut gefallen und bekommt 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Thema gut! Protagonisten leider nur oberflächlich!

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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Mit Gier von Marc Elsberg hatte ich mir doch ein wenig mehr erhofft. Es ist schon rasant geschrieben mit seinen über 80 kurzen Kapiteln, so dass ich es recht schnell gelesen hatte. Die Kapitel enden oft ...

Mit Gier von Marc Elsberg hatte ich mir doch ein wenig mehr erhofft. Es ist schon rasant geschrieben mit seinen über 80 kurzen Kapiteln, so dass ich es recht schnell gelesen hatte. Die Kapitel enden oft mit einem kleinen Cliffhanger. Es ist auch genug Action enthalten. Jan und Fitzroy suchen Hinweise zu dem Attentat, bei dem Jan Zeuge war. Sie werden von Killern gejagt, die Polizei ist ihnen hinterher. Doch sie können immer im letzten Moment fliehen. Dann erhalten sie auch noch weitere unerwartete Hilfe und es kommt letztlich zur Auflösung.
Das eigentliche große Thema des Buchs um eine globalisierte Marktwirtschaft, bevorstehenden wirtschaftlichen Zusammenbrüchen weltweit schlimmer als in der Bankenkrise 2008, die Komplexität von Hochfinanz mit Politik und Wirtschaftsinteressen Einzelner kommt hier doch sehr oberflächig hervor. Keine Frage, der Autor hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Theorien wie Wahrscheinlichkeitsrechnung, Finanzmathematik, Spieltheorie, Nutzenfunktion, Entscheidungstheorie, Kelly-Kriterium, Erdogenprinzip u.v.m. werden hier angesprochen. Für mich als Laie unbekannte Begriffe. Jan und Fitzroy hatten Informationen entdecket, die das Mordopfer präsentieren wollte. Brisante Themen, die das ganze Wirtschaftssystem auf den Kopf stellen würde, Das sog. Prinzip der Kooperation. Um zu verdeutlichen, was dahinter steckt, hat Elsberg zu einem Kniff gegriffen. Er zeigt im Buch anhand von Skizzen was gemeint ist. Das lockert das Ganze auf und macht es einfacher, das Buch zu verstehen. Die Figuren jedoch, die das Ganze mit Leben erfüllen sollen, bleiben mir dabei aber viel zu oberflächig. Mit den Figuren konnte ich mich in keiner Weise identifizieren. Ich hatte leider immer das Gefühl, die Figuren seien aus verschiedenen einzelnen Komponenten zusammengesetzt, ohne dass sie passen. Sie erschienen mir zu unglaubwürdig. Jan, der Ahnungslose, Fitzroy, der Experte, die weiteren Personen, die zufällig das richtige studieren und mithelfen, eine Omi, die immer die richtigen Bedenken vorträgt und ein Insider, der mitmacht. Leider hat das das Lesevergnügen doch zu sehr gestört.

Ich kann dem Buch daher leider nur 3,5 von 5 Sternen geben.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Sehr bewegende Geschichte!

Bis wir uns wiedersehen
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Wie kann man solches Leid ertragen?

Dieser Roman hat mich zutiefst berührt. Aber worum geht es hier? Es ist vor allem die persönliche Leidensgeschichte der Fey von Hassel, der Tochter des Botschafters ...

Wie kann man solches Leid ertragen?

Dieser Roman hat mich zutiefst berührt. Aber worum geht es hier? Es ist vor allem die persönliche Leidensgeschichte der Fey von Hassel, der Tochter des Botschafters Ulrich von Hassel, der in Rom stationiert war und der im Herbst 1944 von den Nazis wegen des Attentatsversuchs auf Hitler hingerichtet worden war. Im Weiteren werden die Angehörigen der Attentäter verhaftet. Sie wird von der Gestapo zunächst zu Befragungen aus ihrem Haus abgeholt. Dabei werden ihr die beiden kleinen Söhne Corrado und Roberto weggenommen und in ein ihr unbekanntes Kinderheim gebracht.
Sehr akribisch und detailreich wird hier beschrieben, was sich in den nächsten Wochen und Monaten zugetragen hat. Von einem Gefängnis zum anderen wird sie mit weiteren sog. prominenten Häftlingen gebracht. Sie wird von Norditalien nach Österreich verbracht, von dort nach Norddeutschland ins KZ Stutthoff, dann zurück ins KZ Buchenwald und KZ Dachau. Schließlich werden sie und andere Gefangene in ein Berghotel gebracht.

Es handelt sich vorliegend nicht um einen Roman. Vielmehr wird diese Geschichte durch zahlreiche Zitate und persönliche Anmerkungen der vielen Beteiligten unterstützt. Dadurch erhält dieses Buch einen dokumentarischen Touch. Aber das ist so gut eingewebt, dass das einem beim Lesen gar nicht groß auffällt. Atemlos und mit größtem Erstaunen habe ich verfolgt, welche Torturen Fey von Hassel sowie ihre Mitgefangenen zu erleiden hatten. Man kann das hier gar nicht beschreiben. Die Gräueltaten der Nazis sind unbeschreibbar. Der Alltag in einem KZ wird geschildert, die Flucht aus den KZs vor den herannahenden russischen Truppen, die Pläne Heinrich Himmlers, sich selbst zu retten und die Gefangenen als Geisel in der Hinterhand zu halten, die unmenschlichen Verhörmethoden der Gestapo uvm.. Im KZ Stutthoff waren 1944 ca. 60.000 Menschen inhaftiert, 12 Mio russische Bürger wurden durch Deutsche im zweiten Weltkrieg ermordet, mehr als 2 Millionen Flüchtlinge aus Ostpreußen auf der Flucht vor den Russen, 13 Mio Kinder ohne Eltern in Europa, mehr als 1,5 Mio ermordete Kinder durch die Nazis, darunter 1 Mio jüdische Kinder.

Dieser Roman ist sehr bewegend. Für alle Leser, die sich für das Thema interessieren, ein absolutes Muss.

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Veröffentlicht am 31.08.2021

Spannender Fall im Nachkriegsdeutschland

Zwischen Schutt und Asche
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Mit 𝙕𝙬𝙞𝙨𝙘𝙝𝙚𝙣 𝙎𝙘𝙝𝙪𝙩𝙩 𝙪𝙣𝙙 𝘼𝙨𝙘𝙝𝙚 aus dem 𝙕𝙚𝙞𝙡𝙚𝙣𝙛𝙡𝙪𝙨𝙨 𝙑𝙚𝙧𝙡𝙖𝙜 hat 𝙏𝙝𝙤𝙢𝙖𝙨 𝙃𝙚𝙧𝙯𝙗𝙚𝙧𝙜 einen klasse Krimi geschrieben.

Es ist Mai 1946, die Alliierten haben Westdeutschland besetzt. In Hamburg sind die Engländer. ...

Mit 𝙕𝙬𝙞𝙨𝙘𝙝𝙚𝙣 𝙎𝙘𝙝𝙪𝙩𝙩 𝙪𝙣𝙙 𝘼𝙨𝙘𝙝𝙚 aus dem 𝙕𝙚𝙞𝙡𝙚𝙣𝙛𝙡𝙪𝙨𝙨 𝙑𝙚𝙧𝙡𝙖𝙜 hat 𝙏𝙝𝙤𝙢𝙖𝙨 𝙃𝙚𝙧𝙯𝙗𝙚𝙧𝙜 einen klasse Krimi geschrieben.

Es ist Mai 1946, die Alliierten haben Westdeutschland besetzt. In Hamburg sind die Engländer. Sie bauen eine neue Polizeistation auf mit dem neuen, etwas undurchsichtigen Leiter der Hamburger Kriminalpolizei Hans Maler sowie dem Leiter der Mordkommission Kommissar Thiesen. Ihm zur Seite gestellt wird der junge Kommissar Pfeifer. Drei junge Frauen wurden brutal ermordet. In diesen Zeiten, in denen es im zerbombten Hamburg in erster Linie um das eigene Überleben geht, geraten diese Ereignisse schnell in den Hintergrund. Thiesen und Pfeifer versuchen die Mörder zu finden. Doch das ist nicht so einfach. Denn immer noch haben die beiden gegensätzlichen Kommissare mit alten Nazi-Seilschaften zu kämpfen. Und zudem kann nicht alles ohne die britische Besatzung geregelt werden.

Mir hat zum einen die Story sehr gut gefallen. Eine Mordermittlung kurz nach Kriegsende. Ich selbst kenne solche Zeiten natürlich nur aus den Medien. Aber dennoch konnte ich mir anhand der sehr bildhaften und guten Schreibweise des Autors all die Trümmer und zerbombten Häuser sehr gut vorstellen. Die Infrastruktur war zerstört. Die Kommissare müssen entweder zu Fuß unterwegs sein oder dürfen in Jeeps der Tommies mitfahren. Zigaretten werden von englischen Soldaten mit ihrem Gewehren verschenkt, eine wahrlich fast unbezahlbare Ware in diesen Zeiten. Kann man doch damit Essen und notwendige Kleidung eintauschen.
Die beiden Kommissare sind trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere sehr sympathisch und authentisch gezeichnet. Thiesen ist eher der konservative, raubeinige Typ, Pfeifer hingegen gewieft, schlitzohrig und positiv denkend. Die geschilderten Ereignisse stimmen einen traurig und nachdenklich. Was mussten die Frauen nicht alles tun, um für sich und die Familie zu überleben (Stichwort Hungerprostitution). Auch Pfeifer und seine Familie haben es nicht leicht und haben den Krieg nicht ungeschoren überstanden. Die beiden ermitteln gegen alle Widerstände zwischen Schutt und Asche, um die Mörder zu finden. Alles nicht so leicht, wenn auch noch Banden ihre Territorien abstecken.
Mir hat dieser Krimi wirklich gut gefallen. Ich freue mich bereits auf Band 2 Zwischen Leben und Tod.


Ich geb vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Brunetti und die Jagd auf Umweltsünder!

Geheime Quellen
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Commissario Brunetti wird in ein Hospiz gerufen, in der die im Sterben liegende Benedetta Doso ihm ein Versprechen abringt. Er solle den Tod ihres Mannes untersuchen, der vor kurzem einen tödlichen Unfall ...

Commissario Brunetti wird in ein Hospiz gerufen, in der die im Sterben liegende Benedetta Doso ihm ein Versprechen abringt. Er solle den Tod ihres Mannes untersuchen, der vor kurzem einen tödlichen Unfall hatte. Er sei ermordet worden und habe „schlechtes“ Geld gehabt, Geld für ihre Erkrankung. Und so ermittelt Brunetti zusammen mit seiner Kollegin Claudia Griffoni in diesen scheinbaren harmlosen Verkehrsunfall und stößt bald auf Ungereimtheiten im beruflichen Umfeld von Vittorio Fadalto. Er arbeitete für ein Trinkwasser-Unternehmen im Veneto, war sehr akribisch und unbeliebt.

Brunetti ermittelt mit Griffoni und Ispettore Vianello in der Firma des Toten, führt Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen und auch mit der Familie des Toten. Nach und nach wird klar, dass es um gravierende Wasserverschmutzungen und Schadstoffbelastungen geht, die vertuscht werden, aber auch um die Frage, ob Wasser privatisiert werden sollte. Wasser ist ein lebenswichtiges Elixier und sollte nicht unnötig verschwendet werden. Etwas, das man sich immer wieder vergegenwärtigen muss bei all den aktuellen Problemen in der Welt. Denn nicht nur in Venedig, das selbst von viel verschmutztem Wasser umgeben ist, ist das ein Thema, es geht uns alle an.

Venedig selbst scheint immer mehr dem Massentourismus zu unterliegen. Seit Jahren schon schreibt Donna Leon über die Belastung dieser eigentlich schönen Stadt. Aber überall nur Touristen, große Ozeandampfer direkt vor Ort und natürlich auch viele Verbrechen in der Stadt. Diebstähle sind an der Tagesordnung. Zwei Romamädchen betreiben zudem ihr Unwesen und der Vice-Questore Patta, der in keinen Brunetti-Roman fehlen darf, sorgt sich scheinbar um das Wohl und Wehe der Bürger der Stadt, doch wie immer geh es ihm hauptsächlich darum, gut in der Öffentlichkeit dazustehen.

Brunetti ist ein äußerst sympathischer und charismatischer Charakter, der immer wieder Rat in seinen klassischen römischen und griechischen Dichtern sucht und nur ein Ziel hat, die Wahrheit zu finden und für Gerechtigkeit zu sorgen.

Doch was Gerechtigkeit im Einzelfall ist, ist nie so leicht festzustellen. Rat und Erholung findet Brunetti dann immer wieder bei seiner Frau Paola und seinen Kindern sowie bei einem Gläschen Wein.

Ein ruhiger Krimi mit viel venezianischem Flair, dem ich 4 von 5 Sternen gebe.

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