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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2024

Sehr sympathisch, aber wenig Tiefgang

Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz
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Vielen lieben Dank an Droemer für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Wie es sich für eine Biografie ...

Vielen lieben Dank an Droemer für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Wie es sich für eine Biografie gehört, zeigt das Cover natürlich die Person, um die es hier geht: Alex Popp. Ansonsten ist das Buch sehr schlicht gehalten, was mir sehr gut gefällt. Im Innenteil sind auf Hochglanzpapier einige Privatfotos der Autorin abgedruckt, wie auch Bilder von wichtigen Momenten ihrer Karriere. Das rundet die Erzählung schön ab!


Meine Meinung:
Ich habe das Buch ursprünglich für meine Schwester angefragt, die ein großer Fußballfan ist. Da ich selbst aber auch immer wieder gerne die Geschichte erfolgreicher Frauen verfolge, hat mich die Biografie von Alex Popp auch persönlich angesprochen.
Die Erzählung beginnt auch bereits sehr unterhaltsam mit einem kleinen, frechen Mädchen, das nicht vom Fußballfeld wegzuholen ist, kein Blatt vor den Mund nimmt und nicht stillhalten kann. Dieser Eindruck von der Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft zieht sich durch das gesamte Buch, was sie in meinen Augen sehr sympathisch macht.
Man begegnet ihr zu Anfang als noch nicht einmal zweijährigen Stöpsel und begleitet sie über die Erzählung hinweg bis nach der EM in England letztes Jahr. Dabei fiebert man mit ihren Hochs mit und leidet zusammen mit ihr durch ihre Tiefs.

Gerade was letzten Punkt angeht, hätte „Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz“ aber in meinen Augen durchaus noch mehr gekonnt. Dem Buch fehlt es nämlich, bis auf einer Situation, durchweg an Tiefgang und Emotionalität. Die Erzählung der Fußballerin wirkte auf mich größtenteils wie eine Aneinanderreihung ihrer – definitiv wohlverdienten! – Erfolge, die zwischendurch von einigen Dämpfern unterbrochen werden. Dabei kommt allerdings selten wirklich beim Leser an, wie es für die Autorin gewesen sein muss, dies zu erleben. Nach meinem Empfinden hätte hier durchaus gerne mal der sprichwörtliche Finger in die Wunde gedrückt werden können, um wirklich alles aus dem Buch herauszuholen. Stattdessen hatte ich zwischendurch sogar immer mal wieder den Eindruck, dass alle Erlebnisse möglichst schnell-schnell abgearbeitet werden müssen, da sich an manchen Situationen wirklich wenig aufgehalten und schnell zum nächsten Punkt gesprungen wurde. Das wiederum hat hier und da dazu geführt, dass ich kurz mal den Faden verloren habe, weil ich als Leserin eben noch nicht mit dem Thema abgeschlossen hatte und gerne mehr erfahren hätte, wo die Autorin aber schon viel weiter war.
Das Buch liest sich also ein wenig stressig; ein etwas langsameres Erzähltempo und dafür mehr Detailliebe und Emotionalität hätten ihm also durchaus mal gutgetan.

Vermisst habe ich im Übrigen auch die Auseinandersetzung mit der Ungleichbehandlung von Frauen und dem Sexismus im Fußball. Das erwarte ich natürlich nicht nur deshalb, weil Alex Popp eine Größe in einer männerdominierten Welt ist – in ihrem Buch geht es selbstverständlich um sie und um den Frauenfußball, nicht um Männer. Insofern ist es absolut verständlich, wenn sie kein großes Thema daraus machen will; das will das Buch nicht und das ist ja auch gar nicht ihre Aufgabe. Das können ruhig mal die Männer machen (was Alex Popp dann auch selbst sagt, s. u.)!

„Was mir im Chor der Interessierten wie immer fehlt, sind Stimmen der männlichen Kollegen, zumal das in anderen Ländern längst besser funktioniert. Wo sind die Spieler, die sich für gleiche Bedingungen einsetzen – und dabei vielleicht auch mal reflektieren, dass die am besten durch eine Annäherung von beiden Seiten zu erreichen wären, weil die Summen im Fußball der Männer längst nicht mehr nachvollziehbar sind.“ (S. 293/336)

Allerdings hat sie zwischendurch immer mal wieder anklingen lassen, was auch sie für Ungerechtigkeiten erlebt hat, sei es durch den Verband oder eben durch einzelne Personen. In diesen kurzen Einschüben schwang unterschwellig immer ein bisschen Kritik mit bei, ausgeführt und wirklich ausdrücklich angesprochen hat sie es dann aber leider meistens doch nicht, und das fand ich schade. Auch hier hätte sie also durchaus noch viel mehr ins Detail gehen können, um das Potenzial des Buches völlig auszuschöpfen.

Sehr positiv ist mir dagegen aber der Humor aufgefallen. Alex Popp stammt aus dem Ruhrpott und das merkt man an ihrer trockenen, frechen Art auch. Gerade ihre Erzählungen über ihre Kindheit habe ich sehr gerne gelesen; kennt man sie aus Pressekonferenzen oder Interviews bereits schelmisch und frech, wird hier beim Lesen klar, dass genau das eben sie selbst ist, und zwar schon seit Kindesbeinen an. Das macht sie wiederum sehr nahbar und sympathisch.
Das trifft im Übrigen auf die Erzählung ebenso zu. Obwohl es ihr also durchaus an Emotionalität fehlt, wird das Buch dadurch nicht weniger persönlich. Man kann sich gut in das Erzählte hineinversetzen und fühlt sich der Autorin verbunden, weil es eben so ehrlich und echt erzählt ist.


Fazit:
„Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz“ zeigt Alex Popp, wie sie offenbar wirklich ist: ehrlich, frech und sehr sympathisch.
Wenn es mir die meiste Zeit auch an emotionalem Tiefgang und Details gefehlt hat, ist diese Biografie dennoch eine echte, unterhaltsame Erzählung über ihr Leben, in dem sie beeindruckend viel erreicht hat. Selbst jemand, dem Fußball nicht egaler sein könnte, wie mir, wird deutlich, wie viel der Autorin dieser Sport bedeutet, und auch wenn ich nicht immer alle fußballtechnischen Kommentare auf Anhieb verstanden habe, konnte ich mich gut in die Erzählung hineinversetzen.
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2024

Kein roter Faden, aber trotzdem sehr unterhaltsam

Da bin ick nicht zuständig, Mausi
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Ich habe mir das Buch von meinen Bonuspunkten bei vorablesen.de geholt. Vielen lieben Dank an vorablesen.de und dtv für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich ...

Ich habe mir das Buch von meinen Bonuspunkten bei vorablesen.de geholt. Vielen lieben Dank an vorablesen.de und dtv für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Covergestaltung ist simpel; man sieht die Figur Conny vor einem typischen Amtsbüro am Schreibtisch mit einem Haufen Akten und einer Tasse Kaffee vor sich – so, wie man sich eine Beamtin in ihrem Arbeitsumfeld eben vorstellt. :D
In der vorderen Innenklappe sind Zeichnungen der Charaktere Conny sowie Petra, Gisela, Ronja, Doris und Dilara abgebildet, eben die Figuren, die man auch vom Instagram-Kanal @conny.fromtheblock kennt. In der Erzählung selbst stellen sich diese Figuren auch alle einmal vor, auf dieser Seite ist die Zeichnung dann noch einmal in schwarz-weiß abgedruckt, das fand ich ganz süß.


Meine Meinung:
Ich bin auf das Buch über die Instagrammerin selbst aufmerksam geworden, als sie es im Juni bekanntgegeben hat. Da ich ihre Videos schon immer sehr lustig finde, habe ich mir den Erscheinungstermin des Buches natürlich sofort notiert und als ich es bei vorablesen.de entdeckt habe, habe ich nicht lange überlegt und es mir von meinen Bonuspunkten geholt.

Wer die Videos der „Amtsfluencerin“ kennt, weiß auch in etwa, was ihn hier mit „Da bin ick nicht zuständig, Mausi“ erwartet: ganz viel Satire, schrullige Charaktere und ein guter trockener Humor.
Man kann hier nicht die größte, tiefgründigste Erzählung erwarten, aber diesen Anspruch stellt das Buch auch gar nicht.
Es geht darum, Klischees über Beamte aufzuzeigen und auch zu bestätigen, sich ein bisschen darüber lustig zu machen, wie es auf dem Amt (nicht) vorangeht, aber auch, wie Beamte in der Gesellschaft wahrgenommen werden. Ich bin zwar keine Beamtin, aber durch das Studium, Freunde und Bekannte bekommt man ja doch einiges mit, und es ist schon lustig, dass anscheinend deutschlandweit Behörden gleich funktionieren.

Conny selbst ist zwar nur eine Kunstfigur, aber hier wie auch in den Videos so realistisch dargestellt, dass man das schnell vergisst und glaubt, hier ein biografieähnliches Werk zu lesen. Auch die anderen Figuren, die man aus den Videos nennt, sind hier unglaublich liebenswert und lebensnah dargestellt; man bekommt wirklich den Eindruck, mit ihnen zusammen im Büro zu sitzen.
Nebenfiguren wie Hakan, Connys ehemaligen Schulkameraden, oder Gül, ihre Nachbarin werden hier sehr echt und greifbar dargestellt. Die Autorin hat wirklich ein Talent dafür, Figuren zu schaffen, die nah an der Realität sind und daher umso sympathischer wirken, was sich ja auch bereits in ihren Videos zeigt.

Gleichzeitig beweist sie auch mit dem Buch wieder einmal, was für einen wunderbaren, trockenen Humor sie hat. Auf den 288 Seiten habe ich mich unglaublich gut amüsiert, nicht selten habe ich laut aufgelacht. Das liegt wohl einfach daran, dass sie hier Situationen darstellt, die wohl jeder kennt, ob nun selbst Beamtin oder nicht. Man kann sich einfach gut in das Geschriebene hineinversetzen und erkennt sich oder andere aus dem eigenen Bekanntenkreis in den Figuren und Situationen wieder. Bekennend ist, dass dabei jede Figur ihren eigenen Unterton mit einbringt!

Ein bisschen schade fand ich, dass ich durchweg keinen wirklichen roten Faden erkennen konnte. Nun soll dieses Buch ja auch eher mit Beamten-Klischees spielen und den Leser zum Lachen bringen. Aber trotzdem hätte ich mir irgendetwas gezogen, dass sich durch das gesamte Buch zieht und an dem sich die einzelnen Anekdoten aufziehen. Das fehlte mir hier etwas, aber das tut dem großen Unterhaltungsfaktor des Buches insgesamt kaum Abbruch.


Fazit:
„Da bin ick nicht zuständig, Mausi“ ist ein tolles Buch, wenn man lachen und abschalten möchte. Die Autorin hat, wie auch in ihren Instagram-Videos, einen wunderbaren, trockenen Humor, der immer genau den richtigen Ton trifft. Ihre Kunstfiguren wirken dabei wie echte Personen, weil sie einerseits so stereotypisch, andererseits so mehrdimensional und greifbar gestaltet sind, dass sich jeder in einer von ihnen oder in mehreren wiedererkennen wird.
Das Buch erzählt keine zusammenhängende Geschichte und es fehlt ihm auch etwas an einem roten Faden, aber nichtsdestotrotz sorgt es für einige sehr spaßige Lesestunden. Es gibt sogar zwei Rezepte in diesem Buch!
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2023

Viel Spice, wenig Plot, aber doch tiefgründiger als man denkt

Icebreaker
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Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich mag es sehr, dass der deutsche Verlag das Originalcover übernehmen konnte, da ich es wirklich süß finde und Stassie und Nate gut darstellt. Der pastellige Hintergrund gefällt mir auch optisch sehr und dass sich die Schlittschuhspuren auf dem Eis mit dem Titel verbinden, ist ein schönes Detail.
Man darf sich von dem süßen, unschuldigen Cover allerdings nicht in die Irre leiten lassen, der Inhalt ist nämlich bei Weitem nicht so unschuldig, wie das Cover vermuten lässt! :D
Das Lektorat hat hier allerdings überhaupt nicht sorgfältig gearbeitet. Ständig bin ich über unnötige Satzzeichenfehler, fehlende Worte oder Sätze, in denen Worte vorkommen, die dort offensichtlich nicht hingehöre, gestolpert. So etwas kann natürlich immer mal passieren, niemand ist schließlich perfekt. Aber gerade bei so einem großen Verlag wie Lyx, dem nunmal einiges an Geld für ein anständiges Lektorat zur Verfügung steht, erwarte ich durchaus, dass sich solche Fehler in Grenzen halten. Hier war es aber offensichtlich wichtiger, das Buch so schnell wie möglich auch auf den deutschen Markt zu bringen, als auf Qualität zu achten. Da kann natürlich die britische Autorin nichts für, deshalb merke ich das hier in der Aufmachung an, die wie immer nicht in die Bewertung einfließt, aber ich halte es doch für wichtig noch einmal zu unterstreichen, dass ich den Lyx-Verlag dafür stark kritisiere.


Meine Meinung:
Natürlich habe ich von dem Booktok- und Bookstagram-Hype um dieses Buch gehört, der vor allem von den spicy Szenen herrührt. Dass ich wusste, dass das Buch sich in der Hinsicht nicht zurückhält, trägt vermutlich wesentlich dazu bei, dass meine Bewertung besser ausfällt als so manch andere LeserInnenstimmen, denn ich finde, der Klappentext ist absolut irreführend.
Ja, Anastasia trainiert sehr hart für die Olympischen Spiele, und ja, Nate muss ihr durch eine unglückliche Verkettung von Vorfällen auch dabei helfen, obwohl er Eishockeyspieler und kein Eiskunstläufer ist. Meines Erachtens ist das im gesamten Plot aber eigentlich eher nebensächlich, zumal vorher im Buch bereits einiges passiert, bevor Nate dann etwa ab der Hälfte für Stassies Eiskunstlaufpartner einspringt.
Der Klappentext suggeriert, dass es sich viel um die Eiskunstlaufszenen zwischen Nate und Stassie drehen wird, die auch Grund für ihr Näherkommen sein werden, aber das ist eigentlich gar nicht der Fall. Die beiden treffen nämlich schon viel früher aufeinander und haben bereits eine Form von Beziehung, als sie anfangen, zusammen miteinander zu trainieren.

Das also alles zusammengefasst, kann man vorab auf jeden Fall sagen, dass man sich vielleicht eher die Leseprobe und andere LeserInnenstimmen durchlesen sollte, als sich nur auf Klappentext und Cover zu verlassen, denn sonst erwartet man etwas ganz anderes und wird höchstwahrscheinlich enttäuscht.


Ich wusste aber ja, dass „Icebreaker“ für seine spicy Szenen bekannt war und habe auch vorher den Klappentext nicht gelesen (mache ich selten), daher war ich nicht allzu überrascht davon, dass es direkt auf den ersten paar Seiten heiß hergeht und sich beide Protagonisten generell nur wenig zurückhalten. Wenn man also nicht gerne Spice liest, kann man „Icebreaker“ von vornherein gleich für sich ausschließen – lange ist das nämlich das einzige, was in diesem Buch passiert.
Davon war ich zwar nicht gelangweilt – gerade, wenn mir der Sinn nach leichterer Unterhaltung steht, lese ich durchaus gerne mal no plot, just spice –, aber wiiiirklich gut unterhalten war ich auch nicht. Versteht mich nicht falsch: Die sexy Szenen sind durchaus gut geschrieben, aber ich habe schon besseres gelesen. Das liegt hauptsächlich an zwei Aspekten, die gleichzeitig auch meine größten Kritikpunkte an diesem Buch sind:

Zunächst einmal der Schreibstil von Hannah Grace. Man merkt einfach, dass „Icebreaker“ ihr Debüt ist. Einiges kann natürlich auch an der Übersetzung liegen (die ja, wie erwähnt, nun wahrlich nicht das Gelbe vom Ei ist), aber oft hatte ich Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen, weil die Autorin in dem Moment gefühlt ohne Überleitung von einem Punkt zum anderen gesprungen ist. Nicht selten musste ich diese Passagen mehrfach lesen, um wirklich sicherzugehen, dass ich nicht einfach etwas überlesen habe. Dieses Holprige, Sprunghafte hat dazu geführt, dass abgesehen davon, dass es mich beim Lesen natürlich immer wieder etwas rausgebracht hat, sich die Handlung insgesamt wenig natürlich angefühlt hat.


Zum anderen sind Stassie und Nate, ebenso wie in der Folge natürlich auch ihre Beziehung sowie viele Konflikte und Themen für meinen Geschmack einfach zu oberflächlich geblieben. Ich habe hier natürlich, wie gesagt, nicht das Tiefgründigste der Welt erwartet; wenn ein Buch wegen seines Spice bekannt wird, dann ja wohl aus gutem Grund. Dennoch sind beide Protagonisten durchweg etwas blass geblieben, was natürlich ebenfalls dazu führt, dass die Szenen zwischen ihnen eher distanziert wirken.

Dabei werden viele wichtige Themen angesprochen wie Leistungsdruck, Fat- und Slutshaming und Ernährung; die Autorin verarbeitet hier wirklich eine Menge guter Gedanken, die das Potenzial gehabt hätten, aus dem Buch so viel mehr als no plot, just spice herauszuholen – was alleine, um das noch einmal zu betonen, natürlich auch gut sein kann! Ein Buch muss nicht zwingend tiefgründig mit besonderer Message sein. Allerdings wünsche ich mir, wenn dann solche Themen angesprochen werden, dass dies dann auch mit der erforderlichen Aufmerksamkeit geschieht. Hier hatte ich durchweg das Gefühl, dass die Autorin nur an der Oberfläche kratzt und nicht ganz an das herankommt, was ihrer Geschichte innewohnt. Wie gesagt, man merkt eben, dass das ihr Debüt ist, und ich glaube, für zukünftige Werke hat sie definitiv das Potenzial, ein Gespür für solche Dinge zu entwickeln und alles aus ihrer Geschichte herauszukitzeln. Hier fehlt es aber, was nicht nur für Oberflächlichkeit, sondern auch für Vorhersehbarkeit sorgt.
Sobald sich ein Konflikt nämlich abgezeichnet hat, war mir schon relativ schnell klar, wie die Autorin ihn lösen würde; in der Hinsicht war „Icebreaker“ etwas unspektakulär.

Trotzdem, das möchte ich einmal betonen: Ich habe einen unterhaltsamen no brainer erwartet. Den bekommt man hier zwar die meiste Zeit auch, aber dass die Autorin überhaupt Themen einbaut, die durchaus zum Nachdenken anregen, hat mich positiv überrascht und gibt dem Buch etwas, wenn auch nicht viel, Tiefe.


„‚Womit habe ich dich bloß verdient?‘
Ich presse die Lippen an ihre Stirn und überlege, wie ich am besten antworte. Mir fällt nichts ein, deshalb muss ich mich damit begnügen. ‚Ich weiß es nicht, aber ich würde dich auch mögen, wenn du statt Händen Krabbenscheren hättest.‘“ (S. 340/560)

Was mir wirklich richtig gut gefallen hat, und was vielleicht die größte Stärke von „Icebreaker“ ist: die Kommunikation zwischen Stassie und Nate.
Leider immer noch viel zu oft muss ich gerade im Romancebereich fehlende Kommunikation bemängeln. Ich kann nichts weniger leiden als Protagonisten, die ein Riesendrama veranstalten, nur weil sie es einfach nicht gebacken kriegen miteinander zu reden – Anastasia ist hier ein wunderbares Beispiel dafür, dass man auch dann 500 Seiten gut gefüllt kriegt, wenn die Protagonistin von vornherein klar ausdrückt, was sie möchte und was ihr nicht gefällt. Natürlich steht auch sie vor Herausforderungen und muss sich auch oft genug überwinden, etwas zu tun, aber sie ist vor allem mit sich selbst ehrlich und redet, wenn ihr etwas auf dem Herzen liegt, ebenso Nate. Die beiden streiten, sie missverstehen sich und natürlich gibt es auch ein wenig Drama – aber eben nicht künstlich aufgebauscht und völlig unnötig, sondern komplett natürlich und nachvollziehbar. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Protagonisten, sondern für die meisten relevanten Nebenfiguren auch. Das fand ich wirklich toll!

„Sie hat mir beigebracht, dass Kommunizieren nicht bedeutet, dass alles perfekt sein muss, es heißt nicht, dass wir keine Meinungsverschiedenheiten haben. Es bedeutet, dass wir an unseren Schwächen arbeiten, und wenn wir uns nicht einigen können, wissen wir zumindest, warum der andere so empfindet, auch wenn wir unsere Meinung nicht ändern werden.“ (S. 410/560)


Was mir am Buch aber am allerwenigsten gefallen hat: der Epilog. Ich möchte nicht spoilern, daher bleibe ich mal sehr nebulös, aber alle, die das Buch gelesen haben, wissen sicher, wovon ich spreche. Das ist bestimmt auch viel Geschmackssache, aber in meinen Augen hat das, was dort passiert, überhaupt nicht zu dem gepasst, wie Anastasia und Nate sich in der Geschichte zuvor verhalten haben, unabhängig davon, dass ich es wirklich jedes Mal hasse, wenn so etwas passiert. Meines Erachtens widerspricht es einfach den Grundzügen von vor allem Anastasias Charakter, daher hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin dieses Detail einfach weggelassen hätte.


Um die Rezension aber positiv abzuschließen – schließlich ist ja auch mein Grundeindruck von „Icebreaker“ positiv –, möchte ich einmal erwähnen, wie sehr ich insbesondere Nates Freund Henry und Stassies Freund Ryan geliebt habe. Vor allem die beiden, aber eigentlich sämtliche Nebenfiguren sind mindestens genauso lebendig wie die Protagonisten und wachsen einem schnell ans Herz – wobei ich zugeben muss, dass ich gerade anfangs Schwierigkeiten hatte, Nates Teamkameraden auseinander zu halten, gerade bei Bobby und Robbie kam ich immer durcheinander. Das kann aber auch daran liegen, dass ich mir generell Namen nicht so gut merken kann und es bei mir immer tödlich ist, wenn zwei Figuren sehr ähnlich heißen. Ich hoffe jedenfalls, wir bekommen auch ihre Geschichten, denn Potenzial ist auf jeden Fall da!


Fazit:
Wer nur das Cover sieht und den Klappentext liest, geht ziemlich sicher mit falschen Erwartungen an „Icebreaker“ heran und wird auch höchstwahrscheinlich enttäuscht. Das Buch ist nicht so niedlich und unschuldig, wie das Cover vermuten lässt, und das, worauf im Klappentext eingegangen wird, passiert erst relativ spät in der Handlung und ist auch eigentlich wenig relevant für die gesamte Geschichte. Wenn ihr wissen wollt, ob das Buch etwas für euch ist, lest am besten die Leseprobe und LeserInnenstimmen und macht euch auf jeden Fall auf viel Spice gefasst. Wer letzteres nicht mag, braucht gar nicht erst zum Buch zu greifen.
Wer aber Lust auf einen no brainer mit viel Spice und wenig Plot hat, der bekommt hier definitiv einige unterhaltsame Lesestunden, die zum Teil sogar doch tiefgründiger ausfallen, als man erwartet. Trotzdem: Erwartet jetzt nicht zu viel, der Spice steht im Vordergrund und alles andere bleibt eher oberflächlich. Mit dem sprunghaften Schreibstil hatte ich auch meine Schwierigkeiten, wozu aber auch das schlechte Lektorat des Lyx-Verlages beigetragen haben könnte – ich bin über übermäßig störend viele Fehler und Ungereimtheiten gestolpert, die in dem Ausmaß bei einem so großen Verlag einfach nicht vorkommen dürfen. Wer also gut englisch lesen kann, liest das Buch wohl besser im Original.
Der Epilog war für mich eine einzige Katastrophe (IYKYK), aber das ist viel Geschmackssache, weshalb ich ihn einfach für den Rest meines Lebens ignorieren werde.
Zusammenfassend ist „Icebreaker“ ein vielversprechendes Debüt, dessen Potenzial nicht voll ausgeschöpft wurde, das aber doch viel Spaß gemacht hat!
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Schöner Abschluss einer Wohlfühl-Reihe

A Place to Shine
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung meines Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
An den Covern ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung meines Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
An den Covern der „Cherry Hill“-Reihe gefällt mir besonders gut, dass sie auf den ersten Blick relativ identisch aussehen, sich bei näherem Hinsehen dann aber durch winzige Details unterscheiden, wie die Highlight-Farbe und die abgebildeten Blüten.
Wie auch schon bei den beiden Vorgängern ist die vordere Innenklappe des Buches mit einer Aquarellzeichnung und der Definition von „Poppy“, der englischen Bezeichnung für Mohnblume, sowie einer Charakterbeschreibung von Poppy verziert, die eine tolle Ergänzung zur Buchgestaltung sind. Auch die einzelnen Kapitelüberschriften sind wieder mit den Blumen des Covers geschmückt und tolle Hingucker im Buch.


Meine Meinung:
Ich habe alle Bücher der Reihe bisher sehr gerne gelesen, da sie vor allem zum Abschalten und Wohlfühlen einfach perfekt sind. Zwar kann man von keinem Teil herzergreifende Tiefgründigkeit erwarten, aber jedes Buch, einschließlich diesem hier schafft es, dass man sich nach nur wenigen Worten auf Cherry Hill zuhause fühlt. Auf „A Place to Shine“ habe ich mich besonders gefreut, da Poppy mit ihrer frechen Art schon seit dem Auftakt zu meinen Lieblingsfiguren zählt.
Aber auch, weil „A Place to Belong“ sehr viel für Poppys Charakter getan hat, obwohl sie dort „nur“ eine Nebenfigur war, war ich sehr gespannt auf ihre eigene Geschichte!

Leider muss ich sagen, dass gerade in dieser Hinsicht „A Place to Shine“ ein wenig hinter meinen Erwartungen zurückbleibt.
Versteht mich nicht falsch: Auch hier mochte ich Poppys direkte Art und ihren trockenen Humor sehr. Wie auch bereits in den Vorgängerbänden hat sie es damit mehrfach geschafft, dass ich laut auflachen musste. Gleichzeitig erkennt man besonders hier, dass sie auch eine verletzliche Seite hat, die immer noch stark unter dem Tod ihres Vaters leidet.
Allerdings fehlte mir hier die emotionale Bindung zu Poppy. Ich habe zwar gesehen, dass sie es schwer hat, aber wirklich gefühlt habe ich es nicht. Tatsächlich kamen ihre Verlustängste und ihr Trauma viel deutlicher in „A Place to Belong“ zum Vorschein, wo sie selbst ja eigentlich gar nicht im Fokus steht. Das wäre aber viel eher in ihrem eigenen Buch zu erwarten gewesen, wo man als Leser sogar ihre Gedanken und Gefühle aus erster Hand mitbekommt. Diese Emotionalität sucht man vor allem in der ersten Hälfte der Geschichte aber vergeblich. Die zweite Hälfte des Buches kommt dem schon näher und schafft es durchaus auch, mich sogar ein paar Mal zu Tränen zu rühren, aber insgesamt finde ich Poppys Charakterentwicklung hier, vor allem im Vergleich zu ihrer Entwicklung in den vorherigen Büchern, aber auch im Vergleich zu der Entwicklung ihrer Schwestern zu schwach.

Ein weiterer Kritikpunkt: Poppys Konflikte mit Flynn und vor allem mit Maddie, die im dritten Teil ja beginnen (was auch der Grund dafür ist, weshalb ich unbedingt empfehlen würde, jedenfalls den dritten vor dem vierten Band zu lesen, während es bei „A Place to Love“ und „A Place to Grow“ relativ egal ist, in welcher Reihenfolge man sie liest), bekommen hier einfach nicht die Aufmerksamkeit, die ich angesichts dessen, wie wichtig sie doch für Poppys Charakter sind, erwartet hätte. Zwar ist es in ihrer Beziehung zu Flynn und zu Maddie inhaltlich durchaus sinnvoll, dass sie lange nicht mit ihm reden kann (anders als zwischen ihr und Trace, dazu später), weshalb mich dieser Teil nicht so sehr gestört hat, wie es sonst bei Misskommunikation der Fall ist. Als sie dann aber irgendwann mit Flynn sprechen darf, hatte ich nicht das Gefühl, dass sich die Autorin ausreichend Zeit genommen hat, die Probleme zwischen Flynn und Poppy auszuräumen – sie haben zwar miteinander geredet, aber danach war fast schon wieder alles wie vorher und ihre Auseinandersetzung wurde kein einziges Mal wieder erwähnt, obwohl sich durch die Geschehnisse in „A Place to Belong“ viel mehr in Poppys und Flynns Beziehung getan hat, was an Aufmerksamkeit verlangt.
Mit Maddie hingegen führt Poppy noch nicht einmal ein richtiges Gespräch, sie kommt lediglich ein paar Mal in Erwähnungen vor. Natürlich ist Maddie hier nicht relevant für die Geschichte zwischen Poppy und Trace, aber sie ist eben Poppys Schwester, mit der noch einiges an ungelösten Konflikten vorhanden ist. Für einen Abschluss der Reihe und vor allem auch für Poppys Charakterentwicklung hätte ich mir hier einfach gewünscht, dass die Autorin sich ein wenig mehr Zeit dafür genommen hätte.


Daneben hatte ich auch hier, wie bereits bei den anderen Büchern, wieder Schwierigkeiten mit Poppys männlichen Gegenpart. Wie auch schon Henry, Bo und Flynn bleibt Trace, den man bereits aus Erzählungen kennt, hier sehr blass. Er ist ein Countrystar, der aufgrund eines Unfalls gezwungen ist, einige Zeit in seinem Elternhaus zu verbringen. Mit seinen Eltern hat er, seit er seine Karriere begonnen hat, ein eher unterkühltes Verhältnis. Warum genau das so ist und wie es sich auf ihn und seine Eltern, vor allem seinen Vater auswirkt, erfährt man allerdings nicht so richtig, ebenso wenig kommt es zu einer Aussprache, Versöhnung oder sonst zu einem Umgang mit diesem Konflikt. Ich hätte mir hier sehr gewünscht, dass das Problem nicht nur angesprochen, sondern auch angegangen wird. Das hätte nicht nur Trace mehr Charaktertiefe gegeben, sondern hätte auch gut dazu verwendet werden können, seine und Poppys Beziehung etwas mehr zu festigen.

Diese konnte ich nämlich auch nicht so richtig nachempfinden, was aber wohl hauptsächlich daran liegt, dass weder Poppy noch Trace hier wirklich ausgebaut werden – wenn die Figuren kein stabiles, mehrdimensionales Charakterfundament bekommen, fällt es mir in der Folge auch nicht so leicht, mich in sie und ihre Gefühle (generell und füreinander) hineinzuversetzen.
Trotzdem heißt das Ganze jetzt nicht, dass „A Place to Shine“ mich gelangweilt oder dass ich gar keinen Spaß mit Poppy und Trace gehabt hätte, im Gegenteil. Das ist bloß nicht ganz so emotional, wie es hätte sein können und wie ich es mir gewünscht hätte.

„Langsam hob ich den Blick und sah ihn unter meinen Wimpern hinweg an. Klick. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Klick. Wurde sehnsüchtig. Klick. Mein Atem stockte, und ich kämpfte gegen den Drang, die Lider zu schließen. Klick. Seine Augen huschten zu meinen Lippen, und es sah aus, als müsste er sich zwingen, wieder wegzusehen. Klick. Und plötzlich spürte ich sie auch. Die Sehnsucht.“ (S. 276/384).


Die Schlagabtausche, die Textnachrichten und die Spannung zwischen den beiden Protagonisten konnten mich nämlich durchaus sehr gut unterhalten. Beide Figuren halten mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg, was für viele spannende Dialoge sorgt, und vor allem die schlagfertige Poppy sorgt stets dafür, dass es zwischen den beiden nicht langweilig wird.
Die Geschichte der beiden wird anfangs auch zum Teil aus der Vergangenheit erzählt, was wir ja bereits aus den Büchern über ihre Schwestern kennen. Auch hier war es wieder schön zu sehen, wie Poppy und Trace sich kennengelernt haben und was sie miteinander verbindet. Ich habe allerdings nicht so ganz verstanden, weshalb genau sich Poppy jahrelang so sehr über Trace aufgeregt hat. Also klar, er hat einen Song über sie geschrieben und damit aus ihrer Sicht ihre Geschichte für seinen Profit verwendet – das kann ich schon nachvollziehen. Aber wieso konfrontiert sie ihn damit nicht ein einziges Mal, nicht einmal, als sie sich nach Jahren bei diesem Unfall wiedersehen und durch ärgerliche Zufälle gezwungen sind, Zeit miteinander zu verbringen? Stattdessen macht sie sich selbst vor, ihn zu hassen, obwohl sie sich doch so offensichtlich zu ihm hingezogen fühlt und macht sich damit das Leben schwer. Dabei muss das Ganze, wie sie nach viel zu langer Zeit auch selbst herausfindet, gar nicht mal so dramatisch sein; das Gespräch, das sie dann doch irgendwann mit Trace führt, ist nämlich sehr antiklimaktisch.


Bei aller Oberflächlichkeit, die ich nun kritisiert habe, und die aus objektiver Sicht meine unten stehende positive Gesamtbewertung auf den ersten Blick eigentlich gar nicht rechtfertigen könnte, möchte ich hier noch einmal betonen, dass die Reihe vor allem von dem leichten, angenehmen Schreibstil, dem Wohlfühlort Cherry Hill und der Beziehung der Schwestern untereinander (mit Ausnahme von Maddie) lebt, und auch „A Place to Shine“ wieder damit überzeugen kann.
Ja, ich hätte mir vor allem von Poppys Charakter einfach mehr erhofft, was aber vermutlich auch mit meinen hohen Erwartungen an sie zusammenhängt.
Nichtsdestotrotz hatte ich eine sehr schöne Zeit mit dem letzten Band auf Cherry Hill, der es, wie auch seine Vorgänger, durch seine sommerliche, friedliche Atmosphäre und den ulkigen Kleinstadt-Vibes geschafft hat, mich glücklich zu machen – und das ist in erster Linie das, was ich mir von einem Buch erwünsche.
Auch wenn also nicht alle Konflikte, die es in meinen Augen zu klären galt, gelöst wurden, ist „A Place to Shine“ deshalb ein sehr schöner Abschluss dieser Wohlfühl-Reihe!


Fazit:
Dem Abschluss der Cherry Hill-Reihe hat es in meinen Augen vor allem an Emotionalität gefehlt, und gerade auch Poppys Charakterentwicklung schwächelt hier im Vergleich zu ihrer Entwicklung in den vorherigen Bänden und auch der Entwicklung ihrer Schwestern – es bleiben einfach zu viele ihrer Konflikte gänzlich ungeklärt oder zu oberflächlich beleuchtet. Auch Trace leidet daran, was mich schon an Henry, Bo und Flynn gestört hat: einem eindimensionalen Charakter, über den man nur wenig erfährt.
Nichtsdestotrotz konnte mich „A Place to Shine“ mit Poppys schlagfertiger Art, der sommerlichen, friedlichen Atmosphäre dieser ulkigen Kleinstadt sowie dem leichten, angenehmen Schreibstil von Lilly Lucas gut unterhalten. Trotz aller ungelösten Konflikte ist „A Place to Shine“ deshalb ein schöner Abschluss dieser Wohlfühl-Reihe, die ich gerne gelesen habe!
4/5 Lesehasen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2023

Humorvolle Regency-Romance mit kleineren Schwächen

Eine Lady hat die Wahl
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover passt ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover passt wunderbar zum ersten Band, sodass man sofort erkennt, dass die Bücher zusammengehören müssen. Trotzdem unterscheidet es sich im Hinblick auf die Grundfarben (hier blau und dunkelrot) und natürlich der abgebildeten Personen wesentlich vom Auftakt der Reihe. Ich bin ja bekanntlich kein allzu großer Fan von Personen auf dem Cover, muss aber trotzdem sagen, dass die Gestaltung hier wieder einmal gelungen ist – auch wenn ich mir Eliza völlig anders vorgestellt habe, was insbesondere auch damit zusammenhängt, dass sie fast das gesamte Buch lang Trauerkleidung trägt und niemals in einem so hellen Kleid hätte herumlaufen können. Das ist aber natürlich nur eine Kleinigkeit, die eigentlich nicht weiter erwähnenswert ist. :D
Viel auffälliger ist folgender Unterschied: Während beim ersten Band noch die hintere Buchklappe bis über den Buchschnitt nach vorne gefaltet ist, hat „Eine Lady hat die Wahl“ einen „echten“ Farbschnitt und zwei normale Klappen. Man kann jetzt darüber streiten, was hübscher aussieht, so ist es aber jedenfalls praktischer beim Lesen.
Wie auch schon beim Auftakt ist die vordere Innenklappe mit Zitaten geschmückt, dieses Mal sind jedoch die beiden Herren abgedruckt, ein Porträt von Eliza sucht man vergeblich. Das finde ich aber nicht weiter schlimm. In der hinteren Klappe wird „Wie man sich einen Lord angelt“ mit seiner Protagonistin Kitty noch einmal vorgestellt.


Meine Meinung:
„Wie man sich einen Lord angelt“ war mein erster Schritt zu den Regency Romances, den ich noch nicht einmal geplant hatte – der Knaur-Verlag hat mir letztes Jahr nämlich einfach so ein Exemplar davon zugeschickt! Mit diesem Buch war es dann aber um mich geschehen, und kurz darauf habe ich „Bridgerton“ auf Netflix weggesuchtet und einige andere Regency Romances gelesen und gehört (mit Sophia natürlich, hehe). Im Nachhinein kann ich nun sagen, dass ich Sophia zustimmen muss: „Wie man sich einen Lord angelt“ ähnelt sehr stark dem Plot der zweiten „Bridgerton“-Staffel. Würde ich meine Rezensionen im Nachhinein verändern, würde ich diesen Punkt bemängeln und sicherlich durchaus einen Punkt abziehen, da es dem Buch so natürlich um einiges an Originalität fehlt.
Da ich aber ja immer das bewerte, was das Buch zu dem Zeitpunkt, zu dem ich es gelesen habe, in mir auslöst, fühlt es sich nicht fair an, dem Buch gut ein Jahr später nun eine schlechtere Bewertung zu geben.
Warum ich euch jetzt mit so viel Vorgeplänkel belästigt habe, wird euch sicher am Ende der Rezension noch klar werden, jetzt geht es aber nun endlich um meine Gedanken zu „Eine Lady hat die Wahl“.


Wie auch schon der Auftaktband konnte diese Fortsetzung vor allem mit dem Humor der Autorin überzeugen. Sie versteht sich wunderbar darauf, den Dialogen und Gedanken ihrer Figuren einen überspitzten, fast schon übertrieben aufgesetzten Unterton zu geben, ohne, dass es albern wirkt. Ich bin keine Expertin, aber ihr exzentrischer Stil fügt sich so natürlich in die Geschichte ein, dass man nicht daran zweifelt, dass die gehobene Gesellschaft Englands zu Beginn des 19. Jahrhunderts wirklich so geredet hat. Mit etwas Abstand erkennt man, dass das Ganze durchaus recht albern ist, aber dadurch, dass sich die Autorin durchweg nicht allzu ernst zu nehmen scheint, macht es sehr viel Spaß, der Skurrilität ihrer Geschichte zu folgen.


Unterstrichen wird dieser Punkt vor allem durch Lord Melville, der verglichen mit den anderen Gentlemen, auf die Eliza trifft, relativ modern ist, nicht nur in seinem Kleidungsstil, sondern auch in seinen Ansichten bezüglich dessen, was sich innerhalb der Gesellschaft gehört, und was man sich herausnehmen kann. Das spiegelt sich in der Weise wider, wie er beim Sprechen kein Blatt vor den Mund nimmt, nicht vor Sarkasmus scheut und vor allem gegenüber einer gewissen Person seinen Unmut fast schon unverschämt höflich zum Ausdruck bringt. Seine Zunge ist dabei stets so spitz, dass ich beim Lesen seiner unverblümten Kommentare oft laut aufgelacht habe.

„‚Gib gut acht, wo du hintrittst, Caro‘, sagte er. ‚Hier wimmelt es geradezu vor berühmten Namen.‘“ (S. 69/400)

Nichtsdestotrotz zeigt er sich in einigen Momenten auch verletzlich und ernsthaft. Man erkennt, dass er eben nicht nur jemand ist, für den alles ein Spaß ist, sondern, dass er seinen Witz und seine Wortgewandtheit als Waffe in einer Gesellschaft verwendet, die nicht gut auf ihn zu sprechen ist. Das macht ihn nicht nur zur sympathischsten, sondern auch zur tiefgründigsten Person dieses Buches.

„Er hatte manchmal so eine Art, einen mit seinem ganzen Wesen wahrzunehmen, dann ruhten plötzlich all seine lebhaften Gesten, Sprüche und seine Belustigung, während er die Gesamtheit seines strahlenden Verstandes direkt auf sein Gegenüber zu richten schien. Es war ein Gefühl – jetzt wie schon beim ersten Mal –, als träte man in einen warmen Sonnenstrahl.“ (S. 257/400)


Ähnlich gut gefallen hat mir aber auch seine Schwester Caroline, die, wie er, nicht auf den Mund gefallen ist, und sich nichts daraus macht, was die Gesellschaft über sie spricht oder denkt. Sie lässt sich von den Gentlemen und den anderen Ladys nicht einschüchtern und sagt stets jedem, was sie von ihnen denkt, ohne jedoch dabei ihr Gesicht zu verlieren. Auch bei ihr erkennt man aber im Laufe der Handlung, dass hinter ihrer selbstbewussten Fassade noch viel mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat.

Die dritte Figur, die dafür gesorgt hat, dass ich mit „Eine Lady hat die Wahl“ viel Freude hatte, ist Elizas Cousine Margaret, die, ähnlich wie Caroline, nur noch nicht ganz so selbstbewusst, ihre scharfe Zunge nicht im Zaum hält und sich nicht von jedem alles gefallen lässt.
Diese drei Figuren haben wesentlich dafür gesorgt, dass ich mich über Eliza nicht so sehr aufgeregt habe, wie es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre.

Die Protagonistin selbst ist nämlich das genaue Gegenteil der Drei, was aber von der Autorin vermutlich genauso gewollt ist. Nach zehn Jahren Ehe mit einem Mann, der kein warmes Wort für sie übrig hatte und sie stets nur „Dummes Mädchen“ genannt hat, sowie einer Familie, die nur Erwartungen an sie hat, ohne überhaupt zu versuchen, ihr zuzuhören, ist es aber auch nicht weiter verwunderlich, dass Eliza zunächst ein graues Mäuschen ist, das sich vor jeder Auseinandersetzung und schlechten Worten der Gesellschaft so sehr fürchtet, dass sie sich stets mit Vorsicht für alles entschuldigt.
Trotzdem, und das muss man ihr zugutehalten, lernt sie mit der Zeit immer mehr sich durchzusetzen und entwickelt sich zum Ende hin zu einer Person, die dazu in der Lage ist, sich mit einem Selbstbewusstsein, dass dem Carolines immer ähnlicher wird, dafür einzusetzen, was sie selbst für sich will. Diese Entwicklung beobachtet man über die ganze Geschichte hinweg, wenn sie auch anfangs lange auf sich warten lässt. Dennoch ist Eliza deshalb, auch wenn sich ihr Verhalten am Ende stark vom Anfang unterscheidet, immer noch die gleiche sanfte Person, nur eben etwas selbstbewusster. Das hat mir gut gefallen – dass ich Eliza selbst, vor allem im Vergleich mit den Melvilles und Margaret, durchweg als blasser und „schwächer“ empfunden habe, was auch ihre Entwicklung nicht ändern konnte, liegt also nicht an ihrer Charakterisierung durch die Autorin, sondern ist einfach subjektives Empfinden.


Eine Schwäche von „Eine Lady hat die Wahl“ ist dagegen eher der Plot, wobei das bei einer Regency Romance auch nicht weiter überraschend ist: Außer, dass Eliza trauert und sich hier und da bei gesellschaftlichen Anlässen blicken lässt, während derer sie entweder mit Lord Melville oder Lord Somerset spricht, passiert hier nicht viel, und das, was passiert, ist recht vorhersehbar. Das ist aber, wie gesagt, bei dem Genre ja nicht unüblich und habe ich auch gar nicht anders erwartet. Das Buch kann nämlich trotzdem – insbesondere wegen Melville – gut unterhalten, auch wenn an sich nicht viel passiert.

Etwas eher schade fand ich dagegen, dass „Eine Lady hat die Wahl“ nicht allzu viel mit „Wie man sich einen Lord angelt“ zu tun hat, auch wenn beides Teile einer Reihe sind. Bestimmt gibt es hier und da wenige unbedeutende Nebenfiguren, die in beiden Bänden mal kurz auftauchen oder erwähnt werden – so genau kann ich das gar nicht sagen, weil ich mich nicht mehr an so viele Figuren aus dem Auftakt erinnere –, aber dafür, dass beide Bücher eigentlich zum „Lady´s Guide“ gehören, erwartet man da irgendwie mehr. So sind es einfach nur zwei Regency Romances derselben Autorin, die miteinander aber anscheinend nichts zu tun haben.


Bevor ich diese Rezension nun abschließe, möchte ich zum Schluss aber noch einen kleinen Pluspunkt erwähnen: „Eine Lady hat die Wahl“ ist die erste Regency Romance, die ich gelesen habe, mit einem LGBTQ-Subplot. In dem „Bridgerton“-Prequel „Queen Charlotte“ gibt es zwar auch einen, ansonsten sucht man in diesem Genre aber wohl eher vergeblich danach – ich habe mich immer nach dem Warum gefragt, da es zu der Zeit ja auch queere Beziehungen gab?
Sophie Irwin ergreift hier also endlich die Gelegenheit und baut auf natürliche und selbstverständliche Art eine süße queere Liebesgeschichte in die Nebenhandlung ein, mit der man fast noch mehr mitfiebert als mit Elizas Romanzen.
Wie der Hauptplot, ist auch dieser Nebenaspekt ähnlich vorhersehbar, angesichts der vielen Anspielungen, die die Autorin im Laufe der Geschichte macht, bevor es ausdrücklich angesprochen wird, ist das aber, glaube ich, gerade gewollt, da man mit den beiden Figuren im Sinne eines „Will they, won´t they?“ so noch mehr mitfiebert.
Gut gefallen hat mir hierbei auch, dass sie die Probleme, die gleichgeschlechtliche Beziehungen in der gehobenen Gesellschaft zur Regency-Zeit mit sich bringen, anspricht – zwar nicht so ausführlich und in der Tiefe, wie es hätte sein können, aber doch genau mit der Aufmerksamkeit und Emotionalität, die sich insgesamt gut in „Eine Lady hat die Wahl“ einfügen.

Warum ich jetzt also in meiner Einleitung so viel über „Wie man sich einen Lord angelt“ gesprochen habe: Rückblickend, nachdem ich nun einige Regency Romances kenne, hat mir „Eine Lady hat die Wahl“ um einiges besser gefallen als der Auftakt – trotzdem gebe ich diesem Band am Ende einen halben Punkt weniger, da ich durchaus einige Kritikpunkte an dem Buch habe, die eine höhere Bewertung nicht rechtfertigen würden.


Fazit:
„Eine Lady hat die Wahl“ ist eine charmante, teils stark überspitzte Regency Romance, die vor allem mit drei Nebenfiguren überzeugen kann: Lord Melville, seine Schwester Caroline und Margaret, die Cousine der Protagonistin. Alle drei Figuren haben auf ihre eigene Art eine spitze Zunge und viel Selbstbewusstsein, was dafür sorgt, dass man beim Lesen eine sehr lustige Zeit hat.
Mit der Protagonistin bin ich persönlich nicht ganz so warmgeworden, was aber nicht etwa an fehlendem Charakter liegt (dem ist nicht so), sondern einfach subjektives Empfinden ist.
Schade, aber für das Genre nicht weiter überraschend, ist der fehlende Plot, auch wenn das Buch trotzdem gut unterhält. Einen Bezug zum Auftakt konnte ich auch nicht feststellen, dafür überrascht „Eine Lady hat die Wahl“ mit einem LGBTQ-Subplot, was das Buch zu einer Ausnahme in diesem Genre macht.
4/5 Lesehasen.

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